leute,
pl. t.;
rhein. vereinzelt: lieden,
. – Vgl. auch ff.; f.; ff.; speziell zum Problem der Bedeutungsbeschreibung von nhd. Leute
: E. Lang, in: U. Kramer, Lexikol.-lexikogr. Aspekte [...].
. Die Wortbildungen sind teilweise auch zu stellbar, so vor allem bei fehlendem finalem 2000, 1-40
-e
des Bw. – Zur Lautung von 'Leute' in den rezenten deutschen Mundarten s.
regionalsprache.de, s. v.
.1.
›Menschen, menschliche Wesen; Bevölkerung eines Gebietes‹; auch: ›Menschenfigur‹.Wortbildungen:
leutbeschreiber
leutefras
leutfras
leuteharn
leuteschar
leutmörder
leutschädig
leutscheu
leutschreiig
leutsterben
leutstube
leuttrieger
leutverblender
leutverfürer
leutverfürung
leutverkäufer
Belegblock:
Daruͦmb soͤllt dieser spruch billich die ketzer meyster und leut moͤrder erschrecken.
Es sind ihenseit des bergs auch leute.
daz unmügelich ist bî den liuten, daz ist mügelich bî gote.
volk mit wunderlichen namen: Ludevrais, Kickpot, Rodehunt.
Ich han einen stein, der ist dar zu geachtet | Das er die lude, [...], unsichtlich machet.
ich sitzen hie ferre von den lüden / vnd han ouch wedder bette noch stro.
Leut Hoı͂es in plurali nu͂ero.
wan uch die ludeschare | begynnet hassen hie dorch mich.
Dein kurze vernunft, [...] wil aus leuten mer machen dann sie gewesen mügen.
Pigmeus clein lutte.
Kuͦmit nâch mir, und ich mache ûch werden fischêre der lûte
[
menschen FischerLuther
1545: ].
Jn der andern [Kammer] waren fleischliche Thier / Jn der dritten / waren die Leute / vnd jhre Speise [...] / vñ in der hoͤhe / [...] / woneten / die Voͤgel.
und verherjete daz gantze welsche lant an guͦte, an lüten und an vihe.
vnd den gemein vnkeuschern der mann beyliger vnd den pflagern den lugnern vnd den mainaidern
[Var. 1475-1508:
den schlagern oder leút verfúrern].
Misanthropos, Ein leütscheüch / einer der mit niemants gemeinschafft.
Vango lútverkǒffer.
arabia. dez lande
s
luͥte vahe͂t, dc iar an in dem sumer. Und machtond lúte, als man saget, | Nach dem kinde und nach der maget | Bilde schoͤne.
leg es [berginschmer] ... in lütte harn. [...]. das die [siechen] ÿe zu wilen badetten in schweiß bädern oder in bütten, nit in den grossen lütt stuben.
in der ynsel fint man als clain lút als die zwerge sind.
Des jars was ain grosser leutsterben hie.
die verruͦchten kriegßleutte / und leütmoͤrder haben sich darauff verlassen.
daz die läut und diu tier in den kalten landen habent gestracktez hâr.
daz ist nach der leut angesiht in dem satzze dez augenenders.
[dye Turckhen] tetten da grossen wuest mit pranndt, mordt und lewdtverfuerung.
und solchs alles in stille handlet, damit das nicht leuthschrayig werde.
vor vinster er lüczel wesste, | wo er zer nacht zw lewten sollte kumen.
Die alten geschicht-, lender- und leutbeschreiber, [nennen] all nation [...] gegen mittentag [...] swarz Moren.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
184
; Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. ;
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 187, 12
; Hulsius
O iiijv
, 2.
›Leute, Menschen, Personen im Nähebreich, die als pragmatisch bekannt vorausgesetzt werden‹; sie werden demzufolge nicht eigens durch syntaktische oder textliche Bestimmungen charakterisiert.Phraseme:
(nicht gerne) bei den leuten sein
›(nicht gerne) unter Leuten sein‹; jn. in die leute tragen
›jn. verleumden‹.Wortbildungen:
leutbescheisser
leutgeheier
leutliebig
leutlob
leutschinder
leutverräter
Belegblock:
das die leüt sind in sünden gelegen biß über die oren.
