anschlag,
der
;
-(e)s/-e
+ Uml;
auch
+ Uml.
1.
›Anschlag, in dem eine Tür ruht‹; feststehender Teil eines Falltores, an dem der bewegliche Teil anschlägt‹; ›Erdanschüttung, Böschung‹.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc. Uzl.
265, 18
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
doch mochte is wol sin, daz si [tuer] hetten einen anslac adir ein spunt, do di tuere invile.
Ebd.
267, 6-12
:
alsus wart der anslac zwer gezalt [...]: zwischen den wengern der pforten adir der tur warin achte elen, den anslac hatte jetwedir siten eyne elen, und von dem anslage bis in dy winkil warin jetwedir siten vumf elen.
2.
›Schlag der Glocke‹; im Unterschied zu
anschlagen
4 ist der Zeitanschlag gemeint.

Belegblock:

v. Tscharner, Md. Marco Polo
26, 1
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
do uffe hengit eyne glocke; noch der dry stunt an slak so tar nymant us gen.
3.
›Anlegen einer Waffe an die Wange zum Zweck sicheren Schießens‹; metonymisch: ›der Teil des Büchsenschaftes, der an die Wange angelegt wird‹.

Belegblock:

Lemmer, Brant. Narrensch.
75, 11
(
Basel
1494
):
Doch luͦg er / vnd heb nit jnn grundt | Noch jn die hoͤh / sunder jnns zyl | Wann er den zwäck sunst ruͤren will | Vnd duͤg syn anschlag nit zuͤr yl.
4.
›Anschlag, Plan, Vorhaben (insbesondere im militärischen und politischen Bereich)‹; vereinzelt: ›Absicht‹; in einer Reihe von Belegen nicht eindeutig interpretierbare Metonymien: ›Ausführung des Planes; Feldzug, Hinterhalt, Falle, Angriff‹; im Verhältnis dazu in einem Beleg (s.u.) wieder metonymisch: ›Ausgangsstellung, -platz für einen Angriff‹;
offen zu 5; vgl.  21.
Bedeutungsverwandte:
, , , ,
2
 5, (
der
3,  3, ; (zur Metonymie); vgl.  1 (zur 1. Nuance),  4.
Syntagmen:
einen a. machen
(häufig)
/ tun
(mehrmals)
/ ausgründen / gedenken / suchen / verhandeln / wissen / entdecken / eröfnen / verbergen / wenden
;
keinen a. haben
›keine Konzeption haben‹;
a. misraten / gefallen jm. / betriegen jn. / werden zunichte / bestehen / sein ungewis / sein verdorben
;
dem a. folgen / fürkommen, dem a. etw. zuschreiben
;
a. an jn.
(z. B.
die Hussen
)
/ über jn.
(z. B.
den könig
)
/ über etw.
(z. B.
die stat
)
/ gegen etw.
(z. B. eine Stadt)
/ auf jn.
;
alfänziger / böser / listiger / kluger / wucherischer / heimlicher / kindischer / vergeblicher a.
;
a. der feinde.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
,
1565
/
6
):
hatten die feinde einen anschlag gemachet, einen scharmützel über der Schrode anzufahen.
Röhrich u. a., Cod. Dipl. Warm.
4, 197, 35
(
omd.
,
1426
):
das man die gebitiger und das landt hat uff Katherinen bebottet czum Elwinge durch des anslages [...] willen.
Luther, WA (
1530
):
Denn es ist Gott kein schertz noch vergeblicher anschlag gewest, das er uns menschen dis Sacrament gestifft [...] hat.
Ebd. f. (
1531
):
eichene oder eigene anschlege geraten selten wohl.
Zu einem guten werck gehoret ein gewisser Gottlicher beruff, vnd nicht eigen andacht, welchs man heisst Eichen anschlege.
Thiele, Luthers Sprichw. (
omd.
,
um 1535
):
Am ramen gespannen tuch vnd gedancken anschlegen gehet viel abe
[›schrumpft zusammen‹].
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
86, 1
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
meniglich sol schwern, [...] auch kein zugk noch anschlack zu thun.
Gille u. a., M. Beheim
104, 262
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
da machet er [küng] ainen anslag | an dy Türken zu zihen.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Pey disem schwanck merckt man gar fein, | Wie ungwiß unser anschläg sein.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 178, 1
(
Augsb.
1548
):
Anschlege bestehn / wann man sy mit rath fuͤret / unnd Krieg solle man mit vernunfft fuͤren.
Roder, Hugs Vill. Chron. (
önalem.
,
1499
):
sy hatten ain hoptman, der kain anschlag in im hatt und ferwarlosst die sach uberall.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Do nun der vorgenannt hawbtman mit dem volckh gen Napels kam, suecht er guet anschleg
[›Ausgangsstellung für den Angriff‹]
wider die Turckhen inn der statt.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. ;
Meisen u. a., J. Eck
6, 19
;
Gille u. a., a. a. O.
99, 1038
;
453, 1655
;
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
595
;
Ders., Murner. Geuchmat
1280
;
Bernoulli, Basler Chron. ; ;
Welti, Stadtr. Bern ;
Adomatis u. a., J. Murer
2, 783
;
Kottinger, Ruffs Etter Heini V. ;
Tobler, Schilling. Bern. Chron. ;
Gilman, a. a. O. II,
186, 12
;
Barack, Zim. Chron. ;
Fischer, Eunuchus d. Terenz ;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ; ;
Straus, Juden Regensb.
979, 48
;
Dietz, Wb. Luther ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
5.
›betrügerischer, listiger, negativ bewerteter Plan, List, Betrug, Ränke‹, im Unterschied zu 4 negativ beurteilt;
vgl.  21.
Bedeutungsverwandte:
 1, ,  1, ,  4 (mehrmals),  2,  3,  2,  2, , , ; vgl.  1.

