gleichnis,
die / das
(beides in annähernd gleicher Frequenz);
(für
die
),
-nisses
(für
das
)
/ -nisse, -nissen, -Ø
;
Syntagmen auf
die
hin normalisiert.
1.
›Gleichheit, Ähnlichkeit, Gemeinsamkeit zwischen zwei oder mehreren Bezugsgegebenheiten (z. B. Sachen, Personen, Eigenschaften)‹;
zu
1
(Adj.) 1.
Phraseme:
des gleichnis(se)
›desgleichen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.
Syntagmen:
(das / ein) g. begreifen / formieren / hassen
, [wo]
finden, j. g. zu jm. haben
;
kein g. zwischen
[jm. und jm., e. S. und e. S.]
sein
;
die metaphora wegen der g. auf eine andere bedeutung versetzen
;
g. der dinge, g. der türken
›mit den türken‹;
die verborgene g
.

Belegblock:

Luther, WA (
1521
):
ßo doch keyn gleychniß ist tzwisschen dem wortt gottis und unßerm werck.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
daz diu verborgen kraft der natûre hazzet verborgenlîche glîchnisse, als verre ez in im treget underscheit und zweiunge.
Hilliger, Urb. St. Pantaleon (
rib.
,
1372
):
wat vort velt van zeynden of van peichten, van gensen of van hoynre of des gelychnisse.
Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1428
):
Darup dat he nein noch ja antworden en woulde ind meinte, man vunde viel gelijchnisse
(zwischen zünftiger Arbeit und Pfusch).
Erben, Omd. Chrestomathie
24, 15
(
omd.
,
um 1470
):
Sintenmal nu die libe ist vnder den, die eine gleichniße zcu sampne habenn.
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
228v, 13
(
md.
/
oobd.
,
1446
/
8
):
Merke nu, ab von der wunden, dy do geschicht / von deme swertte ader des gleichniß, [...].
Trunz, Meyfart. Rhet.
1, 72, 4
(
Coburg
1634
):
Die Metaphora ist / wenn man ein Wort / von seiner eigenen vnd angebornen Bedeutung nimmet / vnd wegen der Gleichnuß auff ein andere versetzet.
Goedeke, Fischart Flöh Haz,
2577
(
Straßb.
1594
):
Es ist kain gleichnus zwischen euch, | Jr sind gar schwarz, und sie sind blaich.
Kohler, Ickelsamer. Gram. (wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
Das ander ist ain frag zeichen, das setzt vnd braucht man wa fragrede seind, vn̄ ist auch nach der stym̄ art vnnd gleichnus geformiert [...], wie sich die stym̄ in ainer frag am ende erhebt.
Höver, Bonaventura. Itin. B
577
(
moobd.
,
1450
/
60
):
die ding, der gleichnuͤß jn creaturen nicht mugen erfunden werden.
Schmidt, Rud. v. Biberach
70, 22
;
Baumann, Bauernkr. Oberschw. ;
2.
›Bild, Ebenbild, Abbild, Spiegelbild, Kopie e. S./P.‹; auch ›Vorbild‹;
vgl.
1
(Adj.) 145.
Texte der Sinnwelt ,Religion‘, auch ,Didaxe‘, sowie berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1, ,  5,  3,  1, , , (
die
1; vgl.  2,  1.
Syntagmen:
im
(refl.: ›sich‹)
eine g. machen / schaffen, eine g. von etw. nemen
, [wohin]
senden, js. g. an einem bilde sehen, die g
. (Akk.obj.)
(der tiere) got nennen
;
eine stat eine g
. [einer anderen]
sein
;
got ane g. in der sele wirken, etw. nach einer g. machen, jn. nach seiner g. schaffen, die marter nach der g. (der sünde) messen, der mensch zu einer g. (gottes) gemacht sein
;
die g. gottes, seines selben, eines menschen / menschensones / steines, der sünde / missetat, der tiere, des obersten Jerusalem
;
die abgemalte / schlechte g
.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc Dan.
10, 16
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
do rurte mine lippe als ein glichnisse
[
Eck
1537:
bildnus
]
einis menschensonis, und ich tet uf minen munt.
Luther. Hl. Schrifft.
2. Mose 20, 4
(
Wittenb.
1545
):
Du solt dir kein Bildnis noch jrgend ein Gleichnis machen / weder des das oben im Himel / noch [...] ist.
Pfefferl, Weigel. Ges.
