anzünden,
V.
1.
›etw. (z. B. eine Lampe) anzünden, kontrolliert zum Brennen bringen‹; ˹mit Satzgliedschub (auf das entstehende Licht): ›(Licht o. ä.) anzünden‹˺; ›etw. (z. B. eine Feder) anbrennen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.
Syntagmen
die ampel / kerze, den ofen, das holz / das licht
(auch ütr.:
licht der natur, der sinne, des glaubens
)
a.
;
angezündete (-)feder
.

Belegblock:

Franz u. a., Qu. hess. Ref.
3, 60, 46
(
hess.
,
1548
):
Etliche von inen [...] erpieten sich zu den ceremonien [...], licht anzunden.
Skála, Egerer Urgichtenb.
32, 4
(
nwböhm.
,
1562
):
sej Er demselben tag Im wirts haus gewest, wie man Licht angetzindt hingangenn.
Gille u. a., M. Beheim
441, 130
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
wie daz sie [fraw] ain lucern alsǎ | an zunt.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
die haben do von erst angezundt das liecht des heiligen gelawͦben.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
man spricht, daz der hirz [...] kainen kraiz übergê, der umbfüert sei mit ainer angezünten pfâwenfedern.
Goldammer, Paracelsus
7, 93, 30
;
Sappler, H. Kaufringer
14, 266
;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
34, 13
;
Dietz, Wb. Luther ;
2.
›etw. in Brand stecken, anstecken, verbrennen; jn. (auf dem Scheiterhaufen zur Strafe) verbrennen‹.
Syntagmen:
die stat, den holzhaufen, das feld / haus / heu / kloster / schlos, die kirche / sünde
(ütr.)
a.
;
jn.
(Objektverschiebung für: ›js. Habe‹)
a.
Wortbildungen:
anzündung
2.

Belegblock:

Thür. Chron.
13v, 20
(
Mühlh.
1599
):
ließ die Stadt an vier oͤrtern Anzuͤnden.
Goldammer, Paracelsus
5, 18, 15
(
1530
):
wie ein holzhaufen, der vom feur angezundt wird, und das holz das muß brinnen.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
das der feurflam [...] in des Farenschons haus floge und dasselbig anzinte.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
37, 90
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
den, die ir sünd
[Akk.]
han angezund, | die tröstet es zu aller stund.
Bischoff, Steir. Landr. (
m/soobd.
, Hs. 
v. 1425
):
Wann ainer ain anzünd vnd wirt er gefangen, so sol man im ain prant auf den hals pinden [...] der aus demselben fewr genomen ist.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
M. 15. Jh.
):
sol den hopl dahin antburten an die stat als ainen der di leut mit willen hat anzündet.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
der hawbtman [...] lyeß die vorstatt anzunten.
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Gille u. a., M. Beheim
453, 1852
;
Bell, G. Hager
555, 2, 5
;
v. Birken. Erzh. Österreich ; ;
Vetter, Pred. Taulers ;
Baumann, Bauernkr. Oberschw. ;
Moscouia
C 3v, 29
;
Grossmann, a. a. O. ;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
24, 13
;
Voc. Teut.-Lat.
b iiijr
;
c vv
;
Harsdoerffer. Trichter ;
3.
›(die Büchse) losbrennen, abfeuern‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  4, (V.) 4,  5,  5.
Wortbildungen:
anzündepulfer
,
anzünder
1 (›Zündvorrichtung‹ oder ›Bediener der Zündvorrichtung‹, unklar).

Belegblock:

Schmitt, Fachprosa
41, 32
(
rhfrk.
,
M. 15. Jh.
):
wye man gut anezunde puluer sal machen.
Gille u. a., M. Beheim
453, 2241
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Da waren sy zw den stunden | all ir püchssen an zunden | Und schussen die all in die stat.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1488
):
der anzünter was wol 30 schuh davon.
4.
›etw. entzünden, entfachen (über religiöse Bezugsgegenstände gesagt); (psychische Kräfte) entflammen, jn. zum Brennen, Leuchten bringen (jeweils ütr.), jn. wie ein Feuer ergreifen, erfassen (oft unter erotischem Aspekt); etw. wie ein Feuer in Umlauf bringen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .
Syntagmen:
etw.
(z. B.
begierde / brust / fackel / licht
)
/ j.
(Subj., z. B.
fraue / herre
)
etw.
(Obj., z. B.
feuer / freundschaft / geist / hader / herz / sin / liebe / lenden / leber
)
/ jn.
(Obj., z. B.
die fraue, den man
)
a.
;
mit ungnade gegen jn. angezündet sein, von hitze der minne angezündet sein
;
sich mit Malvasia
(eine Weinart)
a.

Belegblock:

Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1583
):
Anzuͤnd gnediglich O HErr, | Vnsre Lenden, vnd die Leber.
Pyritz, Minneburg
4118
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
wie sie [wyb] an gezundet | Sy von hitze siner [man] mynne.
Gille u. a., M. Beheim
69, 182
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Erleücht mich, licht der warhait fron, | anczund mich, rainig mich vil schon | nach deinem wolgevalle!
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
2, 128
(
Nürnb.
1517
):
dodurch der erwermet geist vom geist, der von natur hitzig ist, also angezunt und geimbrunstigt wirdet.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
ist doch der durchleuchtig, hochgeborn furst [...] mit ungnaden gegen uns angezundt der maynung, als söllten wir irer gnaden und des punds veind halten.
Thiele, Minner. II,
3, 64
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
er sprach: ‚fraw, ir czundt al an: | all myn glider brynnen als salmander [...]‘.
Ruh, Bonaventura
330, 6
(
oschwäb.
,
2. V. 15. Jh.
):
ist das fuirlin an zetzündent dürch bekerung der begierd vff die liebe des gemachels.
Ebd.
341, 16
:
kompt man zuͦ inen in enpfachung des hailigen gaist, das ist [...] begierd, die dich anzind.
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
561
(˹wohl
Straßb.
˺
1509
):
Darumb gib ich ein andren ratt, | Das wirs [falsch erdichtung] zuͦ Bern wol in der statt | Zünden an / im schweytzer landt.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
40, 14
(
tir.
,
1464
):
Si werdent an züntten das feür der heiligung gottes.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
95, 2
(
moobd.
,
1473
/
8
):
seydt ew̃er minne fackel | ir paider hertz anzündt.
Weber, Füetrer. Poyt.
3, 5
(
moobd.
,
1478
/
84
):
so pitt ich, herr, das du mir wellst anzünnden | mein synn mit künsten flammen.
Pyritz, a. a. O.
4755
;
Gille u. a., a. a. O.
71, 13
;
76, 168
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ;
Bauer, a. a. O.
126, 2
;
5.
›etw. anzetteln, anstiften; jn. kitzeln; jn. zu etw. verleiten‹.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  1, .
Wortbildungen:
anzünder
2 › Anstifter‹ (dazu bdv.: vgl. ).

Belegblock:

Voc. Teut.-Lat.
b iiijr
(
Nürnb.
1482
):
Antzũdẽ zuvnkeusch. od’ kutzeln.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1488
):
ein weiser rat must gedulden, [...], aller ding haubtleut und anzünder zu wißen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Einen krieg Antzünden vnnd fürderen.
6.
im Beleg als Part. Prät.: ›infiziert, entzündet, voller Krankheitskeime‹ (bildlich).

Belegblock:

Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1583
):
Vnsers gmuͤts antzundte wunden | Mach seuber mit deiner gnaden.