liecht,
Adj.,
meist auf die Bezugsgrößen und -personen von (
das
) bezogen, daneben zur Kennzeichnung einer offenen Menge anderer Bezugsgegebenheiten.
1.
s. (
das
1.
2.
›aus, in göttlichem Licht strahlend; religiös verklärt, erleuchtet‹;
vgl. (
das
4.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  1, (Adj.) 7, .
Syntagmen:
das kreuz l. scheinen
;
der liechte brautgebe
(ütr.),
der liechte engel / schein
(Gottes, der Engel),
der liechte
›visionäre‹
schlaf, die liechte
›verzückte‹
anstarrung, die liechten heiligen
;
das liechte wort
.
Wortbildungen:
liechtglänzend
(Beleg s. v.  3).

Belegblock:

Asmussen, Buch d. 7 Grade
1104
(
nobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
Dir ist zu hoh mein [got] lihter schein.
Ebd.
1949
:
Wer kan gesagen den lihten schein, | mit dem die engel geklaidet sein.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
in einem lichten schlafe waz im vor gar bescheidenlich, wie [...].
Froning, Alsf. Passionssp.
7930
;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
7, 13
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
61, 3
.
Vgl. ferner s. v. ,  3,  3.
3.
›hell (von den Lichtverhältnissen des Tages)‹;
zu (
das
5.
Phraseme
der liechte
(im Gegensatz zu:
finstere
)
tag
›Tag (im Gegensatz zu Nacht)‹.
Bedeutungsverwandte:
1
 3.

Belegblock:

Luther, WA (
1520
):
ßo sol gott blenden [...], die seyn heyliges liechtes wort zur finsterniß machen.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
dat solen se tuͦn offenbare vnde bi di lichten tage vor tuͦre vor offener straze.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Daz sie [engel] got bekennent, als er aleine in im selben wesen ist, daz ist der liehte mittac.
Loesch, Kölner Zunfturk.
1, 99, 31
(
rib.
,
1397
):
en solen si [meister] aventz neit mit kerzen wirken noch morgens dan mit dem lichten, schoenen dage.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 175, 32
(
Hagenau
1534
):
Liechter tag / liechte augen. Hiemit entschuldigen sich die Finantzer / welche den leutten [...] ein nase machen / [...] / Sie haben es gesehen / es sei liechter tag / warumb hat er die augen nicht auffgethon.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
der pfaff ist etlich stund also an der stangen offenlichen, helles, liechtes tags gehangen.
Munz, Füetrer. Persibein
56, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
ich läg euch pey piß an den liechten morgen.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
17. Jh.
):
so soll er [...] die pfand nemmen und behalten, nemblichen essende pfand zwo finster und drei liecht, schreinpfand vierzëhen tag.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
324
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Klein, Oswald
101, 2
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. .
Vgl. ferner s. v. (V.) 3.
4.
›hell, leuchtend‹; vom Licht der Himmelskörper, Wettererscheinungen, metaphorisch von religiös überhöhten, verklärten Personen gesagt;
vgl. (
das
6.
Gegensätze:
, (Adj.) 1.
Syntagmen:
der blik
›Blitz‹
liecht sein
;
der liechte himmel / (morgen)stern, die liechte kläre / scheibe / sonne, die liechten heiligen
,
das liechte gewolken
.

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
ein Erbteil der Heiligen im Liecht oder der Liechten heiligen, Das sind die rechtschaffenen Heiligen.
Ein heiliger Marterer [...] wird [...] gen Himel faren als ein heller, liechter Herrlicher Stern.
Strauch, Par. anime int.
130, 33
(
thür.
,
14. Jh.
):
alse einen grozin blic, der licht ist und aber dinster.
Gille u. a., M. Beheim
3, 157
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Ob ir wolt wissen, wo das licht gewolken kem: | man maint, got lies die sunnen daraus werden.
Ebd.
82, 144
:
Ainn stern, den sie mit lihter cler | auss vil zaichen sahen.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
der liehte himel machet die anbeis kriechen und den geswinden hirtz loͮffen.
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel
80
(
schwäb.
,
1455
):
Maria, liechter morgenstern, | Durchglest min hercz das dunckel!
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
22, 28
;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib. 1989, S. 
183
;
Vgl. ferner s. v.
3
 5,  2,  2,  5, (V.) 6.
5.
›einleuchtend, erkennbar‹;
vgl. (
das
7.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  2, ,
5
 2,
1
 2,  1,  2.

Belegblock:

