grol,
der
;
-len/-len
.
›Zorn, Unmut, Wut auf jn., über etw. (als affektiver Ausbruch)‹; im einzelnen übergehend zu: ›lang anhaltender Haß, Feindschaft gegen jn. (auch gegen Gott; bei
Luther
häufig mit der Konnotation ,innerlich, nicht offen zutage tretend‘), Verbitterung‹; metonymisch: ›einzelne, aus Haß verübte Handlung; Gehässigkeit, Spitzfindigkeiten‹.
Phraseme:
einen grol tragen; seinen grol an jm. üben
›seine Wut an jm. auslassen‹.
Bedeutungsverwandte:
 3, (
der
), , (
der
1, ,  3, (
der
1,
2
,  1, , , (
der
1, , , , , , , ; vgl. , ; zur Metonymie: , (
der
23.
Syntagmen:
den g. ausgiessen / auskratzen / bergen, einen g. gegen jn. / etw. auslassen / gewinnen / haben, auf jn. fassen / tragen, in etw.
(z. B.
in das ampt
)
mengen; (der) g.
(Subj.)
bleiben / herausfaren, sich nicht enthalten können, tol machen, auf jn. fallen, im herzen / kopf stecken; mit g. behaftet sein; g. wieder Christum / got, der g. der vernunft; der alte / bittere / böse / giftige / grosse / heimliche / rechte / ungesättigte g.; das herz vol g
.
Wortbildungen:
grollerei
›sprachliche Gehässigkeit‹,
grolletzen
›aufbegehren, zürnen‹,
gröllich
›wütend, ausfallend‹,
grolschaft
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
ODIVM. Haß feindtschafft gramschafft gehessigkeit groll.
IRACVNDIA. Zorn zoͤrnigkeit grimm vnwuͤrßheit vnwirse grimgroͤsse zuͤrnung grollschafft.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. vngerat. Sohn (
Wolfenb.
1594
):
Ich wüste auch nicht, das ich einigen grollen wider jhne haben solte.
Luther, WA (
1522
):
wenn ich für gricht kumm, so erkennet mein gewissen das es dem nechsten nit hat vergeben woͤllen und hat den groll noch in jm stecken.
Ebd. (
1523
):
Sollicher groll widder Gott stecket ym hertzen.
Ebd. (
1524
):
daruͤber hebt sich denn der hadder, widerwil, groll und uneinigkeit zwischen den Menschen und dem Gesetze.
Ebd. (
1524-27
):
so wil derselbigen auch Gott selbs nicht haben, derhalben so ist inwendig im Gewissen ein heimlicher groll, lesterung und murren wider Gott.
Ebd. (
1544
):
Denn der groll kan sich doch nicht enthalten, er feret eraus und gibt gifftige wort entweder im ruͤcken dem, so er feind ist, oder erzeigt sich vͤffentlich.
Ebd. (
1527
):
Es ist der groll und eckel natuͤrlicher vernunfft, der wil und mag dieses artickels nicht.
Koeniger, Sendgerichte (
17. Jh.
):
Ob auch jemand im land seye, der jahr und tag mit groll, hass und neyd behaftet gewesen und seinem negsten nicht habe verzeihen wollen.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
2. H. 15. Jh.
):
so hatte der von Arnburg auch onwillen mit seiner hausfrauen, die ime ontreu tat, und von grossem groll war er wendig und gieng in fremde lande brod heischen.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Das er [Pfaffe] vns auff dem Maul mag trumpen, | Sein groll vnd mutwilln an vns vben.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Hat feindtliche bitterkait vnd grollen wider vns außgelassen.
v. Birken. Erzh. Österreich (
Nürnb.
1668
):
Rudophus, der [...] wider den von Regensberg [...] einen alten Groll hatte.
drange endlich die neue Rachbegierde dem alten Grollen vor / und beschlosse er / diesen abzulegen.
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
1348
(˹wohl
Straßb.
˺
1509
):
Wir kumment yetzt vff andre stollen | Vnd bringen haͤr die rechten grollen. | Was obstodt, ist alls kinderspil.
Fuchs, Murner. Geuchmat
5, 22, 13
(
Basel
1519
):
wo sy nit ir rede vnterlassen / so wel er die rechten grollen sagen / das schopff den galgen růren můß.
Spanier, Murner. Narrenb.
95, 21
(
Straßb.
1512
):
Jch wil üch geben üwern lon. | Gůt grollen hab ich vff der teschen, | Jr sollent mir den beltz wol weschen, | An myn hut nun froͤlich dran!
(laut Glossator ›Streiche, Posse‹, wahrscheinlicher jedoch sind hier sprachliche Gehässigkeiten gemeint). Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
Darumb bin ich zů den gesellen kumen, | Vnd hab dis oͤrtlin yngenumen; Jch wil die rechten grollen bringen, | Die dienstlich sein zů vnsern dingen.
Das ist der recht grol, ist gewiß, | Der dem die augen beid vßbiß. | Wer me gůtz hat, dan wir.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
’Loß, wie schlecht er die Thůr zů! Er hat aber Grollen in dem Kopff stecken.
Kehrein, Kath. Gesangb. ([
Bodenseegeb.
]
1517
):
Solch grosse schmach vnd marter all | Litt er [Jesu] dultig on allen grall.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
210
(
Genf
1636
):
Groll / Zorn / Hassz / m. [...] Odium, ira. Einen [groll] auff einen fallen [...] Odio prosequi. Er hat einen [groll] auff mich gefasset [...] Odio me prosequitur.
Jaspers, St. v. Landskron
122r, 18
(
Augsb.
1484
):
Er wirt auch groͤlich vñ vngeschickt gegen den oͤbristen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Groll / feindschafft / haß / zorn / hoͤne / widerwill / ira [...]. Grollerey / dicta aut scripta inepta & odiosa [...]. Hat freundtliche bitterkeit vnnd grollen wider vns außgelassen. Seinen bitteren grollen / oder gifftigen zorn vnd vngedult außgiessen / evomere virus acerbitatis suæ. Alter groll laßt sich nicht leicht außkratzen. [...] Groll macht toll. Haben groll vnd zorn / Ohn nachtruck ist verlohrn. Man soll sich etwan rauh erzeigen / aber ohne grolle͂. Vom ersten groll kan noch wol ein gut freundschafft kommen. Wer ist recht guter edler art / Der hellt sein groll nicht gar zu hart.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
[Die pawren] wolten nicht huldigen, sunder sy wolten sy wern, und grolotzten und sprachen, die herrn warn lassig und sawmig.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
umb des alten grollen willen, den si zue der judischait hetten.
[herzog Thessel] gewan ain grossen grollen zu künig Karl.
Vgl. ferner s. v. .