2
hader,
der
;
-s
, auch
-Ø/–
;
etymologisch zu
Hader
›Streit‹
(
Kluge/S.
2002, 381
).
›Hader, Streit‹, auf die volle Spannweite vom persönlichen Streit zwischen zwei Personen über den Rechtsstreit bis hin zu Landfriedensstörung und Krieg bezogen; metonymisch: ›Bereitschaft zum Streit‹; ütr. auch: ›Liebesgeplänkel‹.
Phraseme:
der hader ists gar
›darum dreht sich der Streit‹;
darüber hebt sich der hader
›darüber geht der Streit los‹;
hadersuppe essen
›sich täglich streiten‹.
Gegensätze:
 4, .
Syntagmen:
h. anheben / anfangen / anzetteln / erwecken / machen / stiften / stillen / verhüten; der h
. (Subj.)
ausleschen, sich erheben / zutragen, aus etw. erwachsen
;
zum h. gerüstet sein, sich nicht an einen h. keren, jm. die hand ane h. reichen
;
hader zwischen männern / völkern
;
der heftige, langwierige / strenge / unabläsliche h
.;
verhütung des h
.
Wortbildungen:
haderbrief
›Streit verursachender Brief‹ (a. 1533),
haderbrun
,
haderbuch
›Verzeichnis strittiger Forderungen‹,
haderfeld
›umstrittenes Grubenfeld‹,
haderfertig
›streitsüchtig‹ (a. 1552),
haderfeuer
›Streitsucht‹,
haderfrage
›Streitfrage‹,
haderherz
(a. 1526),
2
häderlein
Name des Buhlen einer Hexe (M. 16. Jh.),
haderlügner
›Person, die durch Lügen Streit verursacht‹,
hadermarkt
,
haderpferd
›Pferd als Streitgegenstand‹,
hadersache
›Streitgegenstand‹,
haderschreiber
›Schreiber des Haderbuches‹ (15. Jh.),
haderstifter
,
hadersuppe
,
haderwald
›strittiger Wald‹ (a. 1542f.),
haderwäsche
›übles Geschwätz‹.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
DISCORDIA. Zweitracht zweyung zweitrechtigkeit vneinigkeit mißhelligkeit zweyspalt mißhell mißhellung spenn spennung zanck hadder zwist vnfried zanckung zertrennung spaltung.
Luther, WA (
1544
):
Antwortt auff die haderfrage, Was doch die Kirche [...] sey.
Neydthardt richt hadder an, Libe deckt zw.
Ebd. (
1540
):
Non iudicamus haddersach von ziens, geld und gut, sed iudicamus etiam vitam et mortem.
wer widderschlegt, der macht hadder.
Ebd. (
1532
):
Daruber hebt sich der hadder, hie mus jch saltzen und straffen.
Ebd. (
1540
):
Der hadder ists gar, an ipsi vel nos Ecclesia.
Ders. Hl. Schrifft.
Hebr. 6, 16
(
Wittenb.
1545
):
Der Eid macht ein ende alles hadders
[
Mentel
1466:
widerwertigkeit
]
/ da bey es feste bleibt vnter jhnen.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Mit Hader gewinnt niemand mehr / als die Papiermacher vnd Juristen
(Wortspiel mit Bezug auf
1
hader
).
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Auch haben sie muͦtfreuenlich | Beim hadderbrunn empoͤret sich.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
Hat sich in dem kretzschmen zu Trebenn ein hader oder auflauft erhoben.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
98, 22
(
omd.
,
um 1559
):
ein hadersache, so irrig, das es bey berckmeister, geschwornen, auch den marscheidern in zweivel stunde.
Ebd.
98, 25
:
so sol der berckmeister amptshalben das ercz so man im haderfelt hauen wirt, zu sturczen und zu sondern bevehlen.
Gille u. a., M. Beheim
178, 2
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Ir chaiser, chunig, fursten, herrn, | chert euch von hader, chrieg und werrn.
Chron. Nürnb. Anm. 3 (
nobd.
,
1452
):
die rheynischen stett kerten sich nicht an diessen hadder, sassent still in diessem krieg.
Voc. Teut.-Lat.
n iijv
(
Nürnb.
1482
):
Hader. krieg. guerra. oder urleug.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
203
(
Nürnb.
1517
):
Daraus erwachsen absunderung der reiche, zank und hader, plackarei, rauberei.
Sachs (
Nürnb.
1533
):
Der Hederlein bin ich genandt, | Zenckischen leuthen wol bekandt.
Der hader-lügner [...] Als, was ich hör an eynem end, | Ich alles zu dem ergsten wend | Und leug auch allmal mehr hin-zu.
Ebd. (
1563
):
Auff daß sein haderfewer denn | Dich nit anzünde.
Ebd. (
1563
):
[Sie] richt auch an vil haderwesch | Bey den nachbawrn.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
18
):
Euch, als eim alten Herrn, ein schand, | Euch in das Haderbuch zu schreibn.
Mich reut mein Heyrat mein leben lanck; | Dann vnd wiewol ich bin nicht kranck, | Muß ich doch Hadersuppen essn.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
ob vmb das zytlich guͦt so die vogtkind haben [...] hader oder rechtvertigung entstünde.
Maaler (
Zürich
1561
):
Haderstiffter (der) Sator litis.
Rennefahrt, Zivilr. Bern (
halem.
,
1615
):
Das die groͤssere buͦß die mindere in einem hader oder gstüchel hinweg nemme.
Klein, Oswald
99, 4
(
oobd.
,
1431
):
so tüt freuen mich | der hader wunniklich gesellt, | Von manger lieben frauen schön.
Dedekind/Scheidt. Grob.
181, 18
;
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
54, 19
;
Perez, Dietzin
1, 319, 22
;
Löscher, a. a. O.
108, 5
;
128, 30
;
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
215r, 35
;
Gille u. a., a. a. O.
237, 76
;
Franck, Decl.
346, 32
;
v. Keller, a. a. O. ;
Wickram
4, 15, 6
;
Köbler, a. a. O. ;
Klein, a. a. O.
99, 29
;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
64, 4
;
113, 13
;
Dietz, Wb. Luther ff.;
Vgl. ferner s. v. , ,  2, , ,  1, (Adj.) 3,  1, .