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busse,die
;-Ø/-n
;– Gehäuft in Urkunden und Rechtstexten sowie im religiösen Schrifttum.
1.
›Hilfe, Abhilfe, Besserung, Trost‹; im medizinischen Bereich ›Heilung‹.Phraseme:
jm. zu busse stehen
›jm. Hilfe leisten‹.Belegblock:
ind wye dye suychten synt gelegen | Dae weystu allet boysse entgegen.
Ich hab gebrechen am hindern Fuß. | Wenn du darfür wist jrgendt Buß, | Mit deiner Kunst mich koͤntest retten, | Ich hab in einen dorn getretten.
daz er in dye helle můz. | daz jammers wert em nymmer bůz.
Daz edel krut von bösem krute valwen muz, | tut man nicht buz | dem garten solcher swere.
diner swere | En mac dir nimmer werden buz.
Ich han nie schoner wip gesehn | Si tvt mir sorgen bvz.
Ouwe, liechter ougenweide, | wanne wirt mir sorgen buz.
Dar vmb soltu mercken [...] wz bůß oder besseru͂g dar vff stot / der selbigen herschafft stat land vñ lüt gewonheit vnd recht och die hãttyerung deß verwu͂ten.
wirdest dann dich selber schuldigen und zu buß erbieten.
die valschen welt ich furchten müs, | der wirt mir sorgen nummer bus.
Dem das hopt flekig ist, der nem spek mit / der swart vnd stoss das mit ringelkrut / vnd salb das hopt dik da mit, so wirt dir / sin bůß.
so er diser ordnung keiner ob tische weri ab gegangen, so gab er im selber bůss dar úber.
Sorge ward im dike büss | Wen er daz kind ane sach.
ir hettent des slages umer sunde, | ir mußent mir zu buße stan.
was man den wintter haben můß, | das uns tůt des hungers bůß, | das tůt der alles in samen.
Ich gib im schleg an einen fuess, | Der im kain arczt mag geben puess.
Gebt dem ritter hulde, | So daz er umb die schulde | Auf genad tzu puezze ste.
Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 27
; Schmid, R. Cysat
6, 16
; Preuss. Wb. (Z)
1, 885
; Shess. Wb.
1, 1251
; Bad. Wb.
1, 382
; Öst. Wb.
3, 1517
f.; Vorarlb. Wb.
1, 500
.2.
im Bereich weltlichen Rechts ›Wiedergutmachung, Strafe, Geldbuße‹.Zur Sache: , 1123f.
Syntagmen:
eine b. angeben / angewinnen / annemen / aufheben / behalten / beklagen / bezalen / empfangen / erkennen / ersuchen / fordern / geben / geteidingen / lassen / leiden / nemen / setzen / versprechen / verwirken / zuteilen, (jm.) eine b. schuldig sein; einer b. ledig sein; etw. an der b. ablassen, etw. zur b. auferlegen, zur b. verfallen sein; pen und b., frevel und b.; eine gemeine / gesezte / grosse / harte / kleine / leichte / malefizische / niedere / rechte / schwere b
.Wortbildungen:
bussache
Belegblock:
so worden die buszen der gerichte gar unbescheiden von den lewthen genomen.
so der rath die bussen odir bröcke vortzert habin auff Margarethe.
Swer disse bůze lizet vmme důpheit, der wirt rechtlos.
dar vmme wert her deme richtere eine suͤnderliche bůze Schuͤldich, daz her im daz pant hat geweret.
der rait hait in alwege oevermeistere gesat, die si regierden und boissen van in namen und deilten.
und forderten die bois von im, das er die ehe gebrochen het.
auch hait er ime gelaissen alle cleine boissen in dem vorg. ampte vallende.
das eyn solicher gefallen sy in unser gnade und ungnade und die hochste buhße des gerichts.
der soll zu yedem mal in Pen vnd Buße Fünff pfond heller den richteren vnnachlessig zu bezalen verfallen syn.
Wir weisen und sprechen auch, daß der vogtsherr alle buß und frevel zu Reichartshaußen habe.
frevel und bueßen zu Neunkirchen hat junker Hanß uff allen seinen zinßbarn güttern.
darzu entworten wir, das wir keyn gesecze uff die buͤße gemacht enhan.
