müen,
mühen,
mügen,
V.
– 1 und 2 oft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, auch berichtende Texte.
1.
›sich in einer Sache zur Erreichung eines Zieles (meist sozialer, innerweltlicher, seltener geistlicher Art) abarbeiten, abmühen, alle Kräfte auf etw. verwenden; sich intensiv mit e. S. befassen; äußerste Mühe erfordern‹.Syntagmen
(meist refl.): sich faste / viel / minder / sere / treulich / untugendlich / vergeblich m., sich ane unterlas, für jn
. (z. B. für die bürger
), in etw
. (z. B. in einer sache
), über js. kraft, um etw
. (z. B. um frieden / einigkeit
), zu felde, zu der offenbarung, zu einem zeichen m., sich m., zu [...]
; ohne Reflexivum, mit Akk.obj.: jn., seine glieder m., es bis auf ein ende m., müen, das [...]
; mit Gen.obj. d. S. (1 Beleg): keines ungemaches m
. ›kein Ungemach scheuen‹.Belegblock:
ey ich hab mich also gemuͤet, hab geloffen, gewaeschen und zuͦgericht ec. noch sol mein mainung nichts sein.
gerochen müßt es werden [...] und solte darumb hauen und schaufeln noch eins gemutet
[Var. 1449:
gemuet]
werden! so muwete sich der rath dar inne also sere, das es entricht wart.
ir habt euch von raths wegen fur ewer burgere darunder so vil gemuhet unde bearbet.
Doch sag ich eüch hy kein riffir, | Ob ir es müt pis aüf ein ent.
wann in arbeit vnd in múung
[
müheLuther
1545, 2. Thess. 3, 8: ]
wir worchten tags vnd nachts. die bezalung diser arbeit vnd ditz buͦchs sol mir bezalen ewer gebete: wenn ich vntterweiset werde das euch das ein múung ist daz ir euch habet gewirdiget vnd habt mich geheissen daz zuͦuolbrengen.
wie sj von jrn herren und obern / befaͤlch haͤttend sich jmm handell zuͦ muͤjen / angsechen / das dz recht ettwan untrüntlich waͤr.
das nicht leicht [...] ist ze glauben aim gaistleichen menschen, der sich stätichleich muͤet vnd arbait, gedenkund vnd merkchuͤnd gaistleicher ding.
Ebd.
75, 82
: Etleich sind so vͤbergierig vnd sint pesunderleich sich muͤent vntuͤgentleichen zu gotleichen offenparung vnd zaichen, das da ist ain mass der versüchung gots.
Ebd.
85, 53
: der sint aynchleich gewesen die mit den chuͤnsten der messung fast sint gemuet gewesen.
stuend er auf und muet seine glider, | er gewuͤn vil schier guet | dann das er mit slaffen tuet.
si müten chaines ungemach | den man durch Got vertragen sol.
Zulest müet sich vasst obg’nante künigin Braunhild, [...], kaufet frid von den Haunen.
so mühe er das er ain wahrzaichen, [...] in den burkfrüdt bracht.
Als die tuͤn die das haͤiß eisen tragend: oder sich selber zuͦ vil vͤber ir kraft muͤend.
Grosch u. a., a. a. O.
149, 26
; Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
257, 2390
; V. Anshelm. Berner Chron. ;
Adrian, Saelden Hort
4824
; Schmitt, Ordo rerum
159, 9
.2.
›jn. ärgern, verdrießen, grämen, aufbringen; sich ärgern, über etw. aufregen‹ (von einzelnen Ereignissen, einem einzigen, meist vorübergehenden Tatbestand gesagt).Syntagmen:
es müet jn., jn. von etw
. ›über etw.‹ m
. (dies ohne Subj.); mit Subj. d. P./S. und Obj. d. P.: etw. jn. (übel) m., jn. sere m., jn. sere m., das [...], etw. jn. hin zu jm. m
. ›jn. über jn. aufbringen‹, j. sich (mit leiden, harte / faste) in dem sinne m., j. sich auf jn
. ›über jn.‹ m
.; passivisch: j. gemüt werden
.Wortbildungen:
müung
Belegblock:
iz mûwete in und tet im wê, | des er ein her ouch lûd in sam.
den kerl sere daz vordroz | und begunde sich vaste mugen, | daz her sich solde uzschugen.
durch dat so moit it sy van reichte | [...], | dat it in eirgen missegeit.
he hadde in sime leven vil koninge under sich gezwongen: dat moit die romer ind santen zo eme, umb [...].
Der groze spot dut mir vil we. | Doch muͦwet mich der schade me.
Herodes konigk, [...], | wysße, das mich muhet ßo sere, | das du host lossen von der gan | den viel ungezogen man.
Ir wart uff mich so rehte zorn | Und muͤt sie uff mich also sere, | Daz [...].
Do von wart der richter so gemuͤget, daz er das kint von ime warf.
daz muͤte den boͤsen geist úbel, und erschain guͤten menschen vor und trowte im.
hettist ain weltlichen man, | Mit dem müstist tag und nacht úbel zit han | [...] | Und darzü müyung mangerlay.
die buren syend herren. | das müeyt mich: ich möcht‘ mir selbs har usszeren.
Des nam sich sin fater an zuͤ moͤyen, beschikt den sun wider.
