1
linde,die
.1.
›Linde, Baum der Gattung Tilia‹; in den Belegen meist angesprochen als Gerichtsstätte, als topographischer Orientierungspunkt (mit ansatzweisem Übergang zum Flurnamen), als Treffpunkt für Gelegenheiten unterschiedlicher Art, als wirtschaftsrelevante Gegebenheit, als Gegenstand poetischer Fiktion.Phraseme:
reuter unter der linde halten sehen
›Unwahrscheinliches sehen‹.Syntagmen:
die l. (ab)hauen
; einen bagstein an der l. haben, etw.
(z. B. die pacht, den zins
) an die l. bringen, das pferd an die l. heften, vor die l. treten, unter die l. gehen, unter der l. halten, etw. vorlesen, (zu gericht) sitzen / richten, den gerichtsplaz, eine gastung haben, sich zu der l. niederlassen, der berg hin zur l. gelegen sein
; die breite / weite / gute l.
; zu
[+ Ort] unter der l.
Wortbildungen:
˹1
linden
lindig
lindenast
lindenbast
lindenbaum
lindenblut
lindenblutwasser
lindenbret
lindenholz
lindenkern
lindenkole
lindenkrebe
lindenlaub
lindenrinde
lindensaft
etw. mit lindensaft schmieren
›etwas schönreden, schönfärben‹); lindenseil
das lindene seil
), lindentolde
lindenwasser
lindschälen
Belegblock:
12 leste lyndener kolen, item 7 schog buchsensteyne.
ein zeichen, das fride sey, gleich als wenn wir reuter sehen unter der linden halten, [...], Denn unter der linden pflegen wir zu trincken, tantzen.
eyn hubschen bron, [...] | [...] | by eynem hubschen lynden bom.
sy [naebern] bekennen selves, dat sy ire pecht und zeins allwege [...] zo Fritzhem an die linde brengen seullen.
Das laufstreffen des gewals, der gleichen das lohe und lintschelen [...] sollen [...] abgeschaft sein.
unter die linden, da sie dan ihre gerichtsplatz haben.
Christall polir mit gebrannten Christall vnd linden holtz.
Ich entwuͤrff auff ein Linden Bret | Bildnuß von Menschen oder Thier.
Ein gut salb für den krampff. So nym linden-koln vnd stoß die clein.
Ebd.
224
: Wer sich verprent hab, der nem linden-rinden vnd sied die gar wol in wasser.
Wer ein lynten oder ein salhen abhybe, die sein klein oder grosz, der verfelt von eyner iglichen 10 lb. haller.
Do fant ich pey einer linde | Gar eine schone hinde.
uf wallende man dringen | da siht ain mertze brunnen, | der selten ummer sunnen, | […] | von der linden este hat, | mit den er ist behangen.
Ein Lindenbaum. [...] Item Linden bast / oder zarte linden rinden / darauß man seyl machet / vnnd vor zeitten zu kronen gebrauchet hat.
Ich bin gar offt gerennet an | Wile ich diß schiff gezymberet han | Ich soll es doch eyn wenig faͤrben | Und nit mit eychen rynden gaͤrben | Sunder mit lynden safft ouch schmyerē.
lindenblútwasser ist gut für den brant.
eins pfuntz wert linden seyl iij ₰.
Eines pfuntz wert lindiner seilen j ℔.
den berg gelegen hin uff zer Linden, der jaͤrklich giltz und gelten sol ain mut kernen Willer messes.
das ich [...] offenlich ze gericht sazz ze Ernlispach in dem dorfe vor dem kilchoff under der linden.
Dis sint die dingstet der lantgerichten, als si von alter har sint komen [...] ze Niderdorf vnder der linden. [...] ze Ecikofen vnder der linden im dorf.
Nimb barringen körnlin vnd [...] linden kernlin.
Got grüess dich, lindentolde
(hier als Kosewort gebraucht).
Ebd.
8850
: Schreuwend die unholden so | Gen der lindentolden do.
Schwang der tegen mere | Für die bruste nebend sich | Ainem linden blatte gelich.
Linden (die) Lindenbaum. [...]. Lindenbast / das ist die zart rinden zwüschend dem holtz vnd ausser rinden an den linden / darauff die alten schribend.
Lindenbluͦt / f. Fleur de tillet.
daselbst ain grosse gastung gehapt mit dem adel, [...] under den linden.
soll er [gläubiger] das essendig pfand, [...], und(er) den lindenkreben [...] treiben und [...] feilbieten.
Hie held herr Wigoleys zuo roß bey dem gekroeneten küng vnder einer linden vnd gibt jm der künig ein blat oder plued von der linden.
Thiele, Minner. II,
5, 87
; Leisi, a. a. O.
714, 25
; Sudhoff, a. a. O. ;
Brandstetter, Wigoleis
195, 23/4
; Weber, Füetrer. Poyt.
199, 4
; Bauer u. a., Kunstk. Rud.
626
; Voc. inc. teut.
p iv
; Dict. Germ.-Gall.-Lat.
308, 11
; Harsdoerffer. Trichter ;
‒
Vgl. ferner s. v. 1
ab 4, 1
bal 2, 1
bast 1.2.
›Samen, Fruchtkern der Linde‹.Belegblock:
Buch Weinsb. /rib., 1568):
vur milch, botter, erzen, ullich, kirsn, wolber, negel, lint, summa 5 mr. 4 alb. 10 h.