gespenst,
das
,
sehr vereinzelt
die
;
–/-Ø
;
zu
mhd.
spanen
›locken‹
().
1.
›Verlockung, Verführung des Menschen, wie sie der Teufel mittels
gelust, gezierde, minne, bulschaft, üppigkeit, beutel
2 u. ä. betreibt, damit von gottgefälligem Leben ab- und zur Verdammnis hinführt‹; in 1 Beleg säkular mittels
bier
auf eine Alltagsverlockung bezogen.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  1,  2,
2
(
das
),
2
 2.
Syntagmen:
das g. versiegen
›besiegen‹
/ treiben / üben
;
einen sieg an einem g. erfechten, den fleis auf ein g. legen, jn. mit (einem) g. anweigen / reizen, jn. vor einem g. erhalten
;
das g. des fleisches / feindes / teufels
(mehrfach),
der bulschaft / minne / welt
.

Belegblock:

Alberus, Barf. (
Wittenb.
,
1542
):
Als nu der Bruder meinet / er hette den Seckel in der Hand / da war es ein Schlange vnd verschwand also balde / da merckt der selbe Bruder / das es ein Teuffels gespenst were.
Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
swer sige gevichtet | An des vleisches gespenste.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
Des gaben sie ihn von stundt ahn zwey fas naumburgisch bier. Nuhn mag man mercken, welch ein gespenste dis gewest ist, wie sie unser gesinde uber uns gezogen haben.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
guͦt wille ist also daz din wille gefuͤget si von allen den dingen dú dich Got unhainlich machent, daz ist dú welt und aͤllú ir gezierde und ir gespenste.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
alsô lâget unser der pœs gaist, wenn wir unsern vleiz legen auf diser werlt gespenst und ir üppichait.
Karnein, de amore dt.
257, 40
(
moobd.
,
v. 1440
):
hüet dich, das du nit vebest noch treibst die gepot vnd gespennst der mynn vnd puelschafft.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Da rayczt in [priester] der teẃffel so vast mit seinem gespenst das er all sein er, wird und keẃschait verlyesz und der welt úppikait nach volgett. [...] er sacz sich zw haus mit ainem súndigen weib.
Helm, a. a. O. ;
Anderson u. a., Flugschrr.
7, 9, 21
;
Rudolf, H. v. Langenstein. Erch.
30, 17
;
Karnein, a. a. O.
115, 95
.
Vgl. ferner s. v.  2.
2.
›vom Teufel oder (vereinzelt:) von Menschen mit Täuschungsabsicht hervorgebrachtes Trugbild, Machwerk, Vorspiegelung von Erscheinungen, Einbildungen; Schwindel‹; teils Bewertung durch den Textautor als irreal, teils als reale Gefahr.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
, , , , (
der
12,  1; vgl. ,  3.
Syntagmen
j
. (oft:
der teufel
)
ein g. anrichten / machen / treiben, jm. ein g. für die augen machen
;
etw. ein g. sein
;
sich eines gespenstes gebrauchen
;
dem g. nicht glauben
;
augen / oren durch g. betriegen, von einem g. erzürnt werden
;
das g. des teufels
(mehrfach)
/ leibes, einer eingebung
;
das demütige / eitele / heimliche / lautere / teuflische / zergängliche g
.
Wortbildungen:
gespensterei
›Blendwerk, Zauberwerk‹,
gespenstig
(1. H. 16. Jh.; dazu bdv.: , ; dazu ggs.:  5),
gespenstisch
,
gespenstnis
.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc
256, 28
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
so beytin sy eynis stinkindin bockis, des Anticristis, der ire erge widir Cristum uf daz hoste reckin widir in tuevelischin gespenstenisse.
Luther, WA (
1521
):
Datzu [zu hohen ... dingen] es [hertze] durch solch demutig gespenst gedenckt zu kummen.
Und lieffen die leute, als weren sie toll, aus dem dienst und gehorsam, das mans greiffen mocht, es were teuffels gespenst.
Alberus, Barf. Vorr. Alb., (
Wittenb.
,
1542
):
Wenn Franciscus die Funff Wunden empfangen hette / so were es gewislich ein Teuffels Gespenst gewest.
Oorschot, Spee/Seifert. Proc.
464, 11
(
Bremen
1647
):
die benachbarten Hencker haben mit incantamentis so viel gespensterey gemacht / daß man den knaben in seinem besten curs hat muͤssen von der schul hinweg nehmen.
Wunderlich, Fierrabr.
52, 37
(
Simmern
1533
):
Die Frantzosen [...] vermeinten genntzlich der teufel het ein solch gespenst angericht.
Euling, Kl. mhd. Erz. (
nobd.
,
E. 15. Jh.
):
Meiner müter traumpt geporn han | ein gert, die rurt den hymel an, | deutent das mein gedicht pis her | all ander uber treffend werr, | ars magethan zweiflich kurlitz, | peyde gespensisch und naturlich.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
So fester du dich duncken lest | Es sey ein gab vom heiling geist, | So es on zweifel ist | Ein gancz gespenstisch an fechtung | Dar mit der geist der hoffart plagt.
Sachs (
Nürnb.
1530
):
Das laster der ehbrecherey | Das ist verzaubert und verglenst | Mit eytel teuflischem gespenst, | Das es so wol und hertzlich liebet.
Ebd. (
1533
):
Sara spricht: Es ist gar nit gelaubig mir, | Das dir der Herr erschinen sey. | Es ist ein gspenst und phantasey | Erschinen dir von dem Sathan.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
136, 20
(
Nürnb.
1548
):
solches kan allein Got / der Teuffel vnd die menschen koͤnnens nit / ob sie wol bißweile͂ durch gespenst / augen vnd ohren betriegen.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
orhein.
1520
):
das ist sin [babst] art, sich der gespenst zuͦ bruchen, ist wider das evangelium.
Rudolf, H. v. Langenstein. Erch.
54, 38
(
moobd.
,
1393
):
von ainem chlainen wint tewflisches gespenst [suggestio] werden wir enzunt mit dem hellischen fewr.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. ;
Werbow, M. v. Amberg. Gew.
829
;
Jörg, Salat. Reformationschr.
239, 17
;
Drescher, Hartlieb. Caes. ; ;
Dietz, Wb. Luther ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Vgl. ferner s. v.  1.
3.
›Albtraum, Traumgesicht; Phantasiebild, das sich Menschen machen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (
das
7.

