tag,
der
;
-(e)s/-e
(+ Uml.),
(+ Uml.).
– Den Bedeutungen 1-3 liegt das Merkmal ,Helligkeit‘ zugrunde; 4, 5, 7, 8 und 11 beziehen sich auf eine Zeitdauer, 6, 9 und 10 auf einen Zeitpunkt.
1.
›Zeit von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang‹; mit fließendem Übergang zu 2.
Gegensätze:
1
 1.
Syntagmen:
den t. ankrähen / fliehen / hassen, etw.
(Subj.)
den t. bringen
;
der t.
(Subj.)
hergehen / kommen
;
tag sein / werden
;
t. und nacht
;
der anbrechende / angehende / ganze / helle / klare / lichte / mitte / morgende / neue / schöne t
.;
des tages glinster / schein, die gewalt, das licht des tages
;
am / bei / gen / im / über / vor / zu t
.; ferner s. u. Beleg
Harsdoerffer.

Belegblock:

Luther, WA (
1524
):
Meyn sund mich quelet nacht und tag, | Darynn ich war geporen.
Ebd. (
1532
):
Denn wenn morgen kompt, wird er seine selbs sorge mitbringen, wie man sagt ,kompt tag, so kompt auch rat‘.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Fruͤhe auffstehen bringt den Tag nicht desto ehe.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Danne ist ein dinc vol, sô ez in sînem ende ist, als der tac ist vol in sînem âbende.
Thielen, Gr. Zinsb. Dt. Ord.
127, 13
(
preuß.
,
1437
/
8
):
item so sullen sie erbeiten 2 tage.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1608
):
Die nacht die was so klare | Als wer es der helle dag.
Hajek, Guͦte spise
14
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
so decke zvͦ, daz der bradem iht vz muͤge, einen tac vnd eine naht.
Karnein, Salm. u. Morolf
284, 1
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
Es mag dem tage wol nahe sin.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
125
(
pfälz.
,
1436
):
Nu ist küntlich, das das liecht der sonnen schyne gibt allem dem, das jm tage gesehen wirt.
Froning, Alsf. Passionssp.
7452
(
ohess.
,
1501ff.
):
hude vor des tages schyn.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
118, 7
(
Frankf.
1535
):
Chrisoprassus leuchtet bei der finnsternis vnd verschwindet so ein liecht oder tag kompt.
Eggers, Psalter
38, 19
(
thür.
,
1378
):
Eyn tac saget deme andern tage dy wort, vn̄ dy nacht kundet der andern dy wizheit.
Thür. Chron.
9v, 29
(
Mühlh.
1599
):
Dann der Muͤssiggang trachtet Tag vnnd Nacht nach Vntugendt.
Harsdoerffer. Trichter (
Nürnb.
1653
):
der neugeborne / auffsteigende / anwallende / hohe / scheinende / saffrane / heitere /Wolkenfreye / verlohrne / fliehende / entwichene / feyrliche Tag / der matt⸗und muͤde Tag. Der benebelte Tag.
v. Birken. Erzh. Österreich (
Nürnb.
1668
):
Diesen [den Zürichern] befahl er [Rudolphus] / mit anbrechendem Tag [...] den Fluß hinabzufahren.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Die dirte messe singet man in dem kloren tage.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 449, 31
(
Hagenau
1534
):
als wenn yemand sagt eyn mere / und wir glaubens nicht / sonder halten es für eyn luͤgen / so sagen wir / Ja / Ja / darnach wards tag. Denn wenn der schlaff auffhoͤret / so horen die treüme auch auff / das ist mit dem tage / wenn der anbricht.
Lemmer, Brant. Narrensch.
31, 22
(
Basel
1494
):
So kumbt dann erst der mornig tag.
Gagliardi, Dok. Waldmann
1, 60, 33
(
halem.
,
1465
):
Und Hanns Waldman ist ein Wildman und schlecht sin wip über tag von eines iegklichen wegen.
Sudhoff, Paracelsus (
1531
/
5
):
dan wie alle ding gescheiden sein von einander, die sonn, der mon, der tag, die nacht, also auch der teufel, die engel.
Sappler, H. Kaufringer
5, 458
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
Zemorgens, da es tage wart.
Ebd.
14, 151
:
wer übel tuot als ain dieb, | der hat die vinstern nacht lieb | und hasset den liechten tag.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
E. 15. Jh.
):
do am morgens der tag hergieng.
Dreckmann, H. Mair. Troja
21, 25
(
oschwäb.
,
1393
):
do sprach Medea: fründ Jason, ez ist zeit, daz wir sullend von dem bett uff staun, ee daz uns begreiff daz lieht dez tags.
Memminger Chron. (
Ulm
1660
):
War eine grosse Sonnen Finsternuß / daß man die Sterne bey Tag am Himmel gesehen.
Klein, Oswald
37, 3
(
oobd.
,
1417
):
Des himels trone | entpfärbet sich | durch tags gedranck.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
da er zu dem gschloss Liechtenstain mit seinen helffernn kham und wolt in das gschloss steygen pey dem tag.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
50, 29
(
noobd.
,
1347
/
50
):
Darzu spreche wir, daz kain kuͤnstiger tak ist, e deu sunne uͤber den augenender kuͤmt, wie daz sei, daz die gemain der leute e tage haizzen. wanne deu natuͤrlich vernunft hebt den kunstigen tak an, so deu sunne aufget uͤber den augenender, und endet in, so deu sunne under den augenender get.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1340
):
Von dem schaden, der an aechkern und an wisen geschicht pei tag.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
384
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Vnd also wart der hymel gecziret mit der svnnen in den gewalt des tages vnd mit dem monn der nacht czu gewalt.
