dringen,
V., unr. abl.;
schwer gliederbares Bedeutungsfeld; die Belege lassen sich teilweise mehreren Bedeutungspositionen zuordnen; in 1, teils auch 2 und 3 primär auf physisches Dringen bezogen, in 4-6 Bezug auf Handlungsdispositionen in verschiedenen Bereichen des sozialen Lebens; in 7 steht der religiöse Aspekt im Vordergrund; 8-10 differenzieren zwischen verschiedenen Bewegungsrichtungen; 11-14 erfassen weitere Gebrauchsweisen.
1.
›jn. (meist physisch, vereinzelt ütr.) drängen, bedrängen, stoßen; jn. tätlich, etw. (z. B. eine Stadt) militärisch angreifen‹; auch: ›jn. wohin drängen, treiben‹; seltener: ›im Gedränge stehen, sich drängen‹ (dies auch von Tieren gesagt); vereinzelt: ›sich liebend umschlingen‹ (verhüllend); in 1 Beleg: ›jn. belästigen‹; offen zu 2; 3.
Phraseme:
die katze an die wand dringen
›jn. in die Enge treiben‹.
Syntagmen
j. d., j. an die magdeburger, auf den fürsten d., mit einem beil auf jn., gegen das panier, nach jm., über jn. d
.; refl.:
sich in einen haufen d., die schafe sich um schafe d., die wolken sich d
.; mit Akk.obj.:
eine stat, das volk, die christen / frauen d., eins das andere d., jn. / etw. an die mauer, auf das gebirge, in das wasser, zu der tür, zu den schiffen, zu tode d., jn. in streit / ungnade d., der keiser, eine schar jn. d
.
Wortbildungen:
dringend
1 ›handgreiflich, tätlich angreifend‹ (in der Formel
dringend und häbend werden
; halem.).

Belegblock:

Lappenberg, Fleming. Ged. (
1632
):
Die Wolken drungen sich und flogen schneller fort.
Ebd. (
1634
):
Komm [...] | hieher, [...] | [...] da sich Schaf’ um Schafe dringen.
Chron. Magdeb. (
nrddt.
,
1550
/
1
):
wiewol der feindt mit gewalt an die Magdburger gedrungen.
Luther. Hl. Schrifft.
Ri. 1, 34
(
Wittenb.
1545
):
die Amoriter drungen
[
Mentel
1475
1
:
engerte
; 1475
2
:
zwang
;
Eck
1537:
bedrangt
]
die kinder Dan auffs gebirge / vnd liessen nicht zu / das [...].
Peil, Rollenhagen. Froschm.
663, 4936
(
Magdeb.
1608
):
weil er lang mit jhm [dem Fuͤrsten] gerungen / | Mit Schwert und Stang auff jn gedrungen.
Chron. Köln (
rib.
,
15. Jh.
):
da namen si [junker] 5 armer man onser burger ind drungen si zo schiffe.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1400
):
wer auch, daz yemande uns die vorgenanten stat zu Nuͤremberg in der zeit angreiffen, bekriegen oder dringen wolte.
Ebd. (
nobd.
,
1449
/
50
):
zu dem ain laden (wurden) aus gespeist frawen und kint, zu dem andern man, umb daz, daz frawen und kint nit gedrungen würden.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
hie wurt rehte die katze an die mure getrungen.
Goedeke, Fischart Flöh Haz
3989
(
Straßb.
1594
):
Kain floh kain frau soll zwingen, dringen.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
der lúte schar | Tringet dich [Ihesus] vil har und dar.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern
572, 14
(
halem.
,
1495
):
Wellicher gegen einem andern in zorniger meynung uffwischt oder sust dringent und haͤbend wirdt, gipt ze buͦß 5 ₰.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Vnder die deck ich zu ir sprang, | Sy tett sich vmb mich schliessen; | Vor lieb da ains das ander drang.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
wan in Portigal von fremden landen korn komen ist, so haben sich zuͦ zeitten die leutt zuͦ tod getrungen.
Klein, Oswald
93, 2
(
oobd.
,
vor 1408
):
scherz dringt, | zwingt und pringt | natürlich lieb in immer.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
In dem g’main haufen hindret eines den andern an der flucht und drangen aneinander in das wasser.
Luther. Hl. Schrifft.
2. Mose 12, 33
;
Jdt. 14, 5
;
Peil, a. a. O.
6232
;
Valli, Baldemann
420
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ;
Primisser, Suchenwirt ;
Koller, Reichsreg. Albr. II.
171, 26
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Voc. inc. teut.
e iijr
;
Rwb ;f.;
Vgl. ferner s. v.  9,  1,
5
 1,  5.
2.
›(gewaltsam) wohin (in Bezugsverhältnisse verschiedener, z. B. konkreter, alltagsbezüglicher, religiöser Art) drängen, vordringen; sich durch eine Menge hindurchdrängen, sich Platz verschaffen; wohin eindringen, sich wo hineindrängen‹; ütr.: ›nach etw. streben, trachten‹; auch: ›sich in eine Sache einmischen‹; in 1 Beleg: ›sich senken‹ (von der Gebärmutter gesagt); mystisch: ›sich in die Ewigkeit Gottes vertiefen‹.
Phraseme:
für sich dringen
›vorangehen‹;
zu hoch dringen
›zu hohe Abgaben fordern‹;
freude in freude dringen
›jubeln, sich über alle Maßen freuen‹;
schmerz in schmerzen dringen
›unerträglich schmerzen‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,  2,  1, ,  2,  5,  6, ,  1, (V., unr. abl.) 2, , , ,  26,  8,  3, (V.) 3.
Syntagmen
(in Auswahl):
j
. (Subj., z. B.
die feinde
)
/ etw
. (z. B.
die nacht
)
d., das volk (voneinander) d., schande vor ere, das gift zum herzen d
.;
j. fürbas, hoch, auf einen ort, durch die feinde, durch die wand, gegen den früling, in ein schif / gewelbe, in den grund, in die ewigkeit, in eine wagenburg, in die herzen, nach eren, über sich selbst, unter die rotte, zu Jesus, zum mund, zu einer katze
›Belagerungsmaschine‹
d
.; refl.:
sich in got, in einen dienst, frieden / hof, in die herschaft / kirche, in ein ampt / regiment, unter die rotte, von / zu jm. d
.; subst.:
ein dringen werden
.
Wortbildungen:
dringen
(
das
) ›Gedränge‹ (dazu bdv.:  3),
dringigkeit
›Heftigkeit‹ (a. 1536).

