1
nacht,
die
;
-Ø, -es/
auch
.
- Die häufig belegte Genitivform
des nachtes
und das daraus herzuleitende
Kasusadverb
nachts
gelten als Analogiebildungen zu den Flexionsformen von ; Weiteres dazu: ;
Frnhd. Gr. §  M
20
, Anm. 7.
1.
›Nacht, Zeit der zwischen  1 und (
der
1‹; die
nacht
wird gesehen als verläßlicher Teil der Orientierung des Menschen in einem System religiös und / oder natürlich vorgegebener Haltepunkte, speziell der Abfolge von Schlaf und Nichtschlaf (darunter der Arbeit), des Wechsels von Dunkelheit und Helle (im eigentlichen und uneigentlichen Sinne); beim Verstoß gegen diese Unterscheidungen wird die
nacht
meist zur Zeit des Begehens von Straftaten (dazu ) und Heimlichkeiten, darunter des Vollzuges verbotener Liebe; bei der Sicht der
nacht
als Zeit der Trauer, des Traumes, der inneren Einkehr sind oft religiöse Überhöhungen im Spiel.
Phraseme:
über nacht
›unvorhergesehen‹;
tag und nacht
1 ›immer wieder‹ (punktuell gesehen);
bei nacht und nebel
(z. B.
jn. in seinem hause finden
);
(jm.) eine gute nacht wünschen
o.ä.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .
Gegensätze:
 1.
Syntagmen:
eine böse n. haben, die n. lieb haben, mit gelust, mit reden / weinen vertreiben, got gebe euch eine gute n
.;
die finsternis n. nennen
; mit adv. Akk. der Zeit: ˹
eine n. got anrufen, jm. eine n. träumen
(+ Hauptsatz im Konj.),
jm. manige n. etw. verleihen, die sele sich alle n. reinigen
, (einer Frau)
die n. grob abkeren
(obszön)˺;
die n
. (Subj.)
im lauf volbringen, einen augenblik dauern, den bulern angenem sein, tag und n. sich scheiden
;
der n
. (Gen.)
jm. etw. sagen, jm. einer n. ein tor auftun, des nachtes entweichen / schlafen, das kind nemen, jm. erscheinen, des nachtes jm. etw. im traum vorkommen, sich des nachtes mit einander stechen
;
das fasten auf die n. längen
›hinausschieben‹,
bei der n. ungetaten geschehen, jn. im bette liegen lassen, bei n. ein gemach aufbrechen, jn. bei n. anlaufen / aussenden, zu tode bringen, jm. bei der n. etw. nemen, das seine austragen, in der n. träume sehen, (jm.) das leben in der n. abschneiden, die erstgeborenen in einer n. würgen, der tag nach der n. kommen, über n
. [wo]
bleiben, zu n. arbeiten / werken, mit jm. zu guter n. keren
›einkehren‹,
zu n
. [wo]
beisammen gefunden werden, das beilager zu n. sein
;
die blinde / böse / dunkle / finstere / helle / gute / neblige / ruhige / schwarze / stille / hingehende / zufallende n
.;
die abscheidung / finstere / stunde der n
.;
der mutwille bei n. und nebel
.
Wortbildungen:
nachtangel
(›über Nacht eingelegte Fischangel‹;
Öst. Wb.
1, 236
),
nachtbild
›Traum, Trugbild, Traumbild‹,
nachtdieb
,
nachtengel
›Schutzengel‹,
nachtfinstere
,
nachtfrevel
›nächtlicher Flurfrevel‹ (dazu bdv.: vgl. ),
nachtfucht
›Nachtquartier‹ (Gw ist mir nicht erklärbar; dazu bdv.: vgl.  1),
nachtfunk(el)
›Glühwürmchen‹ (dazu bdv.:  2),
nachtfurcht
›nächtliche Angst‹,
nachtgängel
›nächtlich Herumschweifender; Nachtschwärmer‹ (Genaueres nicht erkennbar),
nachtgeist
›(z. B.
