ertränken,
V.
1.
›jn. (auch: sich) durch Untertauchen im Wasser töten, ums Leben bringen‹; speziell auch: ›jn. durch Ertränken hinrichten‹ (als Exekution z. B. bei Unzuchtsvergehen, Ketzerei u. dgl.); ›(ein Schiff, eine Kriegsflotte) im Wasser versenken‹ (als Kriegshandlung); in der Dichtung und in Texten der Mystik häufig tropisch, dann auch (in passivischen und reflexiven Fügungen) ütr.: ›verloren gehen, sich verlieren‹;
zu  4,  2.
Phraseme:
jn. im löffel ertränken können
›jn. (auf möglichst einfache Weise) vernichten können‹.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  2, , (V.) 1, ,  1,  4,  1,  5 (zur Ütr.), ,  3,  1, , , , , , ; vgl. (V.),  4,  12, (V.) 1.
Gegensätze:
 1.
Wortbildungen:
ertränkung
.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
Darumb ist Chrystus mensch worden und unser sünd auff sich genommen und den zorn des vaters, hat sy beyde in jm selbs ertrenckt.
das sich etlich daruͤber hencken, ertrencken, erstechen odder sonst dahin gehen.
Wen er den feyndt ym leffel konde ertrencken.
Jostes, Eckhart
95, 38
(
14. Jh.
):
wann [...] daz du dich selber niht all zumol enlest und dich selber ertrenkest in disem grûndlosen mere der gotheit, so enmaht du niht bekennen disen gotlichen tot.
Voc. inc. teut.
f iiijr
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Ertre͂cku͂g Submersio.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
ertrenckt man einen [...] auf des Hallers wisen; het vier eefrawen.
Ebd. (
E. 15.
/
A. 16. Jh.
):
het man [...] irn freunt in einen sak gestossen, geurtailt zu ertrenken.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
204, 30
(
Nürnb.
1548
):
[Die feinde der kirchen] verbrennens [die Christen] / ertre͂ckens / koͤpffens / wo sie jr koͤnnen mechtig werden.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
wir súllen in [gifttrager] ertrenken in dem Rine.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var. (
Straßb.
1466
):
secht alle die herde ging hin mit geche sy besturtzten
[Var. 1475
2
–1518:
ertrencktendt
;
Luther
1545, Mt. 8, 32:
störtzet
]
sich in dem mere.
Goedeke, Fischart Flöh Haz
835
(
Straßb.
1594
):
das mich nicht ertrenket hat | Mein muter in dem ersten bad.
Thiele, Minner. II,
7, 146
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
[ist] myn gluck unnd heil erdrenckt | inunglucks mer!
Lindqvist, K. v. Helmsd.
2651
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
den tiefel ungefuͤgen, | Er trenket hat in sinem bluͦt, | Die zart edel muͦter guͦt.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1533
):
wellend wir dieselbigen [widertoͤffer] nit ussem land wysen, schwemmen oder ertrencken, sonders in gefencknuß legen.
Lemmer, Brant. Narrensch.
98, 31
(
Basel
1494
):
Do mit will ich ouch deren gedencken | Die [...] | [...] kynd vertuͦnt / vnd die ertrencken.
Morrall, Mandev. Reiseb.
67, 13
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
dar umb haisset es [daz Tod Mer] ouch tod daz es kain lebendig tier nit mag ertrencken.
Müller, Grafsch. Hohenb.
1, 295, 28
(
schwäb.
,
1411
/
2
):
Dem Springer, als Wolf von Buͦbenhofen die frowen ertrankt, ze botenlon 2 ß 6 h.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
ließ ach ain junckfrauen ertrencken, wolt nit von der ketzerey staun.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
der von Engellant dertrankt dem von Frankenreich vierzigtausent man auf dem mer.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
52, 14
(
tir.
,
1464
):
Ich pin chömen in die tieff des mëres, vnd die vngestüemikhait die hat mich ertrenkhet.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
67, 752
;
Schlosser, H. v. Sachsenh.
2675
;
Österley, Steinhöwels Äsop ;
Vgl. ferner s. v.  1.
2.
›etw. mit Wasser füllen, überfluten, überschwemmen‹; häufig metonymisch: ›jn. / Tiere durch Überflutung, Überschwemmung zu Tode bringen‹; ütr. (mit zusätzlicher Generalisierung): ›etw. verderben, zerstören, vernichten‹;
vgl.  4,  3.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): ,  1, , , , , , , , ; vgl.  4, (V., unr. abl.),  1.

Belegblock:

Luther, WA (
1538
):
Es ist alles verschlungen und gar ertrenckt oder erseufft durch einen sieg.
Thür. Chron.
2v, 4
(
Mühlh.
1599
):
[Gott der HErr] gelobet auch die Welt nimmermehr Zuertrencken / vnnd gab jhnen zur sicherheit den Regenbogen in den Wolcken.
Gille u. a., M. Beheim
75, 94
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Chain wasser seu [Adam und Eva] ertrenken mocht, | chain regen in laidigung pracht.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
140
(
Nürnb.
1517
):
das wir erkennen unser unwissenheit; als die ertrenkt werden in der unentlikeit götlicher weißheit.
Franck, Decl.
344, 36
(
Nürnb.
1531
):
Das gemuͤt des vollen ist nicht in seyner gewalt / sondern mit wein ertrenckt.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
als ob er [der Rin] alles das ertrenken und versenken wolte, und fulte alle telre und die grúnde.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
[Cuͦne von Valkenstein] erdrenkete etwie vil die bobestbriefe wider sinen herren von Virnenberg losent, und zerzerrete die bobestbriefe.
Goldammer, Paracelsus
5, 181, 21
(
1530
):
diser wasserflus wird sein [...] nicht vom gewolk oben herab, sunder die stein und die felsen werden erdrenken die erden.
Maaler (
Zürich
1561
):
Einen im weyn Ertrencken / Eim wol oder vil zetrincken gaͤben.
Morrall, Mandev. Reiseb.
124, 4
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
in dem land ist daz mer als hoch daz ainen dunckt, es stosse an den himel, und daz es alle welt soͤlle ertrencken.
Chron. baier. Städte. Regensb. (
noobd.
,
1511
):
zu Prifling hat es [ungewitter] [...] an einem parn 4 ros ertrenckt.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
17. Jh.
):
soll er dieselben [päumb] nit nahend zu [...] ains andern grund setzen, damit er ime sein traid [...] nit ertrenk.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
33, 5
(
tir.
,
1464
):
[die vnlauterkait] ertrenkht das gut lob.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. ;
Vgl. ferner s. v. ,  2.