Belegblock:

Lappenberg, Fleming. Ged. (
1632
):
als du [Siegfried von Schönburg] in den Waffen rungest, | zornig durch die Feinde drungest.
Luther, WA (
1531
):
[Die Papisten] Wolten sich also jnn unser kirchen dringen und pflantzen durch unsern eigen mund.
Ders. Hl. Schrifft.
Lk. 5, 1
(
Wittenb.
1545
):
ES begab sich aber / da sich das Volck zu jm drang
[
Mentel
bis 1475
1
:
gachten
; 1475
2
ff.:
zuͦ fielen
;
Froschauer
1530:
überfiel
]
/ zu hören das wort Gottes.
Jostes, Eckhart
105, 5
(
14. Jh.
):
Diz zwingt die usser dinck ze lauzend, [...] úber sich selber dringen und an die blozen gotheit springen.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Mine [des kunics] ougen viere spen | In dem ovene singen, | Vreude in vreude dringen | Habende dekeinen schrantz
(›Riss, Wunde‹).
Mon. Boica, NF.
2, 1, 289, 12
(
nobd.
,
1464
):
dan ein zolner zwͦ hohe druͦnge, und derselbig furbas ander frome lewte mit dem zolle deszgleichen, ader dardurch zwͦ schaden brecht.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
105, 18
(
nobd.
,
1475
):
was des hoffmans pferd eßen, das sollen die pferdt auch eßn, und ist uns nit hoher zu dringen.
Sachs (
Nürnb.
1535
):
Auch ward ein dringen und gestöß | Ein wasen-werffen von den jungen.
Trunz, Meyfart. Rhet.
1, 368, 21
(
Coburg
1634
):
Hierinnen wurde Asacius verstanden / der sich in das Bischoffliche Ampt mit Gewalt getrungen hatte.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
tring dich in Got als swintlich das dir die súnde ze mole enphallent.
Ebd. (
E. 14. Jh.
):
Der mensche tringe mit allen sinen kreften [...] in Got.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
208v, 17
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Fúr die bermuͦter, die nider / sich dringet.
Schmidt, Rud. v. Biberach
47, 3
(
whalem.
,
1345
/
60
):
da [...] er [geist] da belibe emzige in der einodi, dringe in die ewikeit vnd „wone in dien himeln“.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Gerechtichait e fuͤr sich drankch, | Die ist gevallen ein stiegen ab.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
16, 31
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Wie da smerz in smerzen drangen!
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
in solichen besondern (frid) Ewr Kayserliche Wirdigkait sich auch trangen und under Ewrn bryeff und sigel Ewch verschrybt, den zu halten.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
sein [Pyrrhus] gemüet stuend nur nach grossem preis ruem und lob, rang und drang allzeit nach grossen êren.
die Baiern [...] drungen in die wagenburg, das die Römer nit herauß kunten.
Luther. Hl. Schrifft.
Sir. 7, 4
;
Lk. 16, 16
;
Quint, Eckharts Pred. ; ;
Anderson u. a., Flugschrr.
3, 3, 33
;
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
1188
;
2207
;
Kurz, Waldis. Esopus ;
Mone, Adt. Schausp. ;
v. Ingen, Zesen. Ged.
394, 7
;
Langen, Myst. Leben
197, 10
;
Trunz, a. a. O.
1, 20, 23
;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
222
;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst ;
Schmidt, a. a. O.
6, 6
;
58, 2
;
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 124, 18
;
Andreae. Ber. Nachtmal
61v, 2
;
Klein, Oswald
21, 29
;
Munz, Füetrer. Persibein
53, 7
;
Qu. Brassó
5, 575, 13
;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 81
.
Vgl. ferner s. v.  3,  3,  1,  5,  2, (V.) 1.
3.
›jn. / etw. von einem realen oder gedachten, angestammten oder pragmatisch zu erwartenden Ort weg bewegen, stoßen, jn. mit Gewalt wegdrängen, verdrängen, vertreiben; sich gegen js. Widerstand von einem Ort wegbewegen‹; auch ütr: ›sich von etw. distanzieren‹; überwiegend mit der Präp.
