beschwernis,
die
;
-Ø/-nisse
, auch
-nissen
.
1.
›auf natürlichen oder sozialen, auch individuellen Gründen beruhende Last, Belastung, Bedrückung; Belästigung, Beeinträchtigung der Handlungsmöglichkeiten von Menschen; erlittener Zwang, Druck; Schmerz‹;
vgl.
1
 3.
Bedeutungsverwandte:
 1,
1
 567, , , , .
Syntagmen:
b. haben / tragen, jm. b. tun, jm. die b. anzeigen
;
der b. vergessen
;
mit b. etw. leiden
;
b. der keuschheit
;
meldung der b
.;
ane / sunder b
.

Belegblock:

Pfefferl, Weigel. Ges.
8, 8
(
n. 1570
):
er [der Gerechte] thut das gesetze ohn zwang vnd beschwernis aus lauter Liebe.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Beschwernuͤß ist wie ein Rauch in Augen / wie ein Holtzapffel in Zaͤhnen.
Ebd. 6:
Floͤch vnd Muͤcken / thun einem mehr Beschwernuͤß als andere Thier.
Rosenthal. Bedencken
43, 1
(
Köln
1653
):
Was von der Beschwaͤrnuß der Keuschheit gesagt wirdt / kan auch der Ehelichen Keuschheit in guter maß zugeeignet werden.
Köbler, Ref. Wormbs
101, 11
(
Worms
1499
):
der hat fürgenõmen einen nuwen buwe an dem ort rc. mir beschwerlich zu schaden oder nachteil so hab ich yme des nuwen Buwes mir schedlich vnnd beschwerlich verkündung gethan. verbotten oder verbieten lassen mit worten vnnd meldung myner beschwernuss.
Strauch, Par. anime int.
111, 32
(
thür.
,
14. Jh.
):
daz ist ein zeichin an den ludin daz si warm sin, daz an un kein trackeit noch unlust joch beswernisse insi zu gotlichin werkin.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1602
):
als Sich aber enzwischen uns und unseren beiden burgerschaften [...] etwas mißverstends, clag, mängel und beschwernussen einreißen.
Eschenloher. Medicus (
Augsb.
1678
):
EJn Soldat [...] litte mit grosser Beschwernuß stetigs aneinander einen vnauffhoͤrlichen Blutfluß.
2.
›Kummer, Sorge, Trübsal‹;
vgl.
1
 4.
Bedeutungsverwandte:
 1,  5.

Belegblock:

Wickram
4, 21, 33
(
Straßb.
1556
):
meines hertzen beschwernus / so ich trag / nit müglich ist zů erzalen.
Jellinek, Friedr. v. Schwaben
4771
(
schwäb.
, Hs.
1478
):
Ich bin gewesen wund | Mit grosser beschwaͤrnuß in mein hertz.
Dietz, Wb. Luther .
3.
›Belastung einer Person / Personengruppe / Wirtschaftseinheit mit finanziellen Auflagen (Steuern) oder sonstigen Leistungen; beim Verkauf von etw. vom Käufer erhobene beschwerende Abgabe‹;
vgl.
1
 6.
Bedeutungsverwandte:
 16,  5,
1
 4,
1
 2,  2, , ,  1, .
Gegensätze:
.
Syntagmen:
die b. abtun / nachlassen, b. auf jn. setzen, jm. b. bringen / zulegen
;
etw. von der b. freien
.

Belegblock:

Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. (
mosfrk.
,
1450
):
und frihen sie [...] von allen schetzungen fronen diensten beten achten scheffen zinsen und andern beswornissen.
Kollnig, Weist. Schriesh.
117, 19
(
rhfrk.
,
1496
):
sie ine viel beschwerniß zugelegt uber alt herkumen zu fronen.
Ebd.
259, 26
(
1623
):
Der Schönawer hof [...] muß mit der burgerschaft im jagen und wildgräbenmachen, frohndienst sampt andern beschwernussen, so gemessen und unstrittig, tragen helfen.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Eygens vorkouffen uff eynen wedirkouff umb redelich gelt, [...], mag man wol besten, so man doch keyne beswernisze noch obirgelt [...] uff den vorkouffer seczet.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
30, 14
(
schles.
,
1357
):
haben aller sache vry dinstis vnd czinsis vnd allis beswernisse, wy das czu nemen ist.
Mon. Boica, NF.
2, 1, 94, 3
(
nobd.
,
1464
):
das die herrschaft vorgonnet hat dem spital, zwey halbe lehen zwͤ kaufen, und die gefreyet von aller beswernuͤsz.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
33, 9
(
moobd.
,
1330
):
vor aller steur, waht, arbait und beswernuͤzze und von allen aufsêtzen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Das volk begert, das er die beschwärnus, so si von seinem vater Salomon gehabt hetten, ab wolt tuen.
ward in ir [stet] freihait bestätt und all ir beschwernus abtan.
Vgl. ferner s. v.  4.
4.
›machtgestützte, oft widerrechtliche wirtschaftliche, politische (usw.) Nötigung, Belästigung, Ausbeutung, überhöhte Abgabeverpflichtung; sozialer, rechtlicher Mißstand‹;
vgl.
1
 7.
Bedeutungsverwandte:
 4, ,  3, (
der
24, (
der
4,  4, (
das
1, (
die
6,  1,  3,  3, .
Gegensätze:
.
Syntagmen:
b. dulden / leiden / besorgen / erfinden / tun, jm. die b. anzeigen
;
sich der b. beklagen
;
der b. abhelfen / vorbiegen
;
b. des volkes / armutes, der bürgerschaft, der armen
;
grosse / harte / tyrannische / unbilliche / unbrüderliche b
.;
b. an leib / leben / ere / gut
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
¶ Grauamen. Beschwerd beschwaͤrnus vberlast belestigung.
Chron. Mainz (
rhfrk.
,
15. Jh.
):
deshalben wir baide anlait, aberaicht und ander beswernisse besurgen mußen.
Anderson u. a., Flugschrr.
15, 14, 21
([
Worms
1521
]):
das die Teütschen von der baͤpstliche͂ schinderey vñ beschwernus erlediget [...] werde͂ mügñ.
Kohler u. a., Bamb. Halsger. (
Bamb.
1507
):
zu verhinderung des rechtens, auch vnpillichen beschwernus der vnsern vnnd ander, die an oberuͤrten gerichten zu Rechten [...] haben.
zu furkomen mancherley zukuͤnftiger, vnpillicher beswernus der leuͤte an leib, leben, ere vnd gute.
wo bey einem diebstal mere, dann eynerley beschwernuss, [...], erfunden wurden.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
er [...] beclagt sich darbey sölicher grosser, tyrannischer beschwernuss und verfolgung.
Hör, Urk. St. Veit
145, 28
(
moobd.
,
1395
):
das ıͤr [...] nicht gestaͤtet, daz in [abt vnd das conuent] yemant chain laid oder beschwarnuͤzz daran tuͤ.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
v. 1536
):
und schickten ain botschafft zů kaiser Friderichen und zeigten im ir beschwernus an.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Regiert mit harter beschwernuß.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1665
):
sollen die auchten wider wie vor dißem introduciert und dadurch allerhand beschwernussen vorgebogen werden.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1363
):
mit raub, mit prant, mit pfanttung und mangerlay anderer beswärnüzz.
Koller, Reichsreg. Albr. II.
178, 8
(
1438
/
9
):
das ir [...] von nyemands einichen trang, bekummernisz oder beswernisz wider gleich und recht tun lasset.
Turmair (
moobd.
,
1529
):
man frage gleich wol nach der gerechtigkait und beschwernus der armen.
Fuchs, Kart. Aggsbach (
moobd.
,
1402
):
daz sy den egen(anten) gaistlichen lêuten und irem goczhaus an diser unserr gnad dhain irrung noch beschwêrnusse tuͤn.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. ;
Heydn. maister
36v, 21
;
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
49
;
Vorarlb. Wb.
1, 304
.
5.
›Beschwerde gegen etw. (Mißstände aller Art) an dafür zuständiger Stelle; Beschwerde gegen ein Urteil; Einwand‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1
 10,
1
 10,  2.
Wortbildungen:
beschwernisschrift
.

Belegblock:

Loersch, Weist. Boppard (
mosfrk.
,
1538
):
Beschwernus der Bergpflegen
[Text mit Beschwerden folgt].
Köbler, Ref. Wormbs
69, 10
(
Worms
1499
):
solt alßdann der selb appellirer syn appellation an stat eins Libels souerr võ einer Byurteil oder beschwernus appellirt worden were repetiren.
Ders., Ref. Franckenfort
78, 8
(
Mainz
1509
):
sunst sol solche appellacion nit zů gelassen werden / Auch in der selbenn appellacion ursach seiner beschwernüß fürbrengen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1555
):
Geörgen Österreichers rc. vermainte beschwernusschrift und supplication wider ainen ersamen rat zuͤ Augspurg.
Ebd. (
schwäb.
, zu
1562
):
haben auch etlich handwerck ainem e. rat ire beschwernussen, so sie bei den handwercken haben, übergeben.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
Regensb.
1524
):
und wöllent [...] euer schand gern mit uns zůdecken, des wir dann nit ain klaine beschwärnus an euch tragen.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
129, 26
(
mslow. inseldt.
,
1569
):
Vor einem Ratt śeine beśchwarnus fürbracht.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
109, 27
;