gestreng,
Adj.;
in adv. Gebrauch mehrfach:
gestrenglich
.
1.
›hart, streng, unnachsichtig‹, mit Öffnung einerseits zu positiv konnotiertem ›streng, konsequent‹, andererseits (häufiger) zu negativ konnotiertem ›unerbittlich, mitleidlos, grausam‹; vielfach auf Herrschafts- und Gerichtsverhältnisse (auch religiöse) bezogen.
Bedeutungsverwandte:
, ,  4, (Adj.) 6,
1
 5, , , .
Gegensätze:
,  4,  4.
Syntagmen:
mit urleuge g. werden
;
g. kommen
(von
Jesus
),
gestrenglich über jn. kommen
›gegen jn. ziehen‹,
g. mit jm. handeln, jn. gestrenglich halten, etw. gestrenglich vornemen, sich gestrange mit etw. zwingen
;
der gestrenge fürst / herre / richter / königsstul, die gestrenge acht / arbeit / gerechtigkeit / manheit, das gestrenge gebot / gericht / recht / urteil
.
Wortbildungen:
gestrengig
,
gestrengigkeit
1,
gestrengkeit
(1. H. 16. Jh.).

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
handtuaͤst gestreng mannlich fräfen vnuerzagt.
Luther, WA (
1522
):
Dennoch soll die Liebe in diesem stuͤck nicht gestrenge faren.
Daher sagen sie auch, Das Gestrenge recht das groͤssest unrecht sey.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. vngerat. Sohn (
Wolfenb.
1594
):
Ich Citire dich vor das gestrenge Gerichte Gottes, Da soltu Rechenschafft von geben.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1583
):
Der in die hoch gefarn, | [...] | Vnd vil gaben vnd Gnad | Den Menschen geben hat, | Er wirt gestreng kommen, | Zu richten alsamen.
Dubizmay, kurß zu Teutze
26, 4
(
hess.
,
1463
):
da der kung aller kunge sitzet / uff dem gestrengen kungs stul.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
her sprach, her [...] hiesch seyn veterliches erbe weder unde wolde das habin, unde zouch mechtiglichen unde gestrengiglichen obir on.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
das seyne gnade yn szo gnedig und der erszame rath szo gutig seyn wolden und es damitte szo gestrenglich nicht vornemen.
Pyritz, Minneburg
5024
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
daz du also lange | Und also gar gestrange | Dich mit leit so twingest.
Bührer, Kl. Renner
422
(
nobd.
, Hs.
um 1480
):
Das nymant mer die sunde acht; | Nach gotes czorn betracht | Vnd sein grosse gestrengnickeit, | Die allen sundernn wirtt an geleit.
Trunz, Meyfart. Tub. Nov.
10, 17
(
Coburg
1626
):
Ex Majestate Iudicis, aus der Majestet des gestrengen Richters / welcher sitzen wird auff seinem Thron.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
so soll ich alsdann der gestrengigkait des gaistlichen rechtens underworfen sein.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Gestreng / ernsthafftig / mit vnfreundtligkeit / hart / wüeterisch / tyrannisch [...]. Gestrengigkeit [...].
Phr.
Gestreng mit eim handlen [...]. Gestrenge Herren regieren nicht lang.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Als diser Theodo zu ettlichen jaren kam, ward er gar ain gestrenger und ritterlicher fürst.
Thür. Chron.
11r, 7
;
Opel, a. a. O. ;
Böhme, Morg.R.
13, 11
;
Baumann, Bauernkr. Rotenb. ;
Spiller, a. a. O. ;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 40
;
Voc. Ex quo A
669
;
929
;
921
;
Dietz, Wb. Luther .
Vgl. ferner s. v.  11, (V.) 30.
2.
›Anrede- und Titelattribut für hohe Personen (in den Belegen ausschließlich männlichen Geschlechtes) im Herrschaftssystem der Zeit, auch für hochgeachtete Freunde‹.
Wortbildungen:
gestrengigkeit
2.

Belegblock:

Küther, UB Frauensee
100, 7
(
thür.
,
1338
):
Dez zu eime offinbarn orkuͤnde haben wir [...] dıͤ gestrengen ritter und knechte gebeten ire ingesigele an disen brıͤf henge.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
Wil euer gestrengigkeit ihn lassen heischen, oder wie soll er sich halden?
Logau. Abdank.
162, 2
(
Liegnitz
1651
):
Hoch Wohl Edel⸗Gebohrne Gestrenge und Mannhaffte / Edle / Ehrenveste [...] guͤnstige Her⸗ und Freunde.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Gestreng, Edel vnd weise Herrn, | Was ists, das eur Gnad vnser bgern.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
155, 12
(
mslow. inseldt.
,
1625
):
beśchehen in beiśein der edlen Geśtrengen Ehrnueśśten vnnd Wolweiśen herrn Benedicti.
Stoltzius, Chym. Lustg., Dedicatio;
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
13, 12
;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
147, 14
;
Vgl. ferner s. v.  1.