3, 7
(
Hamburg
1646
):
Hat er
[Gott]
ihm gemacht vnd geschaffen ein gleichnis vnd bildtnuß, Nemblich die vernufftige Creatur als den Engel vnd Menschen, zu seiner gemahlschafft.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Wann er [sun] ist ein volkommen gleichnuß vnnd ein volkommens bild des vatters.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Abmalen. [...] Ein gleichniß / ebenbild / oder abbild von etwar nemmen.
Sermon Thauleri
5va, 8
(
Leipzig
1498
):
Aber got bedarff keins bildes nach er hat kein bilde Got wircket in der sele on alles mittel. bilde. ader gleichniß.
Palm, Veter Buoch (
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
Nu (gienc) er vor die celle vnd sach einen in sines selben glichnisse siczen vnd werken.
Sachs (
Nürnb.
1544
):
[ich] Mach durch ein schlechte gleichnuß | Gar ein gwaltige zeichnuß.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
so er sinen vatter nüt möhte
(›könnte‹)
me lebendig gesehen, das er doch sine gestalt und glichnysse an eime bilde sehe.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
1513 haben die von Weyssenhorn [...] ain gleichnuß aynes stains lassen machen in gleicher form, grösse, lenge, [...], wie der recht stain gewesen ist.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
das Gott die pen und martter der sünd [...] wigt nach ir gleichnüsz und ebenbild
[dahinter steht das Konzept der spiegelnden Strafe].
Höver, Bonaventura. Itin. B
134
(
moobd.
,
1450
/
60
):
durch englisch vnd jerarchikleich ordnung, die
[Bezug nicht eindeutig]
jn vnsern gemuͤtten suͤllen gemacht werden nach gleichnuß des öbresten Jerusalem.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
„We dir Osterreich, du [...] kumbst in aines wueterich hanndt!“ Das ist ein geleichnus gewesen, der propheten weyssagung der zerstorung Jherusalem.
Turmair (
Nürnb.
,
1541
):
Da fieng er [Prometheus] an und wolt auch selber menschen machen, nam einen klotz leimen und macht ein gleichnus eines menschens.
Ebd. (
moobd.
,
1522
/
33
):
von der stat Rom wegen, dero si [stet] gleichsam bildnus und abgemalte gleichnus warn.
Pfefferl, Weigel. Gn. S.,
63, 11
;
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 1549
;
Schmidt, Rud. v. Biberach
16, 30
;
Bachmann u. a., Volksb. ;
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
1366
;
Dietz, Wb. Luther f.
Vgl. ferner s. v.  1.
3.
›Gestalt, Erscheinung, Aussehen, Verkörperlichung, Substantialisierung einer sinnlich nicht oder kaum faßbaren, meist religiösen, fiktiven o. ä. Gegebenheit in sinnenzugänglicher Form‹; vereinzelt: ›Gestalt einer sinnlich faßbaren Bezugsgegebenheit in einer anderen Erscheinung‹; in den Belegen und deren Umfeld stehen folgende ,Tatsachen‘ und Erscheinungen in Bezug zueinander:
leichnam
(Christi) mit
brot / wein / speise
(oft);
Christus
mit
mensch / seraphin
;
geist
mit
pilgerim
;
teufel
mit
frau, schalk
;
feind der hellen
mit
schlange
;
mensch
mit
hund, ochse
;
vgl.
1
(Adj.) 1234.
Meist älteres Frnhd.; Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Bedeutungsverwandte:
 4,  1.
Syntagmen:
die g. kauen / trinken
;
jm. eine g. erscheinen
;
seine ere in die g. (eines ochsen) verwandeln, in js. g. kommen, Christus in g. der menschen gemacht sein, den leib mit g. verdecken
;
die g. Christi, eines ochsen, des menschen / pilgerims / schlangen, einer frauen, der speise, hunde g
.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Ps. 106, 20
(
Wittenb.
1545
):
SJe machten ein Kalb [...]. Vnd verwandelten jre Ehre / Jn ein gleichnis
[
Froschauer
1530:
bild
]
eines Ochsen.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
und daz [lichname] di pristere hŭte dis tages von dem altere in brotes gelichnusse gaben.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
do erschein im vor in einer geischlichen gesihte ein glichnús des gekrúzgeten Cristus in eines Serafins bilde.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
13, 7
(
els.
,
1362
):
Den gebot sant Andres das sú in hunde glichnisse dem volke sich erzoͤgetent.
Ebd.
27, 30
:
Vnder des kam der boͤse geist in der glichnisse eins bilgerins.
Illing, Albert. Sup. miss.
2312
(
els.
