massen,
V.
1.
›glauben, sicher meinen‹; vgl. am ehesten
1
(
die
1.

Belegblock:

Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Wann wir massen
[Var. 1475
2
–1518:
maynen
;
Luther
1545, 1. Röm. 3, 28:
halten ... es
]
zegerechthaftigen den menschen durch den gelauben.
2.
›sich mäßigen, zügeln, in Zucht nehmen, sich beherrschen; etw. nach vernünftigem Augenmaß gestalten, tun; etw. mäßigen, zügeln (z. B. den
zorn
)‹; offen zu 3;
zu
1
(
die
14.
Bedeutungsverwandte:
 12,  3,  2; vgl.  14, ,  8,  2.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
den schmerz / zorn, die rede / sünde / trübnis, das leben / verlangen
)
m
.;
an den sünden m
.; refl.:
sich
(auch:
mir
)
m.
;
sich seins selber m
.;
sich e. S
. (z. B.
des zänsteurens
›Zähnestocherns‹)
m.
;
sich in allen dingen m
.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
alsuͦs sol her sin lebent mezent, daz her an deme gerichte zuͦ thrahe noch so zuͦ gahe si.
Lappenberg, Fleming. Ged. 523, Nr. (
1631
/
9
):
Ich will mein Trübnüß massen, | tun wie ein Weiser tut, ein großes Herze fassen.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
ich war ewr sehr begerig, | Das ich mich selb nit massen kundt.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Magst auch umbzausen in der nasen, | Des zänstürens darffst dich nit massen.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
du solt din red also maͮssen, das du wenig redest und nit zuͦ lut brechtest.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
410, 24
(
els.
,
1362
):
daz die romer [...] sprochent: „Keyser mese dinen zorn“.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var. (
Straßb.
1466
):
das er tempert
[Var. 1475
1
:
ringeret
, 1475
2
–1518:
masset
]
den schmerczen.
Goedeke, Fischart Flöh Haz,
2017
(
Straßb.
1594
):
Derhalben kont ich mir nicht masen, | Jch must ainmal stellen nach hasen.
Helm, H. v. Hesler. Apok. ; ;
Kurz, a. a. O. ;
Lappenberg, a. a. O. ;
Neumann, Rothe. Keuschh.
4744
;
Williams u. a., a. a. O.
548, 10
;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst .
3.
›sich e. S. enthalten; e. P. entsagen‹; im einzelnen je nach Obj. z. B.: ›etw. (z. B.
worte
) unterlassen, etw. (z. B. eine Tätigkeit) sein lassen, etw. (z. B. den
glauben
) aufgeben‹; vgl. am ehesten
1
(
die
14.
Vielfach Texte gebundener Form.
Bedeutungsverwandte:
 1,  5, (V.) 1, ,  19, , ; vgl.  6,  1,  2,  5.
Gegensätze:
 12, , (V.) 1.
Syntagmen:
etw
. (Akk.obj., z. B.
die sache, das weinzapfen
)
m.
;
e. S
. (Gen.obj., z. B.
der worte
)
m
.; refl.:
sich etw
. (Akk.obj., z. B.
das, bosheit, wein, der fürsten brot
)
/ e. S
. (Gen.obj., z. B.
des geizes / übels / weines, der freude / klage / rede / schmachworte / überflüssigkeit / schelmenzunft / unzucht, des ausleihens / leugens / schreibens / streites
)
m.
;
sich js
. (Gen.obj., z. B.
mein, einer frauen
)
m.
;
sich von e. S
. (z. B.
von kriegen, von einem namen
)
m
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Nicod. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Diser worte muz ich mazen; | sie sint der menscheit zu groz.
Chron. Mainz (
rhfrk.
,
15. Jh.
):
das er uch der armen stad zu trost ein jarzale winezappen massen und der selben winzappen den burgern zu Mentze gunen wolte.
Neumann, Rothe. Keuschh.
2568
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
das alle lipliche luͤst | der kusche mensche sal lassen | unnd sich der uberflussickeid massen.
Turmair (
Nürnb.
1541
):
welche [die Teutschen] sich von den frembden und unbekanten namen [...] aufs höchst enthalten und gemasst haben.
Spanier, Murner. Narrenb.
11, 61
(
Straßb.
1512
):
Wen ir die sachen werdent massen, | So wil ich von mym bschweren lassen.
Ders., Murner. Schelmenz.
48, 219
(
Straßb.
1512
/
3
):
darumb wir yetzundt, vatter, wendt | Der schelmen zunfft vff erden massen.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Ich hett mir ain puͦlen vsserkoren, | An der sind al mein dienst verloren, | Sy wolt sich mein ye massen.
Goedeke u. a., Liederb. (
Augsb.
um 1540
):
Far hin, far hin, du hast die wal, | ich kan mich din wol maßen!
Gierach, Märterb.
2873
(Hs. ˹
moobd.
,
A. 15. Jh.
˺):
und mit gerten slahen also vil, | so lange auf daz zil | daz sy sich mazze | des glauben und den lazze.
Klein, Oswald
11, 116
(
oobd.
,
um 1423
):
Mich wundert mer, | das ich mich nie kund mässen meiner frauen, | die mich so lang betrogen hat.
Ebd.
115, 27
(
n. 1438
):
Wer mit dem fride welle sein | und trachten nach der sele hail, Mass sich der fürsten brot und wein.
Kurz, Waldis. Esopus ;
Pyritz, Minneburg
2872
;
Goedeke u. a., a. a. O. ;
Tittmann, Schausp. 16. Jh. Ayrer. Franciscus
312, 343
;
Menge, Laufenb. Reg.
1242
;
Thiele, Minner. II,
11, 80
;
Zarncke, Brant. Narrensch.
110a, 73
;
Fuchs, Murner. Geuchmat
4746
;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Wiessner, Wittenw. Ring
2541
;
4620
;
7506
;
Jörg, Salat. Reformationschr.
309, 17
;
704, 3
;
Bächtold, N. Manuel. Zugabe H. R. Manuel
330, 720
;
Haltaus, a. a. O. ;
Mell u. a., Steir. Taid. ;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 259
.
4.
›sich einer Haltung (z. B. der
tugend
) anbequemen, diese einnehmen‹;
vgl.
1
(
die
1213.

Belegblock:

Jellinek, Friedr. v. Schwaben
194
(
schwäb.
, Hs.
1478
):
Sie wolt soͤllich unerlich sach lassen | Unnd sich zuͦ tugent fuͤgen unnd massen.
Ebd.
3334
.
5.
›etw. sachgemäß, seiner Funktion entsprechend bemessen, gestalten, einrichten‹;
vgl.
1
(
die
15.

Belegblock:

Thiele, Minner. II,
12, 87
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
wie du dich sassen | solt mit dinen lynien snüren | unnd kundest den pfiler massen, | das es stee fry vor fulen unnd vor dorren.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
so die [wissagen ...] zuͦ úns ainvaltigen lúten retdent, do flissent sú sich der beschaidenhait daz si ir rede also mâssent daz wir si verstuͤndint.
6.
›jm. etw. zumessen, adäquat zuteilen‹; als part. Adj.
gemas(se)t
: ›angemessen‹;
vgl.
1
(
die
15.
Bedeutungsverwandte:
vgl. , , ,  4,  1, (V.) 5,
1
 1, .

Belegblock:

Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
wie únser herre aim ieglichen engel, ieglicher sele gemasset und beschaiden hat sunderlichen lon.
Niewöhner, Teichner
693, 40
(Hs. ˹
moobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
das ain dinck des andern wallt, | [...] | das ist der natur gemasset.