erstehen,
V.,
unr.
1.
›aufstehen, sich aus einer liegenden Haltung aufrichten, erheben‹; überwiegend in religiösen Zusammenhängen belegt und dann ütr.: ›vom Tod auferstehen, wieder lebendig werden, ein neues Leben beginnen‹;
vgl.  7,  124.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 6; vgl.  2,  1,  15.
Gegensätze:
(V., unr. abl.) 1.
Syntagmen:
j
. (z. B.
Christus, der neue mensch, die toten, die leiber der heiligen
)
e
. (absolut);
j
. [wie] (z. B.
fein / frölich / hoch, mit dem leichnam, mit der fane des sieges, zu gleicher weise
)
e
.,
j. aus dem grab, von dem tod, von der not / sünde, den toten, den banden des todes, zu einem geistlichen leben e
.,
Christus an dem dritten tag, ein jeglicher mensch an dem jüngsten tag e
.
Wortbildungen:
˹
erständnis
,
erstandung
,
erstehung
˺ ›Auferstehung‹ (dazu bdv.: vgl.  1).

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Do Crist irstunt vome grabe | Do gienc sin vinsterkeit abe.
Luther, WA (
1526
):
er [Christus] erstehet vom tode, wird ein Herre des himels, der erden und der hellen.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
Wittenb.
[?]
1524
/
5
):
Der du am creuz hast triumphiert, | Durch dein erstehung hingefürt | Die sünd der menschen.
Feudel, Evangelistar
16, 6
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
dy sullen en toten, unde an dem dritten tage sal her von dem tode irsten.
Gille u. a., M. Beheim
284, 69
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
hilff uns, daz wir mit dir auss not | unser erstentnus haben.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
ellú lidendú gelassnú menschen [...] sind mit mir erstorben, sú son och mit mir froͤlich erstan.
In dem kreftigosten underwurf ist dú hoͤhst erstandung.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
13, 19
(
els.
,
1362
):
Do erstunt er vnd volgete dem heiligen zwelfbotten noch.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Dornach ist er erstanden mit seinem leichnam.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 533, 1
(
Hagenau
1534
):
Der alt mensch und Adam muͦß sterben / der new mensch unnd Christus muͦß erstehen und leben.
Stammler, Berner Weltger.
228
(
ohalem.
,
1465
):
Alle toten erstanden denn von dem grab.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
29, 27
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Alleluia, Christ ist erstanden.
Ebd.
30, 1
:
Christus erstuend mit siges van.
Klein, Oswald
40, 23
(
oobd.
,
vor 1408
?):
Poliert eu klärlich, weib und man, | das wir den maien nicht verlän, | mit dem wir sollen hoh erstän | gar wunniklich an hërwe.
Steer, K. v. Megenberg. Sel
66
(Hs. ˹
moobd.
,
1411
˺):
vnd erstund an dem dritten tag von den toden.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Wie mag das gesein das unnser faͤul, smeckend leib so leẅchten und schein mẅgen in künfftiger und erstandner welt?
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
sagt sein jungern also | und wesunder Petro, | das er sei erstanden | und sei ze Galileam gegangen.
Kochendörffer, Tilo v. Kulm ; ;
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
28
;
Hübner, Buch Daniel ; ; ;
Williams u. a., a. a. O.
176, 22
;
Adomatis u. a., J. Murer. Ufferst.
11
;
Schmidt, Rud. v. Biberach
33, 21
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ; ;
Bäumker, Geistl. Liederb. ;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
14, 13
;
47, 22
;
25
;
dies., Zist.-Pred. Haller
43, 13
;
Vgl. ferner s. v.
1
 13.
2.
›etw. erreichen, erlangen‹; auch: ›etw. durchstehen‹; häufig speziell: ›etw. gerichtlich einfordern, beanspruchen‹; resultativ: ›etw. gerichtlich durchsetzen, erstreiten, gewinnen, zugesprochen bekommen‹;
vgl.  5,  26.
Überwiegend Rechtstexte.
Phraseme:
sein recht erstehen
›Recht bekommen‹;
einen (recht)tag erstehen
›einem Gerichtstermin Folge leisten‹.
Bedeutungsverwandte:
 2, (V.) 1.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
den dank / rechttag / steuerbrief, die klage / poena / quittung / sache, das geld / gut / recht, die schrecken, grosse dinge
)
e
.,
etw. auf jn., mit gericht und recht, mit manheit und streit, vor dem schiedsrichter e
.,
e., das
[...];
die erstandene nutzung
.