von
.
Phraseme:
jm. die krone vom haupt dringen
›jn. seines Amtes entheben‹;
etw. auf stücken dringen
›etw. voneinander scheiden, trennen‹ (im Beleg von Metallen gesagt).
Syntagmen:
die barschaft von jm., steine von der stiege, den wächter ab der wacht, jn. aus der aue, sich von jm., jn. / etw. von jm., vom herkommen / rechten / reich, von der müle, von den freiheiten / freuden / gewonheiten / landen / privilegien / schlössern / stätten d., die sele vom leichnam d
.

Belegblock:

Luther, WA (
1535
):
tamen non vult, ut serviam Teufel et suis Apostolis und las mich dringen fur
›von‹
seiner [Christi] lere.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
191, 4504
(
Magdeb.
1608
):
JSt nun Silber / vnd Gold daran / | Ein wasser beydes scheiden kan. | Das es das Silber heraus zwingt / | Oder beydes auff stuͤcken dringt.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
da wurd ein solchs gedreng, das die leut einen quaderstain von der stiegen drungen.
Sachs (
Nürnb.
1543
):
Er aber thet sich von ir [junckfrawen] dringen.
Goedeke, Fischart Bund Bäpstler
10
(
Straßb.
1589
):
das sie iren königen | Wöllen die kron vom haupt tringen.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1415
):
Ir [Friderich] mügt aber wol versten, wer uns solchs zuͦzewht, daz uns der nicht güts gan, und wolt ew also mit unwaren worten ganz von uns dringen.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
welcher nachts [...] vnser Statt wechter [...] vnderstünd [...] ab ir wacht zuͦdringen / der sol vom leben zuͦm tod [...] gericht werden.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
E. 15. Jh.
):
als der bischof gen Rom kam [...], do verclagt er die stat [...] vor dem bapst und cardinalen, wie sie in von seinen freiheiten drungen hetten.
Ebd. (zu
1548
):
daß die erbern geschlechten von oberzelten privilegien, herkomen und gewonhait schmechlich getrungen [...] worden.
Klein, Oswald
2, 45
(
oobd.
,
1421
):
An weiplich zucht | kompt si mir selden immer auss den oren, | wie si die barschafft von mir drung.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Derselb dispott durch die Turckhen von dem und allen seinen landten gedrungen wort.
Küther, UB Frauensee
152, 5
;
Ermisch, Freib. Stadtr. ;
Kohler u. a., Peinl. GO Karls V. ;
Klein, a. a. O.
95, 10
;
Leidinger, V. Arnpeck ;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 21
.
Vgl. ferner s. v. , .
4.
›jn. zu etw. nötigen, zu einer Handlung drängen, zwingen; von jm. etw. (vehement) fordern, auf etw. bestehen / pochen, etw. (mit Gewalt) durchsetzen, erzwingen, erpressen‹; oft mit Hervorhebung des Instrumentalis (z. B.
jn. mit hunger dringen
); auch mit unpersönlichem Subjekt (z. B.
der hunger, die bosheit jn. zu etw. dringen
).
Phraseme:
jn. zwingen und dringen
(häufige Paarformel).
Syntagmen:
auf jn. / etw
. (z. B.
auf die strafe, auf das christentum / gelübde / gewissen / jurament / recht, auf die freiheiten
)
d
.;
jn
. (z. B.
die ratsherren
)
/ etw
. (z. B.
eine stat
)
d., das [...] / zu [...]
;
die liebe Christi jn. d., die not jn. (dazu) d., das [...], der hunger / traminer, die bosheit / liebesnot jn. zu etw. d., jn. aus einer liebe zu etw., in die pflicht d., jn. mit betrug / gewalt / hunger / macht d., jn. zur anwerbung / arbeit, zu einem dienst / eid / opfer / zeugnis, zu einem bösen leben d
.
Wortbildungen:
dringend
2 ›dringlich, nötigend‹,
dringer
(dazu bdv.: , ,
der
, 1, , ),
dringlich
(dazu bdv.:
1
,  5, ).

