eifer,
der
;
-s/–
;
zur Etymologie und Wortgeschichte vgl.
Kluge/S.
2011, 232
und
Dwb, Neub.
7, 356
f.
– Mittleres und spätes Frnhd.; hohe Belegdichte seit der Reformation.
1.
›sich je nach Situation in Argwohn, Misstrauen, Zorn ausdrückende Haltung einer durch Verlustangst geplagten Person‹; die Haltung kann sich gegen jn. richten, zu dem man in enger, verlässlicher, speziell in ehelicher Beziehung steht, sowie gegen eine weitere Person, die man der Störung der Beziehung verdächtigt: davon ausgehend allgemeiner: ›Neid, Eifersucht auf einen Konkurrenten‹; offen zu 2.
Verstärkt narrative Texte.
Bedeutungsverwandte:
,  1, , , (nd.), (
der
1, , ; vgl. , , .
Syntagmen:
e. fassen / haben
;
der e. erfolgen, jn. verzeren, js. leben fressen, das leiden der buler sein
;
jm. des eifers abhelfen
;
durch e. ein unglük bereiten
;
der e. der weiber
;
der unzeitige e
.
Wortbildungen
eiferopfer
›alttestamentliches Speiseopfer, das vom Ehemann einer des Ehebruchs verdächtigten Frau dargebracht wird‹ (dazu bdv.: ),
eifersucht
,
eiferwasser
›Wasser, das einer des Ehebruchs verdächtigten Frau zur Wahrheitsfindung zu trinken gegeben wird‹ (vgl. 4. Mose 5, 17-28).

Belegblock:

Luther, WA (
1538
):
Jch hab aber das wort Zelus ,Eiver‘ verdeudscht [...]. Auf Deudsch aber heist Zelus eigentlich ein freundlicher und doch lieblicher neid oder zorn, der sich zwisschen solchen Leuten begibt, die ein ander so trew sind, das eins nicht wolt, das dem andern ein leid geschehe, oder das es ubel mit jm zugienge.
Also ist der EJVER ein zornige liebe oder neidische liebe, da kein Eheman oder Eheweib leiden kan, das ein ander zu seinem Weibe, oder ein andere zu jrem Manne sich unzuͤchtiglich halten wollte.
Ders. Hl. Schrifft.
4. Mose 5, 15
(
Wittenb.
1545
):
So sol er sie [Weib] zum Priester bringen / vnd ein Opffer vber sie bringen [...] vnd sol kein Ole drauff giessen [...] Denn es ist ein Eiueropffer
[
Mentel
1466:
opfer der starcken liebe
, Var. 1475
2
–1518:
opfer der eüferung
; nd. Bibel 1522:
opper des mißwanes
;
Eck
1537:
opfer des eifers
]
vnd Rügeopffer / das missethat rüget.
Sachs (
Nürnb.
1531
):
Iedoch sie selten freud gewinnen | [...] | Die eyfer-sucht sie hart fexirt.
Ebd. (
1534
):
Weil ir uns thuͦt so offt betriegen | [...] | Solt manche eyfer-wasser trincken. | Als die weiber inn alter eh.
Ebd. (o. J.):
mein hertz hat tag und nacht | In eyfer schwer und hart gewacht; | Villeicht hast einen andern du.
Ebd. (
1547
):
Eyffer, senen und meiden | Ist aller pueler leiden.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Der grafe [...] sprach, [...] das er sie baide zu mehrmaln bei ainandern und argwönig im gesprech het gefunden, darauss im dann dise beschwerdt und ain solcher eifer wer ervolgt.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Eifer vnd neid ist zweyerley / der neid mißgunt einem anderen das jenige / das er hat: dem eiffer thut wehe nicht das ein anderer hat / sondern das er auch nicht dasselbig hat.
Vgl. ferner s. v.  1.
2.
›Zorn, Groll gegen jn.; Streit, Zwietracht zwischen verschiedenen Menschen und Parteien‹.
Bedeutungsverwandte:
 1, , (
der
1, , , ; vgl. ,  3,  3, (
der
1, (
der
),
1
 1.
Gegensätze:
 145.
Syntagmen:
e. spüren
;
der e
. (Subj.)
zwischen jm. entstehen
;
der unchristliche e
.

Belegblock:

Luther, WA (
1526
):
Was Gott und die sache angehet, da ist keine gedult noch segen sondern eytel eyfer, zorn, rache und fluchen.
Ders. Hl. Schrifft.
1. Kor. 3, 3
(
Wittenb.
1545
):
sintemal eiuer
[
Mentel
1466 / nd. Bibel:
neyde
]
vnd zanck vnd zwitracht vnter euch sind [...] einer saget / Jch bin Paulisch / Der ander aber / Jch bin Apollisch.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
15, 16
(
Frankf./M.
1626
):
So entstundt zwischen deß Kindeleins deß gewesenen Koͤnigs Vatter Guidoni, vnd Raymunden [...] ein Eyffer vnd Vneinigkeit.
Adomatis u. a., J. Murer. Abs.
886
(
Zürich
1565
):
Ist Absolon verhanden hie | so sag er sol nit lang verzie | Sonder sin sach schnell bringen für | wil gsen ob ich ein yfer gspür.
Lauater. Gespaͤnste
35r, 29
(
Zürich
1578
):
Was der yfer / kyb / nyd / hassz / vnnd zangk bring / da einer raͤcht haben wil / leert die taͤglich erfarung.
Vgl. ferner s. v. .
3.
›den Sünder heimsuchender göttlicher Zorn‹; aus der
eifersucht gottes
als zentralem Element des alttestamentlichen monotheistischen Gottesbildes folgend, nach dem Gott keinen anderen Gott neben sich duldet (vgl. 2. Mose 20, 5) und von den Menschen Gehorsam einfordert; mehrfach als
feuer
verbildlicht; auch ütr. auf Christus als Sohn Gottes.
Zur Sache:
LThK
3, 732
.
Bedeutungsverwandte:
(
der
1, .
Syntagmen:
gottes e. kennenlernen, got den e. wie feuer brennen lassen
;
der e. gottes
(Subj.)
über jn. rauchen
;
jn. durch gottes e. plagen
;
der e. gottes, des zorns, der macht
;
der feurige e
.
Wortbildungen
eifermut
›Wut, Zorn‹ (dazu bdv.: ).

