bad,
das
;
-(e)s/-er
+ Uml., oder:
-Ø.
– Die einzelnen Positionen des Bedeutungsfeldes stehen in einem besonders offenen Verhältnis zueinander. Die Zuordnung der Phraseme zu einer der Positionen ist oft problematisch.
– Zur Sache:
M. Heyne, Hausaltertümer
3, 49
ff.;
A. Martin, Dt. Badewesen in vergangenen Tagen.
1906
;
Lex. d. Mal.
1, 1331-1333
;
1339
f.
1.
›Bad, Gebäude, Raum, in dem sich die Badeeinrichtung befindet‹; metonymisch: ›Badeeinrichtung‹ sowie ›Nutzung der Badeeinrichtung‹ (mit dieser Variante offen zu 4). In 1 Beleg fungiert das Bad als Flachsdarre (s. u. Beleg
Siegel
).
Phraseme:
das bad ist über jn. geheizt
›j. ist militärisch nicht zur Verteidigung in der Lage‹;
jn. ins bad füren
›jn. übers Ohr hauen‹;
jn. ins bad schicken
›jn. töten‹;
aus der unruhe ins bad kommen
›zu Behaglichkeit kommen‹;
jm. etw. in das bad schenken
›jm. etw. als Anerkennung, Trinkgeld, zum Gefallen zukommen lassen‹;
keinen heller in ein bad haben
›total abgebrannt sein‹;
wie ein furz im bad klingen
›nicht vernehmbar sein, ungehört verhallen‹;
die stat im bad lassen
›sich nicht mehr um etw. kümmern‹;
das herz ist im bad
›ist nicht bei der Sache‹;
des geldes im bad antheisse werden
›sich zu etw. verpflichten‹.
Bedeutungsverwandte:
, , , , .
Syntagmen:
das b. gebrauchen / bezalen / ausleschen / verödigen
(›herunterwirtschaften‹)
/ wesenlich halten
(›in gutem Stande halten‹), [ein Land]
viele b. haben
;
sich des b. müssigen
(›enthalten‹);
in das b. gehen, jn. in sein bad aufnemen, jn. in das b. bestellen / füren, jn. nicht im b. baden lassen, jn. von einem b. in das andere füren
(als Zeichen für Verführung anderer zu ausschweifendem Leben),
misbrauch im b. vorgehen, frevel im b. begehen, im b. sterben wollen, im b. etw. nemen
(›entwenden‹),
den knecht im b. finden
(Bedingung für Schutz vor Schuldhaft),
jm. etw. für das b. geben, sich vom b. abspalten
(›sich des Badgangs enthalten‹),
(jn.) zu bade bitten, ze bade etw. verliesen, jm. gegen das b. pfeifen, jn. gegen das b. laden, jn. aus dem b. lösen; pfui des b. an
(›pfui über das Bad‹, als Fluch);
auf gen bad!
;
dampflöcher im b., gewand im b.
(war geschützt vor Pfändung),
kamer vor dem b.
;
b. des herren
;
eigenes / gemeines / offenes / köstliches / warmes / heisses b.
Wortbildungen:
badbube
,
badbude
›Badefaß, Badebütte‹,
baddiener
›städtischer Badewärter‹,
badvater
›Badeaufseher‹,
badgebäu
,
badherberge
›Badgebäude‹,
badholz
›für das Badehaus erforderliches Holz‹ (dazu bdv.: vgl. ),
badhüter
›Aufsichtsamt im Bad (z. B. in Ulm)‹,
badkanzel
›erhöhte Stelle im Bad, von der die Badeordnung verlesen wurde‹,
badmantel
(möglicherweise zu
baden
3 gehörig),
badmeister
,
badrichter
,
badsatzung
,
bad(e)schild
›Aushängeschild eines Badehauses (oder Kosthauses) in einem Badeort‹,
badscherer
(dazu bdv.: , ),
badtafel
›angeschlagene Badeordnung‹,
badträgerin
›Badhalterin‹ sowie ›weibliche Person, die das Bad anrichtet‹.

