kummer,
kommer,
der
;
-s/–
.
1.
›Bauschutt, Kehricht‹.
Bedeutungsverwandte:
, ,
1
 3,  9, , .
Syntagmen:
k.aufladen / ausfüren / räumen / schütten / tragen
;
wagen vol k.

Belegblock:

Brinkmann, Bad. Weist. (
rhfrk.
,
1582
):
Sonsten [...] kummer und anders auszufüren, sein sie bis anhero gehorsam gewesen.
Ebd. (
1603
):
seind [...] die undertanen [...] zu leisten schuldig, als mit herbeiführung wein und biers, aufführung kummers.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
n. 1437
):
weͣr an vnsers gerichtes stat uͥtz kumbers leite.
2.
›(gerichtliche) Sicherstellung, Beschlagnahmung, Pfändung von etw., Inhaftierung einer Person‹; auch: ›Antrag auf Beschlagnahme, Inhaftierung‹.
Nrddt./Md.; gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Zur Sache:
Hrg
2, 1257
.
Bedeutungsverwandte:
 1,  12,  3, ,  1,  2,  1, , .
Syntagmen:
den k. abstellen / abtun / anschreiben / auftun / befelen / bestellen / brechen / entsetzen / gestatten / öfnen / verantworten / verstehen / vertreten / zulassen, k. auf jn. / etw. schlagen / verstatten, jm. / e. S. k. tun, den k. auflegen
;
k.
(Subj.)
geschehen
;
jn. des kummers überheben
;
etw. aus dem k. bringen / füren / verkaufen, aus dem k. gehen, etw. in k. bringen / legen, in k. liegen, jn. mit k. angreifen / behaften, etw. mit k. erlangen
;
des kummers frei / ledig sein
;
gewaltiger / heimlicher / offenbarlicher / rechtlicher k.
Wortbildungen:
kummerbergbuch
,
kummerbrief
(seit 1468),
kummerbuch
,
kummerer
,
kummerfrei
(seit 1555),
kummergeld
,
kummergerechtigkeit
(a. 1572),
kummerhaus
(a. 1590),
kummerklage
(a. 1586),
kummerrecht
,
kummertag
(a. 1572),
kummerzettel
(a. 1612).

Belegblock:

Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1479
/
83
):
So ist dat ampt komen [...] ind haint mich daan gelankt mit eime geweldigen kommer in der vrijheit des gerijchtz.
Aubin, Weist. Köln/Brühl (
rib.
,
n. 1452
; Hs.
E. 15. Jh.
):
so sal der schoiltiß in stat und namen minre frauwen dat goit, darvan sulchs queim in kummer legen.
Ebd. (
M. 16. Jh.
):
des baden gelt oft kummergelt 1 alb. rader.
Redlich, Jül.-Berg. Kirchenp.
2, 1, 186, 6
(
rib.
,
1533
):
wer etwas haven will, moiss es mit dem kommerrecht haelen.
Aubin, Weist. Hülchrath (
rib.
,
1546
):
so dan einge auswendige aus dem komber giengen [...] sall alsdan der buschhuede demselbigen [...] nachfolgen und inen dar beilagen vor einem, der den kommer gebrochen hat.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1586
):
das umb eines arrests und kommers willen, den min swager Emondus [...] uff Peter Brass von Monhem getain.
Foltz, UB Friedb. (
hess.
,
1378
):
ist mit uns ubirkummen, daz wir [...] nit gestaden, das man [...] die kaufflude und yre kauffmanschafft [...] anegriffe mit kummer und clage danne vor yre selbe schult.
Köbler, Ref. Franckenfort
62, 9
(
Mainz
1509
):
Oder auch wo der kõmer so dz guͦtt gekõmert hette vrsach fürbrecht / warumb der kõmer nit solt vff gethan werden.
Bobertag, Schwänke (
Frankf.
1563
):
welchen [bürger] der bürgermeister [...] seine klag hieß wiederholen, und warumb der kummer im auffgelegt wurden were.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
98, 10
(
omd.
,
um 1559
):
Geschehener kommer sol in das kommerberckbuch vorleibet [...] werden.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
317, 31
(
thür.
,
1474
):
Her leßet auch dy frouwe yr gerete ane allen kommer addir vorsprechunge mogelich volgen.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Ess soll ouch uff solchen lantstrassen [...] von nymandes unnd wedder nymandes ouch usslendissche, keyn kommer gescheen.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
So er den komer unpillich und mit unrecht getan hat, so muß er sulchen komer [...] mit puß [...] abstellen.
Berthold u. a., Zwick. Stadtrref.
176, 18
(
osächs.
,
1542
/
70
):
Die gerichtshelder [...] sollen getane kommere [...] in ein sonder buch, das kommerpuch genant, vorzaichnen.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1528
):
So auch iemand etwas in kumer oder verbot bringt [...] dem soll sein erzt [...] nicht ligen bleiben.
Boos, UB Aarau (
halem.
,
1424
):
úber sin gewússen botten, so er zuͦ inen gesant hab ze bittend inn und die sinen semliches kumbers zu uberheben.
Lau, Qu. Neuß ;
Aubin, a. a. O. ;
Rudolph, Qu. Trier ;
Löscher, a. a. O.
134, 4
;
Küther, UB Frauensee
221, 31
;
Ermisch, Sächs. Bergr. ;
Kisch, a. a. O. ; ;
Köbler, Ref. Nürnberg
70, 2
;
Rwb ; /1;
Vgl. ferner s. v.  4,  2,  21,
1
 8.
3.
›(materielle) Bedrängnis, Not; Schaden‹; offen zu 2.
Bedeutungsverwandte:
 12,  6, (
das
1,  1, , (
der
2, , ,  1, (
das
5, (
der/das
1,  1, ,  4,  5,
1
 1,  1, (
das
1,
1
 7, , , (
die
1,  1, (
der
1,  3, , .
Syntagmen:
k. ansehen / bringen / gestatten / leiden / verhüten, jm. k. zufügen
;
k.
(Subj.)
aufstehen / erwachsen, jm. beschehen / zufallen
;
in k. stehen, mit k. leben, von k. schweinen
;
gewaltiger / grosser k.