Munz, Füetrer. Persibein
282, 3
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Dy klagent in der vinster | er pey ir hand pegraiff, | fúrtt si an tages glinster.
Bischoff, Steir. Landr. (
m/soobd.
, Hs. 
v. 1425
):
Man sol gerichts warten von der zeit so die sunne aufget uncz zu dem mitten tag.
Bauer, Imitatio Haller
55, 19
(
tir.
,
1466
):
vnd nach der nacht so kchümet der tag.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
548, 1310
;
Ettmüller, Heinr. v. Meißen Fl.
11, 27
;
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
3612
;
Froning, Alsf. Passionssp.
5255
;
Karnein, Salm. u. Morolf
220, 3
;
Belkin, a. a. O.
106, 5
;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst ;
Ermisch, Freib. Stadtr. ;
Weise. Jugend-Lust ;
Jostes, Eckhart
13, 21
;
Henschel u. a., Heidin
1623
;
Gille u. a., M. Beheim
52b, 39
;
Dinklage, Frk. Bauernweist.
53, 21
;
93, 46
;
Gilman, a. a. O.
175, 32
;
Reichmann, Dietrich. Schrr.
158, 20
;
Goldammer, Paracelsus
3, 292, 19
;
Roloff, Brant. Tsp.
1294
;
Morrall, Mandev. Reiseb.
164, 5
;
Dreckmann, a. a. O.
22, 28
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
95
;
Vgl. ferner s. v.  2,  5,  3, ,  3,  2, .
2.
›Tageslicht‹; ütr.: ›Augenscheinlichkeit, Öffentlichkeit‹.
Gegensätze:
.
Syntagmen:
etw. an (den) t. bringen / geben / legen / tun, am t. sein / liegen
,
etw.
(Subj.)
an (den) t. kommen
;
von t
. ›von oben‹.
Wortbildungen:
tagschein
(a. 1540).

Belegblock:

Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
Durch woͤlche weinig worte / er die vornembste Geheimnissen des gesetz Moysi [...] erklert vnnd an tag gethan.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
364
(
pfälz.
,
1436
):
Das sechst capittel leget an den tag, wie die sele zu allentzyten jn diesem jamertale jnngedenckend solle sin der künfftigen vffherstendunge.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
142, 12
(
Frankf.
1535
):
Der Jacinct ist ein wasserfarber steyn an dem finstern dunckel vnd nübelicht / vnd am tag schoͤn vnd klar.
Sermon Thauleri
186, 7
(
Leipzig
1498
):
vn̄ di messe ist ein teil im vinsterniß vnd ein teil in dem tag.
Anderson u. a., Flugschrr.
1, 2, 33
(
Leipzig
1520
):
Darinnen [in dem buchlein] ich dan / gar nichtes / dan dye warheyt / der selbigen materien / an den tagk tzu bringenn gesucht.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
solch gesangbuch durch den druck, in tag zu geben.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
um 1480
):
Ein fenster von cristallen, | Dar ein der dag gunt fallen.
Anderson u. a. a. a. O.
14, 5, 17
(
Straßb.
1524
):
Denn es am tag ist / das die Concilia offtmals geirt.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1550
):
Aber jetzt will es sich an tag geben, was er und seine innerste rete gesinnet gewesen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
daß sie [die weber] ir geltschuld ledig weren worden, als das darnach gar bald an tag kam.
Eschenloher. Medicus (
Augsb.
1678
):
daß Christus noch vilmehr vnd grössere Zeichen gethan / welche nicht beschriben / vnd an Tag gebracht worden.
Klein, Oswald
116, 47
(
oobd.
,
1428
/
30
):
wann es kompt alles an den tag.
Wierschin, Liechtenauer. Fechtk.
107, 9
(
oobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Zwerch benymp, was von tag her kümpt.
A. à S. Clara. Glori (
Wien
1680
):
Georgius, dessen Heiligkeit genugsam an Tag gaben die grosse Wunderwerk / die GOtt durch ihn wuͦrkete.
Gropper. a. a. O. ;
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
324
;
Göz. Leichabd. ;
Weise. Jugend-Lust ;
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. ;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
14
;
Reichmann, Dietrich. Schrr.
239, 31
;
Bachmann, Morgant ;
Jörg, Salat. Reformationschr.
297, 12
;
Hauber, UB Heiligkr. ;
Schottenloher, Flugschrr.
56, 2
;
3.
›Erdoberfläche‹; anschließbar an 2.
Bergmännisch; Belege überwiegend omd..
Phraseme:
an (dem) / von tag
.
Gegensätze:
 5.

Belegblock:

Löscher, Erzgeb. Bergr.
131, 12
(
omd.
,
1548
):
Von einem lochstein von tage in die gruben hineinzubringen, gebüret dem marscheider 3 fl.
Ermisch, Sächs. Bergr. (
osächs.
,
1500
, Hs.
17. Jh.
):
Item op sichs begebe, das die emploßten genge oben am tag dem hauptgange oder den vorlyhen massen ferne gnug weren.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1528
):
am tag und in der gruben.
Ebd. (
1552
):
denselben [den eisenstein] zu gewinnen und ime, sovil er des an tag bringen mochte, zu nutz zu machen.
Löscher, a. a. O.
150, 5
;
Ermisch, a. a. O. ;
Wutke, a. a. O. ;
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
20
;
Veith, Bwb. .
4.
als Zeiteinheit: ›Zeitraum von 24 Stunden‹; meist mit bestimmten oder unbestimmten Numeralia zum Ausdruck einer Zeitdauer.