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Noͤtten noͤtigen dringen zwingen.
Luther, WA (
1532
):
Sonst wo man nicht auff dem beruff odder befelh fest stunde und drunge, wurde zu letzt keine Kirche nirgent bleiben.
Ebd. (
1545
):
Nu hatte das Concilium zu Costnitz, [...] dringende ursachen, solchs zu setzen und zu schliessen.
Ders. Hl. Schrifft.
Jdt. 7, 10
(
Wittenb.
1545
):
die not wird sie [die kinder Jsrael] dringen / das sie die stad vbergeben müssen.
Köbler, Ref. Wormbs
41, 20
(
Worms
1499
):
soll ein Vatter oder Muter für oder wider ir lyplich kindt zu gezugnus nit zugelossen noch getrungen werden.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Das sie der Pfarrner offt anficht, | Vmb jre Jungfrawschafft zu bringen, | Vnd zu eim boͤsen leben dringen.
Knape, Messerschmidt. Bris.
27, 17
(
Frankf./M.
1559
):
Jn dieser zeit [...] hatten die von Genua / die statt Famagusta [...] ein lange zeit [...] belegert gehabt / vnd dahin mit hunger getrungen / das sie sich gar bald hetten muͤssen ergeben.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
101, 21
(
omd.
,
1548
):
Begebe sich’s, das sich ein gang teilte und voneinander fiele und die jungern drungen auf den eldisten, ein drumb zu kiesen und anzunehmen.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
178v, 23
(
Leipzig
1588
):
Darumb treibet / zwinget vnd dringet jhn sein liebreiches Hertze / den Nehesten vmb seiner mengel [...] willen / trewlich zu straffen.
Voc. Teut.-Lat.
g iijv
(
Nürnb.
1482
):
Englisch dringlich zwenglich hefftiglich stricte.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
Die pfaffen, münch [...] | [...] | [...] woͤllen sie [oberkeit] damit bezwingen, | Mit herren krefften darzuͦ tringen, | Das sie in geben sollen kragen.
Lauater. Gespaͤnste
32v, 9
(
Zürich
1578
):
do habend sy widerumb vff jre fryheiten getrungen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1552
):
man hat [...] die frommen prediger und lehrer [...] aus dem hailigen reich zuͤ schweren getrungen und genötiget.
Anderson u. a., Flugschrr.
2, 3, 8
([
Augsb.
]
1523
):
wird ich verursacht / vñ auß christlicher lieb gedru͂gen / Ain sermõ auß der Bibel zuͦ klauben.
Ebd.
15, 6, 33
([
Worms
1521
]):
erstlich haben sy
[Papst und Kurie]
[...] künig Hainrichen [...] ain bezwungen fryden mit ynen anzuͦneme͂ / gedrungen.
Rot
352
(
Augsb.
1571
):
Solicitator, Anhalter / bitter / werber / [...] / tringer / zwinger.
Klein, Oswald
26, 94
(
oobd.
,
1427
):
der snarcht recht als ain hafenreuss, | wenn in der starck traminner trang ze saigen.
Rintelen, B. Walther
174, 10
(
moobd.
,
1552
/
8
):
Wann ein Erb einen Gescheftinger zu einem Geschaft mit Gewalt oder Betrug tringt oder verursacht oder ine daran verhindert.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
165, 3761
;
Pfefferl, Weigel. Gn. S. 
159, 25
;
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. ;
ders. Hl. Schrifft.
2. Kor. 5, 14
;
Anderson u. a., a. a. O.
3, 10, 28
;
Wyss, Limb. Chron. ;
Kurz, Waldis. Esopus ;
Wolf, Rothe. Ratsged.
29, 4
;
Thiele, Chron. Stolle ;
Böhme, Morg.R.
16, 4
;
Skála, Egerer Urgichtenb.
136, 14
;
Kurz, Murner. Luth. Narr ;
Schorer, Sprachposaun
45, 4
;
Rauwolf. Raiß ;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Leidinger, V. Arnpeck ;
Rintelen, a. a. O.
25, 7
;
Mell u. a., Steir. Taid. ;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
91, 15
;
Voc. Teut.-Lat.
k iiijr
;
5.
›von jm. Abgaben oder Dienste einfordern; jn. rechtlich / wirtschaftlich bedrängen, in Schwierigkeiten bringen, von jm. Geldleistungen eintreiben, abpressen‹; auch: ›jn. unterdrücken, in seinen Rechten einschränken‹; meist auf die Beziehungen zwischen Obrigkeit und Untertanen bezogen; speziell: ›jn. vor Gericht bringen, beschuldigen, jm. die Schuld zuweisen‹; als Spezialisierung zu 4 auffassbar; zu rechtssprachlichen Verwendungen vgl. .
Gewisse Beleghäufung für Rechts- und Wirtschaftstexte.
Gegensätze:
 37, .
Syntagmen:
jn
. (z. B.
den knecht / münzmeister, die bauern / christen / untertanen / weibsbilder
)
d., jn. d., zu [...], etw
. (z. B.
hofarbeit
)
auf jn. d., j
. (z. B.
ein keiser, die gläubiger / herren
)
jn. d., j. jn. an das gericht, auf jn., durch drohe / furcht, mit gelübde, unrecht, steuern / vögten, um gut, wieder billigkeit / freiheit / gnade / recht, zum verderben, zu diensten d
.