Dise vorgeschribne und alle andere nachbestimbte pene und bussen sollen gefallen halb ainem erbarn rat und halb dem handwerck inn gemaynschafft.
so muß her ydeme schepphin, der an daz orteil gefolget hat, syne busse gebin unde deme richter also manigk gewette.
ob ainer eyn bueß burgerlicher sachenn halbenn verwirckt hette.
bussen vnd allirlei genisen di im her Herbort vnd sin Erbin vnd elichin nochkomelingin hat aus geczogin vnd behaldin.
wirt aber der cleger en obirwinden, das her eynen falschen eidt gethon habe, so sal her vorfallen seyn dy hogeste busze.
wêre einer als arm, daz er nicht vunf marg hette, er mûste zu bûze vunf jâr rûmen di stat.
die schöpfen an den centen sollen in selbs kein buß zutheilen.
dem Taschner Ortlein des satlers eidem auch in derselben buz ist im di stat verboten.
Dy groͤst puz gehoͤrt der herschaft.
Wenn man solchen wirt thet erhaschen, | Legt man in auff ein thurn zu spot, | Acht tag straft in mit wasser und brodt. | Das war sein pues, denn ließ man nider.
so můst er han alse vil pfennige daz im alle tage 4 pfennige angeburtent die wil er in der buße was.
der soll zu bůß 3 ₰ geben und der stattschreiber dieselbigen einziehen.
der soll zuo buoß auf deß richters erkanndtnuß ain unrecht, das ist fünf schilling häller verfallen sein.
die, so sich dawider setzen, widern, oder darin ungehorsam erzaigen wúrden, bei billichen und zimlichen penen, straffen und puͤssen.
was aber bůssen umb drije schilling oder dar under daselbs verschult werdent, soͤllent aber den Tuͥtschenherren und Sweinsberg zů gehoͤren.
der sol zum ersten mal verfallen sin umb zwei pfund bůß on alle gnad.
Und plibt die urtel gůt, so ist der apellierende teil zechen batzen ze buoß verfallen.
Und ist er dem gericht darumb zu půzz schuldich worn 5 lb 60 dn.
swem der richter umb puozz wil zuosprechen, daz sol er tuon in den naechsten vier wochen.
Die pueß auf ein jede ungehorsamb den landrichter zwai und sibenzig pfening.
Wo mon wy vor zeiten mer person wern, heten sy puß vnd stroff verschuldt.
ist abir dy volge ergangen vͤber daz vrteil daz er bescholden hat er muͤz igleichem schepfen seyn puzze geben.
wen sy nach mittag [fahen] den sullen sy vor abent dem gericht antwürten Vnd kain gericht süllen sÿ darüberr noch kain puess von yn nemenn.
Auch wel wir hiemit alles zu aller stund verkauffen deß prots beÿ hoher puß verboten habenn.
Grosch u. a., a. a. O.
73, 35
; 151, 26
; 152, 12
; 160, 38
; 164, 30
; 172, 38
; 191, 22
; 201, 17
; 208, 4
; 304, 25
; 322, 8
; Helbig, a. a. O.
1, 36, 13
; 53, 23
; 89, 27
; 93, 34
; 113, 14
; 2, 24, 29
; 40, 12
; 46, 1
; 73, 6
; 3, 78, 3
; 105, 32
; 4, 71, 12
; 123, 18
; 135, 26
; Schmitt, Ordo rerum
67, 5
; Hulsius
C ijr
; Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 125
; 3.
