gestift,
gesticht
(letzteres nur rib.; vgl. dazu
Frnhd. Gr. §  L
56, 3
),
das
(meist),
der / die
(nur wobd.);
-(e)s
(für
das
)
/-e
.
1.
›Stift, auf einer Stiftung beruhende geistliche Einrichtung, Institution unterschiedlicher Art (wie Kloster, Kirche, Bistum)‹; im einzelnen dominant für ›Kollegium geistlicher Personen‹, für ›kirchlich-religiöse Verwaltungsorganisation‹ und für ›dieser Organisation zugehöriges Gebäude‹ gebraucht; nur schwacher motivationeller Bezug auf  12;
vgl. (
der/die/das
1.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):
1
 3,  1, teils mit  2, ,  3,  1, , teils mit  1,  2,  18,  1.
Syntagmen:
das g. stiften / verwilligen, zu lehen haben; das g
. (Subj.)
gebresten an etw. haben
;
dem g. etw. geben / nemen
;
jn. auf dem g. zu domherren aufnemen, prediger auf dem g. sein, zu dem g. gehören
;
das g. Köln / Meinz / Trier
,
das g. zu Augsburg / Köln / Strasburg / Würzburg
;
das g. der probstei / kirche
(genitivus explicativus),
unser frauen g
.;
das alte / bestendige / bischöfliche / erwirdige / gesonderte / lobliche g
.;
der amptman / verweser, die domherren, burger, das capitel / land des gestiftes, das lehen, der probst der g
.;
das heiltum im g., die leute von gestiften, der werkman vom g
.
Wortbildungen:
gestiftherre
,
gestiftherschaft
(a. 1480),
gestiftöfnung
›Weistum eines Stiftes‹ (a. 1561),
gestiftsteiding
(M. 16. Jh.),
gestiftung
›Gebäude eines Stiftes‹ (dazu bdv.:  8,  1,  1).

Belegblock:

Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1429
):
na gewoenden ind aldem herkomen der stat ind des gestichtz von Coelne.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Vch zo heren byn ich gesat | zo berichten uch ind vre stat, | dar zo des gestichtis burge und lant.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
unde hultin ym ouch alle sloss unde stete die zu dem gestifte zu Wirtzburgk gehorten, so das sie vort dem stiffte gehorsam seyn woldin und nicht dem bischoufe.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
165, 3
(
schles.
,
1394
):
daz mich dy Erwirdigen prelaten vnd tumherren vnd Capitil des gesthiftis der kyrchen czum heiligen Crewcze czu bresslaw fumfczen marg [...] beczalt haben.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
das schatzhauß das do was gegen dem gesunderten gestifft.
der weg was vor der vorlauben des gesunderten gestifftes durch den ostnischen weg eingeend.
Leisi, Thurg. UB
8, 289, 10
(
halem.
,
1396
):
Als der erwirdig bropst Egen der gestifft und des closters ze Clingencelle das guͤtli mitt siner zuͦgehoͤrde, [...], koͮfft hett.
Merz, Urk. Wildegg
55, 13
(
halem.
,
1457
):
[das slosß Vrins] ist lechen von dem hochwirdigen fuͥrsten vnd herren her Ruͦpprechten bischoffen vnd siner gestift zuͦ Straßburg.
Lauater. Gespaͤnste
36r, 1
(
Zürich
1578
):
da darff der me͂sch thuͦn was jm in sinn kumpt / vnnd sind aber nienen gemeiner dann in Kloͤsteren / Collegien vnd gestifften / darumb laß dir nit seltzã syn wenn vor zyten falsche erschynungen der geisten gsyn / [...] sind.
Vock u. a., Urk. Nördl.
2480
(
schwäb.
,
1339
):
so fallen Gült und Gut an
Unser frawen werkch und gestift tzu Augspurg.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
v. 1536
):
Daß alles, was den clöstern, gestifften und kirchen genomen ist worden, wider sol geben [...] werden.
Ebd. (zu
1552
):
alle und yede gestifft, capittel, clöster, ordensleith, kirchen, spitaͤl und andere dergleichen heuser, [...], darzu alle [...] gaistliche personen sollen von iren renten, gülten und einkommen, [...], den zehenden pfenning [erlegen].
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
den [wainwachs] hat er dem gestift auch verkaufen wellen und den gestiftherren [...] das zu persuadieren understanden.
Voc. Ex quo S
1096
:
Structura gestiefft oder gebuw / paw [...] eyn gestiffdung
(dies bair., 15. Jh.)
uel gebuide.
Fischer, Folz. Reimp.
39, 600
;
Leisi, a. a. O.
8, 77, 15
;
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
431, 13
;
Baumann, Bauernkr. Oberschw. ;
Piirainen, Stadtr. Sillein
63a, 21
;
Rwb ; f.;
Öst. Wb.
4, 1341
.
2.
›Gabe, Geschenk (allgemein); jm. / einer Institution testamentarisch zugedachte Hinterlassenschaft‹; oft in religiösen Zusammenhängen, dann generell: ›als Stiftung gedachtes Geschenk Gottes, Heilsgeschenk‹; im einzelnen z. B.: ›Rechtfertigung des Sünders‹; ›Menschwerdung Christi‹; auch: ›gottgegebene Einrichtung (z. B. der Ehestand, der Gottesdienst)‹;
vgl. (
der/die/das
67.
Vielfach Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  13,  1,  3.
Wortbildungen:
gestiftsbuch
›Verzeichnis über Stiftungen‹ (a. 1543).