gesichte
,
erscheinungen, träume
bewirkendes) Gespenst‹ (dazu bdv.:  4, , ),
nachtgeschwulst
›nächtliche Erektion‹,
nachtgespenst
(dazu bdv.:
2
 3, , , , ),
nachtgleimel
›Glühwürmchen‹ (zum Gw s. ),
nachtgrube
›Fallgrube (für Wild)‹,
nachtgürtel
(im Beleg als Zeichen körperbezogener Kasteiung),
nachthalte
›Viehhude zur Nachtzeit‹ (Gw zu ,
der
, 3),
nachthimlitzen
(Frequentativum zu
himmel-
) ›nächtliches Wetterleuchten‹,
nachthunger
(ütr. im Sinne von ›nächtliches Begehren‹; metonymisch: ›Geschlechtsverkehr‹),
nachthust
(ütr. im Sinne von ›Lustgekeuche‹),
nachtlage
›Nachtzeit‹ (Gw zu  3),
nachtlang
›während der Nacht‹,
nachtlaufer
(dazu bdv.: ),
nachtleuchte
›zum Vogelfang geeignete Lampe‹,
nachtlosen
(Gw zu
3
),
nachtmänlein
›Schrat, Nachtmahr, Alp‹ (dazu bdv.:  1),
nachtmar
(dazu bdv.: ),
nachtmeister
›Abtritträumer‹ (dazu bdv.: ),
nachtmette
›nächtlicher Lärm, Aufruhr‹ (zum Gw s.  3),
nachtmucke
1 ›lichtsuchendes Insekt‹ (dazu bdv.: ); 2 ›Johannisfliege, Leuchtkäfer, Glühwürmchen‹,
nachtnez
(für den Fischfang; dazu bdv.: ),
nachtpelz
›Nachtgewand‹,
nachtpfründe
(ütr. im Sinne von ›geschlechtliche Befriedigung‹), ˹
nachtrast
,
nachtrest
˺ (zum Verhältnis beider Bildungen s.
Pfeifer
2000, 1086
),
nachtrauber
,
nachtrufer
wohl ›Nachtwächter‹ (a. 1447;
Bücher, Berufe Frankf.
1914, 88
),
nachtschemenwürmlein
›Glühwürmlein‹,
nachtschicht
,
nachtschnur
(dazu bdv.: ),
nachtschrat
(dazu bdv.:  1),
nachtschweifig
›sich nachts herumtreibend‹,
nachtsedel
›Nachtlager‹,
nachtsiedel
(dazu bdv.: ),
nachtspiel
,
nachtstaphart
›Hausrock‹ (zum Gw s. ),
nachtstul
›Nachtgeschirr, Nachttopf‹ (dazu bdv.: vgl. ),
nachttraum
›Angstraum‹,
nachttrüge
›Angst-, Alptraum‹,
nachttrut
›Nachtgespenst‹ (zum Gw s.  1; dazu bdv.: ),
nachtturnier
euphemistisch für ›sexuelle Nötigung‹,
nachtzettel
›Schein über die Aufnahme eines Fremden zur Nachtzeit‹,
nachtziel
›nächtliche Zeitspanne, außerhalb der keine Quartiernahme gestattet ist‹ (zur möglichen Berührung von
-ziel
mit dem Gw
-selde
von
nachselde
s. ; mit Belegen).

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
[Gott] hat das Liecht Tag vnd die Finsternuß Nacht genenat.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
ob er îmande hêt gesên | an deme odir an dem tage | adir an sulchir nachtelâge | varin vor sime hûse hin.
der [brûder] an sîner blôzin huit | von einem nachtgurtil trûc | eine kettin grob gnûc, | dî was von îsene gesmit.
dô bleib er ouch dâ ubir nacht.
