beispiel
(überwiegend seit 15. Jh.),
beispel
(überwiegend bis 15. Jh.),
beispild
(vereinzelt, wohl volksetymologische Sinngebung infolge der etymologischen Undurchsichtigkeit von
-spel
und der schwierigen Motivierbarkeit von
-spiel
),
das
;
-s/-e
.
1.
›Gleichnis, Fabel, Geschichte mit Zeichenwert; Sprichwort‹.
Bedeutungsverwandte:
 6,  1,  1, ,  4, , , ; vgl.  1, .
Syntagmen:
(jm. / zu jm.) ein b. reden / sagen, ein b. hören / vernemen / auslegen / merken / nennen, ein b. aufschliessen, schein machen, etw. ein b. heissen
;
b
. (Subj.)
einen sin haben
;
des b. warnemen
;
jn. zu einem b. machen, in einem b. sprechen, mit jm. in beispielen sprechen, jm. etw. mit einem b. weisen, mit einem b. enden / antworten
;
einfaches / gutes / hönisches / hübsches / neues / natürliches / schlechtes / volkommenes / wildes b
.;
b. von dem ölbaume
.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc. Jer.
24, 9
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
und wil si geben zu munisse und zu quelen allen richen der erden: eyn lastir und eyn bispel und eyn sprichwort und eyn vorvluchunge allen enden.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
138, 3
 (
rhfrk.
,
um 1435
):
dis bispil han ich uch gesagt vmb Abries vnd sins hundes willen.
Feudel, Evangelistar 
71, 11
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
dy stunde kumet daz ich nicht sprechen wil mit uch in byspellen, sundir ich wil uch offenbare kundegen von myme vatere.
Schönbach, Adt. Pred.  (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
als man spricht in einem bispele: ie elder ie erger.
Luther. Hl. Schrifft. 
Ps. 44, 15
(
Wittenb.
1545
):
Du machst vns zum Beyspiel vnter den Heiden.
Gille u. a., M. Beheim 
52b, 5
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Ich wil euch hie | auslegen die | verporgen worte | Und machen schein | das peyspil mein | auf alle orte.
Ebd.
82, 109
:
wil ich euch ain peispil | verkünden und auss legen.
Ebd.
430, 7
:
Jhesus ret zu seinn jungern und | den scharn der juden dis peispele: | Ain mensch waz reich […].
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Dis bispel sprach Jhesus zů sinen jungern, mere sú enbekanten es nút.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul. 
1, 51
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
Ein bispel von liplichem sehend, vf das der mensche merke wes im not si.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
des entwurte er mit eime bispel und sprach: ,es wurdent viel tiere geladen für einen berg […]‘.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel  (
Straßb.
1466
):
vnd will daz geben in ein beyspil vnd in ein bild allen voͤlckern.
Martin, H. v. Sachsenh.
2898
(
schwäb.
,
1455
):
Damitt das byspel hab ain end, | Das mercken frǒwen unde man!
Ebd.
3312
:
Daß byspil hǎt ain fremden sin, | Da von ich doch nit sagen wil.
Chron. Augsb.  (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
gleich, als den 4 ochsen geschehen ist, das ist ain guet beispil, geschriben in meinem buech, das genent ist Isopus.
Drescher, Hartlieb. Caes.  (
moobd.
,
1456
/
67
):
Du hast yeczund eins tails wol gehort und vernomen dy figuren und peyspild.
Fischer, Eunuchus d. Terenz  (
Ulm
1486
):
dann die geschichten werdent gehaissen beispil oder exempel. die andern leüten zeunderweisung komend. oder zewarnung. da mit das sie die misstat fliehen.
Ziesemer, a. a. O.
14, 4
;
Gerhard, Hist. alde e 
1608
;
Feudel, a. a. O.
106, 30
;
Göz. Leichabd. ;
Gerhardt, Meister v. Prag 
134, 21
;
187, 11
;
189, 24
;
Gille u. a., a. a. O.
249, 2
;
429, 7
;
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Thiele, Minner. II, 
13, 197
;
290
;
Lindqvist, K. v. Helmsd.
261
;
Pyritz, Minneburg 
2866
;
Sappler, H. Kaufringer
28, 98
;
Wackernell, Adt. Passionssp. St. I, 
721
;
Schmitt, Ordo rerum 
147, 3516
;
152, 11
;
Voc. Ex quo P
1122
;
Voc. Teut.-Lat.
d jr
;
d viijr
;
Dietz, Wb. Luther ;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 399
.
Vgl. ferner s. v.  10,  2.
2.
›Beispiel für etw., Einzelfall, an dem relevante Züge einer Menge ähnlicher Fälle veranschaulicht werden können‹.
Wortbildungen:
beispielband
›Schrift mit medizinischen Fallbeispielen‹ (zum Grundwort vgl.
1
 20; dazu bdv.: ; a. 1462).

