leise,
Adj.;
im Wobd. auch nasaliert:
leinse
.1.
›lautlos, unhörbar, still; kaum zu hören, mit niedriger Lautstärke‹; in verschiedenen Richtungen tropisch: ›ruhig, tief, fest, sanft (vom Schlafen)‹; ›ruhig, gemächlich, gleichmäßig (von Schritten)‹; ›hellhörig, wachsam‹; offen zu 2.Wortbildungen:
leisschläfe
leisschläfig
Belegblock:
Neig‘, Herr, dein leises Ohr, | vernimb, was [...].
Schweiget nur stille, vnd gehet fein leise.
Denn sie haben (nach der Schefflin art) seer leise oͤhrlin.
Sie sind mir aber nicht tod, [...] sondern sie schlaffen, und so leyse, das ich sie mit einem finger wecken kan.
das, die auff dem Kirchoff und unter der erden ligen, vil leyser schlaffen denn wir in unserm bett.
[Gutkes] Rieff seinem Gast mit leiser stim / Das [...].
Ebd.
548, 1308
: [Die Gans sagt] Jch schlaff auch leiser denn ein Haß / | Vnd halt mit grosser sorgen wacht.
Da aber nun die knecht | leiss Retten, fraget sie dauit [...].
Darinn er ouch so lys trapptt / alls uff filltzen.
Leyßschlaͤff / Leyßschlaͤffig / d’ leyß schlaafft oder eines ringen schlaaffs / der bald geweckt wirt. Leuisomnus.
Mit Linsem vnd wolgesetztem schritt gon / Nit schlirppen [...]. Linß vnd nider reden. [...] Vast Linß reden / Mit niderer stim͂ reden.
leise klopffen [...] leise reden [...] leise ruffen [...] leise tretten.
es schlief in der wiegen leis.
wiewol das alles von den kinden leins und mit niderer stim geredt worden, so hats doch iren fraw muetter gehört.
[Jch] gieng des steiges phat | Nicht ze leis, ich eilte drat.
Der helld stund auf uil leys | vnnd sach dy magdt geschönet.
Ebd.
325, 1
: Dulzepta tet vil leyse | zer kemenaten gen.
2.
›heimlich, verborgen, versteckt, mit der Absicht unentdeckt zu bleiben; hinterrücks, hinterhältig‹; hier anschließbar: ›leicht, ohne daß etwas bemerkt und damit verhindert wird‹.Gehäuft Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Wortbildungen:
leise(n)trit
leistreter
Belegblock:
der heimliche ratschlag zu Mentz, [...] der selbige leise tritt gieng auff dieser ban?
gat ir und vil lislichen slifet, | di kleinen vuchse uns begrifet.
mit yrre kouchelyen | Verwandelt sij turnose in parasise | Ind machet van vunffen seese lijse.
Auch wil sie heimlich vnd leise | Gekleidet gehn in Mannes weise.
Ir betriget mich niht so lise | Als ir manche getan hat.
chain ding so haimlich noch so leis | mag im verporgen seine.
Du erzschalk, pfabentreiber und leistreter, | Du wurfelleger, poswicht.
dan das dreckwerk, welches doctor Leisentritt auf der schau gehabt und durch sein doppelte hauben oder narrenkappen filtrirt.
Leise / Saͤnfftiglich / Gemach.
er hett die sach still und leis | gehandelt.
Ebd.
16, 66
: si haltent auf in da vil leis | in ieder huot mit grosser lag.
er [teufel] schied von ir still und leis | in ains jungen mannes weis.
wer ich jetz euer leiser hort, | es wurd eu morgen greuen.
Wer haimlich sündt, dem wirt sein büss | in ainer stille auf gesatzt. | dasselb bedenckt, liebs freulin süss, | [...] | [...] halt euer freuntschafft leise.
3.
›milde, sanft, behutsam, sachte (vom Umgang mit Menschen); vorsichtig; nachsichtig, barmherzig, glimpflich (von Bestrafungen u. ä.); mild, lau (vom Wetter)‹.Phraseme:
leise gebacken sein
›von zarter Natur sein‹.Belegblock:
Man muß dem grindigen gar leiß krawen.
Si cadit, videte, ut leise mit im umb, nicht inn dreck tret, sed ziehet.
wie man dich leyß angreyffen unnd dir nicht wehe moͤge thun.
Aber do malen so leins, das mich verdrüst, das eim stoltzen Franciscaner so ain verschonte antwort soll haim geschickt werden.
Er trug jhn sicher / leiß vnd wol / | Wie man sein Herren tragen sol.
daz was bi der sumirzit, | als daz wettir warmen pflit | und di kelde wesit lîs.
Wie seyt ir nur so leuß gebachen? | [...] | Daß euch nur nicht erfrieren thett.
ich kom zelest an ainen graben | [...] | da was mein ros so weise, | es tratt hinan gar leise | und viel mit vordern füessen ein.
die [urphed] auf das leussist und allain dahin gestelt, daß er ausser ordenlichs rechtens, was sich verloffen, nit anden oder rechen wölle.
solte ain frembd kriegsfolck in dise stat komen, es möchte nicht also leis abgeen wie hievor im 52. jar.
straf uns mit deiner barmung reis | gar väterlich und leis.
4.
›relativ zum Erwartbaren in geringem Ausmaß; ohne auf Widerstand zu stoßen oder diesen zu erregen‹; im einzelnen je nach Bezugsgröße z. B.: ›nicht stark‹; ›nicht fest, locker‹; ›leicht; schnell‹; ›nicht couragiert‹; ›schlicht, einfach‹.Wortbildungen:
leinse
Belegblock:
jr koͤch habt ein seltzam weiß. | Das habt jr gsaltzen vil zu leiß.
Ir har gestrichen also leis, | Geflochten in einer ketten weis.
so zoch er sie [pferd] bei dem schwantz, stuͦnd inen dz lang har leiß im schwantz, so kaufft er dz nit.
der guot win slicht lins in das hopt | Und machet das er wüt und topt.
do wollt sie iren procurator, der sie was zu lies sein bedauchte, lenger nit reden lassen, sonder [...] sprach [...].