Belegblock:

Voc. inc. teut.
s jr
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Padscherer w̃l bardscherer Barbitõsor balwirer.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1535
):
wo eyn witfraw [...] sich widderumb ins hantwerck mit eym frembden verandert, der sal eym hantwerck geben fur eyn kalp, anderhalben gulden [...], eyn kan [...] und sieben schilling fur das badt.
Ebd. (
1473
):
so eyner ire [meistere] geselschaft wil han, der sal eyn gulden geben inne die buße, [...] eyn kalp als gut als eynen halben gulden, und darzu sal er die meystere gemeynlichen inne das badt furen.
Spanier, Murner. Schelmenz.
10, 16
(
Frankf.
1512
):
Wen sy schon betten oder lessen, | So ist ir hertz im bad gewesen.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
20, 6
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
hastu nicht bekant den philosophen, der in dem bade sterben wolte.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
3, 13
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Dy groze Armenie hot vil stete unde burge unde edile bat.
Luther, WA (
1535
):
da er [Teuffel] dem menschen [...] ein truͤncklin schenckt [...] das da heisst hellen angst, und jnn ein bad fuͤret
[›einheizt‹],
da er ligt wie jnn einem gluͤenden ofen, das jm das hertz zu schmeltzen moͤcht.
Ebd. (
1539
):
sehet, wie bos die regenten sind, sunt Tyranni et wuͤtriche. [...] non magna coecitas, quod pugillus aquae purificaret animam, quam bibit vacca? pfu des bads an.
Ebd. (
um 1535
):
Klinget wie ein fortz ym bade.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Bad oder Badstuben Jdem Warmbadt Sehlbadt [...] Schweißbadt [...] Wasserbadt.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
15. Jh.
):
Wol auf gen pad! | Ir herrn, mit lecken, paden und krauen | Kan ich versehen wol die frauen.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
31, 12
(
nobd.
,
1522
):
wo der bader zu geburlicher zeit sein bade nit wesenlichen hielt.
Loose, Tuchers Haushaltb. (
nürnb.
,
1517
):
von einem rauttenfenster czuvernewen in dem abcziehkemerlen vor dem pad per Haincz beczalt.
Hampe, Ged. v. Hausrat
2, 6, 1
(
nürnb.
,
1544
):
Wen man den in das pad wil gan | Ein krueg mit lawgen mues man han / Padmantl, padhuet vnd Hauptuech.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Daß sie [Krancke] sich solten innen halten | Von kirchen und bad sich abspalten.
Roloff, Brant. Tsp.
1676
(
Straßb.
1554
):
Ich wolt ein mal gon in das bad | Ich hab lang zeit gebadet nit.
Maaler (
Zürich
1561
):
Bad (das) Ein ort da man badet. Lauacrum, Balneum. Das zum Bad oder badstuben dienstlich ist.
Morrall, Mandev. Reiseb.
59, 26
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
hundert schrit gen Salomons tempel veretz an ainem ende in der statt da ist daz bad unsers herren.
Ebd.
83, 19
:
Dar nach kumpt man zů ainer stat, die haisset Phonnia, und sind vil warmer beder da.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1348
/
50
):
wa uf ainen gelt erclagt wirt und man phant zů im gesucht haut ze hus und ze hof und niht enfint, des gut mag der anclager verbieten, wa er das ankomen mag. es sie ze den juden. ze schnidern. ze der schmit oder wa das ist one sin gwant in dem bade und das brot in dem bachofen.
Ebd. (
1520
):
die pfeifer sollen den ersten tag der hochtzeit gantz auswarten und den andern tag [...] den junckfrauen gen bad und zum tantz pfeifen.
Ebd. (
1447
):
Es sol auch kain fraw kainen kintpett hof haben denn vier frawen und ir můter und swestern mag eine mit ir gen bad laden ungeverlich.
Ebd. (
1488
):
sol der clager oder iemands von sintwegen mit den knechten geen und ẇ die knecht in in unser stat vindent, usgenommen in der kirchen oder im bad. in des clagers gegenwürtikait annemen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
v. 1536
):
Es sind hie die prunnen in den gemeinen baden, auch alle der stadt deichel zů den rörkasten verfroren.