Belegblock:

Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1583
):
Daß naͤchtlich gspenß abweichen sol, | Die schuldt deß gmuͤts vergehen wol.
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
4.
›nicht körpergebundene, geisthaft, schemenhaft gedachte, meist als böse angenommene, deshalb den Menschen erschreckende, unheimliche, da nicht beherrschbare Wesenheit, deren Aufenthalt man in einem oberirdischen Raum, aber auch in versteckten Winkeln sieht‹; teils Vergleichs- oder Gleichsetzung mit dem Teufel oder teuflischen Geistern.
Syntagmen:
ein g. hören / sehen / vernemen
;
das g
. (Subj.)
herumgehen / erscheinen / verschwinden
, [wo]
stecken, im keller sein, keine gestalt / farbe / dicke / länge haben, jm. schaden, jn. schrecken, jn. mit steinen werfen, unwesen treiben
;
j. ein g. sein, die gespenst teufel sein
;
etw. für g. halten, für einem g. erschrecken, von einem g. reden, jm. vor einem g. beistehen, etw. wieder ein g. an den hals henken, das brot zum g. des leibes machen
;
das g. eines leibes
;
das böse / eitele g
.;
fabeln von g
.
Wortbildungen:
gespenstwerk
.

Belegblock:

Luther, WA (
1523
):
[die Junger] gedencken weil er [Christus] nit eyttel bein [...] ist, so sey ers nicht, sundern ein gespenßt.
Ebd. (
1524
):
[er, Christus] sey nicht warhafftiger mensch, sondern sey von der muter komen als ein gespenst
[lat.
spectrum
]
[...] als ein glantz durch ein glas gehet.
Ebd. (
1544
):
Da die Juͤnger [...] Jhesum sahen auff dem Meer gehen, erschracken sie als fur einem gespenst.
Darumb sol man wissen, das alle solch gespenst und gesichte, so sich also sehen oder hoͤren lesst, sonderlich mit rumpeln und poltern, keiner Menschen Seele, sondern gewislich Teuffel sind.
Ders., Hl. Schrifft.
Mt. 14, 26
(
Wittenb.
1545
):
die Jünger [...] sprachen / Es ist ein Gespenst
[
Mentel
1466:
trúgniß
]
/ vnd schrien fur furcht.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
22, 18
(
Magdeb.
1608
):
Fabulen / von Goͤttern / von Gespenst / von verwandlung der Menschen / in macherley Thier.
Ebd.
270, 299
:
Sind Gespenst in dem Welschen Meer / | Von dem ist er [Beißkopff] entsprungen her.
Ebd.
383, 3842
:
Bey der Nacht sonst reiset der Sand / | Vnd argwohnige Leut erschreckt / | Als ob ein Gspenst dahinden steckt.
Ebd.
404, 4477
:
[Wahn] muß auch mahlen vnd schreiben / | Was fuͤr Gespenst im Keller sein.
J. W. von Cube. Hortus
130, 31
(
Mainz
1485
):
welcher Corallen by ym dreyt der ist sicher daz ym keyn zauber noch kein boͤse gespenst schaden moge.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1602
):
hat sich begeben in eines edelmans behaußung, daß ein gespänst, welches man doch vorher nicht gesehen noch vernommen, die einwonenden mit steinen geworffen.
Stambaugh, Milichius. Zaubert.
16, 26
(
Frankf./M.
1563
):
Peonienwurtzel ist auch zu vilen gebrechen des leibes heylsam / wird aber von etlichen fuͤr ungewitter und gespenst gebraucht.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Spectra Allerley gesicht / (Gespẽnste).
Wiessner, Wittenw. Ring
2325
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Da mit die gespenst verswand | Vor meinen augen so zuehand.
Maaler (
Zürich
1561
):
Nachtgeist / Nachtfrauwen / Gespenst. Lemures, Laruae.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
mit dem gespenstwerk und dem ungeheuren wesen umb Haidelberg hat es sich auch bei unsern zeiten mermals erzaigt.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Gespens / Geist [...] / polder Geister / wenn einer maint es sey etwas / vnd ist aber nichts. [...] Es ist nicht all ein Gespenst / das inn der Tochter Kam͂er geht.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
dieselben götter seind nichts anderst dan gespenst, so laider die leut zu nacht schrecken, lauter verdampt teufel und feind gottes und aller menschen.
Peil, a. a. O.
679, 5412
;
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
126, 15
;
Lauater. Gespaͤnste
12r, 2
;
21r, 6
;
27r, 24
;
Drescher, Hartlieb. Caes. ;
Vgl. ferner s. v.  2,  1, .