Belegblock:

Knape, Messerschmidt. Bris.
13, 20
(
Frankf./M.
1559
):
er wolt ehr einlegen / vnd den danck erstehen.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
236, 20
(
thür.
,
1474
):
Hat Hans von Schaffstet sollich gelt mit rechten gebotin unde cleyden [...] erstanden unde erffurdert.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
,
um 1344
/
50
):
Were aber, daz derselbe man, zcu dem das gut erstanden were, eyme andern manne hette gesaczt syn gut unde syn habe zcu pfande [...].
Ermisch, Sächs. Bergr. (
osächs.
, Hs. 
15. Jh.
):
sy mogen yr recht wol yrsten.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
und die herrn von Meyssen [...] eine grosse poena uff die von Halle erstanden hetten.
Unsere bitte was, das mein gnediger herre unserem burger umb unser vorbitte so gnedigk wolde sein und solche cleyden
[›Beschwerde‹]
mit dem erstanden gelde wolde lassen abesein.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
H. hette sein clage erstanden zu Apitz auf sein hulfrede.
Kohler u. a., Bamb. Halsger. (
Bamb.
1507
):
darauff sol erkant werden, das der clager den ersten rechttag erstanden habe.
Sachs (
Nürnb.
1556
):
pey mein tagen | Hab ich erstanden vil der schrecken.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
dern zwen fürsten grosse ding mit manheit und streit erstanden haben.
Leman, Kulm. Recht ;
Behrend, Magd. Fragen ;
Köbler, Ref. Wormbs
137, 6
;
Grosch u. a., a. a. O.
248, 24
;
256, 29
;
257, 24
;
Ermisch, Freib. Stadtr. ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Rössler, Stadtr. Brünn ; ;
Buchda, Schöffenspr. Pössneck
4, 106
;
Rwb  f.;
3.
›entstehen, aufkommen, sich ergeben‹; auch: ›geschehen‹; meist von sozialen Bezugsgeschehen und -zuständen, in der Regel negativ bewerteter Art gesagt;
vgl.  3, zu  30.
Bedeutungsverwandte:
 7,  12,  2.
Syntagmen:
etw
. (Subj., z. B.
krieg / schade / unrat / unwille, irrung / not / rede / unlust, das geschrei, aufläufe
)
e
. (absolut).

Belegblock:

Luther, WA (
1525
):
Geschrey ist nicht anders, denn ein seer starckes, ernstliches begir der gnaden Gottes, wilches ynn dem menschen nicht erstehet, er sehe denn, ynn wilcher tieffe er liege.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
so dan alle jar aploß pflegt zu sein, darauf dan mancherlei volk kommet und aufleufte ersteen.
Brandstetter, Wigoleis
191, 2
(
Augsb.
1493
):
diß gepüret mir nicht ze thuon. darumb daz mir hernach icht vnrat darauß erstee oder komme.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
darumb kryeg erstuend.
und erstund ain unwil daraus, das die stras mit etlicher notturfft verspert wart.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
Wan grozzer schad davon erstanden und geschehen ist.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
do betracht er [...], das gros irrung ersteen möchten under den fürsten.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
wir schuͤllen sten ainhalb zuͦ, | das uns icht red ersten | da von, das wir so fruͦ hie gen.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1523
/
1546
):
so ain not von feur oder wasser erstuende oder auskeme.
Anderson u. a., Flugschrr.
14, 13, 5
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
54, 1
.
Vgl. ferner s. v.  4.
4.
›jn. / etw. aus etw. formen, entstehen lassen‹;
vgl.  6,  1.
Bedeutungsverwandte:
 1; vgl.  1,  1.

Belegblock:

Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
das gott ist gewaltig von disen steinen ze ersten
[
Luther
1545, Mt. 3, 9:
erwecken
]
die sún abrahams.
Volz, Prophet Daniel M
2, 44
(
Straßb.
1466
):
Wann in den tagen irr reich gott des himels der derstet ein reich das do nit wirt verwuͤst ewiglich.