Ebd. (
1563
):
sollen, die mit der kranckhait der pestilentz beladen, auch die, so die krancken behausen, die zeit der sterbenden leuff sich der offnen beder müssigen, desgleichen die bader solliche befleckte und andere frembde personen in bädern nit baden lassen.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 676, 25
(
schwäb.
,
um 1530
):
wer der obgeschribnen frevel ainen oder mehr begieng im bad, vor der schmiten oder vor gericht, der sol den verwürckten frevel zwyfach bezallen.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1614
):
Es soll auch niemand so mit dergleichen suchten und krankhaiten befleckt in das offen gemaine bad, würtsheüßer oder versamblung gehen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Er erkaͤltet auch das warm bad Neronis. [...]. Von einem vngeschickten [...] Menschen / der so redet vnnd schreibet / daß er auch das waͤrmste bad kuͤnt erkaͤlten. [...]. Was soll der Hund im bade? [...]. Gehe ins bad / vnd werde nicht naß.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
von kostlichen Baͤdern vnd andern herrlichen gebaͤwen.
Memminger Chron. Beschr. (
Ulm
1660
):
kan ich nicht vmbgehen / etwas von dem Mißbrauch / welcher in vnseren Baͤdern vielmals vorgehet / anzudeuten. Man sagt im gemeinẽ Sprichwort / das Baden / wendet nicht allen Schaden.
Vogel, Urk. Heiliggeistsp.
1, 524, 31
ff. (
moobd.
,
1474
):
ainer dieren, die man von auͤswendig in der stat in das pad bestellen sol, die den duͤrftigen imm pad auͤswart [...] zehen pfening fur ir mue.
Straus, Juden Regensb.
571, 67
(
oobd.
,
v. 1588
):
der Bader,
der villeicht der J[uden] halb sein pad nit veroͤdigen will
[Regestbeleg].
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1585
):
wurde aber [...] ain hieiger angesessner gerichtsman ôn vorwissen seiner herrschaft ainen in sein hauß, tafern, müll oder pad bestandsweis aufnemmen.
Ebd. (
1570
):
das niemand hiebei in stuben noch öfen dörren noch prechln soll bei dem wandl, sunder hindan in einem padt.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
M. 15. Jh.
):
zu schmidt zu pad zu vleischpank sein drei gemain freiung, wer dawider fräflt, hat verwandlt 5 tal. ₰.
Ebd. (
1541
):
das padtholz haben si frei von genaden.
Rechn. Hermannst.
72, 38
(
siebenb.
,
1480
):
Angneyt dÿ baddregeren ibidem.
Joachim, Marienb. Tresslerb. ; ;
Schmidt, Frankf. Zunfturk. ;
Thür. Chron.
7r, 6
;
Lemmer, Brant. Narrensch.
85, 142
;
Maag u. a., Habsb. Urbar
2, 1, 585, 10
;
587, 7
;
Rennefahrt, Gebiet Bern ;
Baumann, Bauernkr. Oberschw. ;
Wintterlin, a. a. O. ;
Gehring, a. a. O.
3, 679, 36
;
Rauwolf. Raiß ; ;
Bastian, Runtingerb.
2, 184, 7
;
304, 6
;
Auer, Stadtr. München ;
Klein, Oswald
67, 15
;
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
80, 32
;
Wutzel, Rechtsqu. Eferding
38, 7
;
Moscouia
B 3r, 13
;
Bremer, Voc. opt.
1, 208
;
Alberus
G jr
;
Hulsius
A iiijv
;
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 366
;
Öst. Wb.
2, 541
;
Sieb.-Sächs. Wb.
1, 390-392
;
Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz.
1989, 21
.
2.
›Heilbad, Kurbad, auf heißer oder mineralischer Quelle beruhende Einrichtung mit einer vorwiegend therapeutischen Funktion‹; metonymisch: ›Badekur‹.
