erklagen,
V.
1.
›Schmerz, Trauer, Kummer u. dgl. (über etw.) zum Ausdruck bringen; etw. beklagen, bedauern‹; vereinzelt refl.;
vgl.  8,  12.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  7,  2, (V.) 1.
Wortbildungen:
erklagung
.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
[die Brüder]
irclaitin dâ dî nôt, | dî sich Prûzinlande bôt.
Luther, WA (
1517
):
Biß hie her hat er seyne not erclagt und sich gereitzet zu gote.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
Ward da glich nach ergangnem gericht [...] verhoͤrt, erbaͤrmklich erklagend den grossen unfal.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
Wie der keysser Karly [...] zuo
[dem im Kampf gefallenen]
Ruollanden kam und inn erklagt.
Ruh, Bonaventura
331, 21
(
oschwäb.
,
2. V. 15. Jh.
):
im gebett sind drey staffel [...]. Der erst ist erclagung der arbeitselde, der ander ist anrüffung der barmhertzikait.
2.
›sich über etw. / jn. beklagen, beschweren‹; ›sein Missfallen, seine Unzufriedenheit über jn. / etw. zum Ausdruck bringen‹; in offiziellem bzw. institutionalisiertem Kontext auch: ›eine Beschwerde vorbringen‹; refl.;
vgl.  8, zu  3.
Gehäuft berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2,
1
 10.
Syntagmen:
˹
j. sich e., das [...], j. sich e., wie [...], j. sich e., wie das [...]
˺ (jeweils mit Objektsatz);
j. sich e. S
. (z. B.
des mutwillens / unrechten
)
e
.;
j. sich jm
. (z. B.
dem keiser
)
e
.;
j. sich an jn
. (z. B.
an den fürsten
),
gegen jn., um etw
. (z. B.
um verräterei
),
von jm. e
.

Belegblock:

Luther, WA Br. (
1527
):
daß sich derselbige Pfarrer [...] durch papistischen Gewalt wider ihren Willen zur Pfarr eingedrungen, des [...] sie [die Gemeine] sich auch hievor oftmals im Ampt erklagt hätten.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
v. 1407
):
auch heten sich di dewtzen herren von im erklagt, wi daz er dem litawissen kung wider die kristenhait zu gelegt het.
Roder, Hugs Vill. Chron. (
önalem.
,
1499
):
[der king] macht da mit dem folck ain ording und herklagt sich vor den fursten [...], das man im so ungehorsam wer.
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
ir wŭssend wol die gros unneer, die sy mir bewyssen hand; des ich mich gegen ŭch erklag.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
do erclagten sich die von Augspurg, wie die herrn von Bairn den frid so barlich geprochen hetten.
Leidinger, V. Arnpeck (
moobd.
,
v. 1495
):
zum lessten kam er [der kaiser] in Schbaben und erklagt sich umb verräterey kaiserlicher mayestat, der herzog het in fürkomen und püntnüs in Swaben gemacht.
Thiele, Chron. Stolle ;
Welti, Urk. Rheinfelden
247, 10
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
3.
›etw. vor Gericht bringen, Klage einreichen; jn. verklagen, etw. mit einer Klage vor Gericht einfordern‹; teils refl.;
vgl.  18, zu  4.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  1,  2,  11,  2, (V.) 5.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
geld, seinen schaden
)
auf jn., vor jm. e., j. sich zu jm. e
.;
j. sich e. S
. (z. B.
des geldes
)
e
.

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (
obd.
1525
):
wo wiltu aber hin riten? [...] Gen Regenspurg, mein sach des bischofs halb do selbst zuͦ erklagen.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1565
):
so ainer khombt, der versprechen wil und sich des gelts erklagt, so soll im zugelassen [...] werden.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1395
):
[der Aunsorg] erclagt uff die von Auspurg schaden wol viertusent guldin.
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 145
.
Vgl. ferner s. v.  1.
4.
›etw. gerichtlich erstreiten, erlangen; etw. (z. B. Güter) einklagen‹; anschließbar an 3;
vgl.  48,  4.
Vorwiegend Rechtstexte und Chroniken.
Bedeutungsverwandte:
 2, (V.) 1,  4,  2; vgl.  4.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
einen acker, ein angefälle / pfand
)
e., eine schuld an einem hof e
.;
die erklagte habe, die erklagten güter
.

Belegblock:

Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
wellen denne dy erbnamen dy frouwe mit willen nicht so aberichten so mag dy frauwe ires mannis gut do vor vorsprechen unde irclagen.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
P. [...] hat das angefelle erlangt on widersprach, und zeucht sich des auf richter und schöppen [...], das er das angefelle hat erclagt.
den acker hat er erstanden, erclagt und erfordert mit allem recht umb VII schock gr.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1356
):
ob der soldener einer ein pfant erklagt auf dem lantgeriht, domit sol er gevarn.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1392
):
Wir [...] tun kunt [...] das der edel her Borsiboy von Swinar an stat [...] des kunigs vor uns in gericht erclagt, erlangt und erfolget hat [...] tusent mark golcz minner oder mer.
im ist ouch erteilt, was er oder sine helfer tun [...] an den obgeschribenn erclagten guten, das sie daran nicht freveln.
Köbler, Ref. Wormbs
110, 8
;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
330, 12
;
Kisch, a. a. O. ;
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 145
.