Luther, WA (
1522
):
was ist solcher yhr gedancken, den sie glawben heysszen, denn nur eyn trawm und eyn nacht bildt vom glawben, das sie selb von eygener krafft on gottis gnad yn yhrem hertzen gemacht haben.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
557, 1596
(
Magdeb.
1608
):
Sollen wir [...] / | Bedencken vnser aller Ehr / | Nicht heimlich zun Froͤschen hinwallen / | Wie Nachtdieb vnd Moͤrder einfallen.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
daz ist ,vülle der gotheit‘, dâ enist weder tac noch naht.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
da der Gotes wigant | Zwelf brunnen, sibenzic palmen vant | Unde ouch nahtsedel hete.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
her ist gut vor di nachttrugene | di der tubel brengit mit lugene.
Klett, J. v. Soest
6, 1187
(Hs. ˹
wmd.
,
1470
/
80
˺):
[der dyamant] trybt myt gotter muss | al onnutzliche nacht drom uss.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Do hie sus vp synen palais was komen | ind syn naicht raste hadt genomen.
Beckers, Spinnr. Ev., S. 
193
(
Köln
1537
):
das sie die nachtmar [...] reyten soll.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1578
):
Noch trag ich winterszit einen langen danneten wullen nachtz-tabbart mit eingen mauwen im haus, ist mit fuissen-fellen gefoedert, umb den hals hoich und gedicht zugekrempt, geht unden uff die fois.
Ebd. (
um 1560
):
Ich trage auch eitz einen danneten wullen nachtztabbert mit fuissen gefodert, geit mir umb die bein bis uff die schoene, wan ich in oder baussen der stoiffen sin.
Voc. inc. teut.
q viijv
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Nachtlauffer Noctiuagus.
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
nach diesen worten wündschet er der Königin ein gute Nacht.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
her stûnt ûf und nam daz kind und sîne mûter des nachtes und intweich in Egypten.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
64, 15
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
des nachtis do irscheyn sente Thomas dem bayorn.
Ermisch, Sächs. Bergr. (
Leipzig
1509
):
Uff welicher tzeche nicht drey schicht gearbeyt werdenn, sollen unßer amptleut dye nachtschicht nicht gestatten.
Ders. u. a., Haush. Vorw.
220, 25
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Eine nachtleuchte, damit man bei finsterer nacht in herbst- und winterzeiten trappen, kraniche, wilde gense, feldhüner, [...] beleuchten und fahen kann.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
Wie einer einen in seinem haus erschlug, der bei nacht [...] ime sein gemach aufbrach.
Schultheiss, Achtb. Nürnb.
87, 31
(
nobd.
,
1348
):
daz er einem ein swert nam bei der naht auf der straz.
Fastnachtsp. (
nürnb.
,
v. 1486
):
Das in nit mer irrt der nachthust | Und auch das fechten mit der stangen.
Das in nit irrt die nachtgeschwulst | Und auch des ainliften fingers ragen.
Ebd. (o. O.
15. Jh.
):
alte leilach, die durchdriben | Nach dem nachthunger sint geriben.
Voc. Teut.-Lat.
x jv
(
Nürnb.
1482
):
Nachtfar dyana od’ abentsteuer
[Druckfehler oder tatsächlich
abentsteuer
, s.
nachtfare
]
od’ abgottin. [...] Nachtschementwurmelein. [...] noctiluca nocticula. [...] Nachtgengel. noctiuagus.
Fischer, Folz. Reimp.
19, 5
(
Nürnb.
um 1520
):
Nun was ir [dirn] die nachtpfrünt zu schmal; | Des mancher sich zu ir verstal.
Loose, Tuchers Haushaltb. (
nürnb.
,
1513
):
czalt dem Linhart Stainer nachtmaister von dem haimlichen gemach in des Tilmans hauß czu vegen, [...] 46 ℔.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
232, 20
(
Nürnb.