Wortbildungen:
badsteuer
›Beitrag zu einer Badekur‹.

Belegblock:

Sudhoff, Paracelsus (
1536
):
zu heilen die ofnen scheden durch die natürlichen beder.
So sollen ir euch auch hüten vor allen hizigen bedern, von schwefel und dergleichen.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Nit weit darunder ist vor vil jaren ain berüempts badt gewesen, das weit und breit her ist besucht worden, hat der leber und dem magen ganz dienstlich sein sollen.
Memminger Chron. Beschr. (
Ulm
1660
):
Ich will zwar jetzt von denen nicht sagen / welche / es fehle jhnen gleich wo es wolle / ohne Vnderschied in die Baͤder lauffen / vnd vermeynen darinnen curiret zu werden.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
17, 28
(
noobd.
,
1347
/
50
):
Ist aber daz ertreich sweflik, als do die haizzen pad enspringent, so fuͤrt der dunst mit im aschen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
dar umb stinkent diu haizen pat sam der swebel.
3.
›Badebecken‹; metonymisch: ›Menge des Wassers, die zu einmaligem, der Reinigung dienendem Baden gebraucht wird‹ sowie ›Nutzung dieser Menge zu Badezwecken‹ (mit dieser Variante offen zu 4); Synekdoche zu 1, aber in vielen Belegen schwer abgrenzbar.
Phraseme:
jm. ein bad überhenken / übertun
;
jn. in das bad bringen / setzen, jm. ins bad klopfen
(jeweils: ›jn. in Probleme bringen, ins Unglück stürzen, jm. Schlimmes / Unangenehmes zufügen‹);
(tief) im bad sitzen / stehen
(›tief drin, in Problemen stecken‹);
in das bad kommen
(›in Probleme kommen‹);
jn. im bad ausschütten
(›jn. wegwerfend, kalt behandeln‹);
das bad get über jn. aus
(›Probleme schlagen über jm. zusammen‹);
jn. zum bad füren
(›sich jn. vornehmen‹);
jm. das bad zu heis machen
(›jm. einheizen‹);
das kind mit dem bade ausgiessen / ausschütten
(›das Gute mit dem Schlechten verwerfen‹; ähnlich / gleich schon die Erläuterung bei
Franck, Sprichw.
/17a (Frankf. 1541):
Wañ man brauch vnd mißbrauch mit einander vffhebt
;
J. Mathesius, Postilla
1593, 204
, Marginalie:
das gute mit dem bösen wegwerfen
; vgl.
Mieder
, s. u.);
das bad ausgiessen
(a. ›eine Handlung beenden‹; b. ›für etwas geradestehen‹);
das bad austrinken / austragen
(›für etw. geradestehen, die Folgen von etw. tragen; für andere büßen‹; dazu bdv.: vgl.  1);
das bad überschütten
(›sein Tun beenden‹);
blindes bad
(›unüberschaubare, unkontrollierbare Situation‹); vgl. ferner die Belege bei
Henisch, s. u.
;
W. Mieder, in: Muttersprache
102, 1992, 340-390
(hier ausführliche Beleggeschichte und -beschreibung für das gesamte Nhd.).
Bedeutungsverwandte:
vgl. .
Syntagmen:
jm. ein b. bereiten / machen / setzen / zurüsten
;
des b. geniessen
;
im b. liegen / sitzen / schwitzen
;
heilsames / heisses / reiches b.

Belegblock:

Frantzen u. a., Kölner Schwankb. (
Köln
um 1490
):
Seyst yr in eyme beitgijn heis, | Dat yr, mit orloff, hedt eyn sweis.
Thiele, Minner. II,
13, 250
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
die gucken durch die finger | unnd müssen doch die burden helffen dragenn, | so man zu jungst das bad wurt uber schuttenn.
Ebd.
31, 95
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
wie dicke hait ir [ritter] hant | die swerde gedeuffet in bludez bade!
Spanier, Murner. Schelmenz. Vorr. B
35
(
Straßb.
1512
/
3
):
ich hab vß geschit | Das kindt vß fürsatz mit dem bad.
