1
hel,
Adj.;
zu
mhd.
hël
›tönend, laut; glänzend licht‹
(f.).
1.
von akustischen Eindrücken: ›laut (tönend), hallend, durchdringend; klar, deutlich vernehmbar‹; mit fließendem Übergang zu 2.
Gehäuft obd.
Bedeutungsverwandte:
(Adj.) 1, ; vgl. , (Adj.) 10,  4,
2
 1,  1.
Gegensätze:
vgl.  10, (Adj.) 1,  2.
Syntagmen:
etw.
(Subj.)
h. aufklimmen / erklingen
;
die h. schallende trompete
;
der helle hal / ton, die helle stimme, das helle jauchzen
.

Belegblock:

Luther, WA Tr. (
1533
):
Wenn man auf ein ledig Faß schlägt, das klinget helle; aber ein voll Faß das klinget nicht sehr!
Heidegger. Mythoscopia
67, 2
(
Zürich
1698
):
Pfeile fliegen Fluͤgelschnell / | Wasserfluten rinnen hell / Winde koͤnnen nirgend bleiben.
Goedeke u. a., Liederb. (
Nürnb.
1540
):
ir [gans] stimm ist hel.
Klein, Oswald
41, 41
(
oobd.
,
1428
):
Schier müsst ich singen, hell erklingen manig liet.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
44, 2
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Hector mit lauttem schalle | rueft unnd mitt heller stimm.
Ebd.
464, 7
:
Erst die zwen held mit schwerten | auff helm erschelten manchen hellen done.
A. à S. Clara. Glori (
Wien
1680
):
Unterdessen ist ein helle Stimme vom Himmel erschollen / die den im Blut schwimmenden Georgium also erfrischt.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
671, 5164
;
Göz. Leichabd. ;
Bachmann, Morgant ;
Andreae. Ber. Nachtmal
26r, 2
;
Klein, a. a. O.
101, 9
;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
47, 1
;
A. à S. Clara. Deo Gratias ;
Schmitt, Ordo rerum
472, 6
.
2.
auf die Klangfarbe von Tönen bezogen: ›hoch klingend, rein, (und damit) wohlklingend, nicht dumpf‹; in den Belegen nicht immer deutlich von 1 zu unterscheiden.
Bedeutungsverwandte:
 1, , (Adj.) 8, (Adj.) 5,  3, .
Syntagmen:
etw. h. klingen
;
der helle laut / ton, die helle stimme / zimbel
.
Wortbildungen:
1
helle
1,
heltönig
.

Belegblock:

Luther, WA (
1524
):
es folget dem obgesagten spruch nach ym Psalm ,Lobet den herrn ynn hellen cymbeln, paucken und seyttenspiel‘.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
dâ ouch in sûzir helle | sanc der reinen pfaffin rote | ein lobeliche messe gote.
v. Ingen, Zesen. Ged.
392, 9
(
Breslau
1641
):
erstlich hoͤrten wir diesen hellen Toon mit einem anmuthigen Discant.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
hellToͤnig. Tinnulus.
Maaler (
Zürich
1561
):
Haͤll stimmē / die thoͤnend wie ein gloͤggle.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
ir [Maria] stim och suͤsse, milte, hel | Vil minneklichen vin ir kel.
Brandstetter, Wigoleis
197, 25
(
Augsb.
1493
):
Zehand huob an dz zwerglein mit heller stymm ein neüß hofliede in hohem don zesingen.
Kohler, Ickelsamer. Gram. (wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
Sy haissen aber darumb Lautbuchstaben, das sy ainē klaren un̄ hellen thon oder laut in den silbē machē, das man sy über all buchstabē hoͤrt.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
in allen tiern sint diu weip behender und ainr hellern stimm wan die man.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
22, 14
;
Päpke, a. a. O. ;
Klein, Oswald
34, 18
;
106, 8
;
3.
›voller Licht, Helligkeit; erleuchtet; nicht trüb‹; fließender Übergang zu 4.
Gehäuft mittleres u. spätes Frnhd.
Bedeutungsverwandte:
 1, (Adj.) 2, (Adj.) 4, ; vgl. (Adj.) 2.
Gegensätze:
.
Syntagmen:
der tag
(Subj.)
h. leuchten
;
der helle himmel / tag
.
Wortbildungen:
1
helle
2,
1
helligkeit
(dazu bdv.: ,
das
, 5).

Belegblock:

Luther, WA Tr. (
1539
):
Denn kann er die Leute uber der Erden unter der Sonnen, beim hellen lichten Tage bezaubern und bethören.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
SERENVM. Heiter schoͤn clar / hell.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Moͤchte helle gesin in disem lebende.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Lux, cis, Liecht / helligkeyt.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 185, 9
(
schwäb.
,
1580
, Hs.
18. Jh.
):
sollen solche pfand undern hellen himell auf frey gant getragen, gefürt oder gezogen werden.
A. à S. Clara. Deo Gratias (
Wien
1680
):
etlich tausend Lichter schier die Nacht in einen hellen Tag verstellten.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
40, 3
(
mslow. inseldt.
,
1567
):
Das er auch śolches in keiner verdachtlichen Zeit, Als bey der Nacht, oder Allein, Sondern bey hellem tag, gethan habe.
Weise. Jugend-Lust ;
Gehring, a. a. O.
3, 630, 40
;
Klein, Oswald
34, 13
.
4.
›(besonders) viel Licht bringend, spendend, ausstrahlend; etw. be-, erleuchtend‹; anschließbar an 3.
Späteres Frnhd.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.
Syntagmen:
der mond, die sonne, das licht, die stralen h. scheinen
;
die h. leuchtende sonne
;
der helle schein, das helle (tages)licht
.

