erneuen,
erneuern,
V.
1.
›etw. (oft: ein Bauwerk) renovieren, wiederherstellen, instand setzen; etw. ausbessern, überarbeiten‹;
zu  2,
1
.
Wortbildungen
erneuerer
(dazu bdv.: ),
erneuerung
1 (dazu bdv.: , , , ).

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
2. Chr. 24, 12
(
Wittenb.
1545
):
dieselben dingeten Steinmetzen vnd Zimmerleute / zu ernewern
[
Mentel
1466:
widerpauten
; nd. Bibel 1478:
wedder maken
;
Eck
1537:
besserten
]
das Haus des HERRN.
Volkmar (
Danzig
1596
):
ich bessere aus / ernewere.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
ez [des dinges iht] wirt wol gemâlet oder erniuwet als ein ingesigel, daz alt ist; daz drücket man wider în und erniuwet ez.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, zu
1362
):
[Urbanus quintus] buwete unde irnuwete kirchen unde clostere unde capellen, wo he di fant daz ez not was.
Maaler (
Zürich
1561
):
Außstreycher vnd erneüwerer alter dingen auff den kauff.
Erneüweren / oder Alte ding neüw mache͂ vnd besseren [...]. Die alt ding wider Erneüwerend vnnd auffbutzend.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
E. 15. Jh.
):
des jaurs ward sant Mauritzen chor gewelbt; auch ward Gögginger tor erhöcht und ernewet.
Ebd. (Hs.
16. Jh.
):
Und ist ze wißen, daß ich Burkhart Zingk diß geschicht [...] abgeschriben und erneuert han auß ainem andern alten büechlin.
Rot
319
(
Augsb.
1571
):
Instauration, Ernewerung / erstattung / wider auffrichtung / herwider bringung.
Schade, Sat. u. Pasqu. ;
Sexauer, Schrr. in Kart.
253, 6
;
Vgl. ferner s. v. .
2.
›etw. auffrischen, reaktivieren, (neu) beleben‹; ›jm. (neue) Kraft verleihen; jn. aufbauen, stärken‹;
zu  2,
1
.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
sein herz erneuen
›Mut, Zuversicht fassen‹.
Bedeutungsverwandte:
 4,  1,  13; vgl.  1,  2.
Gegensätze:
.
Wortbildungen:
erneuerung
2.

Belegblock:

Luther, WA (
1523
):
Weyl wyr [...] so starcke trostliche verheyssunge haben, so last uns unser hertz ernewen, gutts mutts seyn.
Ebd. (
1544
):
Sol solchs in Menschen anfahen und geschehn, so mus durch den heiligen Geist das hertz ernewert und angezuͤndet werden, das es Gottes willen gegen jm lerne erkennen.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
von dem înwonenden gote sô werdent sie inwendic gewenet [...] und werdent geringe ze götlîchen dingen, und, gesterket von sînem lîchamen, sô wirt dîn lîchame erniuwet.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Erschaff ein reines hertz in mir, | Ernewer an mir innerlich | Den rechten geist, das bit ich dich.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
[Der Aff] sprach: „nun ist mein hertz ernewt, | Dieweil mein Reich die Leut auch loben.“
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
dis werg der andacht das ist daz der grunt mit minnen und mit flisse werde dicke erfrischet und ernuwet.
Wickram
4, 7, 3
(
Straßb.
1556
):
Nit das wir unser freündschafft damit [buͤchlin] erneweren woͤllen [...] diweil unser freündschafft noch nie veraltet / darff sie auch keins ernewrens nit.
Brett-Evans, Bonaventuras Leg. S. Francisci
72, 10
(
önalem.
,
v. 1478
):
die nùwe des geschmackes vnd die ernùwerung der gesuntheit ernùwerten den versuͦchenden.
Kehrein, a. a. O. ;
Sappler, H. Kaufringer
26, 83
.
3.
›etw. (neu, durch Wiederholung) bestätigen, bekräftigen, erneut in Kraft setzen‹ (vorwiegend von rechtsrelevanten Bezugsgrößen); auch: ›etw. (eine Rechtshandlung) wieder aufnehmen‹;
vgl.  27,
1
.
Mehrfach Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1, , ; vgl.  7.
Wortbildungen:
erneuerung
3 ›erneute Bestätigung‹ (dazu bdv.: vgl.  4,  1).

Belegblock:

