niederwerfen,
V., unr. abl.
1.
›etw., das physikalisch höher situiert ist oder als höher situiert gedacht wird, herab-, herunterwerfen‹; am ehesten hier anschließbar: ›(die Augen) niederschlagen, (das Haupt) senken‹; teilweise als Zeichen von Demut, Scham; Belegblock:
Ez [reboc] warf gar sunder heften | Sterne nider und die macht.
min [Sterk] dach er [sturm des lasters] selden niederwarf.
Da die buͤrger das schoͤne Bilde Placillæ Augustæ am Platz nider geworffen / vnd zerschlagen haben.
2.
›etw. (Gebäude, Einrichtungen, größere Gegenstände) niederreißen, abbrechen, zerstören‹; im einzelnen z. B. ›(einen Tempel) dem Erdboden gleichmachen‹; ›(eine Burg) schleifen‹; als Spezialisierung zu 1 auffaßbar.Belegblock:
undergrüben die von Glarus die guͦten burg ze Windek, [...], und wurfen die nider uf den herd.
dz schiff hubend uff die lüt im gastel und wurffend dz nider.
wir hand dich etwan ghört sagen, | du wöllttest den tempell in dryen tagen | nider werffen vnnd wider machen.
Und wurden auß befelch kaisers Constantini die kirchen, die altär der götter nidergeworfen.
Sappler, H. Kaufringer
6, 12
.Bedeutungsverwandte:
.4.
›jn. (meist: eine Einzelperson, seltener: eine Gruppe von Personen) aus unterschiedlichen Gründen und in unterschiedlichen Handlungszusammenhängen, darunter aus rechtlichen Gründen, überwinden, überwältigen, gefangennehmen, besiegen, seiner Handlungsmöglichkeiten berauben oder diese einschränken‹; speziell: ›jn. überfallen und niederwerfen‹; ›(eine Frau) niederwerfen, ihr Gewalt antun‹; ›jn. rechtsentsprechend gefangennehmen, verhaften‹; auch ütr., dann z. B. ›jn. durch Verführung überwinden, jn. versuchen‹; ›(einen geist
) austreiben‹; Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, Rechts- und Wirtschaftstexte, Chroniken.
Syntagmen:
jn
. (z. B. den durchächter / übertreter / gesellen, die boten / armen / feinde, eine botschaft) n., jn. gefänglich, mit schrift, um geldschuld, zu recht n., der tod, der (böse) geist jn. n., die wölfe etw
. (z. B. wildbrät
) n
.Belegblock:
Das erste werck macht uns zcw sundern, wirfft uns nider, das ander richtet uns auff und machet uns frumb.
Wo ich nu jnn solchem glauben bleibe, und der tod mich angreifft und niderwirfft oder sonst also frissch dahin wurget [...].
Jr solt eure widersecher mit heilsamer schrifft nider werffen.
da worden di von Cobelenze jemerlichen irslagen unde nidergeworfen.
daz iz mýr unde mýnen knechten geluckete, daz wir der egnanten stede unde burgere vigende nýderworffen.
So offte die wolffe oder hunde wilpredt ein oder auff die Sehe geiagt unnd auch sonnstenn bey denn hoefenn nidergeworffenn, hat sich [...].
da der geist ungeczem | Den auf der stet | gewarffen het | nider mit grime, | Er ging mit gocht | [...] | heraus von ime.
Ebd.
99, 187
: Dis armen warff man nider, man slug etlichem auss dy zend.
Do kam ein meister von der e und wolt unsern herren versuͦchen und in do nider werffen.
Der durchehter ist nider geworfen, vnd ist worden ein brediger.
Adam und Eva [...] wurdent von dem falschen rát und anfechtung des bösen gaist nidergeworfen.
und geben erlaubunge menglichen, sye nyeder zü werffen und sye zu berauben.
das sy [kofflúte] mit ir lib unde guͦt in únsern gepieten diser zit sicher und fryg sin wollen, unbelestigt niderwuͦrffs und angriffs, ald einicher beswaͤrungen.
das sy irer schuldnern gelts nützit ankommen, daruff sy zalung erholen mögen, gegen denselben ein niderwurff und lybhaft zevergünstigen und darumb brieff werden zelassen.
8 lb. 7 ₰ dem Hilpolt, haut verzert der houptman mit gesellen zu ross und zu fuss, als sie den Böss Uollin zu Wilperg niderworffen.
Damit viel er mir in das haͮr | Und warff mich nider zuͦ der erd.
die niderwerf⸗ / fung vnd fengknuß, Weyland Seba⸗ / stion Vogelsperger belangend.
5.
›etw. beschlagnahmen, mit Verbot belegen; (jm.) etw. durch Macht-, Gewaltausübung nehmen‹.Syntagmen:
anken, proviant, kleinode, einen wagen n., jm. das seine n
.Belegblock:
Der herzog von Wirtenberg hat ettlich viel wegen mit grossem gut auch den pundsverwandten nidergeworfen.
das solch cleynett da nidergworffen / gemelltemm herren apptt enntwerdtt wurdend.
so woͤllend wir zü beiden theilen das mencklichem dem das sin vor disem krieg unnd enpoͤrung nidergeworffen unnd entwert / wider ersetzt unnd vergollten waͤrde.
was allso uff fürkhouff und den unseren zeentzüchen bestelt und angenommen wirt, in unserem namen niderzewerffen.