,
n. 1380
):
das er den lichomen vnsers herren werliche enphohet vnd die gelichnisse des brotes vnde wines, [...], das er die glichnisse mit sin zen oder zungen werliche kuwet vnd trinket.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
1, 12
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
Do kam ein schalg, der vient von der hellen, der dis beneit, in eines schlangen gelichnisse.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
do kam der túvel in ainer vrowen glichnust und wolt in [sant Bernhart] versuͦchen.
Schmidt, Rud. v. Biberach
152, 1
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Dar vmbe hat er [Cristus] vertekt sinen lip mit glichnissi einer gewanlicher spise.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
14, 28
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
Er [Christus] ist gemachet in glichnüsse der menschen.
4.
›leicht begreiflicher, der Alltagswelt entnommener Gegenstand oder Sachverhalt, der für einen anderen, meist hintergründigen steht‹; als Metonymien: ›Gleichnis, kurze in belehrender Absicht und Funktion vorgenommene Fixierung und vorgetragene Erzählung eines solchen, teils zweckentsprechend fingierten Sachverhaltes‹ sowie ›Lehre‹; auch: ›Metapher; Vergleich, veranschaulichender Einzelfall einer Reihe ähnlicher Fälle, veranschaulichendes Bild‹;
vgl.
1
(Adj.) 135.
Meist Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
zu gleichnis
›entsprechend‹.
Bedeutungsverwandte:
,  1,  6,  3,  2,  1, ,
1
 157,  2,
2
 6, , , .
Syntagmen:
eine g. brauchen / erzälen / nemen / reden / sagen / sprechen / setzen / gedenken / hören / merken / betrachten/ verstehen
, [wo]
finden, an / bei / zu jm. / etw. nemen, jm. eine g. geben / vorhalten
;
die g. etw. leren, zu etw. dienen
;
etw. eine g. sein
;
jn. (nicht) ane g. leren, bei g. etw. meinen, durch g. reden, jn. durch gleichnisse unterweisen, etw. in g. zeigen, die warheit in einer g. sehen, got in gleichnissen bekennen, in gleichnissen mit jm. reden, mit gleichnissen etw. ausdrücken / vorbilden, jn. mit einer g. leren, etw. mit einer g. beweisen / erläutern / beschreiben / befigurieren, jn
. (z. B.
got
)
mit g. beweisen, etw. nach einer g. merken, übermiz gleichnisse sprechen, etw. zu einer g. setzen
;
die g. des waldes, ewiger warheit, aus der natur / vernunft / erfarung, von dem hafner / hausvater / weinberg / senfkorn / unkraut, von der henne, zu einer erklärung
;
die feine / gebesserliche / kurzweilige g
.
Wortbildungen:
gleichnisheit
.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
/
3
):
Des nempt ein gleychnis an den fischen im wasser, wenn sie jns netz kommen, [...], so [...].
welche [kinder] durch bildnis und gleichnis besser bewegt werden, die Goͤttlichen geschicht zu behalten, [...], das auch Christus umb der einfaltigen willen eitel gleichnis [...] gepredigt habe.
Das gleichniß lassen wir gen im ainfältigen verstand.
Ebd. (
1544
):
die Juͤden haben diese gleichnis und Predigt Christi wol gehoͤret, aber gar nichts verstanden.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
20, 32
(
Magdeb.
1608
):
das sie mit den gleichnussen / von den vnvernuͤnfftigen thieren / pflantzen [...] denckwirdige sachen vorbildeten.
Ebd.
300, 1208
:
Er laß auch viel alter Geschicht / | Der Poeten kuͤnstlich Gedicht / | Vnd merckt daraus je lengr / je mehr / | Gleichnuß / Exempel / Spruͤch vnd Lehr.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Es [...] duncket mich gar (vn)billich, das man gott mitt gleichnuß muͦß beweisenn.
Froning, Alsf. Passionssp.
5149
(
ohess.
,
1501ff.
):
Neyn, der sone ist geborn alleyn! | by glichniß ich das meynn.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
her [Jhêsus] hât zuͦ en vile geredet in glîchnissen
[
Mentel
1466-1475
1
:
gleichsam
].
Feudel, Evangelistar
14, 16
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
myt alsulcheme glichnysse larte unse herre sine jungeren. Wene ane glichnisse larte her sy nicht.
Harms u. a., Alberus. Fabeln
29, 5
(
Frankf./M.
1550
):
das man die einfeltigen durch Fabeln / oder gedicht / vnd gleichnisse vnderweise.
Gille u. a., M. Beheim
123, 453
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
daz er | uns mit den dingen geb ain ler | und gleichnis czu petrahten.
Ebd.