1548
):
da der Herr [...] alle erstgeborne in Egipten / in einer nacht wuͤrgete.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Vxor geht herfür, sicht oben rauß in einer Schlaffhauben vnd Nachtbeltz vnd spricht: [...].
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
larvae, Die bolder geyster / nacht gespenst.
Lemures, Die nachtgeyster / bϧe gespenst.
Nachtschraͤttele / so ein jm schlaff bedanckt er werde getruckt. Ephialtes, Incubus.
Golius (
Straßb.
1579
):
Lemures nocturni, Polder Geister, Nacht Geister / gespenst.
Incubus, Ephialtes, das schraͤtlein / Nachtmaͤnnlein.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Ir [wittwen] vindent gesellen die üch grützend | Und üch den nachthunger bützend.
Wenn sich die lüt tuond überfüllen | Tag und nacht als die aker schüllen.
Adrian, Saelden Hort
9655
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
si [juden] hand getragen also tot | den zarten, lieben heren min | naht lang von dem tag hin.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 6, 12
(
Hagenau
1534
):
Widder die bauchsorge haben sie gesagt / Gott bescheret uber nacht.
Ebd.
368, 20
:
Sie seind noch nit alle schlaffen / die heind ein boͤse nacht sollen haben.
Ebd.
443, 6
:
wer ettwas lieb hatt / der gedenckt offt daran / darumb kumpt yhm das selbig des nachts im trawme für.
Sudhoff, Paracelsus (
1531
/
5
):
wie alle ding gescheiden sein von einander, die sonn, der mon, der tag, die nacht, also auch der teufel, die engel rc, so ist auch unter den menschen zwo art.
Ebd. (
1530
):
die nachthimlizen, so one donner komen, seind auch irer art, werden ausgeschütt in luft und vom luft herab gefellet wie ein himliz.
Ebd. (
um 1520
):
das tut alles ir nachtgeist, der also mit in spilet.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Der wirtt gebott dem gaste sin | Daz er mitt siner trüttin | Zu gütter nachtt kertte.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
welcher einen by nacht vnd nebel in sinem huß finde / den er nit bekent / den sol er [...] annemen.
Bachmann u. a., Volksb. (
alem.
,
15. Jh.
):
er wust wöl, was im die gotlich stym geseit hatt der nacht, do das kind empfangen ward.
Ders., Morgant (
halem.
,
1530
):
es begab sich, das im ein nacht troumpt, es fiell ein grosser berg uff inn.
Und nimpt mich wunder, das in diser nachtmetti es nit also gangen ist.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1539
):
Nachtfreuel Alle die eynungen, so by nacht vnnd nebell verschuldet, sollent [...] gebüeßt werdenn.
Maaler (
Zürich
1561
):
Liechtmugk oder nachtmugk / die zuͦ nacht in das liecht fleügt. Lampyris.
Nachdieb (der) Ein aufbraͤchender dieb / Der den leüten zenacht in die laͤde͂ oder heüser bricht vnd falt. [...]. Nachtfinstere (die) Dünckle der nacht. [...]. Nachtgespengst (das) Erscheynung. Species.
Nachtstuͦl (der) Familiaris sella.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
336
(
Genf
1636
):
nachtschweiffiger [...] noctiuagus.
Ebd.
40
:
nachtmuͤcke / f. Johans fliege / welche wie Fewer scheinet [...], Cicindela.
Morrall, Mandev. Reiseb.
163, 5
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
so begindt es denn zedunckel werden, als umb die zit wen sich tag und nacht schaidet.
Sappler, H. Kaufringer
14, 130
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
und wolten all die nachtrest, | [...] | ze dem edlen künig haben.
Ebd.
150
:
wer übel tuot als ain dieb, | der hat die vinstern nacht lieb | und hasset den liechten tag.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
sie
[Bezug:
jungkfrawen, weiberfolk
]
haben nit [...] holz müessen scheuten, sonder ir steur auch zum nachtturnier thun müessen.