Meinet yhr denn [...], yhr vertzweiffelten leüt verrether vnd Gotts lesterer, das [...].
der Luther thut dem Kaiser gewallt und unrecht, sonst heisst mans felschlich und widersetzlich angelogen, das er yn dermassen in die leuthe tregt.
ehr [Gott] saget, ich sols bej den leuthen suchen, bej meinem bruder, der mit mir eine Tauffe [...] hatt.
Der Wolff solt bey nacht schleichen gehen / | Jns Haus horchen / gruͤndlich erfahren / | Was jhre Feind fuͤr Leute waren.
et syn vele lieden nochtien | der ym der nyter cleyn ontsien.
Sie nams vnd gab jm fuͤnff Mattheier. | Da lacht derselbig Leutgeheier.
Denn er die seine für solche Leut hielt, daß er für gewiß achtet, daß Oliuas gar nicht zween so gute bekommen köndte.
ein erfarner Schuͦler [...] ein Luͦtbescheisser.
Leutliebig / e. Affable, doux, gracieux, courtou.
er fragt die leit am selben ort, | Wo ist die frau, die sas am weg?
Und muess man die leut reden lasen, die gens köndens nit.
So vil du mer mit den leüten redest so vil du unsynniger würst.
hat ainer neur ain urtailer | und da bei leute nach der swër, | si volgen al dem selben nach.
Fama ein geruchte [...] luumont [...] lewt lob.
3.
›Erwachsene‹.4.
›Leute, Menschen, Personen, die durch ein Adjektivattribut so charakterisiert werden, daß der gesamte Ausdruck semantisch weitgehend durch das Adjektiv besetzt wird‹; die fremden / geistlichen / wilden
(usw.) leute
können dann als ›Fremde / Geistliche / Wilde‹ verstanden werden. Der häufiger (als in der nhd. Schriftsprache) begegnende bestimmte Artikel situiert die Bezugspersonen tendenziell als pragmatisch (meist situationell, auch textbedingt) bekannt.Syntagmen
(in Auswahl, ansatzweise nach sachlichen Kontiguitäten): die alten / augschwerenden / aussetzigen / blinden / gebresthaften / hitzigen / kranken / lamen / sinlosen / toten / geistlichen / weltlichen / erbaren / erlichen / biderben / freien / grossen / guten
[auch: ›Aussätzige‹; vgl. (Adj.) 16] / geschworenen / schepfenbaren / volkommenen / gefangenen / frommen / anbetenden / zunemenden / armen
[vgl. (Adj.) 4] / reichen / elenden / heidnischen / israelischen / gebrochenen / losen / hergezogenen / fremden / unnützen / schädlichen / schändlichen / übeltätigen / abenteuerlichen / behenden / bösen / gelerten / schwachen / verfluchten / verfürten / einfältigen / geistlosen / törechten / weisen / jungen / ehelichen / ledigen / wunderlichen / wilden / gedachten l
.; alle l
. ›jedermann‹, andere l
. ›andere‹.Belegblock:
Daz wir unse ougen salben mite | Noch der ougswernder lute site.
Wenn Mann vnd Weib einander schlagen / so ist das der Gewinn / daß ander Leut zu lachen haben.
Diz sint harte tôrehte liute, die alsô koufen wellent mit unserm herren.
umbdat desselven Jacops vader rinsnider gebrochenre lude geweist, [...], deshalven unbequeme were.
Die frome luyd steruen gern.
Die armen verfürten leuth / die in jetzberurtem groben Jrthumb stechen.
betwang, als dan unsere armen lude undersessen und burgere in den vier dorferen [tegelich lident].
und moegen [...] sich auch daselbs hin als andere frie Triesche lude bestaden.
das sie ime offenlich in bysyn erbarer lute vnd nit heimlich vertrut hett.
Ebd.
343, 21
: võ denen die einen gehessig widerwertig vnwillig oder sust lychtfertig oder klapperich lute syn.
das der toden viel uffstehen, | und die lamen lude viel gehen.
