besonder,
besonderlich,
als
Adv.
auch
besondern,
besonders
; vereinzelt epithetisches
-t
:
besondert,
besondertlich,
besondernt,
besonderst
; entsprechend der Variation von
o
und
u
für das gesamte Wortbildungsfeld häufig bis überwiegend
-u-
Schreibungen;
Adj./Adv.
(1-5; 7),
Konj.
(6).
1.
›einzeln, individuell, besonders, für sich; eigen; eigens‹; jeweils zur Herausstellung des Einzelnen; offen zu 2.
Phraseme:
alle und jeder besonder; besamt oder besonder
o. ä.
Bedeutungsverwandte:
 14.
Syntagmen:
oft als präd. Attr. (subjekt- wie objektbezogen) gebraucht; seltener attributiv und adverbial.
Wortbildungen:
besonderlichkeit
.

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
596, 2849
(
Magdeb.
1608
):
Drumb hat jeder ein besonder Kleid / | Damit man seh den vnterscheid.
Mieder, Lehmann. Flor.
820, 13
(
Lübeck
1639
):
Von den vneinigen pflegt man zu sagen / [...] / jeder wil auff ein besondern Berg.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Se mu̇z ouch besu̇nderen vmme ielich ding Sweren.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
daz ich mit dem inren sinne | in di helle vare besunder.
Chron. Mainz (
rhfrk.
,
15. Jh.
):
daz dise vorgeschreben stucke besamt oder besundert von unser deheine gebrochen [...] wurden.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Da mag ein jeder in besundern | Ein Baum außkiesen fuͤr das best.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
3, 22
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Turchomanin, di haldin Machameti e unde habin eyn besundir sproche.
Ebd.
30, 14
:
Abir dy andirn eyn iclichir hot sinen hof besundir.
Keil, Peter v. Ulm
189
(
nobd.
,
1453
/
4
):
man sol die obgeschriben stuck zu puluer machen, yglichs besunder.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Got yn des suns person wart mensch besunder.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Achtzegg rotten herlich, | Iettlich schar besunderlich.
UB Zug
216, 8
(
halem.
,
1384
):
es weri denne, dz wir beide oder únser ein besunder in der stat huslich wonhaft werin.
Morrall, Mandev. Reiseb.
18, 19
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
Cypren ist gar ain gůt land und schoͤn und hatt vier besunder houpt stett.
Niewöhner, Teichner
333, 5
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
daz obrist gůt | das sind zway besunderleich. | [...] | daz er gutew werch wegat | [...] | und sey diemutig da pey.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
123, 58
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
ich hab gesprochen „der aller chundigst geist der hertichait vnd der pesunderleicheit“, wann er chan dew gaistleichen menschen, [...], vnwiderpringleich abewerffen.
Klein, Oswald
19, 181
(
oobd.
,
1416
):
jede schule besunderlich, | die lobt in sicher maisterlich.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Es wurden auch daselbs in den dreyn lanndten und in yedem besonnder geordent ein veldthawbtman.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
34, 1
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Ain yede fraw besunder | sag’, was sy wirden wald’.
Ebd.
298, 5
:
Des sprengt’ auch aus der Chriechen her pesunder | Patroclus der vil küene.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
75, 28
(
tir.
,
1464
):
da perüeret er idleichen totten leichennamen pesunder mit dem sakh, den der ersam Jeronimus het an tragen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
darnach hat ehr ainem jeglichen herrn und abbt besonderlich begnadet.
Ebd. (
1494
):
als heten si all und irer jeder besonder darumben unser brief und insigil.
Große, a. a. O. ;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
289, 4
;
Hajek, Gůte spise
19
;
Stambaugh, Milichius. Zaubert.
14, 28
;
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica ; ;