Belegblock:

Koller, Reichsreg. Albr. II.
163, 31
(
1438
/
9
):
gebieten darumb allen und iglichen fursten [...], das sy die egenanten von Regenspurg wider soliche ire gnade, freiheit und recht nicht dringen, sunder sy getruelich dabey schutzen und schirmen.
Kohler u. a., Bamb. Halsger. (
Bamb.
1507
):
personen [...], die auch merermals die lewt durch soͤlich drohe vnd forcht wider recht vnd billigkeyt dringen.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
[Alexander] zwung und drung mit stewrn und schetzen.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs.
um 1474
):
wan es im [man] allerfuglichs ist, so slahentz sy auff und veruntrewen dye welt [...] mit unzimlichen gewynnen und tringen arm leut.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
aber vsserthalb derselben koͤuffen vnd verkouffen ligender stuck vnd guͤter [...] sollen sy [Wybßbild] [...] mit voͤgten nit beladē noch getrungē werden.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
E. 15. Jh.
):
man hab in gesagt, wie der türckisch kaiser die cristen ser tringe.
Leidinger, A. v. Regensb. (
oobd.
,
um 1430
):
dâ dy betrübär gemaynes nuczzes mit dem puntt und gelüb hart gedrungen wurden, da verkerten sich die dieng.
Fuchs, Kart. Aggsbach (
moobd.
,
1459
):
wellen ernstlich, daz sy [undertanen] die benanten prior und convent [...] beÿ solhen iren gnaden freihaitn [...] hanthaben und dawider nicht dringn oder beswêrn.
v. Maren, Marquard. Ausgabe
101, 3
(
Venedig
1483
):
Zuͤm vierden mal alle die mit vnrecht ir vndertan dringent vͤmb guͦtt.
Behrend, Magd. Fragen ;
Löscher, Erzgeb. Bergr.
153, 13
;
Kisch, Leipz. Schöffenspr. ;
Anderson u. a., Flugschrr.
18, 6, 20
;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Qu. Brassó
4, 514, 13
;
Rwb ff.;
Vgl. ferner s. v. ,  2, .
6.
›sich um jn. / etw. drängen, streiten, sich (sehr) um etw. bemühen‹.
Verstärkt erzählende Texte.