Zcwischen ehlichen lewten. das ist manne vnd weÿbe, ein naturliche liebe vnd frúntschafft seÿ.
sollenn dy gedachtenn lyge [...] die macht habenn, dennselbenn [sehe] uffzubrechen.
Guter gewissen, freuntholt, getreu, gewere und zumale gütig was sie gen allen leuten.
Ebd.
10, 11
: wie die behenden, ebenteuerlichen, hochgelerten und allerlei meisterschaft wol vermügenden leute, [...], müßen zu nichte werden.
Liebe luͦte, waz mach erger sin wan daz der mensche hoffe nach dem guͦte und niht nach gote?
daz vor vns [...] kvmen sint di erlichen luyte Wiske vnde Niclaus peczsch gebrude’.
das die herschaft haben die recht, auf aller herren gut schadber leut anzugreufen.
So spricht der ein: „sich, der statfarr!“ | Der ander: „jo, ydermans narr.“ | „Der lewtesel“, heist yn der dritt.
das dise gnadenpredig den weysen vnd verstendigen verborgen / vnd den armen vnd elenden leutlein offenbart werde.
das bluͦmen vnd duͦch die vf dem altar sant Stephans worent gelegen, gobent vil gebresthaften lúten gesuntheit.
Daz den weltlichen lúten ist eine kleine sunde daz ist eime geistlichen menschen eine uil swere súnde.
Jhr Alte seit wunderliche Leute, sprach ich, vnd in gemein könnet ihr nicht wohl sehen oder leiden, daß Junge Leute auch etwas Freude [haben].
[die Widertoͤiffer] haben [...] vil armer fromer einfaltiger lutten verfuͦrt.
Als ietz langzit gros rede vnd klegde gewesen ist von den v́nsern vnd ouch von froͤmden luͤten.
die heissent stuͤlsessen, dz waren frije luͥt, die behuͦben dem gotzhuß sin recht.
stand vff, jr totte lüttel | Ze gericht muͤssent jr hüttel.
Ebd.
484
: dise verfluͤchten lüte | Soͤnd wir uerurteilen hüte.
Wyber vnd iung lüt vnder zwentzig iaren / moͤgen vmb lyb vnd leben nit kuntschafft sagen.
Thuͤt doch die Bawren / unnd meine arme leüte auß dem hausse.
da sind vil vilder lút, [...], die grinent als ain ber.
Ave, volle freud und wunn, | der saligen leben, | armer lewt tröstlicher prun.
die armen leut beswär ich ser.
zu gleicher weis, als die anderr herren gaistlicher und weltlicher leute in unserm land raichent.
feśt gePetten, den bemelten Armen Leütten śeinen Vnterśaśśen [...], gnad Zue bewaiśen.
Iśt er durch gePett guetter Leüt abgePetten worden.
vnd herr Rośenman es mit guten leuten widerumb verglichen.
5.
›einem Herrscher, einem mit Herrschaftsaufgaben Beauftragten, einer Grundherrschaft, auch z. B. dem Satan, rechtlich / tatsächlich in unterschiedlicher Form der Abhängigkeit Zugeordnete, Untergebene‹; mit Tendenz zu ›Untertanen‹; auch: ›einem Geistlichen anvertraute Gemeindemitglieder‹.Syntagmen:
die l. betreffen, js. l. um schuld aufhalten, die l. als eigene leute versprechen, jm. die l. absetzen
(›Anspruch auf sie erheben‹), dem Sathan die l. abfangen
; jm. l. werden, die l. zins geben, zu recht stehen, culmisches recht haben
; den leuten schwer sein / tun
; reich an leuten (sein), glauben auf die l. setzen, anspruch hin zu den leuten gewinnen, etw. mit den leuten beweisen, über die l. richten, segnung über die l. sein, die kunst jn. um die l. bringen
; l. des herren / mannes, der herschaft
; leben / recht / sitte der l.
; die eigenen l.
; in Formeln: land und leute
; leute und gut / habe
; leute und untersassen
; diener, bürger und leute
; leute und grund und boden
; land, leute und untertanen
; leute, land und
(andere) rechte
; leute, gerichte und dingstätte
; leute, land, stand und eren
.Wortbildungen:
leutbet
leutbrief
leutding
leutehof
leutmarkt
leutschinder
Belegblock:
her hot polnisches recht, seine leute haben col[misch] recht.