Belegblock:

Chron. Mainz (
rhfrk.
,
15. Jh.
):
Peder und Jeckel Wyden sache von irs krieges und komers wegen hat kost 450g.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1508
):
dass gemelte privilegia [...] euch gegeben würden, auf dass ihr des enthaltens keinen kummer oder nachtheil haben dürftet.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1448
):
dem probst beschäch grossz kumber.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
derumb solt du dine narunge mit kumber und mit erbeiten gewinnen.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1419
):
die zweihundert der stat Bern haben angesehen grosen kumber vnd gebresten, den biderb luͥt habent.
Rennefahrt, Recht Laupen (
halem.
,
1424
):
Unser voͤgt [...] sollent oͧch [...] in dem hus und stallung keinen kumber, noch uͥberlast an gestatten.
Ders., Statut. Saanen (
halem.
,
1429
):
hant die [...] landluͥt von Sanon geantwuͥrt [...] das si [...] irem genedigen herren deheinen kumber in sinen bannweldern zuͦfuͤgen.
Stammler, Berner Weltger.
95
(
ohalem.
,
1465
):
Es stat vff kumer uber all | [...] | Groß erdbidme vnd hungers nott.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1396
):
man sol wizzen, daz arm lüt grozzen kumer litten darvon, daz si nit allweg guͦtz gelt gehaben mochten.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
sein abwesen kam lanndt und lewtten von den solldnern [...] zw grossem schaden und stuenden die lanndt in grossen kumer.
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
109, 25
;
Gagliardi, Dok. Waldmann
2, 77, 31
;
Welti, Urk. Rheinfelden
444, 9
;
Rennefahrt, Zivilr. Bern ;
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
377, 11
;
Vorarlb. Wb.
2, 186
.
Vgl. ferner s. v.  6.
4.
›Vergewaltigung‹.
Bedeutungsverwandte:
jm. (einer frauen) k. antun
.