Mayer, a. a. O. ;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
489, 26
;
Dirr, Münchner Stadtr. ; ; ;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ; .
Vgl. ferner s. v. ,  2.
2.
›speziell, besonder, spezifisch, eigen, anders als üblich, getrennt vom Üblichen‹; im Unterschied zu 1 mit besonderer Betonung des Speziellen.
Syntagmen:
meist attributiv.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
1. Mose 43, 32
(
Wittenb.
1545
):
man trug jm besonders auff / vnd jenen auch besonders / vnd den Egyptern [...] auch besonders.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
paffen vorsten dienstman [...] vnde och des riches ein ieslich hat besu̇nder recht.
Neumann, Rothe. Keuschh.
4496
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
eine besundern artzetige dir das stifft | das du danne lesest di heiligen schrifft.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
besundirne schrift unde besundirne sprache hatten sie.
Köbler, Ref. Nürnberg
305, 13
(
Nürnb.
1484
):
ob sich Jn dem oder anderm icht besonnder gedinge begeben.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
221, 4
(
Nürnb.
1548
):
da ist nichts besonders mit den Christen / sie ziehen wol neben anderen einher / sindt nicht allweg reyn.
Anderson u. a., Flugschrr.
10, 8, 19
(
Zürich
1524
):
Võ der iungfrowen Maria hab ich vormal mit ein bsundren bůchly min meinu͂g anzeigt.
Meisen u. a., J. Eck
47, 36
(
Ingolst.
1526
):
So wolten wir wol hundert glauben in einem jar überkummen, yetlichs dorff würd ain besunders glauben.
Lauater. Gespaͤnste
32v, 7
(
Zürich
1578
):
hat man widerumb ein yetlichen in ein bsundere gfengknuß gelegt.
Stopp, Kochbuch S. Welserin
3, 2
(
Augsb.
1553
):
ain essen, das ain ýedes ain besondere farb hat.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
sonder volgen die andern und besondern handlungen, was sich nebenzuͤ verloffen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Jn gemeinen sachen soll man kein besonders machen / will man vnbespottet sein.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
auch schreibent die maister besunder von den zwain namen.
wenn der kroten ain aug verdirbt, sô izt si ain besunder kraut.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
zů wissen von den herlichen tatt und geschicht und besonder von dem hochlöblichn haws Bavaria.
Zingerle, Inventare (
tir.
/
vorarlb.
,
1491
):
auff beuelh vnd besunder geschefft des hochwurdigen fursten.
Mollay, Ofner Stadtr.
52, 3
(
ung. inseldt.
,
1. H. 15. Jh.
):
Dy stat sol haben ein pesunderr mergklich puech, das sol alle Iarr [...] vernewt werden.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
45, 11
(
mslow. inseldt.
,
1503
):
Darumb eine beśonder machung vnnd willkür geśchehen iśt.
Wickram
4, 44, 13
;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Voc. inc. teut.
c vijr
;
Dietz, Wb. Luther .
Vgl. ferner s. v.  1,  1,  10.
3.
›(im räumlichen Sinne) abgesondert, abgetrennt, abseits‹;
vgl. (V.) 2.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
1. Mose 21, 28
(
Wittenb.
1545
):
Abraham stellet dar sieben Lemmer besonders.
Ebd.
1. Makk. 4, 46
:
Vnd verwarten diese Steine auff dem Berge [...] an einem besondern Ort.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
46, 88
(
Magdeb.
1608
):
Vnd satzt sich aus dem Sonnenschein / | Besonders hin von der Gemein.
Stambaugh, Milichius. Zaubert.
18, 6
(
Frankf./M.
1563
):
er nam in von dem volck besonder / legte ihm die finger in die ohren / und spuͤtzet / und ruͤhret sein zungen.
Rohland, Schäden
366
(
nalem.
/
schwäb.
,
1400
/
33
):
du das erst wasser sonder vnd das ander tů auch besunder.
Mollay, Ofner Stadtr.
109, 3
(
ung. inseldt.
,
1. H. 15. Jh.
):
Dy pächlerr sullen altzeit pesunder sten von den maisteren fleischagkeren.
4.
›nämlich, und zwar‹.