Phraseme:
acht / vierzehn tage
;
jar und tag
›Frist von einem Jahr und einem Tag bzw. von einem Jahr, sechs Wochen und drei Tagen‹, vgl.
Hrg
2, 288
ff.
Syntagmen:
eines tages, auf einen t.
(jeweils: ›an einem Tag‹),
in einem t
.;
der ganze / natürliche t., etliche tage
.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Swer vmme strazenrouͦp in de achte Cuͦmt, nach dren vierzen tagen so sal man in zuͦ banne tuͦn.
Swer eyne gewere iar vnde tach hat, de rechten gewere de ne sol man niemanne brechten wan mit rechte gerichte.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
58, 13
(
Frankf.
1535
):
Disen steyn gelegt in wasser drei tag/ diß wasser trinck ein fraw die ein kind sol geberen/ wirt von stund erloͤßt von der geburt.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1603
):
Rom ward eins tags nicht gebawt.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Ab der cleger das vorbas clagit, so sal man denne vinden by acht tagen unde dennoch by dren tagen, zcu leczte by tagis lichte.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
50, 6
(
omd.
,
1487
):
Da sindt ÿrslagen der vnobirwintlich Hector von dem man list, er vf einen tagk, mitt seiner eÿgen hantt beÿ zcweitausent man irslagen.
Thür. Chron.
1v, 11
(
Mühlh.
1599
):
Als aber die Arche geschwebet hatte / sieben Monat / drey Tage / bleib sie stehen vff einem hohen Berge in dem Lande Armenia.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
in Jahren (welche alle 365 tage haben).
Henschel u. a., Heidin
1800
(
nobd.
,
um 1300
):
Si hatten kvrzwile vil | Vnd mit vrevden der minne spil | Volliclich als ich evch sage | Nach ein ander acht tage.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
29, 18
(
noobd.
,
1347
/
50
):
wir reden von dem naturleichem tag, der gesament ist von tag und von naht.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1520
):
Und er hat vor die zehrung [...] nichts wollen nehmen 7 tag.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
15, 59
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Wer hat je einen ganczen tag in allem seinen leben volfurt in frewden und in wollust wunsamen.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
103, 6
(
Nürnb.
1548
):
auff das [...] wir nit allein in der wochē einmal / sonder in eim tag / oder wol in einer stund zum oͤfftern mal an solchen trost dencken [...] sollen.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
215r, 5
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Ob das swanger wib spye, so trink si múnzze / in gaissiner milch drie tag.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
Welche hüser iar vnd tag ongebuwen ligend / die sollent dem gemeinen guͦt zuͦgehoͤren.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 70, 18
(
Hagenau
1534
):
Heut und morgen auch ein tag. [...] Was wir heutte nicht bedencken kunden / das werden wir villeicht morgen bedencken.
Plant u. a., Main. Naturl.
295rb, 3
(
ohalem.
, Hs.
E. 14. Jh.
):
Ein naturliche dac den die romer zvͦ mitter naht anhebent der gat wonde got wart ze mitter naht geborn der gat ze mitt naht vz.
Edlib. Chron. (
ohalem.
,
um 1500
):
da zugend sy zu den von schwitz uff den hochen etzel und lagend da ettliche tag.
Morrall, Mandev. Reiseb.
68, 7
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
Und da Ysaac achtag alt ward, do hies in der vatter beschniden.
Eschenloher. Medicus (
Augsb.
1678
):
Bernhardinus zu Tusculan [...] verliehe im Jahr 1507. 100. Taͤg Ablaß.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Der erhueben sich im [hertzog Maximilian] ze hylff funfftausent; die erstach und verwuest der kunig von Franckreich auf dem weg auff ainen tag.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1340
):
In der statt gericht sol man aigen bestaeten iar und tach mit anderm aygen oder mit porgen.
Ebd. (
um 1365
):
Die gesworen habent gesetzt, daz man hasen und aychorn newr acht tag sol vail haben under den paelgen.
Bischoff, Steir. Landr. (
m/soobd.
, Hs. 
v. 1425
):
Ez sullen all vrtail, vmb welleich sach man dingt, in achtagen werden furgelegt; in virczechen tagen schol mans verantwurten.
Bauer, Imitatio Haller
98, 7
(
tir.
,
1466
):
wand es kchümet die czeit, das du ainen tag oder ain stund pegeren würst czue pessern vnd czue puessen deine sünden.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
5, 13
(
mslow. inseldt.
,
1569
):
So śoll ein Jeglicher Einwoner, welcher Lott auf śeinem Hauß vnnd Erbe hat. śeine gePürende Lośung Jnnerhalb vier Zehen tagen [...] dem Herrn Richter erlegen vnnd zalen.
Jostes, Eckhart
70, 14
(
14. Jh.
):
Ez waz abent dez tags.
Wyss, Limb. Chron. ; ;
Hilliger, Urb. St. Pantaleon ;
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
1119
;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
323, 35
;
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
227r, 19
;
Koller, Ref. Siegmunds N ;
Quint, Eckharts Trakt. ;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
399, 18
;
Roder, Stadtr. Villingen ;
Rieder, St. Georg. Pred. ;
Rennefahrt, Statut. Saanen ;
Rennefahrt, Stadtr. Bern ;
Plant u. a., a. a. O.
298ra, 10
;
Sappler, H. Kaufringer
30, 172
;
Jerouschek, Nürnb. Hexenh.
12r, 2
;
Bastian, Runtingerb.