In wenig tagen hernach kamen des abents ganz spat zwen raisigen für sein haus und begerten ain nachtfuecht.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Alb / der alb / alp / nachtmaͤnle / wichtele / nachttrutten / schraͤtle / scherzel / mahr / ein kranckheit / wann einer meint im schlaff er werd gedruckt.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wer den stain in golt tregt, den sichert er vor nahtvorhten.
reht sam ain faulz aicheinz holz und sam ain nahtgleimel.
alsô erkennent die nahtengel, wenn in der tak des morgens drô anlegen wil.
Klein, Oswald
1, 33
(
oobd.
,
1421
):
in freuden si mir manig nacht | verlech ir ermlin blos.
Ebd.
90, 15
(
1460
):
Wo herzenlieb beinander ist, | da durt die nacht ain ougen blick.
Schmitt, Ordo rerum
324, 15
(
15. Jh.
):
Lucipeta [...] nachtfunkel nachfunkch [...] vermis de nocte volans nachtfunkch [...] nachtfunckel (?) uel daz wurmli daz da scheint.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1294
):
ungetat, diu bi der naht geschehen ist.
Buijssen, Dur. Rat.
15, 20
(
moobd.
,
1384
):
daz er icht ze lang vast, hebet man an nach der vesper und also lengt man daz vasten auf die nacht.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1615
):
Dieweil auch villmahlen mit dem rossen und viech bei der nachthalt vill schaden beschehen [...], so soll demnach hinfieran dieselbig nachthalt mit rossen und viech alhie [...] abgestelt sein.
Ebd. (
M. 15. Jh.
):
alles nachtspil, es wär bei dem wein oder wo das geschäch, das ist verpoten.
Ebd. (
1604
):
da er
[der nachts Horchende]
aber daruber von wiert ein leibschaden seines nachtlosenß halber bekumpt, ist er demselben, [...], zu geben nichts schuldig.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1523
):
Es sol auch niemants [...] mit wad, nachnetzen
[wohl als
nachtnetz
zu lesen,
nach-
wohl Erleichterung von Dreikonsonanz]
noch andern zeug bei tag noch nacht, si haben dann [...], nicht fischen, auch weder nachtschnur und reuschen nit geprauchen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
Ein nachbaur soll wider die nachtrauber und fravelbraucher dem andern beiständ laisten.
Ebd. (
1340
, Hs.
18. Jh.
):
zu dem ersten daz Cholndorff hat der richter ein nachtsidel aines jeden jar mit vir pherden.
Ebd. (
17. Jh.
):
So hat man in gleichen zur pfleg die nachtzettlen der frembt einlogierenten göst alteglich zu abents [...] zu lifern.
Ebd. (
1608
, Hs.
17. Jh.
):
Es solle auch allen wüerten, [...] gebotten sein über ain nacht- oder tagzill ausser begrießung und zuegebung der obrigkait nit zu passiern oder gestatten.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
22, 34
(
tir.
,
1464
):
eür chruczes lëben das würt vileicht abgeschniten in der nacht als das tüech von dem wëber.
Dies., Imitatio Haller
55, 19
(
tir.
,
1466
):
nach der nacht so kchümet der tag.
Wackernell, H. v. Montfort (
soobd.
,
A. 15. Jh.
):
Ich jag mit Willen über lant, | nachtgruoben sint mir nit bekant.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
37, 21
(
mslow. inseldt.
,
1609
):
darumb dy śie Zu nachts in einem VerśPerrten gemach beiśammen gefunden worden.
Große, Schwabensp. ;
Quint, Eckharts Trakt. ;
Fischer, Brun v. Schoneb. ;
Köbler, Ref. Wormbs
337, 29
;
Dubizmay, kurß zu Teutze
67, 13
;
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
172, 8
;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
162, 26
;
172, 28
;
Ermisch, Freib. Stadtr. ;
Lexer, Tucher. Baumeisterb. ;
Dinklage, Frk. Bauernweist.