Ebd.
39
:
Eim ein bad überhencken.
Luther, WA (
1530
):
ist recht wol geredt: Du hast heut ein guten Engel gehabt, [...] sonst sol dir der Teufel ein bad habn zugericht.
Ebd. (
1536
):
Exemplum de patre et matre, qui castigant puerum virga, sed das kind mit dem bad nicht ausschuten.
Ebd. (
1535
):
Nu las sie heis genug auffgiessen, wer weis, wer noch jnn diesem bade schwitzen wird.
Sachs (
Nürnb.
1557
):
Neidharts weib muß das bad außgiessen.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
er badet sich in dem heilsamen blůtigen bedlin, als so man ein kindli badet.
Spanier, Murner. Narrenb. 81, vor
1
(
Straßb.
1512
):
Ein narr, der meint, es sy nit schad, | Das kindt vß schitten mit dem bad
[mit Bild].
Ebd.
81, 11
:
So henckt er sich dann selbs darzů | Vnd schlecht das kalb vß mit der ků | Vnd schit das kindt vß mit dem bad.
Ebd.
81, 23
:
so wil ich weder zucht, | Fůg / noch glympff / noch sůchen ere, | Betten, vasten ouch nit mere | Vnd wil bad / kinder / schütten vß, | Den küben nach in werffen vß!
Roloff, Brant. Tsp.
1357
(
Straßb.
1554
):
Der jüngling můst allzeit sein vornen dran | Nun hab ich ihm zůgrist ein badt | Ich gedenck wol das ers überkommen hatt / | Und ist im ofen langst erstickt.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 128, 28
(
Hagenau
1534
):
Du horest ubel / ich muß dich einmal zum bade fueren. Also straffen die herren yhre diener / wenn sie unfleißig sind zu horen / was yhn befolhen wirt. Zum bade füren / heysset straffen und zuchtigen / Denn gleich wie das bade weg nimpt den kot und schweyß / also nimpt die straffe hynweg den unverstandt.
Fuchs, Murner. Geuchmat
195
(
Basel
1519
):
Ein eintzig wyb, [...], | Setzt mir ein bad zů dick vnd offt.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Von wurtzen ain vil riches bad | Ward im togenlich beraitt.
Bächtold, N. Manuel. Zugabe H.R. Manuel
342, 1263
(
Zürich
1548
):
Du steckest warlich tief im bad, | Es ist ietz siben guldi grad!
Ebd.
383, 20
(
Bern
1557
):
O Eidgnoschaft denk dran, | ’s bad ist dir ubertan.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
661
(
schwäb.
,
1453
):
Ich hoff, es sol im werden laid, | E man das bad werd giessen uß.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs.
um 1475
):
Constantine, wiltu gesunt werden, so gang zu sant Siluester, dem babst, der macht dir ein bat, so wirstu gesunt!
Sappler, H. Kaufringer
9, 14
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
ain pad ward da den zwaien | beraitt in ainen zuber gros.
Ebd.
9, 105
:
deins pads hett ich nit vil genossen. | du hest mir nachet ze haiß angossen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
die von Augspurg müeßen das pad außgießen, es stand lang oder kurtz.
Haszler, Kiechels Reisen, (
schwäb.
,
n. 1589
):
wür hatten sorg, wür wurden durch ine usgespehet, wüe er dann zu disen gesellen gehört hat unndt unns eben recht in das badt zu füehren vermeint.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Das kind mit dem bad außschuͤtten. [...]. Das bad soll man außgiessen / vnd das kind behalten. [...]. Das ist ein boͤse Mutter / die das kind mit dem bad weg schuͤttet. Das bad außgiessen / außtragen / puniri pro alio. Das bad hat er jhm selbst gemacht / [...]. Suo ipsius laqueo captus est. [...] Faulen leuten sind die werckglider verbrent im ersten bade.
Weber, Füetrer. Poyt.
153, 5
(
moobd.
,
1478
/
84
):
In ainem wasser pad sach er da sitzen | ain maget.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
wen der man gêt ins mâd, sol das weib ligen im pad.
es muest der rentmaister ie das pad austrinken.