2, 403, 16
;
Klein, Oswald
26, 58
;
Hör, Urk. St. Veit
88, 35
;
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
236
;
Drescher, Hartlieb. Caes. ;
Piirainen, Igl. Bergr.
25, 16
;
ders., Stadtr. Sillein
121v, 22
;
152r, 12
;
Vgl. ferner s. v. ,  1, ,  29.
5.
›Zeit‹; zum Ausdruck eines unbestimmten Zeitraums, meist im Plural.
Bedeutungsverwandte:
.
Syntagmen:
eines tages
›irgendwann einmal‹;
alte / böse / ewige / goldene / gute / verlorene tage,
˹
lebende / lebendige tage
˺ jeweils: ›Lebenszeit‹;
tage der güte / des leides
;
heutiges tages
›in dieser Zeit, gegenwärtig‹;
zeiten und tage
;
in kurzen / langen tagen, vor etlichen tagen, zu tagen
›in Zukunft‹,
zu ewigen tagen
›für immer‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1539
):
Es sind die zeit und tage boͤs.
Dat nuwe Boych (
rib.
,
1396
):
So wart [...] her heinrich vanme Staue [..] vss Coelne ze ewigen dagen verwijst.
Eggers, Psalter
40, 18
(
thür.
,
1378
):
Got erhore dich in deme tage diner note.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
107, 15
(
thür.
,
1474
):
daz eyn iglich wip yren man met allem yrem unbeweglichen gute befellet unde beerbeth zcu synem libe unde lebinde tage.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
Mit dem daz daz kint eines tages alt wirt, so wechset iz in den sŭnden.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
Wie wir uns gleichfalls auch heutiges tages an der armen / elenden vnnd geringen gestalt der Christlichen Kirchen [...] nicht ergern sollen.
Opitz. Poeterey
15, 3
(
Breslau
1624
):
viel Vorneme Poeten / so heutiges tages bey vns erzogen worden.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
225, 8
(
Nürnb.
1548
):
Denn Hohepriester / Leuiten / Phariseer / Herodes / Pilatus / alle waren sie wider jn / lesterten jn / [...] wie man vns heutiges tages auch thut.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 64, 2
(
Hagenau
1534
):
Es muessen starcke beyne sein / die gute tage konnen ertragen.
Roloff, Brant. Tsp.
2482
(
Straßb.
1554
):
Das wunder ist das dwelt noch stat / | Darumb Wolust nit thuͦ verzagen | Du hast noch vil diener bei dissen tagen.
Wickram
4, 18, 6
(
Straßb.
1556
):
wiewol sie in kurtzen tagen wider zuͦ gesuntheit und krefften kumen ist.
Wyss, Luz. Ostersp.
4192
(
Luzern
1571
):
Nitt lenger ich gygen wil noch mag. | Mitt andrem vertrybend wir den tag, | Allß Tantzen, spilen oder singen.
Jellinek, Friedr. v. Schwaben
7621
(
schwäb.
, Hs.
1478
):
Was ich darumb sol liden, | Ich will das nit abschneiden, | Es sey ietz oder zuͦ tag.
Dreckmann, H. Mair. Troja
14, 6
(
oschwäb.
,
1393
):
mit gelüklichen wind komend si in kurtzen tagen in die inseln Colcos gesund und frisch.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Die puntpawren [...] machten irren pundt inn kurtzen tagen gross und ye lennger, ye grosser und weytter.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
120, 34
(
tir.
,
1464
):
mit seinen priefen, die er mir geschikht hat vor etleichen tëgen.
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
309
(
schles. inseldt.
,
1465
):
das hot der Moler bekanth, das Merttin Bock ÿm eyne beczalunge hette gethoon, vnd letcz ÿm freÿ vnd ledig nw vnd czw ewigin tagin.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Dâ von sprichet Salomôn: ,in den tagen des leides vergiz niht der tage der güete‘.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. ;
Anderson u. a., Flugschrr.
17, 4, 3
;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
200
;
Dietrich. Summaria
19v, 26
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Dreckmann, H. Mair. Troja
44, 24
;
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. ;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Rennefahrt, Statut. Saanen ;
Bachmann, Morgant ;
Jörg, Salat. Reformationschr.
836, 2
;
Vgl. ferner s. v.  9,
1
 9.
6.
als Zeitpunkt: ›bestimmter Tag der Woche, des Monats, des Jahres; Gedenk-, Fest-, Feiertag; Tag eines besonderen Ereignisses‹; im Unterschied zu 4 nicht auf eine Zeitdauer bezogen; meist in Verbindung mit Ordinalzahlen und / oder genaueren attributiven Bestimmungen.
Phraseme:
der gebundene tag
›Tag, an dem keine Gerichtstermine anberaumt werden dürfen‹;
die vier heiligen tage, der jüngste tag
›Tag des Jüngsten Gerichts‹;
aller heiligen tag
.
Syntagmen:
dieser t
. ›heute‹;
eines tages
›an irgendeinem Tag‹,
des tages
›an diesem bestimmten Tag‹,
alle tage
›an jedem Tag‹;
der andere / dritte / gebante / heilige / heutige / lezte / nachgehende / selbe t
.,
der hochzeitliche t
. ›Festtag‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1525
):
Also werden wyr ploͤtzlich aufferstehen am Juͦngsten tage.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
daz iz ires vaters was des tages, do iz ime genomen wart.
An Sente Philippuͦs dage So ist vordenit der lemmer zegede gelt und aller hende vleschgelt.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs. 
v. 1406
):
Vor dem Tag der jamerchait | Sullen di elament | Entwaichen von ir rent.
Dat nuwe Boych (
rib.