92, 37
;
v. Keller, Ayrer. Dramen ; ;
Gilman, a. a. O.
1, 412, 20
;
Plant u. a., Main. Naturl.
293ra, 9
;
Bachmann u. a., Volksb. ;
ders., Morgant ;
Rennefahrt, Stadtr. Bern ;
Lauater. Gespaͤnste
21r, 4
;
Morrall, a. a. O.
115, 6
;
Dreckmann, H. Mair. Troja
21, 23
;
25, 29
;
Eschenloher. Medicus ;
Rauwolf. Raiß ;
Dirr, a. a. O. ;
Auer, Stadtr. München ;
Niewöhner, Teichner
343, 43
;
Uhlirz, Qu. Wien ;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Schottenloher, Flugschrr.
55, 7
;
Winter, a. a. O. ;
Bauer, Imitatio Haller
90, 29
;
Qu. Brassó
5, 424, 33
;
Maaler  f.;
Schles. Wb.
2, 915
.
Vgl. ferner s. v.  1,
1
 6,  8,  2,  5,  2.
2.
›Nacht als Zeitspanne in ihrer vollen Dauer und Länge‹; eng an 1 anschließbar.
Phraseme:
tag und nacht
2 ›fortwährend, unaufhörlich‹;
x tag und nacht
auch ›x volle Tage‹.
Syntagmen:
˹
der brunne tag und n. fliessen, die n. zu dem tage reiten, etw. x n. stehen lassen, die ganze n. arbeiten, ein gespräch die halbe n. wären
˺ (jeweils Akk. der Zeiterstreckung);
des nachts etw
. [wohin]
legen
;
über n. aussen bleiben, im gebet sein, etw. über n
. (›eine Nacht lang‹)
in das saft tun
;
die ganze / halbe n
.
Wortbildungen:
nachtfisch
›zur Nachtzeit verbotenerweise gefangener Fisch‹ (a. 1602),
nachtfrüst
›Nachtfrost‹ (a. 1531; Gw zur schwundstufigen Form von ),
nachtlänge
›Dauer der Nacht von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang‹,
nachtlängs
›die gesamte Nacht hindurch‹,
nachtweilig
›während der Nacht‹.

Belegblock:

Alberus, Barf. (
Wittenb.
,
1542
):
Das gesprech wehret schier die halbe nacht.
Alberus
415
(
Frankf.
1540
):
Nocturnus, nachtweilig.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
trehene wâren mîn trôst tac und naht.
Henschel u. a., Heidin
1300
(
nobd.
,
um 1300
):
Er waz zv hant bereit | Die naht er zv dem tage reit.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk. (
osächs.
,
1343
):
durch dise gancze nacht habe wir geerbeitet und habin nichtis nicht gevangen.
her ginc ûz ûf einen berc zuͦ betine und was ubir nacht in dem gebete gotis.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
32, 33
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
wollust und wünnen pflegen, darnach sie tag und nacht stellen und trachten – was ist das alles?
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
Zu mercken ist 1. das unter gleichen polus hoͤhen gegen Mittag / in gleichem Sonnen grad / die halbe tages⸗laͤnge so groß wird / als in den polus hoͤhen gegen Mitternacht die halbe nachts⸗laͤnge.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
38a, 25
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
daz er [brunne] stetelichen flevzzet naht vnde tak an vnderlaz.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
210r, 13
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
bind das [hundes hirn] dar v́ber vnd laͮss es staͮn drie tag / vnd naht.
Plant u. a., Main. Naturl.
299ra, 5
(
ohalem.
, Hs.
E. 14. Jh.
):
so der mane vol schininet vn̄ vierzehin nehtic ist als du hie kvsest.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Daselbst warden sie nachlengs verhört und [...] durch ermelten kaiser verglichen.
