tränken,
V.;
Kausativ zu (V.), 2. Hochstufe.
1.
›jm. zu trinken geben, jn. tränken, mit Flüssigkeit versorgen‹; in Texten religiösen Inhalts häufig in bildhafter Verwendung; tropisch auch: ›jn. mittels eines Getränkes laben, stärken‹; ›jn. durch die Reichung von z. B.
galle
quälen, peinigen, foltern‹;
vgl. (V.) 1.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
jn. speisen und tränken
(formelhaft, mit Varianten).
Bedeutungsverwandte:
 1; vgl. .
Syntagmen:
sich t
.;
die armen, Christum, das herz, die elefanten / pferde, das vieh t., jn. mit einem trank, mit blut / essig / schwefel / galle / gift / pech / gnade, aus einer pfütze, von einem bach / brunnen t., jn. herzlich t
.,
ein gnadentrank, das kosen jn. t
.;
jm
. (z. B.
dem armen
)
mit tränken mild sein
.

Belegblock:

Froning, Alsf. Passionssp.
271
(
ohess.
,
1501ff.
):
daruß saltu den alden Judden schengken, | mit swebel und bech saltu sie drengken!
v. Tscharner, Md. Marco Polo
70, 13
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
wen si in den strit czien, so trenkin si dy elefant mit dem wyne.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
Darnach wird er
[Christus]
gefangen / gebunden [...] / gecreutziget [...] mit Gallen getrencket.
Asmussen, Buch d. 7 Grade
937
(
nobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
Ditz kosen hot si getrenket | und in di minne gesenket.
Sachs (
Nürnb.
1530
):
Trenckt sie auß der höllischen pfütschen.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
so du den vinger goͤttelicher lere ie girlicher sugest, so du ie lúterlicher wurst gewiset und ie hertzeklicher mit dem trancke der ewigen wiszheit getrencket.
Menge, Laufenb. Reg.
135
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
ysse des alle morgen fruͦ | Nüchter / vnd denn trenke dich | Mit läwem wasser.
Steer, Schol. Gnadenl.
1, 785
(
noschweiz.
,
15. Jh.
):
beger, daz din hercz uon dem selben wasser der goͤtlichen gnade gespiset vnd getrenkt werde.
Andreae. Ber. Nachtmal
23r, 20
([
Augsb.
]
1557
):
wie [...] vnns Christus mit seinem warhafftigen Flaisch vnnd Bluͦt / speisen vnd trencken woͤlle.
Nyberg, Birgittenkl.
1, 365, 29
(
oobd.
,
1526
):
solchs ziehen die bäbstischen fur nutzer vnd notturftiger an, dann so man die armen trenckt, speist, kleit.
Feudel, Evangelistar
21, 16
;
Hübner, Buch Daniel ;
Jahr, H. v. Mügeln
1575
;
Küther, UB Frauensee
275, 35
;
Mayer, Folz. Meisterl. ; ;
Kehrein, Kath. Gesangb. ; ;
Banz, Christus u. d. minn. Seele
1064
;
Menge, a. a. O.
5572
;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
740, 16
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Anderson u. a., Flugschrr.
9, 7, 9
;
Lindqvist, K. v. Helmsd.
402
;
4607
;
Stammler, Berner Weltger.
417
;
Nyberg, a. a. O.
272, 29
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
126, 7
;
Vgl. ferner s. v.  1,  4,  1,  1.
2.
›jn. ertränken‹; auch als Strafart; ›(einen Grubenbau) fluten‹.
Verstärkt im obd. Raum.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (V.).
Syntagmen:
jn
. (z. B.
einen priester
)
/ etw
. (z. B.
die bulschaft, ein her / lehen, einen lewen
)
t
.;
mit tränken richten
.

Belegblock:

Ermisch, Sächs. Bergr. (
osächs.
, ˹Hs.
15. Jh.
˺):
Kummet do keyne clage oͤbir, das sy dy nehsten lehen trenken mit yrem wassir.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
224, 7
(
Nürnb.
1548
):
Dagegen die from̄en [...] / die schmehet man [...] man [...] / gibt sie dem Teuffel / brennet / trencket / vnd würget sie.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
Nach dem ließ machen er ein schiff, | Mit listen mich [Keyserin Agripina] darinn zu trencken.
Jaksche, Gundacker (
oobd.
, Hs.
1. H. 14. Jh.
):
Got, der iuch hie | [...] | fûrt ouz Egipten lant | unt trancte Pharaonis her.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
der vonn Liechtenstain lyeß [...] 14 priester todten [...]; ainen lyeß er trenckhen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
eben dises jars [...] lies herzog Ernst von Münichen seins suns herzog Albrechts puelschaft trenken.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1. H. 16. Jh.
):
das wir haben pann und gericht, auch uber das pluet ze richtn [...] mit henken radtprechen trenken prennen viertailen [...].
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
415
;
Grossmann, a. a. O. ;
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
73, 5
;
Roth, E. v. Wildenberg ; ;
Moscouia
C 3r, 15
;
Veith, Bwb. .
3.
›etw. nässen, nass machen, benetzen; (Feuer) durch Wasser löschen; etw. unter Wasser setzen, versenken; etw. mit Wasser füllen‹.
Bedeutungsverwandte:
1
 1; vgl.
1
.
Syntagmen:
das wasser
(Subj.)
t
. (absolut);
jn. / etw
. (z. B.
geld, leim, ein haupt / schif
)
t., js. haupt mit öl t., jn. / etw
. (z. B.
ein lehen
)
mit wasser t
.;
in der milte t
.
Wortbildungen:
tränkung
›Flutung‹.

Belegblock:

Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Du [herre] hast mit frewdenoͤl | Salbend mein heubt gedrencket.
Von trenkunge erbe odir lehen sequitur.
Gille u. a., M. Beheim
75, 138
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Wann uns prennet das feure, | das wasser trenkt, der regen neczt.
Chron. baier. Städte. Regensb. (
moobd.
,
1533
):
man saget, es sollen 16 galeen vor Antdorfft getrenck sein worden.
Jahr, H. v. Mügeln
1764
;
Ermisch, Freib. Stadtr. ;
Rennefahrt, Wirtsch. Bern
544, 13
;
Piirainen, Igl. Bergr.
25b, 14
.