Belegblock:

UB Zug
2470, 12
(
halem.
,
1463
):
Es sol ouch Waͤlti Vaͤgger botten lon usrichtenn, besunder zů eim tag 5 s d.
5.
dient der Charakterisierung einer Bezugsgröße, eines Umstandes oder einer Handlung, die von der Aussage stärker betroffen ist als andere Größen, Umstände, Handlungen innerhalb des Aussagerahmens: ›insbesondere, vor allem‹; als Adj.: ›besonder, außergewöhnlich, überdurchschnittlich, herausragend‹.
Phraseme:
in besonder
.
Bedeutungsverwandte:
 23,  2, , , .

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Cum primis. Zůvor vorhin zůuoran zůuorauß beuor zůuorab beforder ¶ sonderlich zůforderst insonders insonderheit besonderlich fuͤrnemlich sonder.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
so ruffent sie auch alle, vnd besunder die armen ellenden menschen, [...], wider vmb ze kumen zu dir.
Beckers, Bauernpr.
50, 28
(
Köln
1515
/
18
):
Die alden lude steruen gern vñ besond’ frauwen die mit kynder gayn.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1619
):
Du bsonder außerkorn, | Mehr guͤtig den andern, | Bitt fuͤr vns arme verlohrn.
Dienes, E. Gros. Witwenb.
4, 4
(
nürnb.
,
1446
):
volk, das Got in besundren gnaden hat.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
128, 2
(
Frankf.
1535
):
Erfaren ist das er das blůt stellt / vnd besonder der frawen fluß vnd feigblatern.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
285, 1
(
els.
,
1362
):
die sich flissent daz sú in moͤhtent fúrtriben in daz ellende. Bisunder waz einre boser denne die anderen.
Ebd.
555, 25
:
er [...] begobete sine múniche richliche mit gůte, bysunder gap er in ein stetelin zů eygin.
Ebd.
622, 4
:
Jn sant Matheo finden wir vier stuckelin in den er bysunder wirt gelobet.
Thiele, Minner. II,
21, 104
(Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
ir wenglun und ir múndlin rot, | das jamert mich besönderlich.
Lemmer, Brant. Narrensch. Vorr.
8, 3
(
Basel
1494
):
mit besunderem flyß ernst vnd arbeyt / gesamlet zů Basell.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
5292
(
schwäb.
,
1453
):
Der layder vil im land ummbgat, | Besunder von dem bösen staͮt, | Des dort der türkisch kayser pfligt.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
obd.
,
1525
):
daß die hůrerei so gemein ist, und besondern bei den pfaffen.
Meisen u. a., J. Eck
33, 19
(
Ingolst.
1526
):
das wir ynen gern wellen willfaren und zů frid unnd ainigkeit besonder im heyligen glauben verhelffen.
Brandstetter, Wigoleis
207, 40
(
Augsb.
1493
):
seine goetliche erbarmung mit der er vns in besunder begnadet hat.
Ebd.
227, 13
:
besunder fraw larie was also kostlichen [...] bekleydt.
Anderson u. a., Flugschrr.
28, 4, 23
([
Augsb.
]
1524
):
das seind warlich gelert leüt vñ besonder der zů tübinge͂ den ir den retzelumper nennent.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
Der kaiser was den von Augspurg günstig und besunderlich den burgern.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
sol man den mist in der aussern stat auzfuͤren und besunderleich in dem Tal, [...] und besunderleichen auf den gemainen wegen zů den Tuͤren.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
33, 124
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
bis mild, vertrag und übersich, | des ist uns not besunderlich.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
165
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Die menschen haben gemainichleich iren leichnam lieb, aber du hast besunderleich die sele lieb.
Munz, Füetrer. Persibein
411, 3
(
moobd.
,
1478
/
84
):
sind von frawen wunnder | zw disem turnay kumen, | vnnd aine gar pesunnder, | der gleichen schön nye man hat mer vernummen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Hye ist besunderlich ze merckhen.
Kummer, Erlauer Sp.  (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
wainen wil ich gotes tod, | der was mein pesunder trast.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
2954
;
Fischer, Brun v. Schoneb. ;
Belkin, a. a. O.
168, 12
;
Neumann, Rothe. Keuschh.
664
;
Thiele, a. a. O. II,
21, 159
;
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
1v, 12
;
Schlosser, a. a. O.
1041
;
Baptist-Hlawatsch, a. a. O.
131
;
Dietz, Wb. Luther .
Vgl. ferner s. v.  1,  2, (
das
1,  4,  5,  2,  8.
6.
dient als nebenordnende Konjunktion nach
nicht
(meist),
keiner
,
wenig
dem Ausdruck des Gegensatzes oder der Korrektur eines Aussageteiles oder der Aussage: ›sondern, vielmehr‹.

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O.
1524
):
das reich gottes ist nicht in eußerlichen geperden, besünder das reich gottes ist innerlich in euch.
Luther, WA (
1530
):
Demnach die Ceremonien [...], nicht als ain vnützer pracht, Besonder als ain [...] anzaygung Christlicher lieb vnd glaubens künnen gerechent werden.
Tittmann, Schausp. 16. Jh. Rebh.
35, 126
(
Zwickau
1536
):
das sie [Hunde] nicht frid beisamen halten, | besonder drüber sich zweispalten.
Gille u. a., M. Beheim
71, 441
, (
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
der selbig ist mit nicht allein | gevallen in verdampnung, | Pesunder ander engel vil.
Kottinger, Ruffs Adam (
Zürich
1550
):
also kompt keiner ob sich wider, | besonder muoss im urteil blyben.
Morrall, Mandev. Reiseb.
12, 15
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
Sie sprechent das der hailig gaist nit kum von dem sun, besunder von gott dem vatter.
Brandstetter, Wigoleis
192, 36
(
Augsb.
1493
):
Als er die ansahe bedaucht in nit eynen menschen. besunder einen engel gesehen haben.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1500
):
der margraff wolt nichs darvon lassen reden, besunder er wolt sich erklagen for der sammung.
Ebd. (Hs.
E. 15. Jh.
/
A. 16. Jh.
):
aber man west es nicht für die warhait, [...], besunder man hätt es nur hören sagen.
die beschirmung tätt er umb kain gůt, besunderlichen allein durch gotz willen.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
werden sie wenig beharrlichs glücks mehr haben, besonder hierum noch in grosse ungefell kommen.
ain weg, der was nit brait, | Besunder schmal.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. ;
Merk, Stadtr. Neuenb. ;
Meisen u. a., J. Eck
29, 17
;
Fischer, Eunuchus d. Terenz ;
Winter, Nöst. Weist. ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. .
7.
in einer Fülle von Belegen als Reimwort gebraucht, gehäuft mit
wunder
, auch mit
darunter
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Swenne die zit gestundet, | So wirt volbracht besunder | Daz tougen Gotes wunder.
Sachs (
Nürnb.
1552
):
Botz velta, da ligt auch besunder | Ein eiserner kolben darunder.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Beschachend michelú wunder, | Ir iegklichem bisunder.
Helm, a. a. O. ;
Fischer, Brun v. Schoneb. ;
Gerhard, Hist. alde e
5796
;
Primisser, Suchenwirt ;
Gierach, Märterb.
1092
;
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
439, 1
.