Broszinski, Minner. Chir. Parva
81r, 3
(
halem.
,
2. H. 15. Jh.
):
tuͦ den armoniacum in das saft úber nacht.
Gille u. a., M. Beheim
82, 638
;
Vgl. ferner s. v.
1
,  4, , (Adj.) 4, .
3.
›kalendarischer Tag (Tag plus Nacht, 24 Stunden)‹.
Phraseme:
x
(z. B.
sieben / vierzehen / ein und zwenzig
)
nacht
›eine / zwei / drei Wochen‹ (vgl. engl.
fortnight, sennight
, ags.
seofon nihte
);
drei vierzehen nacht
›6 Wochen‹.
Bedeutungsverwandte:
 4.
Syntagmen:
x nacht bei einer frauen sein, in einem kloster liegen, miteinander saufen
;
eine matte innerhalb von 7 nachten mähen, jn. inwendig sieben nachten manen, von der nacht zwen schillinge geben
(als Viehsteuer pro Tag),
von einer nacht die hälfte geben
;
kinder zwischen zwei jaren und einer nacht
wohl ›um die zwei Jahre‹.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
5, 269, 2
(
preuß.
,
1473
):
das man von der nacht die helfte gebe.
Ebd.
560, 32
(
1514
):
der gleichen alle und igliche freyhenn [...] und erbar(en) manschafft pawern von irem vyhe ye von der nacht zwene schilling zu geben guttwilligklich zugesagt.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
Noch dysen dyngen legit her syn dyng vs obir vyrtzehen nacht.
des hat her tag dry vyrtzen nacht dor vmme mag her kysen vyrtzen nacht welche so her wil, tzu deme nehesten dynge.
Hilliger, Urb. St. Pantaleon (
rib.
,
1380
):
die he onsem gemeynen convente [...] betzailen sal [...] bynnen viertzien nachten darna.
Chron. Köln (
rib.
,
1391
):
so we hei sich 14 nacht hadde erworven dem greven wederstant zo doin, nochtant [...].
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
unde lagin vier nacht yn dem clostir.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
,
1335
):
So mac sich der richter vermezzen zu volkumene zu sime rechten endehaften tage uber ein unde zwencic nacht.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe ;
Quint, Eckharts Pred. ;
Franck, Decl.
349, 8
;
Piirainen, Stadtr. Sillein
91b, 6
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 85
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
Vgl. ferner s. v. .
4.
›zeitlich nicht scharf bemessenes Ende des Tages‹ bzw. (teils nicht sicher erkennbar) ›Vorabend für den folgenden (kalendarischen) Tag‹.
Wortbildungen
nachtbrot
(dazu bdv.: ),
nachtliecht
3 ›abendlicher Zeitpunkt zur Beendung der Tagesarbeit‹,
nachtstern
›Abendstern‹ (dazu bdv.:  1),
nachtstürzer
,
nachttauung
›abendliches Tauen‹,
nachtung
›Dämmerung, Einfall der Nacht‹ (dazu bdv.: , ),
nachtzerung
.

Belegblock:

Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1370
/
97
):
dat man vur dage neit upstain in sal, an deim garne zo wirken ind auch aventz neit langer wirkin in sal dan bis nachtliet of zo 8 uren.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1589
):
So ein frempder gesell [...] kein arbeit fünde, soll ime der zunfftmeister auß der gemeinen büxen zwen batzen zur nachtzerung geben.
Schmitt, Ordo rerum
17, 16
(
omd.
,
1466
):
Diluculum vespertinum Crepusculum vespertinum beschemerunge [...] nachtunge [...], Diluculum vespertinum nachthauinge, Vesperum bedemerunge.
Krebs, Prot. Konst. Domkap.
1, 1329, 2
(
nalem.
,
1504
):
ein antiphon mit dem collect de sancto Bernardo alle samstag zu nacht dem Salve im dhomstieft zu singen.
Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
1492
):
das die schmid [...] nit wercken soͤllen an dem samstag zu nacht noch an hochzittlichen abend.
Maaler (
Zürich
1561
):
Der Nachtstern. Vesper, Hesperus.
Rot
358
(
Augsb.
1571
):
Vesper [...], Abentstern / Nachtstern.
Niewöhner, Teichner
228, 34
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
si [wein, tanz] vechten umb dez teufels not. | der geit in auch daz nachtprot.
Munz, Füetrer. Persibein
389, 6
(
moobd.
,
1478
/
84
):
herr, da türr wir der fertt vnns hie nicht saumen | den tag piß zu der nachte gar.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1608
, Hs.
17. Jh.
):
anicherlai andere vagirunde müessige frembde perschonen cramer, hausierer, petler, nochtstörzer, welche zuweilen bei tag oder nacht in heusern dem kartenspillen, auch (salvo honore) fressen, saufen, [...] obligen.
Qu. Brassó
5, 99, 11
(
siebenb.
,
1603
):
[Girtchen, mein Tochter] ist im Herren entschlafen im Junio am 15. Tag zu Nocht bald noch 11 Uhr.
Rennefahrt, Gebiet Bern .
Vgl. ferner s. v. .
5.
steht im Anschluß an 1 in Bild-, Metaphern-, Vergleichsfeldern mit  1,  1, , , , , für ›Sündenverfallenheit, Heilsverlorenheit‹; in den Gegensatzfeldern erscheinen , (
der
12,
1
 14, (
das
4, , im Sinne von ›Heilsgewißheit‹.
Frühes und mittleres Frnhd.; Texte der Sinnwelt Religion, teils Verstexte.
Wortbildungen:
nachtangst
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Dar von hub sich sin vinsterheit | Und siner blintheite nacht, | Wen her [Adam] wider Gote vacht.
’die nacht ist hin!‘ | (Merket rechte den sin:) | Die nacht der blinden sinne, | die dort von der umminne | Begunde daz her beiz den biz.
Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
Sich, daz ken des lichtes acht / Ist diz leben als ein nacht.
Luther, WA (
1527
):
Do schliffen wyr yn dißer nacht und schnarchten. Niemandt hoͤret noch sach was got wol gefiel.
Das ist der leidige Teuffel, qui huic doctrinae tam infensus, qui habet libenter uhu, qui noctu ululat. ,Nacht‘ i.e. lex, yrthumb, sund, Tod, teuffel. ,Tag‘ et liecht, quisque novit, quid Christus.
Ebd. (
1533
):
Es sol dir kein tod, sunde schaden. Hoc efficiam per meam mortem. Das man das sol [...] lernen sein leiden nicht anders ansehen denn ein ewige huͤlffe, die nacht angst und das creutzigen soltu so deuten. Das ist mein huͤlffe, sterck, leben, freude.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
sin geloube was bedaht | Mit des ungelouben naht.
Jostes, Eckhart
72, 12
(
14. Jh.
):
Der um en wart ir
[einer
guͦten fraw
]
lieht nie verlischet, daz ist in der naht dez widermuͦts.
Ebd.
75, 19
:
Die schrift spricht von ir [sant Elysabeth], daz ir lieht nie verlesch dez nahtes, daz ist, si wart in betrúbnúzze gereht funden, dor um sol ir lieht scheinen in dem ewigen leben.
Sermon Thauleri
7va, 32
(
Leipzig
1498
):
darum͂ quam diß wort in der nacht in der vı͂sterniß Da von schreibt sant iohans Das liecht leuchtet in der vinsterniß.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
5, 8
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
kein leitvertreib han ich mer: die finster nacht allenthalben vor meinen augen.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
Unser herre blibet in úns alz dú sunne in dem lufte, dú sunne blibet in dem lufte untz daz si dú naht vertribet.
Vgl. ferner s. v.  1.