,
1396
):
Ind schickden do des andern daigs heralde vss zo Arsburch.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1574
):
A. 1571 den 2. nov. aller selen tag solt ich nach altem brauch zu Carmeliten den mittag gewest sin.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
159, 10
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Jch wolde den dag gerne geleben / das ich die bosewichte hulffe hencken.
Koeniger, Sendgerichte (
rhfrk.
,
1488
):
ob yemant sy, der sin fyer an dem sontage oder an andern helligen gebanten tagen mit arbeyten oder gelt verdienen nit halt.
J. W. von Cube. Hortus
79, 6
(
Mainz
1485
):
Diß krut sal gesamelt werden zwischen den zweyn vnser frauwen dagen assumptionis vnd nativitatis.
Köbler, Ref. Wormbs
349, 25
(
Worms
1499
):
Zum fünfften in welchem iar Monat tag vnd stunde vngeuerlich das strafflich vbel geschehen sy.
Froning, Alsf. Passionssp.
880
(
ohess.
,
1501ff.
):
wan eß ist hude der tagk, | uff den myn mutter myn gelagk | und ich alßo hude wart gebornn.
Thielen, Gr. Zinsb. Dt. Ord.
45, 42
(
preuß.
,
1437
/
8
):
also das ampt der visentacio dem ersamen herrn Jost Struperger bevolen was im tage Katherine in 37ten jare.
Thür. Chron.
4v, 8
(
Mühlh.
1599
):
Priamus aber zog durch Welschland [...] vnd nam da ein Weib / die hies Theotonica [...] / von der heissen die Teutschen auff diesen tag Teutonici.
Göz. Leichabd. (
Jena
1664
):
Jnzwischen gehet der abgeseelte Körper in sein sanftes Ruhekaͤmerlein / und rastet aus [...] biß er einst auf den froͤlichen Morgen des lieben Juͤngsten Tages seiner Seelen nachgeholet [...] werde.
Logau. Abdank.
166, 13
(
Liegnitz
1651
):
Wann nun der Tag wird kommen / wann um wird sein die Zeit | Gebiert unß diese Mutter zur Welt der Ewigkeit.
Henschel u. a., Heidin
952
(
nobd.
,
um 1300
):
Din ich niht vergezze | Noch nimmer vergezzen mak | Biz an minen letsten tak.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
25a, 33
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
Ez kvͤmt ain tac an dem ain brvnne geoffent wirt.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
14, 75
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
der tag des jungsten gerichts ist ein tag des czorns, ein tag der angst und der jamerkeit.
Dietrich. Summaria
22v, 7
(
Nürnb.
1578
):
Gott [...] wird an jenem tage die glaubigen wol wissen von den vnglaubigen falschen Christen zu scheiden.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
18
):
Benennet den Tag, wie jhr wist, | Vnd den ort, da der Kampffplatz ist!
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
, Hs.
E. 15. Jh.
):
Anno 1336 am 7. dach brachatz beschach der eirste uflof ze Zurich.
Lauchert, Merswin (
els.
,
1352
/
70
):
do beschach es vffe den selben tag dez iargezites, daz ich aber verzucket wart.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
28, 27
(
els.
,
1362
):
Deodatus wart eins tages gevangen von den Agarenis.
Merz, Urk. Wildegg
198
(
halem.
,
1643
):
Schultheiß und Rat zu Brugg [...] versprechen [...] den Zins je auf die vier heiligen tage des Jahres unter die Hausarmen auszuteilen.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Augsb.
,
um 1440
˺):
auff den suntag vor Aller Heiligen tag.
Bauer, Geiler. Pred.
76, 7
(
Augsb.
1508
):
also das du auff ainen jeden tag der wochen bettlest in ainer besonderen gassen in dem himelreich.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1340
):
Auf welhen tach man gewern stellen suͤll und zewch laitten.
Ebd. (
um 1365
):
Man sol [...] chainerlay holtz [...] lenger an dem margkt lan ligen, dann uͤntz an den achten tack.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Zu einer zeitt an dem hochzeitlichen tag der heyligen dreyer kúnig, den man den óbristen nennet.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
14, 22
(
tir.
,
1464
):
Ich gelaub, das mein hailer lebt vnd das ich an dem lësten tag würd ersten von dem ertreich.
Ebd.
63, 1
:
Er hat alle tag nur ainstund gessen von den früchten oder von den läubern.
Piirainen, Igl. Bergr. 32, b,
22
(
slow. inseldt.
,
16. Jh.
):
So soll d(er) perckhmaisterr, an ainem Sambstag, od(er) an ainem andern tag, wellicher Im geuellet, auf dem gepurg dj Gwerckhen zusamen gepieten.
Piirainen, Stadtr. Sillein
38b, 21
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Tavsent aue maria alle svntag vnd alle czwelf poten tag.
Große, a. a. O. ; ;
Reissenberger, a. a. O. ; ;
Tiemann, a. a. O.
135, 2
;
v. Keller, Amadis ;
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
16, 32
;
M. Cunitia. Ur. Prop. ;
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
16, 61
;
Franck, Klagbr.
222, 29
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Vetter, Pred. Taulers ; ;
Roloff, Brant. Tsp.
32
;
1558
;
UB Zug,
440, 8
;
Rennefahrt, Wirtsch. Bern
572, 32
;
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
728
;
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
330, 9
;
Klein, Oswald
60, 27
;
Dirr, a. a. O. ; ;
Bischoff, Steir. Landr. ;
Piirainen, Stadtr. Sillein
36b, 16
;
79r, 8
;
Rechn. Kronstadt
2, 86, 14
;
Qu. Brassó
5, 636, 11
;
Vgl. ferner s. v.  1, (V.) 18,  3, .