Belegblock:

Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Wenn abers gluͤck gewint den sturtz, | Zuhandt wirdt alle Freundtschafft kurtz, | Vnd der mit Freunden war vmbringt, | Vmb den sich jetzt kein Freundt mehr dringt.
Thür. Chron.
5v, 27
(
Mühlh.
1599
):
Die Buͤrger [...] drungen sich auch nicht vmb die Regierung.
Fastnachtsp. (
nürnb.
,
15. Jh.
):
So gibt sie [erznei] im ainn solchen gesunt, | Das all pös wint unten nauß müßen singen, | Das sich di seu werden ümb in dringen.
Sachs (
Nürnb.
1554
):
Ich opffer gar nichts uberal, | Wiewol er offt klagt ob den dingen, | Daß sich bawrn nit umbs opffer dringen.
7.
›jn. geistig-seelisch bedrängen, anfechten, in seinem Glauben verunsichern‹; ›jn. aus religiösen Gründen angreifen, unterdrücken‹; auch: ›jn. von seinem Glauben abbringen‹; als Ütr. zu 1 und 3 auffassbar.
Theologische und religiös-didaktische Texte.
Syntagmen:
j., der wiedermut, die not / sünde, das gewissen jn. d., der babst jn. vom evangelium / glauben d
.

Belegblock:

Luther, WA (
1529
):
bitte ich [...], ein iglichs frumes hertz wolte mich nicht verdencken, [...] sondern ansehen meine not, dahin mich der unruͤgige man dringet und treibet.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
87, 10
(
Nürnb.
1548
):
ob er sich gleich stellet / alß hoͤre er nit was sie sag [...] so dringet sie doch die not / welche sie in jrem hertzen fuͤlet.
Ebd.
261, 16
:
da Got gewiß erhoͤren wil / wenn dich dein suͤnd / vnnd gewissen dringen.
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
7, 13, 19
(
Straßb.
1520
):
zeigst aber in so manchen deinen biechlin so trefflich an / warim vnß der bapst von dem glauben dringe vnd dem heiligen ewangelio
(angesprochen ist Luther).
Langen, Myst. Leben
217, 17
;
Bihlmeyer, Seuse ;
Eichler, Ruusbr. steen
969
.
8.
›aus etw. hervorgehen, herausdringen, herauswachsen‹ (von Flüssigkeiten oder Pflanzen gesagt); ›durch etw. hindurchgehen, hindurchdringen‹ (von spitzen Gegenständen gesagt); ›jubilieren‹ (von Vögeln); ›etw. (Klänge Gesänge o. Ä.) hervorbringen, ausstoßen, heraustönen‹.
Verstärkt literarische und didaktische Texte, teils gebundener Form.
Syntagmen:
vögel d
. (absolut);
rosen aus dem anger, der geist / lobesang, eine lere, das gebet, dornen / hammerschläge / nägel, feuer / wasser durch etw., blut von jm., ein sper jm. durch die seite d
.;
etw. aus dem anger / schlos des herzen, aus der erde / natur, aus den zweigen, durch den fus / harnasch / haufen / himmel / nebel, durch die haut / seite / sele, durch das bein / firmament / herz, durch die wolken d
.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Sir. 35, 21
(
Wittenb.
1545
):
DAs gebet der Elenden / dringet durch die wolcken.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
510, 99
(
Magdeb.
1608
):
Das Wasser drang jhn durch den Mund / | Das sie als Stein suͤnken zu grund.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
wan ez hât einen natiurlîchen ûzganc und dringet ûz der natûre als der ast ûz dem boume.
Froning, Alsf. Passionssp.
5600
(
ohess.
,
1501ff.
):
recket en [Jesus] nach des cruczes lenge | byß an der locher zeychen, | das beyn und fuß daran reichen, | das die neyl dadorch dringen!
Dietrich. Summaria
24r, 9
(
Nürnb.
1578
):
des [sauerteigs] darff nit vil sein / vnd dringet dennoch durch einen grossen hauffen.
Menge, Laufenb. Reg.
356
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
So ist ein vatter alsus | Die sunne aller dingen | Die vß der erden tringen.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Durch sin [Ihesus] hut úncz uf das bain | Drungent die dorne vil gemain.
Vil suͤssen, núwen lobesang, | Der durch alle hymel drang, | Sungent sú [engel] von suͤsser kel.
Klein, Oswald
42, 6
(
oobd.
,
v. 1408
):
drat frü und spat | hört man dringen | singen, klingen | voglin in den auen.
Ebd.
111, 186
(
1436
):
die hamersleg Maria hort | und drungen da durch ires herzen sel.
Quint, a. a. O. ;
Froning, a. a. O.
6398
;
v. Ingen, Zesen. Ged.
385, 26
;
Klein, a. a. O.
16, 26
;
Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 43
.
Vgl. ferner s. v.
1
 1, (
die
1,  2, ,  1.
9.
›(Flüssigkeiten) aus etw. herausdrängen, herausdrücken, -pressen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1, I, 4.