Belegblock:

Luther, WA (
1553
):
Das dritte ist Pestilentz oder fiber, so im finstern schleicht, Das sind, die heimlichen tuͤcke, liste, anschlege, pracktiken, buͤndnis, damit die widdersacher [...] sich beraten.
Sachs (
Nürnb.
1551
):
Da fach an und brauch ahn all scham | All renck, arglist, falsch und betrüg, | Fortheyl, alfentz, list unde lüg | Mit wucher, vorkauff und anschlag.
Ebd. (
1562
):
Der wirt zu-letzt ein sinn erdacht, | Mit seinem weib ein anschlag macht.
Jaspers, St.v.Landskron
39v, 18
(
Augsb.
1484
):
Es verbeüt auch alle gotscheltung. abgoͤttereÿ. zaubereÿ. lapperey. von sagẽdẽ trawmẽ. anschlegẽ. künfftige ding vor sagẽ vñ alle geselschafft [...] mit dẽ boͤsen geistẽ.
Goldammer, Paracelsus
4, 15, 9
(
1530
):
do gent die anschleg, der betrug, der falsch der verfuerung, dodurch unser leip und die seel in [...] trubsal kommen.
6.
›Steuerauflage, Verpflichtung zur Zahlung einer Steuer, finanzielle Veranlagung; Umlage; Verpflichtung zu bestimmten Tätigkeiten für die Herrschaft‹; Metonymie zur vereinzelt belegten Bedeutung: ›Aushang, Anschlag in dem Steuern, Umlagen u. ä. öffentlich bekannt gemacht werden‹;
offen zu 7; vgl.  22.
Vorw. obd.
Bedeutungsverwandte:
 6,  2,  2,  1, , ; vgl.  8,  1,  6,  3, ,  2.

