abtrünnig,
Adj.;
mit lautlicher Anlehnung an
abdringen
3 vereinzelt auch
abdringig
, mit
r
-Metathese
abtürnig.
1.
›von jm./etw. abtrünnig, abgefallen (in aller Regel im religiösen Sinne)‹, deshalb auch ›heillos, verdammt‹;
offen zu 2; vgl. .
Religiöse, didaktische, chronikalische Texte.
Syntagmen:
a. werden
(häufig) /
sein; a. vom glauben / orden; abtrünniger man / mensch / christ / bruder / pfaffe / geist, abtrünnige diet, abtrünniges volk
.
Wortbildungen
abtrünniger
(dazu bdv.: , ).

Belegblock:

Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
der iungelyng [...] mus myt rechte monch syn bes an syn ende. Adir her mus groslich abetrunnyg werden von ewen tzu ewen.
Bobertag, Faust (
Frankf.
1587
):
Es ist auch der Teuffel nicht allein fuͤr sich ein abtruͤnniger, verkehrter vnd verdampter Geist, durch seinen Hoffart vnd Abfall von Gott worden.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Wan wer Gote begeben phligt | Und uf di hantgetat sich wigt | Und dar zu syne lyebe treyt, | Der ist abtrungec algereyt.
Michels, Murner. Badenf.
17, 50
(
Straßb.
1514
):
Es halff an in kein pin vff erden | Das sie abdringig moͤchten werden.
Rot
290
(
Augsb.
1571
):
Apostat, abtrinniger / verlaugneter.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
Also fallen wir tewtsch [...] von dem waren glawb, vnd volgen abtrünigen pfaffen, auszgeloffen moenichen vnd andern losen lewten, die sich vor Gott vnd der weld vnrain vnnd laesterlich halten.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
vergünt den menschen nit den himel und genad gottes, davon er [teufl] abtrinig ist worden.
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Ziesemer, Proph. Cranc. Ez.
2, 3
;
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. ;
Hübner, Buch Daniel ; ;
Karsten, a. a. O. ;
Bihlmeyer, Seuse ;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Nyberg, Birgittenkl.
1, 297, 32
;
312, 18
;
Gille u. a., M. Beheim
109, 88
;
226, 3
;
Gerhardt, Meister v. Prag
87, 10
;
Voc. inc. teut.
a iiijv
;
Alberus
i jr
;
Ulner ;
Byland, Wortsch. Zürcher AT. ;
Birlinger, Schwäb.-Augsb. Wb. .
2.
›wort-, gelöbnisbrüchig; rebellisch‹.
Bedeutungsverwandte:
, ; vgl. .

Belegblock:

Bindewald, Texte schles. Kanzl.
49, 27
(
schles.
,
1356
):
do gelobte hanke von schelndorf [...] an der Ratman wiln vnd wissen nicht cze komen vnd wart des abtrunnig vnd gelubdelos.
Ebd.
55, 4
;
3.
›flüchtig‹; speziell: ›schuldflüchtig‹;
vgl. (Adj.) 2.

Belegblock:

Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
Wirt eyn man abetronnik vnd leth hynder ym erbe vnd gut.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
24
):
Nun ist derselbe man abtrunnig worden, dem ich sein gelt geantwort habe.
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
315
(
schles. inseldt.
,
1465
):
do ist Merthin Meynerthin der vorsprecher aptreẅnig wordin mit sampt ÿm.
Leisi, Thurg. UB
8, 369, 32
(
halem.
,
1398
):
únser dehaines [...] sol únserm gnaͤdigen herren abt Cůnen niemer fluchtsam noch abdrúnig werden.
Maaler (
Zürich
1561
):
Abtrünnig / [...] Flüchtig [...] Ein Abtrüñiger od’ vaͤldflüchtiger kriegßmañ.
Leman, a. a. O. ;
Kisch, a. a. O. ;
Voc. Teut.-Lat.
a iiijv
;
Voc. inc. teut.
a iiijv
;
Alberus
C iijr
;
4.
in der Wendung
jn. abtrünnig machen
›jn. abwerben, abdingen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.

Belegblock:

Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
16. Jh.
):
so ainer [...] knecht oder diern. abtrunig macht und auf sein tail zeucht.