427, 3
:
wie daz Jhesus dise gleichnus | da wider seine junger rete.
Voc. Teut.-Lat.
l jv
(
Nürnb.
1482
):
Gleichnuß od’ fremde rede. allegoria.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1490
):
also zu gleichnus der romischen siben kirchen warden hie auch siben bestimpt.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Bi der wunden minne nemen wir ein gelichnisse.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 944
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
Aber ist es, daz wir sinneliche glichnisse setzent vmb gropheit der sinne, den wir es von vssen zoͤigent, dis wurt doch in der warheit von innen gemerket.
Ebd.
3, 32
:
Wan got begriffen vnd verston ob allen glichnissen, also als er ist in im selben, daz ist got sin mit gotte sunder mittel oder einige anderheit.
Andreae. Ber. Nachtmal
57r, 8
([
Augsb.
]
1557
):
Es werden wol zuͦ erklerung dises Gehaimnus allerlay gleychnus gebraucht.
Rot
336
(
Augsb.
1571
):
das man die Priester vnnd Seelsorger pastores nennt / Vnnd geschicht solches in einer gleichnus / dann was der Vichhyrt mit den vnuernünfftigen schaffen zuthuͦn schuldig / Das ist der Geistlich Pastor in seiner gstalt auch schuldig.
Niewöhner, Teichner
618, 27
(Hs. ˹
moobd.
,
1469
˺):
davon ich sprich in gleichnusshait | als von dem ich vor han gesait.
Peil, a. a. O.
125, 2546
;
Quint, a. a. O. ; ;
Jostes, Eckhart
58, 2
;
Gropper. Gegenw. ;
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
243
;
Hübner, Buch Daniel ;
Strauch, Par. anime int.
1, 13
;
Bechstein, a. a. O. Lk. ;
Sermon Thauleri
2ra, 32
;
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
17vb, 14
;
Gille u. a., a. a. O.
79, 174
;
311
;
81, 101
;
123, 304
;
Reichert, Gesamtausl. Messe
84, 20
;
Dietrich. Summaria
21v, 16
;
24
;
22r
;
15
;
Vetter, a. a. O. ;
Eichler, a. a. O.
2, 501
;
583
;
1872
;
Lindqvist, K. v. Helmsd.
3553
;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Heidegger. Mythoscopia
52, 28
;
Illing, Albert. Sup. miss.
1651
;
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
66, 17
;
Andreae. a. a. O.
58v, 18
;
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
77, 108
;
Steer, K. v. Megenberg. Sel
171
.
Vgl. ferner s. v.  24, ,  13, , ,  2.
5.
›Gleichheit, Ähnlichkeit, Analogie zwischen Gott und der gesamten Schöpfung‹ (im Sinne von
gleichheit
5 und der dort angedeuteten Implikationen); im Unterschied zu diesem aber mit schwächerer Betonung der dem Menschen gegebenen Möglichkeiten,
gleichheit
zu gewinnen, damit auch des Leidens- und Nachfolgedankens;
zu
1
(Adj.) 15.
Meist Texte der Sinnwelt ,Religion‘; Beleghäufung für die Mystik und das ältere Frnhd.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  6.
Syntagmen:
g. in etw. / jm. finden / eine g. tragen, die einung g. haben, der leib nicht die g. (gottes) haben, das korn g. mit menschlicher art haben, die sele g. empfangen, eine g. mit got haben, die engel g. (gottes) in inen haben, der buchstabe g. in im haben, die minne eine g. der minne gewinnen, die [...]
;
gnade eine g. (gottes) sein
;
die g
. (Subj.)
geschweigen, die g. der dreifaltigkeit in den creaturen gefunden werden, die g. von dem einen fliessen, sich zu dem vater gleichen, die sele aufziehen, in got ziehen, in den ursprung bringen
;
kein werk ane g. lustlich gewirkt werden, sich in eine g. setzen, die sele in die g. des liechtes treten, got die welt nach seiner g.
(o. ä.)
formieren / machen, einen buchstaben nach einer g. machen, die sele nach der g. der weisheit geschepft sein, von der g. eine minne haben, j. von wegen der g. e. S
. (Gen.)
sehig werden / sterben
(letzteres von Christus gesagt),
j. (der mensch / knecht) zu js. (gottes, des sones) g. kommen, die sele zu g. der weisheit gemacht sein
;
die g. des fleisches / heiligen geistes / gottes / Christi, der gotheit, der dinge
(jeweils: ›mit ...‹),
die g. der gotlichen majestät in den menschen
;
die hohe / götliche g
.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
1. Mose 5, 1
(
Wittenb.