Belegblock:

Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
Czwar si ist di schale clar | Di der wise Salomon | Und der wore Gedeon | Hat vollen vol geladen | Des towes der genaden | Den er uz der wolle drang.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
diu sunne schînet durch daz glas und dringet daz wazzer von der rôsen.
10.
›etw. (z. B. ein Schwert) in etw. hineinstoßen‹; auch ütr. gebraucht.

Belegblock:

Wickram
4, 37, 27
(
Straßb.
1556
):
Du [Roberte] hast mir fürwar mit deinen worten ein eyßkalten stral durch mein hertz gedrungen.
Klein, Oswald
23, 63
(
oobd.
,
1425
):
ouch ward in mich gedrungen | ain swert nach halbes lanck.
11.
›etw. in eine andere Sprache übersetzen; etw. in Verse zwingen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  2, .

Belegblock:

Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
daz er [Eronimus] [...] | Wyt zusamne hat gezogen | Und indaz latin gedrungen | Uz manherhande zungen | [...] | Alle sunderliche buch.
Opitz. Poeterey
11, 1
(
Breslau
1624
):
Die worte vnd Syllaben in gewisse gesetze zue dringen / vnd verse zu schreiben / ist das allerwenigste was in einem Poeten zue suchen ist.
12.
›etw. weben, etw. (z. B. einen Gürtel, ein Gefäß) flechten, etw. kunstvoll, mit formender Hand gestalten‹.
Älteres Frnhd.
Bedeutungsverwandte:
 2; vgl. , .

Belegblock:

Stackmann u. a., Frauenlob
7, 9, 15
(Hs. ˹
md.
auf nd. Grundlage,
v. M. 14. Jh.
˺):
da kere sin selbes sinne zu, | swer wil den borten dringen.
Ebd.
7, 11, 1
:
Ein vaz daz lie sich dringen | von adamant
(vgl. die Anm. des Hrsg. zu dieser Stelle).
Ebd.
9, 17, 18
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
von cleinem vadem wirket man | ein snur, swer dringen kan, | und uz der snur ein vestez seil.
13.
als Partizipialadjektiv
gedrungen
: ›wie von Künstlerhand geformt; gedrängt, dicht stehend, eng beineinander‹;
vgl. ferner s. v.  2.

Belegblock:

Pyritz, Minneburg
3241
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Uz irer bruste saffe | Zwen eppfel sint entsprungen, | Gebrutet und auch gedrungen | Zu sammen als ein balle.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Die falwen loͤcke des schoͤnen hoͮptes sint gedrungen sam die wunnenclich heide.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Gedrungen [...] à dringen. Gedrungen sitzen.
Koppitz, Trojanerkr. .
14.
›einen Grubenbau anlegen, einen Stollen vorantreiben‹.

Belegblock:

Löscher, Erzgeb. Bergr.
95, 20
(
omd.
,
1548
):
der neufenger wolte alsdan allererst an einem andern ort kuebel und seil einwerfen in meinung, seine fundtgrub seines gefallens zu strecken, und also die maßen furtzurucken durchs vormeßen dringen.
Paul, Wb. Bergmannsspr.
1987, 154
.