7.
›menschliches Leben, irdisches Dasein‹; meist im Plural.
Syntagmen:
die tage verfluchen, mit etw. volbringen
;
die tage
(Subj.)
abnemen, abgekürzt sein
;
jm. von den tagen helfen
›jn. umbringen‹;
alte / gute / junge / kindliche / sündliche tage
;
alle meine tage
›mein ganzes Leben‹.

Belegblock:

Kehrein, Lieder 14./15. Jh. (
14.-15. Jh.
):
Wenn vnser täg sint ausgezilt | vnd vns der tod das leben stilt.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, zu
1349
):
von minen kintlichen dagen bit her.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
EIn Wuchrer het bey seinen tagen | Viel Gelt vnd Gut zusamen gschlagen.
Knape, Messerschmidt. Bris.
22, 25
(
Frankf./M.
1559
):
Herr Walther sprach [...] vnd sag hierauff bey mein ritterlichen ehren / dz ich herr Brissoneten gleichen all mein tag / vnd binn doch weit erkant / nie erfahren noch befunden hab.
Gille u. a., M. Beheim
81, 71
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
In gutem sy verczern ir tag, | aber sy varn mit jamers clag | gen hell ains augen plikes.
Langen, Myst. Leben
168, 13
(
nobd.
,
1463
):
mir ist layd, daz ich ye all mein tag got gelaidigt mit mein sunden.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
der bettet in allen sinen angsten alz emzklich alz ob er alle sin tag waͤr ain súnder gewesen.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 187, 10
(
Hagenau
1534
):
Wer im xxiii. jar nicht stirbt / und im xxiiii. nicht ertrinckt / unnd im xxv. nicht wirt erschlagen / der mag wol sagen von guten tagen.
Roloff, Brant. Tsp.
260
(
Straßb.
1554
):
Ich [Hercules] hab von warheit vil hoͤren sagen | Aber sie nit gesehen bei meinen tagen.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
2979
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Der [Helÿas] ward bÿ sinen alten tagen | gefuͤrt uff ainem fúrin wagen | Hoch durch die lúfft.
Wyss, Luz. Ostersp.
4115
(
Luzern
1571
):
Mitt spilen, Tantzen vnd mitt singen | Wil ich [Magdalena] min zytt vnd Tag volbringen.
Morrall, Mandev. Reiseb.
178, 11
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
wie wol das ich [Hans von Mandavilla] [...] wenig guttes minen tag hon getön.
Sappler, H. Kaufringer
4, 256
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
in ward bei iren tagen | grösser fräud bekant noch nie.
Brandstetter, Wigoleis
229, 38
(
Augsb.
1493
):
Herr wigoleys het alle sein tage biß her so guot nachtseld nye gehabt.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 180, 28
([
Augsb.
]
1548
):
Dem Narren stehts nit wol an / guͦte tage haben / vil weniger ainem knechte / zuͦ herrschen über Fürsten.
Klein, Oswald
123, 57
(
oobd.
,
1415
):
Was ich mein tag ie hab gelert, | daz dawcht die freulin gar unwert.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
38, 33
(
tir.
,
1464
):
Meine täge die haben abgenamen als der rauch.
Qu. Brassó
4, 21, 4
(
siebenb.
,
1603
/
29
, Hs.
1761
):
die [...] Ungarn habens nicht wollen gestatten, dass Deutschen herein kommen sollten, die dem Gabor gewiss hätten von den Tagen geholfen.
Wyss, a. a. O.
30, 33
;
Karnein, Salm. u. Morolf
139, 5
;
Froning, Alsf. Passionssp.
53
;
Kurz, Waldis. Esopus ;
Langen, a. a. O.
159, 5
;
Roloff, a. a. O.
1554
;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Brandstetter, a. a. O.
193, 1
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ;
Quint, Eckharts Pred. .
Vgl. ferner s. v.  3,
1
 5,  11,
2
.
8.
zum Ausdruck einzelner Lebensstufen, besonders: ›Mündigkeit, Volljährigkeit‹; seltener: ›hohes Alter, Greisenalter‹; ausschließlich im Plural und meist in Verbindung mit einem Possessivpronomen; anschließbar an 7.
Überwiegend Rechtstexte.
Phraseme:
˹
zu iren / meinen / seinen tagen komen, zu jar und tag kommen
˺ jeweils: ›mündig werden‹, auch: ›leben‹;
volle tage haben
›volljährig, mündig sein‹;
unter tagen sein
›unmündig sein‹.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Swen eyn mensche Cuͦmt zuͦ achzen jaren, so hat her volle tage.
Svmeliche luͦte iehnt, so der man sestich iar alt is, so si her zuͦ sinen tagen comen.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
Ist ouch under den kinderen, di daheime sint, keiniz zu sinen tagen kumen zu zwelf iaren oder daruber.
Henschel u. a., Heidin
527
(
nobd.
,
um 1300
):
Die vrow tet sam ein reines wip | Die mit zvhten iren lip | Zv den tagen hatte braht.
Mon. Boica, NF. (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Ditz obgeschriben alles hat Jacob Hirsingk als ein vormundt den obgenanten knaben zu getrewer hant enpfangen, bis sie zu iren tagen kumen.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1488
):
do aber des kaisers sun, Fridericus genant, was kumen zu seinen tagen, do het er köstlich hochzeit zu Nurenberg.
Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
1371
):
Vatterlose kind, die nit zuͦ iren tagen komen sind, die sol kain ir frúnd berătten ăn voͤgte.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
E. 13. Jh.
):
swenne der vatter stirbet vnd die kint sind vnder ir tagen, so enmag daz wip noch die kint nuͥt tuͦn an ir vogtez hant.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1513
):
junge kind, so noch under tagen sind.
Ebd. (
1628
):
neben underwysung der jugendt, die so zu jahren und tagen kommen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
die verließen zwu junkfrawen [...] nam der oftgenant von Argun und sein weib [...] zu in in die kost und zugen sie also in erberkait, biß sie gewachsen und zu irn tagen kommen waren.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1340
):
Man sol wizzen, wer zwech gesein mag oder nicht, daz sint chint, die zuͦ irn tagen nicht choͤmen sint ze vierzehen iarn.
Große, a. a. O. ; ;
Mon. Boica, a. a. O. ;
Köbler, Ref. Nürnberg
203, 1
;
Welti, a. a. O. ;
Rennefahrt, Zivilr. Bern ;
Baumann, Bauernkr. Oberschw. ;
Bischoff, Steir. Landr. .
9.
›Tag einer Versammlung oder (gerichtlichen) Verhandlung; diese Verhandlung selbst; Gerichtstag, Landtag, Reichstag‹.
Überwiegend Rechts- und Wirtschaftstexte, seltener Chroniken.
Phraseme:
tag leisten
›auf einem Gerichtstag verhandeln‹.
Bedeutungsverwandte:
 1, .
Syntagmen:
einen t. abschlagen / abschreiben / ansetzen / bestimmen / haben / halten / machen / setzen / volfüren
;
jn. in den t. bringen, jn. zu tage senden / schicken, jn. auf tage kommen lassen
,
zu tage kommen / ziehen
,
auf dem t. erscheinen
;
der gehaltene / freundliche / gemeine / grosse / gütliche / menschliche / offene / rechtliche t
.

Belegblock:

Luther, WA
10, 1
. Abt., 2. Bd., 134, 24 (
1522
):
Der menschliche tag heyst hie auch: das menschlich urteyl, gericht und lob, damit die menschen erheben, erleuchten, und bekand machen die, von denen sie viel halten.
Röhrich u. a., Cod. Dipl. Warm.
4, 201, 33
(
omd.
,
1426
):
went unszer herre von Rige und wir gar selden bey eynander komen, ane czu grossen herren tagen.
Ebd.
618, 33
(
1435
):
Ouch [...] ist unser here homeister [...] czu tage geczogen umme eynen ewigen frede mit den Polan czwischen beiden landen czu machen.
Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1402
):
als her [der groskompthur] uf den tag ken Thorun zoch.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
325, 32
(
thür.
,
1474
):
unde nu die offin tagen komen sint, hat sichs gemacht, daz sy in kintbette gewest ist unde nicht zcu sollichem gerichte unde rechte komen kunde.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
darnach legt man einen tag gen Nürmberg auf suntag nach Biti.
Ebd. (
1449
/
50
):
und wenn es sich dem tag nehet, so schreib der marggrafe den tag ab.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
hienoch verkunte der keyser einen tag, an dem er wolte zuͦ gerihte sitzen.
Rieder, Gottesfr. (
els.
,
1380
):
die selben gottes frúnde, die do vernent oͮch uf dem goͤttelichen tage worent.
Kottinger, Ruffs Adam (
Zürich
1550
):
Noë [...] hat zil, tag uff hüt gestellt
(›den heutigen Tag hat er zum Gerichtstag bestimmt‹).
Rennefahrt, Stadtr. Bern (
halem.
,
1353
):
alsbalde duͥ manung geschicht, so suͥllen alle, die in dirre buntnuͥst sint, unvertzogenlichen ir erberen botschaft ze tagen senden in das Kienholtz.
Ders., Statut. Saanen (
halem.
,
1401
):
so soͤllen wir ze beiden teilen [...] zuͦ gemeinen tagen komen gen Erlenbach in daz dorf.
UB Zug
492, 15
(
halem.
,
1412
):
a[l]z man ze Keiserstuͦl den tag leist mit dem lantvogt unn der ritterschaft.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1559
):
Habent si ein rächtlichen tag, namlich uf sonntag nach Sanct Sebastians tag [...] bestimpt und angesetzt.
Chron. baier. Städte. Regensb. (
noobd.
,
1522
):
Anno domini 1522 am 13. januarii ist zu Nürnberg vor dem regiment ein gütlicher tag zwischen dem pischoff und stat gehalten worden.
Pfeiffer, Frk.-bay. Landfr.
141, 18
(
nobd.
,
1391
):
die vart [...] auf den tag, den fursten, herren und stete da laisten von dez lantfrids wegen.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1340
):
daz im fronbot chunt sol tuͦn ze haus und ze hof, auf welhen tach er antwurten suͤll.
UB ob der Enns
10, 138, 36
(
moobd.
,
1382
):
Vnd auf dis gegenwurtig taiding haben wir den tag, der auf den nächsten sand Lucein tag solt gewesen sein, gelengert hincz auf den egenanten Sunntag Invocavit.
Luther. Hl. Schrifft.
1. Kor. 4, 3
;
Röhrich u. a., a. a. O.
4, 79, 16
;
Thiele, Chron. Stolle ; ; ;
Grosch u. a., a. a. O.
165, 31
;
Opel, Spittendorf ;
Merk, Stadtr. Neuenb. ;
Rennefahrt, Stadtr. Bern ;
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen ;
Müller, a. a. O. ; ; ;
Hauber, UB Heiligkr. ;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ; ;
Auer, Stadtr. München ;
Roth, E. v. Wildenberg .
