erweisen,
V., unr. abl.;
teils regelmäßig flektiert.
1.
›etw. (z. B. die Gültigkeit eines rechtlichen Sachverhaltes, das Zutreffen einer Aussage) belegen, beweisen, nachweisen‹; ›jm. etw. (z. B. eine Straftat, einen Irrtum) nachweisen, jn. e. S. überführen‹; vereinzelt auch: ›jn. als jn. erweisen, entlarven‹;
vgl.  18.
Gehäuft Rechtstexte sowie Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Bedeutungsverwandte:
 2,  7,  3,  1,  12,  3,  123,
1
 125,
1
 135,  2,  1,  3.
Syntagmen:
(jm.) etw
. (z. B.
einen artikel / irtum, die schuld, die ursachen
)
e., jn. unerlicher sachen e., etw
. [wie] (z. B.
genugsam / gewaltiglich / selbsiebend / unwiedersprechlich, aus der schrift, mit der faust, mit warheit, mit dem exempel / gerichtszeugnis / werk / wunderzeichen, mit worten, mit zwei glaubwirdigen männern
)
e., eine missetat wieder jn. e., j. e., das [...]
; mit doppeltem Akk.:
j. den babst den endchrist e
.
Wortbildungen:
erweisung
›Beweis, Begründung‹ (dazu bdv.: vgl.  1,  1).

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
Leydt ist myrs, das ich mich tzuͦ Wormiß fuͤr dem Keyßer ßo weytt unterließ, das ich wollt richter leyden uber meyn lere und hoͤren, wo ymand myr eyn yrthum erweyßete.
Ebd. (
1523
/
4
):
sie kundens nicht aus der schrifft erweysen, das Petrus yrgent der Bapst heysse.
doch mus es vormals
[bevor man den Ehepartner verlässt]
, wie zu recht gebuͤret, genugsam erwiesen werden, das Ehbrecherey und hurerey geschehen sey, sunst solten wol jr viel boͤses von jren Ehgemaheln sagen, damit sie die los wuͤrden.
Ebd. (
1525
):
gleich wie wyr den Bapst auch des halben den Endechrist erweyset haben.
Ebd. (
1544
):
man kan kein Held heissen, er hab es denn zuvor mit der faust erwisen, das er manlich, keck und starck sey.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
das Hell Leuchtend Gottes Wort / dardurch diser Artickell gewaͤltigklich vnnd vnwidersprechlich erwiesenn wirt.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
105, 11
(
thür.
,
1474
):
eß were danne, daz ir [wetwe] [...] etwaß beteydinget, gelegen addir geeygint were addir [...] an sy gefallen were, daz danne dy frouwe erwise muste.
Ebd.
160, 7
:
so were her [der genante Wassenrodt] nach sollicher syner erwisunge meystern Severe nichtis nicht phlichtig.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
Mogt ir mit zwen unbeschulden, glaubwirdigen mennern erkunden und erweisen [...], das [...].
Berthold u. a., Zwick. Stadtrref.
186, 18
(
osächs.
,
1542
/
70
):
[
ein gerichtshelder
soll]
die sachen dahin richten, das die missetat wider den gefangenen gnugsam erweiset werde.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
215, 21
(
Nürnb.
1548
):
Das aber koͤnnen wir erweisen vor allen verstendigen / das allein der glaub gerecht mache.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
welche vnerlicher sachen vnd hendel erwyst werde͂ die alle sind zuͦ kuntschafft nit toͤgentlich.
nach irem
[der Erblasser]
tod so sol der gesetzt erb solich vrsachen
[der Enterbung der
eelichen kind
]
ze erwysen schuldig sin.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
, Hs.
15. Jh.
):
wer das mass
[beim Tuchverkauf]
uberfür, als oft er mass gäb ze kurz, des man in erweisen mag mit warhait, so ist er gevallen umb ain unrecht.
Grosch u. a., a. a. O.
248, 38
;
301, 21
;
Kisch, a. a. O. ;
Lauater. Gespaͤnste
13v, 18
;
Vgl. ferner s. v.  2.
2.
›etw. zeigen, demonstrieren, jm. etw. vor Augen führen, deutlich machen‹; refl. speziell: ›sich herausstellen‹; ›sich in bestimmter Weise zeigen, verhalten‹;
vgl.  18.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 168; vgl.
1
 7, ,  8.
Wortbildungen:
erweislich
›anschaulich, überzeugend‹ (dazu bdv.: vgl.  5, ,  4).

Belegblock:

Lappenberg, Fleming. Ged. (
1631
):
Herr, heile, heile mich, | weil ich voll Schwachheit bin! O Arzt, erweise dich!
(hier: ›bewähre dich!‹). Luther, WA (
1544
):
Das dis sey die schlechte einfeltige meinung dieses Texts, erweiset sich daraus, das [...].
Ebd. (
1540
):
auch teglich fur augen, sichtliche greiffliche schmeckliche riechliche, horliche vnd aller synnen weise erweisliche exempel, das vnrecht gut drühet noch erbet nicht.
Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
205, 1907
(
Zwickau
um 1540
):
O gluͤck erweis nun itzt dein krafft und sterck / | Und breng den handel vollend inn das werck.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
so erweiset sich das er [diametr. Lunæ] von ihnen [scrupula defectus] uͤbertroffen.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
ir wöllet das bulfer [...] gein Wurzburg gefurt zu werden verfugen und sich hierinn gutwillig on befilhung erweysen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Erweysen / Schynbarlich Erzeige͂ / Kundtlich machen.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
995
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Des mügen dich uil peyspil erweysen, wann ain hawsgesind oder ain volkch [...] werden paz geschikchet von ainem denn von menigern.
Vgl. ferner s. v.  4.
3.
›jm. etw. (als positiv Bewertetes) bezeigen, angedeihen, zuteilwerden lassen‹; vereinzelt von als negativ bewertetem Verhalten: ›jm. etw. antun, zufügen‹;
vgl.  18.
Bedeutungsverwandte:
 23, ; vgl.  10,  5, (V.) 2.
Syntagmen:
jm. etw
. (z. B.
dank, den erendienst, ere, gutes, das mütterliche herz
)
e
.;
sich gutwilliges fleisses e
.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
Nun folget, was wir einem jeden Menschen erweisen sollen.
v. Ingen, Zesen. Ged.
395, 9
(
Breslau
1641
):
weil ich Ihm noch nicht erwiesen | Vor solche Gutthat Ehr und Danck / | Soll er hinfuͤro seyn gepriesen.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Weil er aber gemeiner Stadt | Vnd vns vil guts erwissen hat, | So wolten wir sein gern schonen.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Dein Muͤtterlich Hertz vns erweiß, | O Meisterin der Seelen Speiß.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
sie [die Schergen] thun demjenigen böses an, der doch [...] ihnen offtmals gutes erwiesen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
, Hs.
17. Jh.
):
Wover von disen allen ain underthon, so under einer andern herrschaft sizt, denen zu diser herrschaft [...] etwaß erwiß und zuefiegete, [...].
Küther, UB Frauensee
301
;
Logau. Abdank.
171, 15
;