Luther, WA (
1538
):
Las sie [Juden] nu hie gauckeln, wie sie wollen, als das jr gesetze solle zu Messias zeiten ernewert werden [...]. Jeremias spricht nicht, das der alte Bund solle vernewert werden, Sondern, Es solle nicht der selbe Bund sein.
Kollnig, Weist. Schriesh.
306, 4
(
rhfrk.
,
1557
):
sein auf befelh deß edlen [...] junker Hannßen von Hirschhorn [...] die ernewerung, renovation, beschreibung und befurchung deß dorfs Neukirchen [...] volführt.
Köbler, Ref. Wormbs
32, 3
(
Worms
1499
):
wo etwan ein sach durch vrteil vnd rechtspruch entscheiden. oder [...] hingelegt vnd verteidingt were vnd durch den cleger wider ernüwet vnd andermals angezogen würde.
Ebd.
228, 1
:
AVch setzen ordnen vnd ernüwen wir solich vnser Statt altherkommen so [...].
Dierauer, Chron. Zürich (
halem.
,
1415
/
20
):
nach der vorgesaiten richtung namen die [...] von Switz die [...] statt Zug in und ernúwreten mit den burgern daselbs die aid und buntnússe.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
n. 1437
):
Dise satzung ist aber ernuͥwert vntz vff ein widerruͤffen.
Weissthanner, Urk. Schäftlarn
176, 7
(
moobd.
,
1349
):
vns die ersamen geistlichen manne [...] gebeten habent diemuͤtiglichen, daz wir in die hantfest [...], die in vnser liber herr [...] keiser Ludowig von Rome selig geben hat, bestaͤtten vnd erniwͤn.
Merk, Stadtr. Neuenb. ;
Nyberg, Birgittenkl.
1, 207, 18
;
Vgl. ferner s. v. .
4.
›etw. noch einmal, von Neuem tun, bewirken, hervorrufen; etw. wiederholen; jm. etw. erneut bewusst machen‹; teils wohl mit Tendenz zu: ›etw. durch Wiederholung intensivieren, verstärken‹ (oft von als unangenehm, belastend empfundenen Bezugsgrößen); auch refl.: ›von Neuem aufkommen, sich wiederholen‹;
vgl.  27,
1
.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
1
 4, ; vgl.  1.

Belegblock:

Luther, WA (
1532
):
DJs ist die troͤstliche Predigt von unserm HErrn Christo und seinem Reich, Die wir jerlich widerholen und uns dieselbe ernewen.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
sô riuwe erniuwert wirt, sô sol diu minne ouch grœzlichen gemêret und erniuwert werden.
Froning, Alsf. Passionssp.
6476
(
ohess.
,
1501ff.
):
O we, myn schepper ist toid! | des ernuwet sich myn noit | und meret sich myn klage.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
131, 35
(
els.
,
1362
):
Jn einre stunden nimet sú [durchehtunge] ein ende, aber der ewige smerze der wirt alle zit ernuwert daz er deste grimmer si.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bodenseegeb.
1517
):
Die hellhund im abfürten | Erneüten im, sein schmertz mit grim | So sy die wunden ruͦrten.
Pfaff, Tristrant (
Augsb.
1498
):
sie meinten nun aller erst den tod gewiß zehaben, und ward yn alle vorige klag und kümernuss gentzlich erneüwet.
Bauer, Geiler. Pred.
472, 21
(
Augsb.
1508
):
das ain mensch haͤfftigklichenn anschlah / und den anschlag oder fürsatz / offt ernewere. und steiff für sich setz / du wilt auff die tzeit nit reden.
Andreae. Ber. Nachtmal
56r, 14
([
Augsb.
]
1557
):
Vnd dardurch
[Eucharistie]
nit allain jnen der todt Christi erneüwert / sondern all sein verdienst vñ guͦthaten mitgethailt.
Froning, a. a. O.
5586
;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst ;
Lauater. Gespaͤnste
26v, 29
.
5.
›etw. neu gestalten, erschaffen; etw. Vorhandenes durch etw. Neues ersetzen‹; teils refl.: ›sich erneuern, neu werden, entstehen; sein Wesen (zum Positiven) verändern‹; in Texten der Mystik vom religiösen, nach der Einswerdung mit Gott strebenden Menschen; auch: ›etw. verändern, reformieren‹; in 1 Beleg substantiviert;
vgl.  27,
1
.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1
 11.
Wortbildungen
erneuerkeit
›Neuheit, neuer Zustand‹ (dazu bdv.:  2).

Belegblock:

Luther, WA (
1524
/
7
):
so mus ein iglicher Christum in sich bilden und Christisch werden, sich gantz und gar ernewern, sonst wird er im newen Testament nicht koͤnnen von diesem Osterlemlin essen.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Dar umbe enist im niht genuoc, daz wir ze éinem mâle ûfgeben uns selber und allez, daz wir hân [...], sunder wir suln uns dicke erniuwen und alsô einigen und erledigen uns selber in allen dingen.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
Drumb
[Jesu Auferstehung]
sich die gantze welt ernewt, | Vnd bezeugt dein Allmechtigkeit | Das du Gott bist in ewigkeit.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Dise drú ding
[
sprechen die worheit
,
nút zúrnen
,
nút steln
]
die muͦs der mensche von not haben der sich ernúwen wil.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
2, 9
(
els.
,
1362
):
der [aduent] do ist ein zit des widerruͦffes, zuͦ vrkúnde das alle vnser werg súllent ernuwet werden [...]. Dis meinet er in dem buͦche der heimelichen offenborunge [...], do er sprichet: ,Nement war ich ernuwe alle ding.‘
(vgl. Apok. 21, 5:
Ecce nova facio omnia
).
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
nu sey wir erloͤst von der ee des tods [...]: also das wir dienen in der ernewerkeit
[Var. 1475
2
–1518:
newigkait
; nd. Bibel 1478:
nieheit
;
Luther
1545, Röm. 7, 6:
im newen wesen
]
des geistes vnd nit in dem alter des buͦchstabens.
Kurz, Murner. Luth. Narr Vorr. (
Straßb.
1522
):
wie Martinus Luther zwei ding verstanden hat. Erstlich in vnserm heiligen Cristlichen glauben vil dings zuͦ ernüwern, des andern teils vil mißbrüch aller geistlicheit [...] zuͦ besserung treiben [...]. So aber mit mir noch fil me andern solche ernüwern in Cristlichem glauben nit gefallen haben, als die da vnserer achtung wider got [...] waren.
Eichler, Ruusbr. steen
1097
;