geschlacht,
Adj.,
+ Uml.
1.
›in bestimmter Weise gestaltet, beschaffen, geartet‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (Adj.) 2.

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
114, 2209
(
Magdeb.
1608
):
Fornen am Kopf war er [Murner] geschlacht / | Wie man die boͤsen Geister macht.
Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Der stein ist also geslacht | Daz her schinet in der nacht.
Dise drie varwe treit gar | Der amechtist, ist her geslach.
Holtzmann, Gr. Wolfdietrich (Hs.
A. 15. Jh.
):
Wellent ir gerne hören, wie daz tier ist geslaht.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
[sú] belibent inroͮwe úber nacht | Bi dem boͮme so geschlacht.
Sappler, H. Kaufringer
29, 103
.
Vgl. ferner s. v.  2.
2.
›die von Sachen (unterschiedlicher Art) und Personen (unterschiedlicher Funktion), von Handlungen und Haltungen üblicherweise gewünschte Qualität aufweisend, den gewünschten Erwartungen einer textlichen Sinnwelt in hohem Maße entsprechend‹; im einzelnen z. B.: ›vornehm; edel; gesittet; gütig, sanfmütig (von Personen in ihren jeweiligen Bestimmungen)‹; ›fein, edel (von Waren, z. B. Tuchen)‹; ›ausgereift, wohlschmeckend (von Wein)‹; ›locker, fruchtbar (vom Erdreich)‹; ›veredelt (von Bäumen)‹; ›gezähmt (von Flußläufen)‹; vgl. weiterhin die Belege.
Bedeutungsverwandte
(hinsichtlich des Bewertungsaspektes, ansonsten semantisch sehr different): (Adj.) 5, (Adj.) 3458,  3, , , , , (Adj.), (Adj.) 13,  2,  23,  4,  1, , (Adj.) 1, (Adj.) 15,  12, , , , , .
Gegensätze:
, , .
Syntagmen:
etw
. (z. B.
wein, ein reis
)
/ j
. (z. B.
das weib, Jesus
)
g. sein, etw
. (z. B.
der flus
)
/ j. g. werden
;
etw
. (z. B.
einen stiefel, die erde
)
/ jn
. (z. B.
das weib
)
g. machen, den leichnam g. kästigen, g. bei jm. wachten
(von einem Löwen gesagt);
der geschlachte baum / fürst / geist / held / hund / pfenwert / rat, die geschlachte kuh / heirat, das geschlachte bild des weibes, gemüt / holz / kind / kolfeuer / obes / tuch
(mehrfach)
/ wildbrät
.
Wortbildungen:
geschlachtgewanden
›fein gewebt‹,
geschlachthaftig
(dazu bdv.: , ),
geschlachtig
(Beleg s. v.
3
 5),
geschlachttuch
›feines Tuch‹.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Alte wein seynd mild vnd geschlacht.
Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Wie mac dise ungeslachte art, | Die von toter erden wart, | Hir gevromen, daz sie deme | Geslachten geiste gezeme, | Der von sime geiste ist genomen.
Sam fint in ander siten | Die dutsch geslachten helde, | So nie die werlt irwelde | Degen also notveste.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
35, 3
(
Frankf./M.
1568
):
Hie find jr Guͤrtel wol gemacht | Von laͤder / artlich vnd geschlacht.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
102, 8
(
osächs.
,
1570
/
7
):
man mag von einem iden baum reiser, die fein geschlacht sein, brechen.
Haage, Hesel. Arzneib.
19v, 9
(Hs. ˹
noobd.
/
md.
,
E. 15. Jh.
˺):
Welche frau flussig ist an ir kranckhait, [...], die sol nemen weysz rosen der geschlachtten und die sieden in ainem welischen wein.
Gille u. a., M. Beheim
82, 639
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
wann er vast virczig tag und nacht | und kestigt seinn leichnum geslacht, | das er uns mit wer geben | Ain ebenpild zu vasten zwar.
Ebd.
123, 432
:
Gedenk an Jhesum und petraht, | wie gar senfftmutig und geslaht | gütig und ach peschaiden | Ist er gewesen.
Voc. Teut.-Lat.
m iiijr
(
Nürnb.
1482
):
Geslacht als ein sewberlich mittelmeßig mensch ist. elegans.
Ebd.
r viiijv
:
Kustlicher tugentlicher. virtualis oder geslachter. Kusthafftiger. tugenthafftiger. virtuosus. od’ geslachtafftiger.
Sachs (
Nürnb.
1538
):
Durch mein [Winter] kelt wird die erd gemacht | Mürb, lück, milt, fruchbar und geschlacht.
Ebd. (
1562
):
[der löw] hielt den hertzogen in hut | Vor den thieren und bey im wacht | So gantz freundlich, zam und geschlacht, | Samb ein gut freund.
Ebd. (
1554
):
Ein faßnachtspiel: Die wünderlichen mänder und unheußlichen weiber geschlacht und heußlich zu machen.
Ebd. (
1563
):
Thorheit steckt in deß knaben hertzen, | Die ruten treibt sie auß mit schmertzen, | Daß er wird züchtig und geschlacht, | Ihn sittlich und leutselig macht.
Ebd. (
1560
):
Deß ist aller männer begern, | Daß sie [Weiber] ein wenig gschlächter wern, | Dardurch gut frid und rhu auffwachß | Im ehling stand.
Goedeke, Fischart. Schiff,
23
(
Straßb.
1576
):
ain andre weis ist gwis, | Zu zemen die wasser und flüß, | Das sie geschlacht und folgig werden.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Da die fürsten geschlachtt | Solten pungierren.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1423
):
ein geslachttuͦch hie gemacht; davon git der gast, der das kauft, 6 den. [...] ein geslachttuͦch vom Rine, das ein gaste vom andern kauft, so git ir ieder 6 den.
Ebd. (
1433
):
wollen wir noch unser wip nit lihen uf [...] ungearbeitet bawnwolle und barchen garn und ungezaichent geslachtgewanden tuͦche, und ungezaichent loden.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1544
/
5
):
so kan auch niemants laugnen, daß die zunftliche regierung [...] ain gantz geschlachten, artigen, fraintlichen rat und gemaind machet.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
das er ein so geschlacht und artigs weib hab, die sich an solchen schwertfegeten nit kere.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Stam͂bretter sind die geschlachste Bretter von der Tannen [...]. Ein vngeschlacht Weib will ein geschlachten Mann haben / vnnd ein vngeschlachter Mann ein vngeschlacht Weib.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1564
/
76
):
die hüeter sollen auch hüeten alles obst, geschlachtes oder wildes.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
17. Jh.
):
Erstlichen: Von ainem viertl waiz ... 4 ₰ [...] Von ainem orth geschlachten tuech in der freiung 4 ₰.
Ebd. (
16. Jh.
):
zween währen der fexung aines geschlachten paumbs [...] strittig.
Stackmann u. a., Frauenlob
8, 2, 12
;
Ermisch u. a., a. a. O.
104, 5
;
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Koppitz, a. a. O. ; ; ;
Winter, a. a. O. ; ;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ;
Bischoff u. a., a. a. O. ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Vgl. ferner s. v.  6.
3.
›(zu etw.) geschickt‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.

Belegblock:

Sachs (
Nürnb.
1565
):
Da du dein angesicht geschlacht | Verbargest, da erschracke ich.
Ebd. (
1565
):
In diser lehr, so werd er weiß, | Gottselig, tugendsam und züchtig, | Zu allen dingen gschlacht und tüchtig.