edel,
Adj.;
kennzeichnet generell Bezugspersonen sowie -gegenstände, die andere unter ständisch hierarchischen Aspekten bzw. unter ständisch bedingten Wertschätzungen überragen.1.
›von sozial, oft rechtlich herausgehobener Geburt bzw. Stellung, vornehm‹ (von Menschen gesagt); häufig: ›adlig‹; im Gegensatzpaar edel
- unedel
sowie in Kombination mit geistlich
und weltlich
zur Bezeichnung aller Menschen belegt; offen zu 2 und 3.Syntagmen:
j. e. sein / werden, e. geboren sein
; j. e. heissen, geachtet werden
; jn. e. machen
; der edle büttel / man / schreiber, die edle jungfrau / mutter, das edle blut / geschlecht
.Wortbildungen:
edelbürger
edeler
edelfrau
edelherrengrab
edelieren
edeling
edelkind
edelknabe
edelknecht
Belegblock:
daz se ir elige mage erben mogen, als ob von edeler muͦter libe ekint were geweset.
Es ist eyn grosser herr unser Gott, Darumb muß er auch solch edelle, hochgeporne, reyche hencker und boͤttel haben.
Also sol es auch sein mit einem iglichen Amptman, er sey Edel oder unedel.
der self Everhart waz verbunden ind vereit der stede van Kollen ind waz ir edelburger.
Voͤrtzijden saget mã in francken landt | Dat sy weren edell alle sampt.
si beteilte mildeclich | Als ein vurste edelclich.
Schiltknecht od’ edelknecht od’ edeling.
ich bin eben so von edelem geschlecht / reich vnd hochgeadelt.
des keysers marschalck [...] sach Nathalia so iung, so stǒlcz, so edele, so rich.
Der Edelknab (Page) Ehrenhold.
graffen, freyn, ritter und edel knecht [...] nemen ungewonliche steür.
Edel. Rittermaͤssig / eines Adeligen herkommens / von gutem Geschlecht / von hohem Stam͂.
do den die trierer die ersten „tirones“ machten, das heist man „edeling“ oder „edelknecht“, die lib vnd er fur das land dar tetten.
In Cypren hond sie die gewunhait daz edel und unedel essent uff der erde.
Ebd.
174, 13
: ye lenger nagel ain man hät, ye edler er ist.
welcher biderman oder frawe, sie sein edel, burger oder bawrslüte, burger mit geding werden.
Dise edelfraw, die also dem warmen almuesen geen Kilberg nachgewandlet.
Sandapila Piramis Mausoleum edel herren grab.
got hat drei tail geordent schon | [...] | gaistlich, edel und arbaiter.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
79, 27
; Reichert, Gesamtausl. Messe
3, 2
; Williams u. a., a. a. O.
203, 18
; Voc. inc. teut.
e vr
; Dasypodius /v;
Pfälz. Wb. f.;
2.
Anrede- bzw. Benennungstopos (meist, aber nicht ausschließlich für Personen verwendet), der häufig in Kombination mit anderen Adjektiven, die die Stellung der Bezugsperson bzw. des Bezugsgegenstandes herausheben, benutzt wird; in der Form edle mutter
sowie in der Superlativform edelste frau
auch für Maria verwendet; Spezialisierung zu 1.Syntagmen:
der edle herre / jüngling / könig / name / ritter / römer, die edle frau / gemeinde / keiserin / königin / mutter / römerin / stat, das e. blut / buch / königreich / volk / wappen / weib
; die edlen leute / mannen
; in Doppelformeln in Kombination mit folgenden Adjektiven belegt: erenfest / ersam / erwürdig / fest / hochgeboren / hochgelert / streng / weise / wolgeboren
.Wortbildungen:
edelkeit
Belegblock:
Die edle mutter hat geborn, den Gabriel verhies zuuorn.
Edelste Fraw Hoͤchste Fuͦrstin | Himmels vnd der Erden.
So ewer edelkeit uns zweyer parthe schrifte (gesant hat).
Wir [...] Empiten dem Edeln Albrecht von Coldicz [...] vns gnode vnd allis gut.