Wilche sind die [Bepstische Bischoff]? [...] hürle haben, [...], hübsch hengst reytten, fürsten höff hallten, officiales, das ist leut schinder, neeren.
da regire die ochsen, kue [...], gesind, stad, land und leut.
Rex habet geld, gut, land, leut, schlosser und sted.
Swer den luͦten icht tuͦt, der rouͦbet daz gottes huͦs vnde ouch den heren, des len se sin.
wil ich meinem eltesten Sohn Probo die Regierung, vnd Land vnd Leute nach meinem Tod aufftragen.
Daß in [bauren] bleibt weder haut noch har, | Daß sie ir leutbet möchten geben.
quod omnes homines, [...], quilibet eorumdem tenetur unum d. in ultimo termino videlicet feria secunda post Iohannis, qui dicitur luitdink, et ex illis denariis dantur cellerario domini Treverensis 3 s. et 6 d.
Sus wart mir cron, lant, lute.
Gotis ist daz heil, vñ vbir dine lute
[
VolckLuther
1545, Ps. 3, 9: ]
ist din segenunge. also solches unser person selbest, unser eygen land, luthe unnd underthan betreffe.
Eines iklichen herren [...] lute, [...], der da schuldic ist hi in der stat, di heldet man wol uf vor in umme di schult mit rechte.
Es hat auch die herschaft die recht, das sie alle die leut, die uff dem Eigin sietzen, sollen versprechen als ir eigin leut. [...] und sollen die leut niergent zu recht steen dann vor der vorgeschrieben herschaft. [...] denselben zinß sollen die leut [...] geben der vorgeschrieben herschaft.
Deñ damit [wort] fehet man jhm [Sathan] die leut ab.
ein bischof heißt ein ufseher, der halb im gebürt, daß er acht hab und sorg auf das leben und sitten seiner leuten.
do ging ein für uf in unser frowen lütehof zuͦ Grienecke.
Leütmarckt / ort da man leybeigen leüt feil hat vnd sy verkaufft. Venalitium.
Es ist auch der Tirannen art / das sy auff ire leütte kainen glauben setzen / Sondern auff frembde leüte bawen sy.
wo gaistlich herschen leut und lant, | da wirt mer ungeleichs erkant, | wann fürsten.
das kain werntlicher richter [...] nichts zu richten sullen haben in vnnserm gotzhaws [...] weder vber leutt noch vber guet dan vmb dreyerlai sach, das ist dewb, totslag vnnd notnuft.
ander herren leut, die auch perkgnossen sein.
Da werden die posen herren gestraffet die iren lewten swër sind.
6.
›einem Herrscher, einer kriegführenden Partei (o. ä.) zugehöriges bewaffnetes Volk, Soldaten, Heeresangehörige‹; als Spezialisierung zu 5 auffaßbar.Syntagmen:
die l. erschlagen / fangen, so viel l. bringen, als [...]
; die l
. (Subj.) jn. anbegreifen, ab den kielen stehen
; den leuten die zeitung sagen
; das tor mit leuten besetzen, jm. etw. mit leuten bestellen
; die gemeinen l
. ›Kriegsknechte‹, die erlichen / guten l
. ›vornehme Krieger‹; die l. von der landschaft
.Belegblock:
Die Roͤmer / so auff kundschafft giengen / | Sagen die zeitung jhren Leuten.
Der konnig von Coine kame zu erste yme dar / vnd brachte so viel lude / als er gehaben konde.
roß und lüte hieß er abe den kielen stan.
do sint me wen X tusint geczelt uf geslagin siner lute.
an den eussersten zweyen zeilnn soln liegen die gemeinen guten leut vonn der landschafft.
zwar oben, niden, hinten, vor | was mir die hüt mit leuten wolbestellet.
der oͤberste Haubtman vnnd vil gueter leüt waren gefangen.
Neubauer, a. a. O., S.
174
; ‒
Vgl. ferner s. v. .