im religiös-kultischen Bereich ›das Bemühen um die Wiederherstellung eines durch menschliches Vergehen gestörten Verhältnisses zwischen einem göttlichen Wesen und dem Menschen‹; im Bußsakrament der katholischen Kirche ›Leistung, Strafe für begangene Sünden, die dem Gläubigen mit dem Ziel der Besserung auferlegt wird; Sühne, tätige Reue mit dem Vorsatz zur Besserung‹.Zur Sache:
LThK
, 824f.; , 1123f.2
Phraseme:
in/zu busse stehen
›Buße tun, büßen‹.Syntagmen:
b. auflegen / aufnemen / dulden / einsetzen / empfangen / leiden / leisten / nemen / predigen / ringern / tragen / tun / verbringen; der b. unterliegen; nach b. ringen, zur b. fordern / keren / rufen / vermanen; b. und beichte, b. und besserung, b. und reue, b. und penitenzie; das sacrament der b.; christliche / falsche / rechte / rechtschaffene / sacramentliche / volkommenliche / warhaftige b
.Wortbildungen:
busleben
busmeister
buszucht
Belegblock:
Des gaben sie Gote ere, | Daz sie dar abe quamen | Und buze drumme namen | Und sie nicht zwiveln dorften me.
Wir soͤllē vor der empfahung diß H. Sacramēts / durch Ware rechtgeschaffne Bůß / bei Got vergebung der sünde suͤchen.
Penitentz rew buß leid mißfal bußfertigkeit besserung vmbkerung bußwirckung.
Waz hat er vbels gedan, | daz er sal zů buze stan?
die diz versumet, di sal underligen der buzen al na der regelen.
nach buß wel ich rynngen.
ihr würdet euch sonder zweiffel umb die buß und gottfürchtigs leben so hoch nicht annemen.
Wie klein bůz ich im besetzen mak, er vindet doch di mazz an der peinen, die er leiden můz fur di suͤnd, eintweder hie oder im fegfeur.
Hie sihest du warhafftige zeichen eyner rechtschaffnen bůsse oder besserung.
sie teglich ruͤffet und vermanet zur busse und Glauben.
Das Wörtlein Buß in den angezogenen Sprüchen der heiligen schrifft heist ein hertzliche Erkendtnis vnd berewung der Sünden.
Do enpfiengen sie mit ruwe von im buze vnd verdienten vnsers herren hulde.
Unde predygen dy buze unde vorgebunge der sunden alle dem volke.
Vor zceitten wart vor dÿe súnde des ehbruchs sÿben gantze iar zcu busse gesatzt.
Drumb ist pilichen, das wir | sundigen menschen mit pegir | uns machen under tenig | Dem sacrament der pusse | durch vergebung unserr sünd.
Darumb wo wir vns nit allzumal besseren vnd bůß thund / werden wir alle zu gleich vmbkommen.
Solcher glaub wo er ist / da selb wirdt auch muͤssen ein rechtschaffne buß sein.
Wenne der mensche sin súnde bekent von innan und die bichtet und bůsse enphahet.
die heyligen sacrament der heyligen kirchen / als beycht / bůß / das heylig sacrament Christi.
darumb will ich ze buosse stan: | cristenglauben will ich han.
der pilgrim ward als vil, daz man sprach, ez wär uff ettlichen tag viertzg tusent menschen zů München in der půß.
so soll die meldung des Gaists die vnbůßfertigen aber mal schrecken / vnnd ermanen zur Bůß.
Indem er [...] sich zu dem sichersten Mittel der Pœnitenz oder Buß begeben.
Ze dem andren hat Jhesus nit allain úns ablausung der súnden erworben, me och ablausung aller pen und půss.
der dritte tag ist gantzú bůz, daz wir nach únsers bihters rat bůtzint und bessregint alle únser missetat.
Balthesar [...] Zů besserung vnd bůß sich kert | Dar vmb wart er von gott erhoͤrt.
Swer der aines uberverd, der sol sprechen siben Paternoster und siben Ave Maria ze puͤzz.
do viel er [Keiser Ludbig] hin und starb eines jähen tods an peicht und pues.
Dergleich hat christus eingesetzt die puoes als geistliche artzeney wider sündig schaeden vnd geistlich kranckait.
das wir verprëchten ein rëchte ware puess, so würd wir denn enpfhahen [...] die ewig glori.
rew ind pues, [...], die got von ainem yeden sunder genediglich aufnymbt.
hat in der wirdig herr vater mit der pusß genediglich gehalten.
Schmitt, Ordo rerum
68, 12
; Voc. Teut.-Lat.
e iiijr
; Valli, Königsb. Apostelgesch.
1947, 50
; Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 18
; Göpfert, Wb. Katechismus
52
f.