Karnein, Salm. u. Morolf
254, 15
;
Spanier, a. a. O.
81, 73
;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Adomatis u. a., J. Murer. Abs.
640
;
Schlosser, H. v. Sachsenh.
4171
;
Sappler, a. a. O.
4, 303
;
Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 18
;
Dietz, Wb. Luther ;
Barke, Spr. d. Chymie.
1991, 188
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 366
;
4.
›Bad (als Tätigkeit), das Baden‹; vom Betreiber eines Bades: ›Badebetrieb‹, im Unterschied zu 1 und 2 stärker auf die Tätigkeit des Badens bezogen.
Phraseme:
ein bad nemen
›einen Schicksalsschlag erleiden‹;
got segne (euch) das bad
(o. ä.; Segensspruch, auch in Fluch verwandelbar; vgl. Belege);
jm. das bad mit flüchen segnen
›jm. Schwierigkeiten in den Weg legen, Böses wünschen‹.
Syntagmen:
b. haben / halten, das b. meiden, jm. ein b. geben, b. auf js. geld haben
;
den leib mit b. waschen, mit jm. pflicht mit b. haben
;
freies b.
Wortbildungen:
badwein
›Wein, der zum Bad gereicht wird‹,
badzeit.

Belegblock:

Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
M. 16. Jh.
):
Es sollen hynfure die beidere [...] in der wochen nit mehe den dry tage bade halten.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
66, 12
(
omd.
,
1544
/
45
):
hot man auf den kyͤsichen czechen alle mitwoche frey bath uf der gewercken gelt.
Gille u. a., M. Beheim
234, 45
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Davon chain crist mit in hab phlicht | mit pad, mit essen, trinken nicht.
Sachs (
Nürnb.
1550
):
Ich wolt, daß man schier thet abtrewen, | Daß nur das bad het gar ein end.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
In den selben jaren meid er ellú bad, beidú wasserbad und sweisbad.
Lemmer, Brant. Narrensch.
37,
Vorr. 3 (
Basel
1494
):
Wer sitzet vff des glückes rad | Der ist ouch warten fall / mit schad | Vnd das er ettwann naͤm eyn bad.
Fuchs, Murner. Geuchmat
1026
(
Basel
1519
):
Got geseg den geuchen disses bad!
Koller, Ref. Siegmunds (Hs.
um 1475
):
an dem sampstage, so sein [priester] woche anget, so sol er sich reinigen mit beichte und seinen leyp waschen mit bade.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Die schuld muß endlich das bad außtragen Es hilfft kein bad an einem Juden oder Rappen.
Memminger Chron. Beschr. (
Ulm
1660
):
man badet manches mal zu lang / vnd vermeynen die Leut / wann sie nur viel Stund darinnen sitzen / vnd die Badzeit bald geendet haben / so seye es schon gut.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1310
/
12
):
ze pette und ze pade sol man haben ietweders tails niur sehs frawͤn.
Klein, Oswald
102, 95
(
oobd.
,
1431
/
2
):
[si] gsegnet mir das bad | mit flüchen und mit schelden.
Weber, Füetrer. Poyt.
156, 4
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Got gesegen euch pad vnnd auch den leib!
Vogel, Urk. Heiliggeistsp.
1, 540, 40
(
moobd.
,
1485
):
wenn auch die armen bad haben, soll sie darob sein, das denselben armen mit tragen, heben, legen, vnd annder nottorfft gepflogen [...] werde.
Staub, Qu. Wien
3, 2, 2815, 14
(
moobd.
,
1417
):
sol man jêrlich geben den durftigen daselbs ain mal und ain pad zu solher zeit.
Mollay, H. Kottanerin
19, 16
(
moobd.
,
1439
/
40
):
do ward mıͤr ıͤr gnad sagen, [...], wie ir nach dem pad gar swër wer worden.
Joachim, Marienb. Tresslerb. ;
Vogel, Salb. Heiliggeistsp.
30, 17
;
5.