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu.  (
orhein.
1520
):
Wann der prediger nüt dann strafen […] thůt mit zorn […], sagt von bispel der sünd, so in bichten inen fürkompt.
Lauater. Gespaͤnste
39v, 9
 (
Zürich
1578
):
andere natürliche ding offt für gspaͤnst vnd vnghür haltend (wie ich bißhar grundtlich erzelt hab / vnd mit etlichen bisplen erklaͤrt).
Heidegger. Mythoscopia 
54, 21
(
Zürich
1698
):
Zum Beyspiel / wie er zu Straßburg […] bey einer Englischen Dame in der Herberg die naͤchtliche Kammer⸗Visitation verrichtet.
Barack, Zim. Chron.  (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
so haben die gaistlichen der zeit ein grossen gewalt gepraucht und sich ires thuens vil übernommen, welches ich vil beispill des orts künt einfüeren.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
994
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
wann in menschleichen leichnam wirdet gegossen ain sel, darumb daz er wol geschikchet werd vnd alle seine tail wol czueinander gefüget werden […]. Des mügen dich uil peyspil erweysen, wann ain hawsgesind oder ain volkch in ainer stat werden paz geschikchet von ainem denn von menigern.
Lauater. a. a. O.
12v, 19
;
Heidegger. a. a. O.
16, 21
;
Barack, a. a. O. .
3.
›Beispiel, Verhaltensweise, die anderen zum Vorbild oder (seltener) zur Abschreckung dient; Vorbild, Muster, Lehre‹.
Zur Sache:
LThK
2, 135/6
.
Bedeutungsverwandte:
 2,  3,  12, ,
2
 6, , , , ; vgl.  2.
Syntagmen:
ein b. anziehen / haben / herbringen / lernen / sein lassen /stellen, jm. ein b. geben / setzen, ein b. (bei jm.) machen / (ab / an / bei / von jm.) nemen
;
etw. / j. ein b. sein, b. jn. beleren
;
durch b. jn. regieren, jn. zu einem b. strafen, jm. zu einem b. sein, etw. nach js. b. tun, ane b. dichten, mit b. handeln
;
böses / gutes / löbliches / unechtes b
.;
b. der heiligen, der kirche
(jeweils gen. subj.),
b. der ere / genüglichkeit / tugend
;
b. von den heiligen
.

Belegblock:

Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
goit bispel sal men an uch sein, | so maich uch ere ind goit geschein.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
56, 19
(
omd.
,
1487
):
menlich dÿe súnde obÿrwinden vnd durch gútte beÿspÿll vnd exempell ÿre weiber regÿren.
Luther, WA Bibel (
1522
):
Eyn beyspiel hab ich euch geben, das yhr thut, wie ich euch than habe.
Göz. Leichabd.  (
Jena
1664
):
wie uns die Beispiele der Heiligen […] sattsamlich belehren.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
89, 8
(
Nürnb.
1548
):
Wir habẽ erstlich das beispil bey vns / vñ fuͤlen / wie wir gegẽ vnsern kindern gesinnet sind.
Thiele, Minner. II, 
13, 15
 (Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
On alle bispel dichtenn | ist nit ein cluger sin.
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
mag er gfangen werden, so străffend inn, das es ein byspil sig.
Der manlich man enthalt sin volck nebend im und ist ein spiegel und byspil der andren sich redlich zehalten.
Maaler (
Zürich
1561
):
Zů eim Byspil vnd zů einer leer stellen vnd geben.
Ein exempel oder beyspil gegen dem andern Halten / vñ verglychen woͤlches das besser oder boͤser seye.
Heydn. maister
24v, 13
(
Augsb.
1490
):
hat er recht geseczt dienen zů beÿspil wellicher mainung […] in hoͤherer würd vnd ere gehalten ward.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Es ist fein / wann du von andern ein beispil nimbst / vnd lehrnest was dir nutzlich vnd gut sey.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.  (
moobd.
,
1478
/
81
):
und auch ander fürsten peyspild darab nämen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.  (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
und thwe das umb solichs, das ain yeder mensch lern und peyspill dapey nem.
Die prelaten sollen wissen, das sy sovil todt wirdig seyn, als vil sy irer untertanigen mit possen peyspillen verliessen.
Aubin, Weist. Hülchrath ;
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann 
19, 9
;
Gille u. a., M. Beheim 
121b, 358
;
241, 57
;
v. Birken. Erzh. Österreich ; ; ;
Eichler, Ruusbr. obd. Brul. 
1, 107
;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Bachmann, a. a. O. ;
Welti, Stadtr. Bern ;
Reu, Süddt. Kat. 1, 
156, 20
;
Wackernell, Adt. Passionssp. Vsp. 
78
;
Dietz, Wb. Luther ;