Belegblock:

Luther, WA (
1525
):
das also der Ehestand der gantzen heilige Dreyfaltigkeit geschaffen werck, ordnung und gestiffte ist.
Haben also Christus gedechtnis [...] und dis gnadenreiche gestifft Gottes jnn [...] grewel verkeret.
Ebd. (
1536
):
quomodo Christus reich und gstifft gemacht, qui dicit Se mortuum, resurrexisse propter te.
Ebd. (
1538
):
Die Tauff ist kein menschenfundlin [...], sondern gottes gestifft.
Franz u. a., Qu. hess. Ref. Bd.
2, 16, 39
(
hess.
,
1526
):
Der rat sihet vor gut an, das man hern Johan Spenders seligen testament, inmassen das gestift ist, halten solle.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
um 1480
):
Her in pilich furdringet | Gestifft | Gotz in der keuschen milden.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
1, 458
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
Dise drie túgende tragent allen den last vnd das gestifte aller túgende vnd aller edelkeite.
Schulte, Rav. Handelsges. (
schwäb.
,
1498
):
Dyß ist ain brieff von aim gestypft so ich Alexio Hileson hon thon mit pfarer und caplon der bruoderschaff hie in der pfar kirchen 1498.
3.
›Regelung, Abmachung, Vereinbarung persönlicher wie institutioneller und rechtlicher Art‹;
vgl. (
der/die/das
678.
Phraseme:
das alte gestift
›das Alte Testament‹.
Bedeutungsverwandte:
(
die
1,  1,
2
 1.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Daz Got in der alden e | Geloubete zu sendene | [...] | Den wissagen Elyam, | Der durch daz alleine quam | In dem alden gestifte.
Guth, Gr. Alex. (Hs. ˹
oobd.
,
E. 14. Jh.
˺):
mit
[!]
tut so we die gifft | Daz ich mag haben kain gestifft.
Brett-Evans, Bonaventuras Leg. S. Francisci
82, 1
(
önalem.
,
v. 1478
):
als das fundamùnt zuͦ dem ersten wirt geleit, also me wirt alle die gestift geistliches lebens also angeneiget.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
15. Jh.
):
alle gemeͣcht, gestift, kauf oder sätz die auf pergrecht beschehen die sullen mit deß perkherrn oder seineß perkmaister hant geschechen.