›Bad für therapeutische Zwecke, Menge an Wasser und zugefügten Substanzen, die bei ein- oder mehrmaligem Gebrauch der Heilung dient‹; metonymisch: ›das der Heilung dienende Baden (als Tätigkeit)‹.
Gehäuft in Fachtexten der Medizin und Pharmazie.
Syntagmen:
ein b. machen / sieden / brauchen, das b. wärmen
;
b.
(Subj.)
etw. stopfen, hitze bringen, humores herausziehen, etw.
(z. B.
den stein
)
brechen, zu alten schäden gut sein
;
in das b. gehen / sitzen / die haut im b. schmieren, etw. im b. heilen, etw. im b. trinken, im b. baden / schwitzen, etw. zu einem b. sieden, jn. zum b. füren, nach dem b. faules fleisch ausfallen
;
gutes / heisses / natürliches / neues b., b. des alaunwassers; b. zu den beinen, b. für ein geschwulst, für alte schäden, für schwangere weiber.

Belegblock:

Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
84, 6
(
Frankf.
1535
):
Das bad des allaun wassers dienet den wassersüchtigen menschen.
Ebd.
96, 16
:
schmiere die boͤse raude / oder maletzet haut in einem bad / vnd laß die salbe kleyn weil daran / vnd darnach wesch dich widrumb.
Keil, Peter v. Ulm
83
(
nobd.
,
1453
/
4
):
Zu der salben gehort daz pad zu weichen die gelider, die do hert sind in den glencken.
Ebd.
239
:
Nym spitzigen wegrich vnd poley, seud es mit gutem wein, gib sein dem siechen in einem pad zu trincken.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
214r, 25
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Das din har vss ge: / Salb dich mit nesselsomen, gemischet mit essich, / so du wol hais sigest vnd swiczest in ainem / bad.
Ebd.
216r, 7
:
trinket jn [ephen somen] ain zorniger / man: er gestellet jm sin gemuͤt. Trink jn / haiss in dem bad fúr den siechen magen.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
5513
(
schwäb.
,
1453
):
Bestricht den schaden allenthalb, | Besunder in aim haissen bad!
Weitz, Albich v. Prag
139, 6
(Hs. ˹
oobd.
,
A. 16. Jh.
˺):
seud nesseln jn wein vnd seich sy vnd wasch dich denn da mit, so du erst jn das pad gest ee du schwiczest.
Stedtfeld, Roger-Glosse
45
;
Rohland, Schäden
358
;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 46
.
6.
in metaphorischer und bildlicher Verwendung für religiöse Bezugsgegenstände, darunter die Hölle, die Taufe, das Blut Christi, das Jüngste Gericht. In 1 Beleg (
Oswald
) in obszöner Verwendung.
Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Syntagmen:
oft mit genitivus explicativus; vgl.
ofens b
.,
b. des blutes
,
b. der neuen geburt
(›Taufe‹)
/ wiedergeburt
.

Belegblock:

Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Wand er uns irloset hat | Von des gluenden ovens bat | [...] | Die uns vuͤres flamme bot.
Luther, WA (
1543
):
Da wolt er [Christ] stifften uns ein Bad, | Zu waschen uns von suͤnden.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Geuß über unß das pade | Deins kospern tewren plut verrern.
Gille u. a., M. Beheim
354, 169
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
So muss wir han ain pat | mit siben tausent hiczen. | da well wir uns erschwiczen, | reiben, waschen und rain.
Spanier, Murner. Narrenb.
49, 24
(
Straßb.
1512
):
[er] thůt der selen damit schad, | Das sy dort sitzen můß im bad.
Klein, Oswald
6, 34
(
oobd.
,
1431
/
2
):
O kinder, freund, gesellen rain, | wo ist eur hilf und rat? | ir nempt das güt, lat mich allain | hin varen in das bad, | da alle münz hat klainen werd, | neur güte werck.
Ebd.
75, 26
:
Raucha, steudli, | lupf dich, kreudli! | in das bädli, | Ösli, Gredli!
Dietz, Wb. Luther .