Margreth Brennerin [...] hat einer edeln frawen, genannt die Rechbergerin [...] etwas von beclaidung zu kaufen gegeben.
Jm Richterambt des Edlen vnnd Veśten Herrn Hanśen Schiefferers.
Karnein, Salm. u. Morolf
17, 5
; Bindewald, a. a. O.
50, 3
; Wattenbach, Urk. Rauden ;
Rennefahrt, Zivilr. Bern ;
Morrall, Mandev. Reiseb.
99, 27
; Heydn. maister
38r, 15
; Spechtler, Mönch v. Salzb.
12, 53
; Piirainen, Stadtr. Kremnitz
27
; 3.
›vorzüglich, hochwertig, vortrefflich, schön‹ (überwiegend von Bezugsgegenständen konkreter Art sowie von Abstrakta gesagt, die andere hinsichtlich ihres materiellen Wertes, ihres Aussehens, ihrer künstlerischen Qualität, Wertschätzung übertreffen); damit auch: ›wertvoll, kostbar; nützlich‹; anschließbar an 1.Bedeutungsverwandte:
, (Adj.) 1, 1; 2, , , , (Adj.) 5, , 1, , , , , ; vgl. 1, (Adj.) 2, 1, , 1, , 2.Syntagmen:
etw. e. sein / schmecken, etw. für sich e. halten
; der edle diamant / fisch / geist / schaz / vogel / weihrauch / wein, die edle art / blust / creature / musik / sprache / stat / wundsalbe, das edle bad / blut / geschmeide / gestein / gewand / gold / horn / kleid / papier, die edlen falken / früchte / glieder / kräuter / reben / steine
.Wortbildungen:
edelgestein
edelholz
edelhort
edelkeit
edelschaz
edelstein
edelwurz
Marzell
s. v. 2, 626/9
Gentiana lutea
, Pflanze ist „sehr geschätzt“), edlung
Belegblock:
Er sahe im Himel viel Stuͤle [...] geschmuͤckt mit Edlen Steinen.
Da sind nu soviel jrdische odder himlische creaturn, [...] eines herrlicher und edler denn das ander, Gold besser denn bley, silber besser denn stro, eddel stein besser denn wacken.
Der Reben ist doch ein Edel holtz fur allen andern.
sie kam gen Jerusalem mit [...] viel Golds vnd Edelgesteine
[
edel gesteinMentel
1466: ; nd. Bibel 1478:
kostlicke ghesteinte].
Ebd.
1. Kön. 10, 18
: der könig macht einen grossen stuel von Elffenbein / vnd vberzog jn mit dem edelsten
[
rotemMentel
1466: ; nd. Bibel 1478:
blinckendem, 1522:
schindendem]
Golde. Ebd.
Jes. 5, 2
: MEin Lieber hat einen Weinberg [...] verzeunet [...] vnd edle
[
derweltenMentel
1466: ]
Reben drein gesenckt. Des keyssers dochter [...] hat ouch vff yrme heubte ein gulden krone volle edelles gesteynes.
so gemacht syn glich saphiren, amantisten, diamanten zy(ttrin), robyn oder andern etelsteynen.
Du meinest leicht, das alter sei ein edelhort?
der saffir [...] ist vil edeler danne das golt.
Dy genumetin tuchir eyn iclichis ist von vumf tusint guldin floren durch der edilkeit des gesteynis dy dorin getragin syn.
Sin
[Adler]
edelichs rein gevider | Daz macht und auch sin edele art | Daz mir nie vogel lieber wart. darumb lob ich die edlen musica.
Der mensch [...] hat nichts edlers vnd liebers dann sich selbs.
die jtzige Frantzosen jhre Gedichter [...] fuͤr sich so edel vnd voͤllig halten.
dis sint die hindernisse des goͤttelichen minneclichen influsses des edelschatzes der do verborgen blibet.
Etwan geschicht ouch ein zerknytschu͂g [...] in den inneren edlen gelidern.
die fruchtbaren beum mit irer edlen und wolschmackenden bluͦst.
ein edel wunt salb.
Ein einhorn hat das edlist horn.
Constantinopel ist gar ain edlu schoͤnu statt.
Ebd.