Doch wiszt, das mich myett | Von eẅrem mynneclichen leib.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe ;
Pyritz, a. a. O.
4078
; Williams u. a., a. a. O.
374, 1
; Haltaus, a. a. O. ;
Primisser, Suchenwirt ;
Klein, Oswald
117, 52
; Wackernell, Adt. Passionssp. Pf. I,
1038
; 3.
›jn. militärisch angreifen, anfallen, überfallen‹; auch vom Angriff von Tieren gesagt.Narrative Texte.
Belegblock:
în semelîchin reisin | pflag er ofte neisin | dî Ousteiten in dem zil | sî mûhinde unmâzin vil | mit manchim swindin schuire.
vor Sost in Westvalen, da das reich mit dem von Wirtzburg vast gemüt waren.
sy múten die stat von der erden vnd von dem mere
[Var. 1475
kûmerten2
–1480: ;
bekümernFroschauer
1530, 1. Makk. 15, 14 / Dietenberger
1534: ;
belagernLuther
1545: ].
do komen die muͤgling vnd fielent grimicklich vff den ritter v̀nsers herren.
die tier muetten sy gar ser; | die willden leben und die pern | [...] | versuechten den tag dikch an sy.
4.
›jn. belästigen, behelligen, molestieren, jn. / etw. stören; ein Etwas angehen, störend berühren (z. B. das Reich Gottes)‹.Phraseme:
aus etwas müens
›um zu querulieren‹; jn. in dem magen müen
›jm. auf den Magen schlagen‹.Bedeutungsverwandte:
.Belegblock:
jener dor ynne entwort [...]: muhe mich nicht, wen myn thuͤr ist czu geslozzen [...], ich inmak nicht uf sten dir icht czu gebene.
der zolner kume unde spreche, he habe nicht verzollet, unde wolle in muwen unde potewarn zu unrechte.
Gedechtnuß, rot, betrachtung muet nie sein [Got] reich.
mitrat von Diessbach, – so iez uss etwas muͤens, nit uss ernst, sich hat vom ette kuͤng an Rom und Meyland geleint.
si [elephanten] fürhtent die mäus [...], wan ir smack müet si.
Sye müessen mir darumb pagen | Das sy würt müen jn dem magen.
5.
›jn. psychisch, aufgrund seiner moralischen Überzeugungen, religiöser Glaubensinhalte quälen, martern; jn. versuchen, anfechten; sich grämen, sorgen, quälen‹ (von schwerwiegenden, teils krankheitsähnlichen Gemüts-, Moral-, Glaubensbelastungen e. P. gesagt).Texte der Sinnwelt Religion / Didaxe‘; älteres und mittleres Frnhd.
Syntagmen:
der teufel, der fras, böse geiste jn. (sere, schwerlich, mit anfechtungen / anweigungen, an js. ende) m
.; der anstos der untugend den lon in dem müen
(subst.) bringen
.Belegblock:
wan der anstôz und diu bewegunge der untugent diu bringent die tugent und den lôn in dem müejenne.
abir dy do gemuet waren von den bosen geisten, dy wurden gesunt.
das begriffen
[des
ysen]
alsus auch muͤet | des menschen sinne unnd auch mud, | wer ess in fleischlicher liebe tud. Ein bruder was heiliges lebenes, den mute der tufel gar sere mit anvechtunge der vnkvischeit.
[den] der czorn [jn.] nicht enczundet hab, der fraß nicht gemuet hab, die unkeusch nicht vermayligt hab.
swie guͦt joch der mentsch ist, so muͤgent in doch die boͤsen gaist an sim ende.
davon verhengt got, daz sy mit swaren anweigungen werdent petruͤbt vnd gemuͤet, in den sew dann vallent mit vngedultichait.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
134, 35
.6.
›jn. aufgrund sozialer, politischer, gesundheitlicher (o.ä.) Probleme belasten, jm. schwer auf der Seele liegen, jm. Schwierigkeiten bereiten; jn. durch Macht-, Gewaltanwendung bedrängen, belasten‹; auch (intrans. / absolut): ›leiden, Leid ertragen‹.Syntagmen:
j
. (z. B. der arme
) m
.; jn. m., der übermut, das verderben jn. m
.; die bürger / inwoner, der könig (faste) gemüt sein, der schultheis gemüt werden
.Wortbildungen:
müung
Belegblock:
solchs ist gemein bey den Reichen, | Wo sie die armen moͤgen erschleichen, | So muß der arme allzeit muͤgen.
Gewaltes treibt ir zumale vil, [...], das müet mich allzu sere.
daz sy beide, burger vnde inwoner [...], ane schult mit manchirley gepfote gemvhit sin.
When die plutspeyung zu ser mü | Und wer ein grimen pauchflus hab.
klagtent im, wie es inen so úbel gieng [...], das si in fast úbel erbarmtent, und stet und heren die muͦgt es all der úbermuͦt.
dadurch
[
schulden durch
fremde]
ain schulthais und das gericht zuͦ vil malen gemuͤget und bekuͤmert werden. er
[eine Person im
zorn]
tuwe daz selber ader schicke daz daz ander lewte mwen an seiner stet. Die ander [...] sint raichunt die materij der schedleichen muͤung der chrankken.
Darumb was der Romisch kunig vast gemuet und (hett) gern anikhait gemacht.