Vgl. ferner s. v.  24,  1.
10.
›Stichtag, Termin (besonders einer gerichtlichen Verhandlung)‹; offen zu 11.
Überwiegend Rechtstexte, (seltener) Chroniken.
Bedeutungsverwandte:
, vgl.  1.
Syntagmen:
einen t. aufschlagen
›einen Termin verschieben‹,
jm. einen t. benennen / geben / setzen
;
der benante / bestekte / gesezte / gewilligte / namhaftige t
.

Belegblock:

Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
So saltu yme eyn gefueglich ziel setzen | Und yme dann einen gelegen dag setzen | Zu den dedingen des gerichtes.
Köbler, Ref. Franckenfort
150, 2
(
Mainz
1509
):
Es sol auch der jhene so gezeugen füren wil / seinem widderteil einen benantē tag [...] setzen lassen.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Beclagit eyn man den andirn umb schadin, den er dovon hat, das her ym sin geld uff eynen benumpten tag globit und nicht beczalet hat.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
175, 41
(
thür.
,
1474
):
Habin [...] yme eynen tag benant, wanne sy in deme hofe sin unde des rechten warten wolden.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
als he mir gelobte an der bezzerunge uf den tac, da dise herren ratlute druber waren.
Ders., Sächs. Bergr. (
osächs.
, Hs.
15. Jh.
):
Wenne abir dy gewerkyn vorlyhen wollen uff eyme gebyrge [...], zo zal der obirbergmeister adir lyher denselbyn gewerkyn lazen zcusammene gebiten uf eynen genanten tag.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
das [hat] ine der richter bederseit furbescheiden vor gericht und gehegten ding | auf einen namhaftigen tag.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
v. 1407
):
und seczten im [kung Wenczlab] ayn tag, daz er zu den kuͤrfursten kumen solt.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
do der hertzoge kam gen Mentze, do wart der dag aber fürbas ufgeschlagen 2 wochen.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
So der testator zil vnd tag setzt.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
alz daz zil vnd der tag, alz er inn bezalen solt, verluͥffen ist.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1533
):
Deß gerichts gesatzt tagen werdent und söllent syn am mentag und mittwuchen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
und viengen ir zehen, 3 edl, und den gaben sie allen tag, aber ir wolt sich kainer stellen.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1340
):
so sol man im tach geben auf daz naechst taedinch.
Hör, Urk. St. Veit
193, 8
(
moobd.
,
1421
):
Also beschied in mein herr der pfleger ainen benantten tag.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1435
):
so sol der schaffer dem richter ainen tag geben auf das guet, da sol man mit recht embresten oder schuldig werden.
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
11
;
308
;
Köbler, Ref. Nürnberg
82, 16
;
Welti, Stadtr. Bern ;
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 206, 25
;
Jörg, Salat. Reformationschr.
275, 12
;
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
27, 42
;
218, 3
;
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 323
.
Vgl. ferner s. v.  2.
11.
›Frist, Aufschub‹.
Vor allem Rechtstexte, Chroniken.
Syntagmen:
t. haben / kriegen / kürzen / längen, jm. t. geben / wirken
;
jm. etw. zu t. setzen
;
erstrekter / kurzer / verwerter t
.

Belegblock:

Sattler, Handelsrechn. Dt. Orden
288, 7
(
preuß.
,
1411
):
Dis geld hab ich ir czu tagen gesatczt.
Gille u. a., M. Beheim
82, 62
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
da warn erfüllt die tag nach dem, | das sie dann solt geperen.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
129, 7, 17
(
schles.
,
1390
):
des gebin sy ym tag uff dy nesten dry jar, czubeczalen alle jar eyn dritteteil des geldis.
Leisi, Thurg. UB
6, 870, 31
(
halem.
,
1344
):
Des gab ich inen tag, als mit urtail ertailt wart, uff disen húttigen tag.
Ebd.
8, 351, 2
(
1357
):
Do welti si nit sweren und batt, ir tag ze geben, nach irem vogt ze werben.
Ebd.
7, 67, 31
(
1367
):
Die obgenanden edlen herren von Tokkenburg [...] hant och gewalt und friges urlob, uns obgenanden angúlten und och búrgen [...] tag ze geben oder ze manen.
Rennefahrt, Gebiet Bern (
halem.
,
1397
):
so sol er mit recht tag han einen manet und nit lenger.
Jörg, Salat. Reformationschr.
853, 13
(
halem.
,
1534
/
5
):
Kam je danocht dahin das sy umm Hilary jre predicanten bschicktend / die dann begertend / ein erstreckten tag.
Pfeiffer, Frk.-bay. Landfr.
131, 4
(
nobd.
,
1392
):
Item man hat dem Liesperg tag geben gen Wirtzburg von der clag wegen, als der von Wertheim in geladen hat.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Umb die zallung gaben die Vngrischen den landtlewten tag von der wochen vor sand Andreastag inn dem 82. jar untz auff sand Vintzentag darnach kunfftig.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
E. 15. Jh.
):
die habnt tag unz in das taiding.
Bischoff, Steir. Landr. (
m/soobd.
, Hs. 
v. 1425
):
Ain richter lengt ain tag wol, er mag in aber nicht chürezen.
Große, Schwabensp. ;
Behrend, Magd. Fragen ; ;
Toeppen, Ständetage Preußen
2, 633, 36
;
Opel, Spittendorf ;
Kisch, Leipz. Schöffenspr. ;
Bastian u. a., Regensb. UB
383, 7
.