105, 26
: der mensch ist die edlest creatur uff der erde.
Ebd.
138, 17
: das gewand ist [...] als edel als man es finden mag.
daz herz hât zwai kämerlein, [...] dar inne ist edelz pluot und die edeln gaist.
das gepain so edel smakt | als wer es balsam vol.
die sel ist ein form vnd edlung des leibs.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. ;
Morrall, a. a. O.
101, 23
; Voc. inc. teut.
e vr
; Hulsius
F ijr
; Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 48
; 4.
›gottgefällig, Gott nahe bis ähnlich, unter religiösen Aspekten herausgehoben; himmlisch, göttlich‹; auch: ›tugendhaft, gut‹; als Benennungstopos: ›heilig‹; offen zu 5.Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen:
j. / etw. e. sein
; jn. e. erschaffen
; der edle acker / gedanke / geist / mensch, die edle braut / creatur / frau / kraft / magd / sele, das edle gewissen / sacrament / stük / wort
.Wortbildungen:
edelkeit
Belegblock:
das edliste. beste hohiste stuck des me͂schen. der geyst. durch den glawben frum vnnd gerecht bleybt.
der Bapst [...] reisset die edlen seelen von Christo durch seine lesterliche menschen lere.
Unser herre lêret uns [...], wie edel der mensche geschaffen ist in sîner natûre.
wir mohten bekennen die edelkeit gotes und die edelkeit der sele.
Doch ist got vil edellîcher in dem bilde, dan daz bilde sî in gote.
Ein edle Braut des H. Geists, | [...] | Muͦtter Gottes.
Dy sele hat drei edel crefft in den sie ist ein war bilde der heiligen dreiualtikeyt.
Ebd.
9ra, 12
: als vil der geist edeler ist dan das fleisch.
Nun folgen etliche schoͤne gleichnussen / vom Euangelio / wie ein edel / theur / vnnd gewaltig wort es sey.
es was zuͦ Rom ein edle from͂e eerliche / darzuͦ ryche / junge / schoͤne frauw.
ain engel ist ain edler gaist.
die seel der menschen / die got also hoch und edel erschaffen hat.
5.
›von vornehmer Gesinnung, edlem, gutem Wesen; ehrenvoll, unter moralischem Aspekt herausgehoben‹; von Menschen und ihren Qualitäten gesagt, häufig als Forderung an sozial hochgestellte Personen formuliert (vgl. dazu 1), Teil einer den Gegensatz zwischen adliger Geburt und nicht vorhandener adliger Gesinnung betonenden Adelskritik; im Einzelfall nicht klar abgrenzbar von und offen zu 4.Syntagmen:
j. e. sein
; jn. e. heissen / machen
; der edle geist / mensch / wille, das edle gemüt
.Wortbildungen:
edeling
edelkeit
edeln
2
1).Belegblock:
de dridde werdeheyt ist, daz duͦ, herre, den menschen gewerdet hast vnde geedelt.
und haben ßo viel edler geyster den stanck, mist und unflatt mussen herbergen.
Der wille ist sô vrî und sô edel, daz er von keinen lîplîchen dingen ennimet, sunder von sîner eigener vrîheit würket er sîn werk.
des keisers kint ist edel nicht, | wo das sin werk unadel ticht; | untugent ist der eren tot.
Der ist Edel / welchen seine Tugendt Edel macht / die Geburdt macht einen Narren / Buben vnnd Schalck nicht Edel.
Alle knechtschafft ist einem freyen / edlen / sinreichen / wolaufferzognem menschen vnleidlich.
Diser minne trunckenheit hat an allen userwelten menschen alle herheit, edelkeit, zartheit, fruńd und guͦt verkeret in ein verworfenheit.
so git er [vnser himelscher vatter] eine iegelichem svnderliche nach der edelkeit sins wesens vnd siner vͦbunge.
er derwelt lieber edelich
[
ehrlichLuther
1545, 2. Makk. 14, 42: ]
zuͦ sterben · wann werden vntertenig den súndern. Niemandt ist Edel dann den der muͦt | Edel machet / und nicht das guͦt | Dann aines tails seind Edelinge | Das ander Eselinge.