abreissen,
V., unr. abl.
1.
›(jm.) etw. herab-, herunterreißen‹; auch: ›zerreißen‹; Spezialisierung: ›(Gebäudeteile) abbrechen‹.
Bedeutungsverwandte:
 1; vgl.  2,  2, ,  1 (zur 1. Nuance);  2 (zur 2. Nuance).
Syntagmen:
den ast / rok / helm, die tür / kele, das tor / nez / kleinod, die kleider a.

Belegblock:

Feudel, Evangelistar
57, 18
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
Der hoeste prister reyz ym abe dy cleidir.
Gille u. a., M. Beheim
99, 303
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
etlichen zach man auss dy derm, | dy keln sy in abrissen.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. P,
15. Jh.
):
dennen sol man das netz abryssen und den orden nemen.
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Wrede, Aköln. Sprachsch.
33b
;
Dietz, Wb. Luther .
2.
›die Hand oder Waffe des Gegners nach unten reißen‹; Fachwort der Fechtkunst, anzuschließen an 1.

Belegblock:

Wierschin, Liechtenauer. Fechtk.
113, 583
(
oobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Ob dir versetzt ist vnd wie das dar komen ist, hoͤre was ich rate: rays abe, haw schnel mit dratte.
3.
›sich von jm. losreißen‹.

Belegblock:

Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Vrsach zu suchen stets sich fliß,| Das sie sich von dem Mann abriß.
Schaer, Pyr.-Thisbe-Sp. II,
1682
(
Basel
1616
):
Ach hilff mir seinen jamer klagen | Reiss dich nun ab vnd lauff daruon,| Dein Herren must dahinden lohn.
4.
›jm. etw. auf unrechtmäßige Weise nehmen, entreißen‹; je nach angewandtem Mittel und Objekt: ›jn. übervorteilen, begaunern‹; ›jm. etw. stehlen‹; ›js. Land besetzen‹.
Vorw. didaktische Texte und Chroniken.
Bedeutungsverwandte:
,  1,  3,  2,  1, ; vgl. (V.) 11,  2.
Syntagmen:
(jm.) narung / habe / geld / gut / land / almosen a.; dem gast etw. a.; etw. mit a. gewinnen.

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim
453, 1815
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
das die Walhen und Triester do | Sölliches gut und habe | namen und rissen abe.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
on alle abgeng, die uns die wirt abreissen und zu zeiten gar hin furn.
Karnein, De amore dt.
247, 95
(
moobd.
,
v. 1440
):
wann sy [weyber] nit allain annder leüt guet vnd gelt an sich ziehen, sunder sy stelen vnd reyssen ab yren aygen mannen, was sy gehaben [...] mögen.
Niewöhner, Teichner
541, 144
(Hs. ˹
nobd.
,
E. 14. Jh.
˺):
ich main newr die spiler | die sich anders niht fleizzen | denn newr ludern und ab reizzen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Die Saracen haben dises land alles den Christen [...] mit gewalt und werender hant entpfrembdt und abgerissen.
Gille u. a., a. a. O.
183, 97
;
184, 43
;
Karnein, a. a. O.
196, 36
;
Niewöhner, a. a. O.
177, 19
;
545, 56
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. .
5.
›eine Zeichnung von etw. anfertigen, etw. aufzeichnen, etw. auf Karte bringen, etw. (z. B. Münzen) modellieren‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  12.

Belegblock:

Buch Weinsb. (
rib.
,
1594
/
5
):
Disse geschichten sin folgens abgerissen und verkauft.
Luther, WA (
1530
):
das ich sie [Sophisten] bis her nicht recht und gnug gemalet habe, sondern allein auff ein papir schlecht abgerissen.
Bell, G. Hager
417, 2, 13
(
nobd.
,
1595
):
als er zum feind naus kam ge wis, | zu sinan Bassa, sein gscheft richtet ause, | Comoren er im balt ab ris; | wo es am schwechsten war.
Rennefahrt, Gebiet Bern (
halem.
,
1618
):
wann er derglichen sorten
[Münzen]
probiert und dieselben uß ir gnaden befelch söllent verruͤft und deßwegen [...] muͤßend abgerißen und offentlich zů statt und land angeschlagen werden, oder ouch sunsten nüwe müntzwürdigungen in truck ußgahn söltend.
Schmid, R. Cysat
6, 1
;
Wrede, Aköln. Sprachsch.
33b
;
Wolf, Mathesius.
1969, 236
;
Dietz, Wb. Luther .