künstlich,
Adj.
1.
›fachmännisch, geschickt, kunstvoll, sinnreich (von Personen, Sachen, Handlungen)‹;
vgl.  1234.
Syntagmen:
k. erscheinen / reden, etw. k. beschreiben / drehen / (er)zeugen / fischen / gebrauchen / giessen / halten / hervorbringen / machen / messen / schreiben / studieren / vergraben / wirken / ziehen / (zu)richten / zuschliessen
;
der harnisch k. gefast sein
;
künstlicher altar / arbeiter / helm / profet / punkt
›Abschnitt, Absatz‹
/ meister / sänger / schwank, künstliche anleitung / antwort / brustwer / erfarung / erfindung / (hand)arbeit / invention / krone / laterne / lere / schrift
›Kalligraphie‹
/ spähe / stimme / tafel, künstliches bekennen / buch / feuerwerk / handwerk / glied / kind / model / spiel / zimmer, künstliche leute / stük / worte
.
Wortbildungen
künstlichkeit
(dazu bdv.:  2, , ).

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Der ist kuͤnstlich / der alte Beltz auß milch waͤschen kan / das sie new werden.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
601, 3014
(
Magdeb.
1608
):
Der Brustharnisch der war [...] | Kuͤnstlich gefast hinden vnd vor.
Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Sus gienc Got sime rechte | Nach mit kunstlicher spe | Daz iz der tuvel nicht ense.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
daz di dri genant [vater, son, geist] sin ein | [...] | daz brenge ich uf kunstliche sla | seht wie ich die rede anva.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
ist is recht daz ir habent den namen, | Von der dait als von dem namme, | Cherubin, vol der kunstlicheit | Und auch der gotlichen wijßheit.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
25, 7
(
Frankf./M.
1568
):
Auch mach ich guͤldin Hauben rein | [...] | Kuͤnstlich Model mit hohem fleiß.
Ralegh. America (
Frankf.
1599
):
im Winter wohnen sie auff den Baͤumen / da sie gar kuͤnstlich jhre Wohnungen auff wissen zuzurichten.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
Mechanica, die Kuͤnstliche Hand⸗arbeit / welche mancherley instrumenta [...] bereytet.
Fastnachtsp. (
nobd.
15. Jh.
):
Der hat ain kron so künstenleich, | Die ist von gold und stainen reich.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1528
):
kein wunder, das ein kuͤnstlicher meyster mancherley vnderschiden der gestalt betracht, die er all kuͤnt machen.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
210, 4
(
Nürnb.
1548
):
Da findest [...] kunstliche arbeiter / dort erfarne handelßleut.
Trunz, Meyfart. Rhet.
1, 59, 6
(
Coburg
1634
):
Zu der WolRedenheit gehoͤret [...] fertiges Gedaͤchtnis / kuͤnstliche Erfindung [...] vnd liebliche Aussprechung.
Wickram
4, 5, 17
(
Straßb.
1556
):
das ir vil lieber suͤn haben / so ihr zuͦ dem loblichen unnd kunstlichen handtwerck ges Goldtschmidens abrichten.
Enders, Eberlin (
Basel
1521
):
so findest im schriben kein orthography, kein künstlichen puncten.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
Man muͦss aber dem siger [...] sinen muͦt und ruͦm mit vier vast kuͤnstlichen stimmen lassen klingen.
Kohler, Ickelsamer. Gram. (wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
die Etymologias vnd Composition der woͤrter erkennen vnd verstehn, dann es ist so künstlich ding, das gleich etliche tieffe Gehaimnuß allain vnter den Buchstaben verborgen ligen.
alle die teütschen namen [...] solten die teütschen seligklich vnnd künstlich studiern.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
waren solche gemelde ganz werklichen und künstlichen zugericht.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
1030
(
oobd.
,
1607
/
11
):
Ein bagetta oder rutten von helffenbain geschnitten [...] so künstlich und natürlich sam were es also gewachsen.
Karnein, de amore dt.
184, 21
(
moobd.
,
v. 1440
):
Do kund sy mir auf all mein wort als kunstlichen, maisterlichen vnd grüntlichen antworten.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
also nents Ptolemeus, der die ganz welt künstlich nach rechter art beschriben hat.
v. Ingen, Zesen. Rosenw.
21, 17
;
Stoltzius, Chym. Lustg. ;
Anderson u. a., Flugschrr.
3, 3, 22
;
Weise. Jugend-Lust ;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
108
;
Rupprich, a. a. O. ;
Koppitz, Trojanerkr. ;
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
298, 21
;
Rauwolf. Raiß ;
Kohler, a. a. O. ;
Voc. Teut.-Lat.
r viijr
;
Vorarlb. Wb.
2, 191
;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 376
;
402
.
2.
im Gegensatz zu : ›künstlich‹, mit Tendenz zu ›gefälscht‹.

Belegblock:

Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1516
):
furgeben haben, etzliche kunstliche offen
[dies hierher]
sonderliche anrichtunge und arbeyt (die in gedachten unserm bergwergke nie gesehen noch gebraucht) durch ir khonnstliche
[dies zu 1 stellbar]
erfarung zu bauen [...] wusten.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
gunderfai daz ist zwairlai: nâtürleich und künstleich. daz künstleich wirt von golt und von silber [...] und daz nâtürleich [...] ist pezzer wan daz diu kunst macht [...] und erkennt man ez gar kaum von dem gevelschten gunderfai.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
Wir sehen daz got mennschlichem geschlaecht krafft geben hat, aus jme zwayerlay ausfuerung zethuon, ain naturliche vnnd ain kunstliche.