Belegblock:

Lappenberg, Fleming. Ged. (
1634
):
besieht den Angelstern, merkt, wo der Milchweg geht | und wo das helle Liecht der Jungferähre steht.
Alberus, Barf. Vorr. Alb., (
Wittenb.
,
1542
):
wenn jnen schoͤn das helle Liecht des Euangelij vnter die Augen scheinet / so wenden sie jm den Ruͦcken dar.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
hie fynsterniß in die hell leuchtend Son̄ zuͦtragen.
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
schyne der Mond hell, Deßwegen sie den eusserigen, vnnd sich am gestad erquicken.
Memminger Chron. Beschr. (
Ulm
1660
):
NAchdem das Liecht deß H. Evangelij je laͤnger je heller geschienen.
Moscouia
E 1v, 3
(
Wien
1557
):
als der Khaiser vber ain claine hoͤch abtzohe / Schyn die Sun̄ hell um das geharnascht oder gerüste volgkh.
Rosenthal. Bedencken
12, 28
;
Beckers, Bauernpr.
58, 27
;
Stoltzius, Chym. Lustg. ;
Göz. Leichabd. ;
Böhme, Morg.R.
147, 9
;
Kehrein, Kath. Gesangb. .
5.
›glänzend, leuchtend (durch Reflektion von Lichtstrahlen)‹; speziell auch von Farben.
Bedeutungsverwandte:
,  2, (Adj.) 2,  1, ; vgl.
1
 1, (Adj.) 1, ,  5,  1, .
Syntagmen:
der helle flus / stul
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Dilucidum. Hell scheinend clar glitzig scheinbar glitzerig heytter.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1602
):
Nun war dieser becher [...] Innwendig aber auff ein besondern grund mit geschlagenem gold [...] vergüldet, und mit einem Zan albrunieret, fast hell und scheinbar.
Pyritz, Minneburg
2422
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Da mit [Parellen und perlin wiß] so ist geziret | Dez edeln schildez glantzes vel | Und ist dar zu so rechte hel, | Daz es kund werden niht gleter.
Klein, Oswald
42, 37
(
oobd.
,
1431
/
2
):
Die blümen gële, hele, | hübsch geverbet, gërbet.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
24, 23
;
Opitz. Poeterey
34, 15
;
Pyritz, a. a. O.
2977
.
6.
›klar, deutlich; verständlich‹; meist in Kombination mit
klar
.
Bedeutungsverwandte:
 5,  5, (Adj.) 8; vgl.  2, ,  3,  1, (Adj.), (Adj.) 11.
Syntagmen:
etw.
(Subj.)
h. im evangelium stehen, begründet sein, der text h. gegen jn. sein
;
der helle spruch, die helle geschrift, das helle evangelium / wort
.

Belegblock:

Luther, WA B (
1528
):
Davon handelt Paulus ynn der Epistel an die Roemer ym ersten Capitel, hell und klar mit uberfluessigen wortten.
Anderson u. a., Flugschrr.
3, 5, 21
(
Wittenb.
1525
):
Jst daz nicht eyn elendt erbermlich ding / das eyn armer mensch / [...] / sich vnterstehet [...] eyn solchen klaren hellen spruch nach seynem eygen gefallen vnd mutwillen / [...] / zu deuten.
Ebd.
3, 7, 16
:
die weyl aber ym alten testament gegrund ist / das er [Christus] solt wunder vnd zeychen thun / vnd ym Euangelio clar vnd helle stehet / das er das wunder gethan hat.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
Derhalb von vnnoͤten ist in dise so Helle Klare wort einichen dunckelen Metaphorischen oder figurlichen verstandt eyzufüeren.
Jörg, Salat. Reformationschr.
179, 8
(
halem.
,
1534
/
5
):
so du das verlougnest jn den worten Cristi stan / das aber so haͤll und clar darinn staat / denn was mag heyterers geredt werden.
Meisen u. a., J. Eck
48, 25
(
Ingolst.
1527
):
Diser text ist hell und klar wider den Blarrer, Zwinngli, Oecolampi etc unnd all, die kein richter leiden woͤllen.
Gropper. Gegenw. ; ;
Anderson u. a., a. a. O.
4, 14, 10
;
Jörg, a. a. O.
87, 34
;
Meisen u. a., a. a. O.
39, 15
;
59, 23
.
Vgl. ferner s. v.  1,  2.
7.
›augenscheinlich, offensichtlich, offenbar, erkennbar‹.
Syntagmen:
etw. (Subj.)
h. an dem tag sein
;
der helle ort / spruch
.

Belegblock:

Schorer, Sprachposaun
4, 25
(o. O.
1648
):
was es vor einen Zustand vnd Beschaffenheit / zu dieser vnserer Zeit mit der redlichen Teutschen Sprach habe / das ist nun leider mehr hell vnd klar an dem Tag.
Luther, WA (
1523
):
Weyll denn nu die wortt Christi ,Das ist meyn leyb, der fur euch gegeben wirtt‘ ßo hell und stracks ym wege ligen [...], ist solcher meynung ynn keynen weg tzu folgen.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
Soͤlichs wirdt vß denselbigen [...] hellen vn̄ offenbaren orthen vn̄ sprüchen der Schrifft / vnwiddersprechlich erwiesen.