deutung,
die
;
-Ø/-en
.
1.
›Hinweis auf etw., Allusion, Verweis; Zeichen bzw. Verweis auf etw. mittels eines angebrachten Zeichens‹; im Kontext biblischer Exegese auch typologisch: ›Präfiguration, Vorausdeutung‹;
zu  2; offen zu 2 (metonymisch als Ergebnis) und 3; vgl.  1.
Bedeutungsverwandte:
,  5; vgl. ,  3, (
das
),  3,  1011,  1.
Syntagmen:
eine d. erzeigen, auf jn. geben
;
etw. eine d. sein
;
die d. der taufe
;
die d. auf eine rede
.

Belegblock:

Luther, WA (
1521
):
die sindflut, der tauff deuttung, war der zeit vorhanden.
da greyffistu, das Moses mit dem gesetz nur eyn getzeugnis unnd deuttung auff Christum geben hat.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Do was ein dutunge | An sime brote irzeiget
(hier wohl im Sinne von: ›Offenbarung‹).
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Wann weib hant kurczen mut und lange cleider, | Unnd ist ein deutung leyder, | Wie groß die lieb ir peider | In ymer hat gewonet pey.
Rot
289
(
Augsb.
1571
):
Allusion, deutung auff ein red / History / oder sonst auff einen locum.
2.
›Auslegung, Deutung, Interpretation, Erklärung‹ (als Handlung sowie metonymisch als deren Resultat; damit offen zu 3); von Gegebenheiten und Handlungen unterschiedlicher Art, z. B. von einer Schrift (hier bes.: von der biblischen ›Exegese‹), von Worten, Namen, Gegenständen, Sachverhalten gesagt, die zeichenhaft für etwas anderes stehen können; in unterschiedlichen Bewertungen und Funktionen: ›Enthüllung eines meist verborgenen, tieferen Sinnes bzw. einer dem auszulegenden Gegenstand zugeschriebenen „eigentlichen“
warheit
‹. Diese wird sowohl als festgelegt (z. B.
durch die heylige Christliche Kirch zu Rom
) vorausgesetzt, womit eine abweichende Auslegung als
falsche deutung
in Unterscheidung oder gar in Gegensatz zur eigentlichen
warheit
tritt, als auch mit Raum für eigene Interpretation gedacht, wodurch sie sich eigener Meinung öffnet; dann etwa: ›individuelle Interpretation‹. Deren heterogene simultane Koexistenz wird akzeptiert bzw. abgelehnt;
zu  3.
Bedeutungsverwandte:
,  1, ; vgl.  4, (
das
2,  8,  1,  2, , (
die
1, .
Syntagmen:
eine d. einfüren / tun / vornemen
, [worauf] (z. B.
auf die schrift
)
ziehen,
[worauf] [womit] (z. B.
mit ausgedrükten worten
)
bestetigen, eine d
. [von etw.] (z. B. eines Traumes) [von jm.] (z. B. von Gott)
erlangen, vernemen
;
eine d
. (Subj.)
erfolgen / felen / leren,
[woher] (z. B.
von der kirche
)
kommen, nicht zwingen als [...]
;
durch eine d. etw. verdunkeln
;
die d. aus gutdünkel, die d. des bildes / engels / traumes, der figur / klage / schrift
;
eine erdichtete / falsche / nichtige / sophistische / ungereimte / geistliche / rechte d
.

Belegblock:

Luther, WA f. (
1521
/
22
):
Also mag eyn yglicher deutten on alle ferlichkeit. Denn ob sein deuttung feylet, szo feylet doch die schrifft nit, darauff er die deuttung zeucht.
Ebd. (
1528
):
Da leget der Engel Gabriel den Spruch Malachias aus und deuttet Yhn auf Johannem [...]. Diese des Engels deuttung auff Johannem hat Christus selbs mit ausgedruͤckten worten bestettiget.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
daß me͂schliche durstigkeit vnd vermessenheit vnderstehe͂ darff / [...] das helle vn̄ heiter wort Gottes / [...] / durch erdichte / vngereimpte / falsche / Sophistische vnd nichtige Glosieru͂g vnd deutung zuͦ verdunckelen.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
99, 17
(
thür.
,
1474
):
so habin dy geczugen solliche anderunge, dutunge unde ußlegunge wol mogen thun, unde ap sy von erst anders gesaget hetten.
Thür. Chron.
15r, 23
(
Mühlh.
1599
):
Anno 330 Treumet Constantino / wie daß er ein Alt Weib Jung machte / erlangte derowegen von Gott Deutung deß Traums.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
Gott Pharao hat es alles diesem vntergeben / wie die Allegoria vnd Geistliche Deutung Genesis 44. feine lehret.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
146v, 10
(
Leipzig
1588
):
wie Gott offters durch [...] Cometen grosse Hitze und Durre angekuͤndigt habe / Wie auch die deutung hernach im Werck erfolget ist.
Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
103, 862
(
Zwickau
um 1540
):
Die schrifft deutst anders denns erleubet ist. | Durch die heylige Christliche Kirch zu Rom / | Daher not ist das alle deutung komm.
Andreae. Ber. Nachtmal
55r, 16
([
Augsb.
]
1557
):
Derhalben / ob wol auß dem woͤrtlin (Das ist mein Leib) moͤgen allerlay deüttungen vnnd auslegung eingefuͤrt werden: Als [...].
Vgl. ferner s. v.  3.
3.
›(verborgene) Bedeutung; Sinn, innerer Gehalt; Erklärung‹; metonymisch als Ergebnis von 2 und oft nicht klar von diesem trennbar.
Bedeutungsverwandte:
 4; vgl. (
das
13,  12479,  1,  3.
Syntagmen:
eine d
. [worin]
finden, etw
. (z. B. ein Bild, ein Name)
eine d. haben, mit sich bringen
;
eine d. sich fein schicken
;
aus einer d. etw. abnemen, in eine d. faren, etw
. (z. B. die Worte des Herrn)
nach einer d. verstehen
;
die d. der busse / verwesung
;
eine eigentliche / freie / geistliche / gewisse / heimliche / natürliche / seltsame / schöne d
.

Belegblock:

unnd viel ander mehr deuttung hyrynne funden mugen werdenn, Wer zeytt und lust hatt zu suchenn.
Ebd. (
1528
):
Heymliche deuttuung. Nu wollen wir auch nach der leiblichen anzeygung und nach der Historien ein wenig hoͤher faren ynn die geistliche deuttung.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
dise wort des Herren schlecht vñ recht / [...] / nach jrer eyge͂tlicher und naturlicher deutu͂g / [...] verstandenn werden soͤllen / vnnd nit Metaphorischer oder figurlicher weiß.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Das du hetst Kinder one Mann: | Es muß ein seltsam deutung han.
Harsdoerffer. Trichter (
Nürnb.
1653
):
Asche [...] Hat die Deutung der Verwesung und der Busse.
Behrend, Spangenb. Anbindbr. (
Straßb.
1611
):
solcher Ehren Nahm soll auch | Mit sich bringen nach rechtem Brauch / | Eine gewisse Deutung frei / | Dass man daraus abnehme frei / | Warumb Er jhme sei gegeben.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
176r, 25
;
Reichmann, Dietrich. Schrr.
142, 9
.