Belegblock:

Lichtenstein, Lindener. Katzip. (o. O.
1558
):
Ein portner in einem closter thuͦt einer armmen frawen, die das allmuͦsen begert, [...] den kumber an.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Hettestu auch also geschruwen, da dir der Gesel den Kummer wolt anthuͦn und dich zwingen seinen willen zuͦ thuͦn und den Bluͦmen nemen.
5.
›psychischer Schmerz, Mühe, Leid, Verdruß‹.
Phraseme:
ane kummer
›ohne Mühe‹;
mit kummer und not
›mit Mühe und Not‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1, (
die
12,
1
 10 (subst.),  13,  12,  2,  1, (
das
6, (
der/das
12, ,  1, (
der
),  1, (
das
2, (
die
2, (
die
1,  15, , , , ,  123, ,  1, , , , , , , , , .
Syntagmen:
k. (er)leiden / erwecken / tragen, auf etw. haben, den k. ausschlagen / dulden / klagen / kund tun / vergessen / verhalten / vertreiben, jm. den k. ausreden / benemen / brechen / büssen / hinlegen / stillen / wenden, jm. / sich k. machen / schaffen
;
k.
(Subj.)
aufstehen / erwachsen, sich verlieren, jn. anfallen / anstossen / aufpfalzen, zu jm. lenden
;
des kummers abhelfen / loswerden, jn. / sich des kummers abtun / annemen / entledigen
;
etw. durch k. verderben, in k. stecken / stehen, jn. in k. bringen, sich in k. geben, jn. mit k. angreifen, etw. mit k. büssen / gewinnen, mit k. gebären, jn. von k. befreien, vor k. sterben
;
leichterung / ringerung des kummers
;
grosser / heimlicher / müseliger / rechter / schwerer / weltlicher k.
Wortbildungen:
kummerbäre
›Kummer verursachend‹,
kummersam
,
kummersamlich
›mit Mühe und Not‹,
kummerwenderin
.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
daz daz wîb ê sundete, | nôtdurft sî darzû schundete | und kummirbêre armût.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Herman der vischer wolde in sprechen | ind allen synen kumber brechen.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, zu
1359
):
Sal ich ein nunn gewerden | sunder minen willen, | so wel ich eime knaben jung | sinen komer stillen.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
1, 5
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Angst, not und jamer verlaßen euch nicht [...] leit, betrübnüß und kumer lenden zu euch allenthalben.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
Nun soln wir vns in demut gros, | Zu werden alles kommers loß, | Zu solcher malzeit finden.
Opitz. Poeterey
26, 11
(
Breslau
1624
):
wenn ich die nacht oder die Music eine arbeittroͤsterinn / eine kummerwenderinn [...] nenne.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1650
):
der iunge könig [...] wollte dasselbe gegen dem Strehlener stift auswechseln, deswegen sie in grossem kummer stünden.
Gille u. a., M. Beheim
109, 55
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Unkeusch und wucher, davon sy | vil kumers werden leiden hie | und trupsel mancherleie.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
Nun ist mir sein kommer und ungefell ye von gutem herzen laid.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
waz kumbers und untrúwen und laides und lidens an lip [...] an eren derley menschen muͤssen erliden.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
253, 1
(
els.
,
1362
):
Es waz ein uil edel ritter, der wolte sich weltliches kumbers abe tuͦn.
Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1454
):
Als wir denn alle uͥnser ligende stuͥck [...] mit kumer und nott gefryet und abgeloͤset hand.
Stammler, Berner Weltger.
95
(
ohalem.
,
1465
):
Es stat vff kumer uber all | Zwüschent den richen ane zal.
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel,
539
(
schwäb.
,
1455
):
Jhesus, dem ich klag | Min kummer und min not.
Sappler, H. Kaufringer
14, 12
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
als ich ew nun sagen wil, | wie ain junkfraw kumers vil | gelitten hat und aribait.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Man achtet, das er vor rechtem komer [...] gestorben seie.
Guth, Gr. Alex. (Hs. ˹
oobd.
,
E. 14. Jh.
˺):
Wir habent winter noch summer | Nit, dar wir kummer | Habent uf die claider.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
91, 6
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Ir mügt mit chummer püessen, | so mügt auch ir mich wol von freüden jagen.
v. Keller, Amadis ;
Jahr, H. v. Mügeln
1770
;
Weise. Jugend-Lust ;
Pyritz, Minneburg
4766
;
Reichmann, Dietrich. Schrr.
150, 15
;
Wickram
4, 20, 6
;
Koppitz, Trojanerkr. ;
Schib, H. Stockar
129, 4
;
Schmidt, Rud. v. Biberach
148, 20
;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
8, 20
;
Rot
333
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Vgl. ferner s. v.  1,  1,  1,  9,  1.