lind,
Adj.,
in adv. Gebrauch mehrfach lindiglich
(auch lindiglichen
).1.
dient in Antonymie zu hart
(Adj.) 1 der Kennzeichnung sinnlich wahrnehmbarer Bezugsgrößen und diese voraussetzender Handlungen als weniger stark ausgeprägt, dadurch vielfach als sanft, angenehm empfunden; im einzelnen:a) ›weich im taktilen Sinne‹, je nach Bezugsgröße z. B. ›streichbar (von Arzneien)‹; ›fluktuierend (von Geschwüren)‹; ›biegsam (von Metallen)‹; ›locker (von der Erde)‹; ›weich (vom Stuhlgang)‹.
Syntagmen:
etw.
(z. B. die lunge, das erdreich / würmlein
) l. sein, j.
(z. B. das weib
) vom fleische l. sein
, etw.
(z. B. der schnee
) l. werden, l. am leibe werden, etw.
(z. B. das apostem
) l. machen
; l. liegen / ruhen, etw. lindiglich angreifen, jn. lindiglichen mit dem fuchsschwanz bestreichen; der linde wachs / wezstein, die linde hand / haut / luft, das linde bet / tuch, linde bürsten / federn / hare / kleider / kolen / seiten
.Wortbildungen
2
linde
lindfüssig
lindgewirkt
lindig
lindlecht
lindkästen
lindmütig
b) ›weich, sanft im akustischen Sinne‹; als Ütr. zu a) auffaßbar; je nach Bezugsgröße z. B. ›angenehm, sanft (von einer Melodie)‹; ›weich (von Lauten)‹.
Bedeutungsverwandte:
.c) ›angenehm schmeckend (z. B. vom Wein)‹; ›gut, verweichlichend (vom Essen)‹.
Belegblock:
Zu a):
Dem Schöpffer sie zun Ehren | Jn lindgewircktem Flachs | Vnzahlbar Fewr ernehren.
pflaster, das do weichet vnd zeittiget vnd lind machet die apposten.
Ebd.
187
: so thu die puluer auch dor ein [...] vnd am end mach es lind mit frawen-milch.
Rein bockez plut list | Der stein der allen herten wider ist, | Dem gipt er lind.
Jch hab 2 stüber für ein linden weczstein geben.
dÿ weiber sind lind fon fleisch.
ringe liebe und linde kolen | sol niemand gern wit holen, | es entzint sich bald und lischt gern.
dez [bluͦme] natur ist also herte, swie lindeklich man in an grifet, so stichet er doch da wider.
wúrmlin. | So man das ruͤrt, so ist das lind | Und hat doch als gar geschwind | Durch boret des herten holtzes grat.
nach dem so ein glid / zesamengeheilt wirt vnd das man es lindmütig vnd gleichig mach.
Linde / Weiche. (die) Mollities, Molitia. [...]. Lindfuͤssig / Der lind / Weich oder zart fuͤß hat. Mollipes. [...] Lindkestinen / Die vom braaten oder sieden lind werdend. Castaneæ molles. Lindlaͤcht. Molliculus.
[ochsen] ain dicken und kurtzen lib, [...] und in der begriffung und anrierung des libs aller lindost.
Ducaten / welche von guͦtem pur lauterem Gold gar lind vnd bigig seind.
die Teutschen, sein nur fresser und weinsaufer, müessen alweg ir huern mitfüern und die hauptleut ir linde pett am ars haben.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
358, 3083
; Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
58, 6
; Keil, Peter v. Ulm
84
; Gille u. a., M. Beheim
345, 43
; Williams u. a., Els. Leg. Aurea
543, 16
; Wiessner, Wittenw. Ring
9611
; Sappler, H. Kaufringer
21, 76
; Bauer u. a., Kunstk. Rud.
156
; Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
27, 3
.Zu b):
Dieses Liedes linde weisen | sollen deine Zukunft preisen.
soll man sie [buchstaben] doch sonsten mitt einander so wisßen zue vermengen / das nicht die rede dadurch gar zue raw oder zue linde werde.
wann nemlich das Harte mit Hartem / das Linde [...] mit weichen Buchstaben geschrieben wird / als: dapfer / drucken / nicht tapfer / trucken.
kain stym kan zu gleich, mitainander geben den linden vnd herten laut.
Zu c):
so las in / ein linden wein nuczen.
Nicht sich an den wein so er schmoret: so sein varb leucht in dem glaße. Er get in lindiglich
[
senftEck
1537: ;
glatLuther
1545, Spr. 23, 31: ]
| vnd hecket zum iungsten als der slange. 2.
›sanft, milde, nachsichtig, freundlich, rücksichtsvoll‹; vom Menschen, seinen Qualitäten und Handlungen sowie oft von Gott gesagt; vielfach in religiösen Kontexten; Syntagmen:
etw.
(z. B. die minne
) / j.
(z. B. Jesus / got, der geistliche mensch
) l. sein, das gemüte, der stat l. werden
; das herz l. machen
; l. antworten / sprechen, sich l. beweisen / erzeigen, jn. l. brennen / strafen / segnen, l. mit jm. umgehen; das linde herz / wort, die linde antwort / mitlung / predig
; l. in wort und werken, l. gegen jm.
(z. B. gegen dem nächsten, gegen den feinden
).Wortbildungen:
lindentrit
lindmütig
Belegblock:
zu Colmin in dem lande was | ein lantcomentûwer, | [...] | den undirtânin swinde | und kegn den vîndin linde.
also macht auch die süsse linde predig des Euangelions, das ich ein fein linndes hertz gegen Got und dem nechsten.
das Christus so freundlich, veterlich, sanfft und linde mit uns umbgehe.
Guͤtig. Gutwillig / Milt. Saͤnfft. Lindt. Sanfftmuͦtig. Freundtlich.
Süße und sauer, linde und hert, gütig und scharpf pflegt ir euch zu beweisen den, die ir meint zu betriegen.
da prent man den Veit Stoß durch ped packen und man het nie keinen so lind geprent.
Forthin wil ich leutselig sein, | In wort und wercken lindt und sidtsam.
Durch zwaier willen gelichet sich dú stark minne sidin saile. daz ain ist daz si starke ist; daz ander daz si lind ist.
daz gemvͤte zer fluͥsset, so es von andacht lind wird.
Antwurtend die botten / [...] Mit vil linden worten und früntlichemm abreden.
do ich nuͤtset anders vermocht, gedacht inen iedoch lindmuͤetiklich ze widerstreben.
Ain linde antwort stillet den zorn / aber ain hart wort richtet grimm an.
3.
›leicht; leichtfertig, leichtsinnig‹.Belegblock:
etliche ihre Glaubens Lehren also gekruͤmbt [...] / daß sie denen / welchen sie sich begerten zu zugesellen / etwas linder vorkommen / als sie sonsten wahre͂.
Maniger wigt dw hell so lind | sam ez sey ein milich chind.