1545
):
Da Gott den Menschen schuff / machet er jn nach dem gleichnis Gottes.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
daz der oberste engel der geiste sô nâhe sî dem êrsten ûzbruche und sô vil in im habe götlîcher glîchnisse und götlîcher maht, daz er habe geschaffen alle dise werlt.
Ich mache einen buochstaben nâch der glîchnisse, die der buochstabe in mir hât in mîner sêle.
einunge wil haben glîchnisse. Einunge enmac niht gesîn, si enhabe glîchnisse.
Swanne der lîchname bereit ist, sô giuzet got die sêle dar în und bildet sie nâch dem lîchamen und hât eine glîchnisse mit im und von der glîchnisse eine minne.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Sô spriche ich danne, daz glîchnisse, geborn von einem, ziuhet die sêle in got, als er ist ein in sîner verborgenen einunge.
wan glîchnisse vliuzet von dem einen und ziuhet und locket von der kraft und in der kraft des einen.
Ebd. 6:
sprach unser herre in dem wîssagen Isaias und meinte, daz kein hôch glîchnisse und kein vride der minne engenüeget mir, biz daz ich selbe in mînem sune erschîne.
wan vater meinet geburt und niht glîchnisse und meinet daz ein, in dem geswîget glîchnisse und ist gestillet allez, daz begirde ze wesene hât.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
di sele ist gemachet so man seit | zu glichnis aller wisheit | und hat an ir daz ist gewisse | ouch aller dinge glichnisse.
Strauch, Par. anime int.
24, 15
(
thür.
,
14. Jh.
):
gnade ist ouch ein glichnisse Godis.
Ebd.
108, 30
:
niman inmac luistliche gewirkin, he invinde sin glichnisse in dem da he ane wirket. solde ich einen menschin leiden, inphinge he nicht min glichnisse in sich, he involgite mir nummir luistliche, wan nummir kein bewegunge noch werc wirdit luistliche geworcht one glichnisse.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
79
(
Nürnb.
1517
):
er hat mögen leiden und sterben von wegen der gleichnus des fleischs der sünden.
Warnock, Pred. Paulis
8, 48
(
önalem.
,
1490
/
4
):
dis wort mag von dem lib nit verstanden werden, won er hát nit die byldung und gelichnus gottz, won gott hat kaine ogen, kain nasen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz ist durch die geleichnüss, die si [korn] habent mit menschleicher art.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
961
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
wann si [Eua] wold sich seczen in gleichnüss der gothait.
Ebd.
2004
:
daz etleich geleichnüss der driualtichait in den creaturn erfunden werden.
Steer, K. v. Megenberg. Sel
199
(Hs. ˹
moobd.
,
1411
˺):
Die sel ist geschepht nach der gleichnüzz ganczer vnd voller weishait; dauon enphaͤcht sy in sich aller ding geleichnüzz: der erd, des wassers.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
die weil mag der mennsch widerkeren vnd durch gottes pildnuss in der tawf widerumb komen zuo gotes gleichnus.
Quint, Eckharts Pred. ; ; ; ;
Ders., Eckharts Trakt. ; ;
Jostes, Eckhart
11, 10
;
Asmussen, Buch d. 7 Grade
1446
;
zu Dohna u. a., a. a. O.
80
;
90
;
Ruh, Bonaventura
357, 14
;
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 933
;
Wyss, Luz. Ostersp.
189
;
Baptist-Hlawatsch, a. a. O.
404
;
Höver, Bonaventura. Itin. A
273
.
Vgl. ferner s. v. .
6.
›Sühne, gerechte Genugtuung, angemessene Buße‹; von Personen: ›gleiche Würde, Ebenmaß‹;
vgl.
1
(Adj.) 7.

Belegblock:

Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
12481
(
rib.
,
1444
):
Mer doch nyet du en mois betzijden | Gelijchnisse van Penitentien lijden.
Ebd.
12502
:
Ich [Pilgrim] en wille mich neit erveren, | Vynden ich eynich gelichenis
[in
Bömer
, Pilgerf. träum. Mönch 12747:
glichen sin
] |
Van Penitentien, des sijt gewis.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var. (
Straßb.
1466
):
Dem getrewen freunt ist kein gleichung
[Var. 1475
2
–1518:
gleychnuß
;
Luther
1545, Sir. 6, 15:
mit keinem geld noch gut zu bezalen
].
Meijboom, a. a. O.
12671
.
7.
s.
1
 10.
8.
bedeutungsverwandt zu
2
 1.