Belegblock:

Laufs, Reichskammergo.
139, 33
(
Mainz
1555
):
Wes aber für gelt dises anschlags halb zu Speier dem pfennigmeyster [...] ubergeben würde.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1431
):
in demselben jar machet der rat ein anslag, also das ein yder mensche, der eigene hab het, solt geben als hernach geschriben stet.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
101, 36
(
moobd.
,
1453
):
wan die burger zu einander komen wellen von stewer, ansleg oder anderer irer notdurft wegen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
, Hs.
A. 17. Jh.
):
wan der anschlag gemacht, so sollen gedachte paurn [...] zu der obrigkeit erscheinen, alda soll iedem sein anzall holz angedeütet.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1568
):
darzue gedachter urbar- oder geirichter ain zimblichen anschlag auf die urbarsleüt [...] tuen mag.
Röhrich u. a., Cod. Dipl. Warm.
4, 258, 6
;
Laufs, a. a. O.
219, 26
;
Uhlirz, Qu. Wien
2, 1, 396a, 15
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Winter, a. a. O. ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Rot
355
;
Hendel, Rechtsbegriffe.
1975, 74-76
(mit Sachangaben; zur geographischen Verbreitung: Wortkarte 19 im Anhang);
7.
›Geld, Steuer, das/die durch eine finanzielle Veranlagung gefordert bzw. entrichtet wird‹; Metonymie zu 6.
Vorw. obd.
Bedeutungsverwandte:
 7, (
das
4, (
die
2,  2,
1
,  1 (mehrmals), ; vgl. (
die
), ,  3,  7,  2,  5.
Syntagmen:
den a. geben / erlegen / hinterlegen / nemen, schuldig sein.

Belegblock:

Laufs, Reichskammergo.
160, 17
(
Mainz
1555
):
die anschläg, so bey den verordneten stetten oder von den stenden zu underhaltung des keyserlichen cammergerichts hinderlegt sein.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
117, 21
(
moobd.
,
1458
):
solhen anslag zu Krembs und Stain [...] zu unsern handen ze nemen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
solhen anschlag solt eyn yeder grundherr [...] von seinen lewdten und undersassen abnehmen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1671
):
die monnathgelter, steürn und anschleg sollen all und iede underthonnen [...] zum richter erlegen.
Brunner, a. a. O.
182, 4
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Seuffert u. a., Steir. Landtagsakten
2, 212, 17
;
Rechn. Kronstadt
1, 593, 40
;
8.
›Auflage, Verpflichtung zur Stellung eines Heeresaufgebotes‹; zu  22, letzte Variante.

Belegblock:

Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
geschach in den lannden ein anschlag aynes geraysigen volcks auff prelaten, die vom adel, auf stett und merckt, dahinn ze schickhen.
Nu was das lannd von den Vngrischen also verdorben in dem swern / und lanngen krieg, das sy solhes anschlags nit vermochten.
9.
›Schätzung, Kostenanschlag, Berechnung (meist im Steuerwesen); Anzahl von etw., Höhe eines Betrages, einer Zahl o. ä.‹;
vgl.  23.
Obd.
Bedeutungsverwandte:
 2; vgl.
1
 4,
1
 5, (
der
5.

Belegblock:

Mon. Boica, NF.
2, 1, 296, 25
(
nobd.
,
um 1428
):
wie gult nach dem onslag kauft und aufgesaczt sint worden.
Geier, Stadtr. Überl. (
nalem.
,
1520
):
auf unserer geschworner schätzern anschlag und schatzung.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1525
):
nach zimlichem anschlag so die güter wert sind.
Zingerle, Inventare (
tir.
/
vorarlb.
,
1484
):
Summa des anslags ausserhalb seins leibgewandts [...] iiiclxxxxvii gulden.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
des ward auf sein begern ein anschlag gemacht, das macht ein gar grosse summa guldein.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
, Hs.
17. Jh.
):
doß es mit den schofen sol gehalten werden, wie der anschlog vermög, und sol haben nemlich ain hueber 18, ain wider.
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
332, 12
(
smähr. inseldt.
,
1414
):
Denselben anslag hat getan her Hertneid von Liechtenstain.
Rechn. Kronstadt
2, 691, 30
(
siebenb.
,
1540
):
ad primam taxationem vulgo anschlag.
Welti, Stadtr. Bern ;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ; ;
Bad. Wb.
1, 60
;
Vorarlb. Wb.
1, 105
;