Belegblock:

Luther, WA (
1530
):
ich [Gott] rede solchs ynn meinem eyver und ym feur meines zorns.
Ders. Hl. Schrifft.
Ps. 79, 5
(
Wittenb.
1545
):
HERR / Wie lange wiltu so gar zürnen? Vnd deinen Eiuer wie fewr brennen lassen?
Ebd.
Hes. 36, 5
:
Jch [HERR] hab in meinem fewrigen Eiuer
[
Cranc
, M. 14. Jh. / nd. Bibel 1478 /
Eck
1537:
im feür meines zorns
;
Mentel
1466:
in der hitz meiner rach
; nd. Bibel 1522:
in deme vure mines hates
]
geredt / wider die vbrigen Heiden.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
544, 1198
(
Magdeb.
1608
):
So lernt er [Schelm] Gottes Eiver kennen.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
STraff mich Herr nicht im eiffermuͦt, | Wenn dein zorn grausam brennen thuͦt.
Luther. Hl. Schrifft.
5. Mose 29, 19
;
Peil, a. a. O.
632, 3952
;
Opitz. Poeterey
18, 3
.
4.
›Fleiß, Eifer, ernsthaftes, auf die Verrichtung einer Aufgabe, das Streben nach einem Ziel bezogenes Bemühen um etw., Begeisterung für etw.‹; auch: ›Sorgfalt, Gründlichkeit‹; vereinzelt: ›politischer Ehrgeiz‹; negativ wertend: ›Übereifer‹; in religiösem Kontext: ›Glaubenseifer, religiöse Begeisterung‹; häufig als intensiver, oft auch rigider Einsatz für christliche Glaubensinhalte pragmatisiert.
Bedeutungsverwandte:
 13,  5, , (
der
1, ; vgl. , ,
1
 4,  1.
Syntagmen:
den e. aufhalten / hemmen
;
der e
(Subj.)
jn. zu etw. treiben
;
den teufel aus e. verachten, Christus in e. etw. zu nichte machen, im e. zu weit gehen, etw. mit e. strafen / tun, mit e
. [wohin]
laufen, e. S
. (z. B.
den geboten gottes
)
mit e. gehorsamen
;
der e. der frommen
;
der e. zum gottesdienst, zur warheit / gerechtigkeit gottes, zu einer reise
;
der christliche / götliche / rechte e
.
Wortbildungen:
eifergeist
2 ›religiöser Eifer, Fanatismus‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1535
/
6
):
[Paulus] wil [...] dei populum ex errore et tenebris erretten, sein gantzer eifer und trew hertz, quod secundum mundum habet, Gott zu dienen et proximo.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
481, 6794
(
Magdeb.
1608
):
DJe ander vrsach war herkommen / | Von dem Ernst vnd Eiver der frommen / | Die sich hielten von Suͤnden rein.
Oorschot, Spee. Trvtz-N.
259, 12
(
wmd.
,
1634
):
Was der bleiche Tod gebawet, | Er [Christ] in Eyffer macht zuNicht.
Stambaugh, Milichius. Zaubert.
4, 14
(
Frankf./M.
1563
):
daß die laster unnd suͤnde des volcks mit rechtem eiffer gestrafft werden.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
8, 12
(
Frankf./M.
1626
):
es scheidete da bald der Mann von dem Weibe [...] daß auch kein Bandt der Liebe so starck war / so den eyffer zu dieser Reyse auffhalten oder hemmen kondte.
Bell, G. Hager
95, 1, 17
(
nobd.
,
1594
):
Er lass zu aller friste | fleisig in der Bibel [...] | [...] | mit grosem Eüffer.
Ebd.
248, 3, 14
(
1601
):
Also er [könig] menlich an der stet | ver schit, dar zu hat in der eüfer driben.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
Der eyffergeist sie beyde [zwen Christen] trieb | Und schlichen bey [...] nacht | In disen tempel [...] | Und der götzen bilder zerbrachen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
um 1615
):
das ieder underthon [...] den gebotten gottes und der kirchen mit eufer gehorsamen [...] solle.
Peil, a. a. O.
124, 2532
;
Oorschot, a. a. O.
253, 15
;
Rosenthal. Bedencken
22, 26
;
Stambaugh, a. a. O.
11, 23
;
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. ;
Vgl. ferner s. v.  5.