durchleuchtig,
auch
durchlauchtig
,
Adj.
1.
›durchsichtig, durchscheinend; klar, funkelnd‹; ütr. auch: ›einleuchtend, deutlich‹;
offen zu 2; vgl.  1.
Bedeutungsverwandte:
, ; vgl.  2,  1,  25, (Adj.) 28, (Adj.) 12511.
Wortbildungen
durchleuchtigkeit
1 ›Einsicht, Verständigkeit; Klarheit‹ (dazu bdv.: ).

Belegblock:

Pyritz, Minneburg
3446
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
wie durch luchtig spigel clar | Ir valken augen glentzen.
Franck, Decl.
342, 10
(
Nürnb.
1531
):
Auß welcher exempel vnd durchleuchtig beyspil die fullerey nit wenig ehr entpfacht.
Anderson u. a., Flugschrr.
23, 10, 7
([
Augsb.
]
1525
):
hat das aug / das ist die fürsichtigkait / vnd durchleüchtigkait / Zun henden / das ist zum Adel / nit zuͦ sprechen.
Gereke, Seifrits Alex.
3511
(
oobd.
, Hs.
1466
):
der stain was purpur var, | so fein und durichleuchtig gar | das man sach als durich ein glas.
Niewöhner, Teichner
564, 339
(Hs. ˹
moobd.
,
n. 1400
˺):
der elementen grunt | wirt durchlewchtig als christallen.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
58, 6
;
Holtzmann, Gr. Wolfdietrich ;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ; .
2.
›strahlend, glänzend, hell leuchtend; von Licht, Glanz erfüllt, durchdrungen‹ (meist von Lichtquellen, Gegenständen und Personen gesagt, die tropisch oder bildlich mit Helligkeit, Licht, Glut als idealen oder göttlichen Eigenschaften assoziiert werden);
Texte der Sinnwelt ,Religion‘, poetische Texte.
Bedeutungsverwandte:
 1,
1
 34, (Adj.) 6, .
Syntagmen:
der engel, ein gedicht d. sein, die sele d. werden
;
etw
. (z. B.
js. augen
)
d. glänzen, das brehen die welt durchleuchtiglich erleuchten
;
der durchleuchtige kelch, das durchleuchtige antliz / liecht, durchleuchtige wonnen
;
d. als das brehen der sonne
.

Belegblock:

ynn den glewbigen scheynet es [lieht] nit alleyn, ßondern es macht sie durchleuchtig
[›erleuchtet‹]
und sehen und lebt ynn yhnen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var. (
Straßb.
1466
):
abram durch ging das lant [...] vntz zuͦ dem gesichtigen
[Var. 1475
2
–1518:
durchleúchtigen
;
Dietenberger
1534:
liechten oder hellen
, 1. Mose 12, 6]
oder vmbgenden lichten tale.
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
6, 47, 8
(
Straßb.
1520
):
darnach [...]. Nam er dissen durchlüchtigen kelch in seine heiligen vnd erwürdigen hend.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
o, dú lebendú sunne hatte wol daz dritte tail verlorn siner kraft, do [...] sin durchlúchtig antlútz erblaichet.
si [sele] wirt och alz edel und als vorhtsam und alz dur lúhtig daz si der túvel niemer getar an grifen.
Jaksche, Gundacker (
oobd.
, Hs.
1. H. 14. Jh.
):
sei iemen mein geticht zorn, | der tichte selbe ein anderz paz, | [...] | ob ez so durch leutich sei | daz ez gar sei gespotes vrei.
meiniu ougen habent gesehen | an dir [herre] des waren liechtes brehen, | daz durch liuchtichlichen gar | erleuchtet alle die werlt fur war.
Gille u. a., M. Beheim
117b, 377
;
Mayer, Folz. Meisterl. ; ;
Koppitz, Trojanerkr. ;
Jaksche, a. a. O. ; ;
Kummer, Erlauer Sp. .
3.
›eine in hohem Maße erstrebenswerte Qualität (Ansehen, Ruhm, Weisheit u. Ä.) aufweisend‹ (überwiegend auf Personen und ihre Verdienste bezogen); in der Anrede von Personen auch häufig als preisendes Attribut gebraucht; im Einzelnen: ›ehrwürdig; erhaben, mächtig‹; ›hoch angesehen, hochberühmt‹; ›überaus weise, klug‹; ›mit großer Herrschaftsgewalt ausgestattet‹; vgl. (part. Adj.) 1; eng anschließbar an 2.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion‘ und poetische Texte.
Bedeutungsverwandte:
 6, , (Adj.) 1213,  1112, , , (Adj.) 6, , ; vgl.  5.
Syntagmen:
js. leben an werken d. sein
;
jn. d. machen
;
der durchleuchtige senat, die durchleuchtige jungfrau / rose, das durchleuchtige fräulein, die durchleuchtigen geschichtschreiber / leute / söne
;
j. ein durchleuchtiger
(subst.)
in der lere sein
.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
preclari, nobiles, illustres, auff deutsch: durchleuchtige, das ist: die hochberumpt und fur andern eynen grossen scheyn und namen haben.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
550, 2
(
els.
,
1362
):
ist geprochen [...] ein durchlúhtiger, der was er in sinre lere.
Klein, Oswald
40, 38
(
oobd.
,
1408
):
Das
[dass ich dein Diener sein will]
hastu wol verschuldet zwar | umb mich, durchleuchtigs freulin klar, | mit deines zarten leibes sal.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
35, 28
(
tir.
,
1464
):
darum erman ich eüch, meine durchleüchtigisten süne, [...], das ir [...].
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Franck, Decl.
342, 23
;
Jaksche, Gundacker ;
Klein, Oswald a. a. O.
126, 1
;
Bauer, a. a. O.
125, 41
.
Vgl. ferner s. v.  6.
4.
als ehrendes Attribut in den Titelbezeichnungen fürstlicher Personen; des Öfteren substantiviert; vgl. (Adj.) 2; als Spezialisierung anschließbar an 3.
Bedeutungsverwandte:
 2, ,  2,  5,  1, , , (Adj.) 5, , ; vgl.  3.
Syntagmen:
der durchleuchtige herre / fürst / keiser, die durchleuchtige herschaft / keiserin, das durchleuchtige oberhaupt, die mächtigen durchleuchtigsten
.
Wortbildungen:
durchleuchtigkeit
2 (Titelbezeichnung fürstlicher Personen).

Belegblock:

Luther, WA (
1520
):
Bitte derhalben demutiglich die aller durchleuchtigsten, durchleuchtigsten, hochgepornen, wolgepornen, edlen, gestrengen, weyßen, fursichtigen herrnn Carolum Romischen keyßer, Chuͤrfursten, fursten, [...].
Gille u. a., M. Beheim
82, 155
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Van dises sternes füren dy | mehtigen durchleuhtigsten hie | kamen gen Bethlaheme.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Dieweil aber herr Gotfrid Wernher den fürtrag thete, in dem aber dem fürsten kain ander predicat gab, dann hochgebornner fürst, gnediger herr, und das durchleuchtig überhupft.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
doctor Hans Eck [...] und Paulus Riccius, weilund kaiserlicher maiestat nun aber fürstlicher durchleuchtikait in Österreich arzt.
Diser zeit war kaiser in Syrien Antiochus der durchleuchtig.
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Franck, Klagbr.
221, 7
;
Klein, Oswald
26, 106
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 467
.
Vgl. ferner s. v.  1.