Dubizmay, kurß zu Teutze
11, 5
(
hess.
,
1463
):
sein gebott ist licht vnd | erleuchtet die augen.
Jostes, Eckhart
16, 32
(
14. Jh.
):
Was ist ein uzfluz? daz ist ein beheglicheit seines willen mit eim lihten underscheid.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
umb des willen will ich nämlich nachvolgen dem liechteren und vallen lassen das tunckler.
6.
von Gegenständen verschiedenster Art, seltener auch von Personen gesagt, die tropisch oder bildlich mit Helligkeit, Licht als ihren idealen Eigenschaften assoziiert werden können; im einzelnen z. B.:
a) ›strahlend, hell (von den Augen)‹; ›rot leuchtend (von den Wangen)‹; auch auf Personen, ihre Kräfte und Eigenschaften sowie auf die Erscheinungsweise von Personen, darunter des Teufels, bezogen, dann auch: ›gleißend‹; insgesamt dicht, teils formelhaft belegt.
Bedeutungsverwandte:
,
1
 4, (Adj.) 26,  2, .
Gegensätze:
(Adj.) 4.
Syntagmen:
kräfte l. werden
;
der liechte glanz / schein / teufel, die liechte brünne / farbe, das liechte har, die liechten augen
;
etw. l. gemal (sein)
.
Wortbildungen:
liechtbrinnend
›hellglänzend (von den Augen)‹,
liechtgrau
,
liechtheiliger
(auch zu ,
das
, 4 stellbar).
b) ›glänzend (von Waffen, Rüstungsteilen)‹; schwach belegt.
c) ›hell, licht (von Naturgegebenheiten verschiedener Art)‹.
Bedeutungsverwandte:
1
(Adj.) 34, .
Syntagmen:
die natur l. sein
;
der liechte sommer, der liechte schein des meien, die liechte aue / wolke
.
d) ›farbenprächtig, bunt (von Blumen)‹.
Syntagmen:
der liechte glanz, die liechte farbe, die liechten blumen
.
e) ›hell, leuchtend, strahlend (von Mineralien, Edelsteinen)‹; dicht und teils formelhaft belegt.
Bedeutungsverwandte:
, (Adj.) 5, .
Syntagmen:
nitrum, der stein l. sein
;
der liechte rubein / stein / jochant
.
f) ›durchsichtig, klar (z. B. von der Brille, der Luft)‹.
g) ›hoch aufragend, zum Himmel ragend (von Galgen)‹.
h) ferner z. B. von Büchern, Häusern, Feuer, Tuchen, Metallen, auch von Personen gesagt.
Wortbildungen:
liechtbraun
,
liechtrot
.

Belegblock:

Zu a):

Luther, WA (
1527
):
die weisse farbe des Teuffels, denn er ist ein heller, liechter Teuffel, der [...].
Karnein, Salm. u. Morolf
111, 4
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
du [frauwe] fellest uff die erde fur dot, | dine vil lichte farwe | die ist dannoch unverwandelt.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Daz waren ritter liechtt gemal | Von crippel, wirtzall, zendal.
Brandstetter, Wigoleis
221, 24
(
Augsb.
1493
):
fraw Laneyt [...] rauffet auß jr lyechtes har vnd schry mit klaeglicher stimme.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wenne ez [aichorn] gar liehtgrâw ist, sô ist ez vêch.
sein [vogel] augen seint liehtprinnend in dem haupt.
wan si [sternslang] hât auf irm ruk liehtgemâlt augen sam die stern.
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
195, 217
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
dye [chrefft] mit encziger v̈ebung wüerden liecht vnd scheinig.
Klein, Oswald
98, 26
(
oobd.
,
1430
):
Vil zarter, engelischer weib, | durchleuchtig schön, mit liechtem glanz | besessen haben meinen lib.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Er merckt an ir, das ire liechte augen stät voll träher waren.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
[Er] het ain runden kopf, grosse liechtgrâbe augen nach der Teutschen art gehabt.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
20, 26
;
Klein, a. a. O.
21, 59
.
Vgl. ferner s. v.  1,  1,  2, .

Zu b):

Karnein, Salm. u. Morolf
389, 2
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
ich wil dich mit dem liechten stahel wol bewarn.
Ebd.
491, 3
:
er sprach: ,nu bindent uff die helme liecht‘.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Der [name] zü dem schwertt lïcht gemal | Hörtt.
Weber, Füetrer. Poyt.
290, 4
.

Zu c):

Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
dô her noch mit ime redete, seht ein lîcht wolkin beschetewite si.
Thiele, Minner. II,
14, 107
(Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
wer denn hät gesamelt in | inder liechten summer zitt.
Klein, Oswald
102, 2
(
oobd.
,
1427
?):
Sich manger freut das lange jar | gen des liechten maien schein.
Vgl. ferner s. v.
1
 4.

Zu d):

Klein, Oswald
2, 15
(
oobd.
,
1421
):
plümlin auf der haid, | den geit er [herre] farb und liechten glanz.
Vgl. ferner s. v.
1
 1,  1,  1.

Zu e):

Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
166, 10
(
Frankf.
1535
):
Nitrum ist zu erwelen der do liecht ist / weiß oder rot.
Klein, Oswald
13, 20
(
oobd.
,
1416
?):
recht als der liecht rubein | an pein pringt schein durchsichtig vein.
Belkin u. a., a. a. O.
100, 7
;
13
;
Kummer, Erlauer Sp. .
Vgl. ferner s. v. , .

Zu f):

Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
57, 2
(
Frankf./M.
1568
):
Jch mach gut Brillen / klar vnd liecht.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
ain iegleich tier fräut sich des liehten lautern luftes mêr denn des trüeben.

Zu g):

Luther, WA (
1530
):
hencke sie [gute werck] viel eher an den liechten galgen unter die stinckenden diebe.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Ey, du Narr, pack dich an liechtn Galgn!

Zu h):

v. Ingen, Zesen Rosenw.
94, 8
(
Hamburg
1646
):
die du mit eignen fingern / | den kleinen herzens⸗zwingern / | ins lichte buch der augen schreibest ein.
Dubizmay, kurß zu Teutze
37, 18
(
hess.
,
1463
):
Dv [Maria] bist des hohen kunges thure vnd die lichte pfortte des lichten goldes.
Karnein, Salm. u. Morolf
8, 3
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
Ein felle drug die kunigin, | [...] | sie was von edelm gestein unmassen liecht.
Lauchert, Merswin (
els.
,
1352
/
70
):
vnd wart gefuͤret in ein gar zuͦ mole schoͤnes liehtes minnencliches hvs.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
als von vil kolen ein gantz gros fúr wirt und slecht ein lichte flamme uf.
Golius (
Straßb.
1579
):
Flammeus, liechtrot.
Bastian, Runtingerb.
2, 49, 27
(
oobd.
,
1383
):
Und sol chauffen 5 samat, ein liehtgruͤn, ein liehtpraun, 1 satplaben.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
244
.
Vgl. ferner s. v. ,  2.