austeilen,
V.
1.
›etw. (Stücke, Teile eines Ganzen) austeilen, verteilen‹; offen zu 2 und 3.
Phraseme:
nichts mer auszuteilen haben.
Bedeutungsverwandte:
 1; vgl.  2.
Syntagmen:
den raub
(mehrfach), einen Betrag (z. B.
zwene gulden
),
die beute / spende, ein gebiet / land, gelt / tuch, bergteile, kleider, die fürstentümer a., etw. unter den bauern a.
;
(etw.) gleich / ordenlich, nach billigkeit a.
Wortbildungen:
austeiler
1,
austeilung
1.

Belegblock:

Ermisch, Sächs. Bergr. (
osächs.
,
1509
):
wu uff ein kukes tzwene gulden austzuteylen ist.
Luther. Hl. Schrifft.
4. Mose 26, 53
(
Wittenb.
1545
):
Diesen soltu das Land austeilen zum Erbe.
Ebd.
Ps. 68, 13
:
DJe Könige der Herrscharen sind vnternander freunde / Vnd die Hausehre teilet den Raub aus.
Ebd.
Jes. 9, 3
:
Wie man frölich ist / wenn man Beute austeilet.
Weise. Jugend-Lust (
Leipzig
1684
):
Wir werden zu Hause viel auszutheilen haben.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1528
):
diese und alle andere der geschwornen accidencien sollen in ein puchsen eingelegt und den vier geschwornen zugleich ausgetheilt werden.
Dietrich. Summaria
21r, 17
(
Nürnb.
1578
):
Wie er hie vom starcken sagt / das er den raub werde außtheilen.
Illing, Albert. Sup. miss.
693
(
els.
,
n. 1380
):
er [got] wolt sine richen goben vsteilen allen creaturen.
Wickram
4, 44, 19
(
Straßb.
1556
):
Bald aber der arm dürfftig kumpt [...] / da hat man nichts mer aus zů thailen.
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
dennen hett er das gantz Gastgunnia uß teylt.
Maaler (
Zürich
1561
):
Außteilen / Eim yetlichẽ geben was jm zu gehoͤrt [...]. Den raub gleychlig Außteilen.
Ebd. :
Außteiler / der gaͤlt Außteilt. Diuisor, Distributor.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1474
):
daz sind xxiiii vbriger zwifacher raucher dekh, die sol man außtaylen.
Moscouia
B 3r, 1
(
Wien
1557
):
Swatoslaw [...] hat die Fuͤrstenthumber außgethailt seinen Khindern.
2.
›(das Sakrament, Gnadengaben o. ä.) spenden, austeilen‹.
Bedeutungsverwandte:
 2,  1; vgl.  1.
Wortbildungen:
austeiler
2,
austeilung
2 (dazu bdv.: vgl.  1).

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Des H. Sacrament geben communiciern des Herrn leib außteiln.
Luther. Hl. Schrifft.
Hebr. 2, 4
(
Wittenb.
1545
):
Gott hat jr Zeugnis gegeben / mit Zeichen / Wunder / vnd mancherley Krefften / vnd mit austeilung des heiligen Geistes.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
108
(
Nürnb.
1517
):
das alles der einig geist würket, der einem ieden außteilt seins wolgefallens.
Andreae. Ber. Nachtmal
37v, 16
([
Augsb.
]
1557
):
Ob in dem hailigen Nachtmal / der warhafftig Leyb vñ blůt Christi / außgethailt werden.
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Dietz, Wb. Luther ;
3.
›etw. (abgegrenzte Teile eines Ganzen, Anteile, Teile der Erbschaft, Funktionen o. ä.) ausgeben, vergeben, zuweisen; soziale Einordnungen festlegen (etwa die Zunftzugehörigkeit); jm. sein Erbteil zukommen lassen, zuweisen‹.
Bedeutungsverwandte:
 13, ; vgl.
1
 12,  2 (
weisen
),  7,  21, , .
Syntagmen
das feld / holz / land / reich, den wald / gewalt, die almende, die stände / zünfte / quartiere / auen / bergwerke / gruben / gründe / güter / reuten a., jm. gut a.
; subst.:
das a. des landes.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
de vz geteileten kint tůn, swe se wollen; se hant mit rechte, Swaz in vorhin besceiden ist.
hat her erben, den her gůt vz geteilit hette vor sime tode, de ne bůzen nicht vor in.
Helbig, Qu. Wirtsch.
5, 96, 36
(
md.
,
1524
):
ein jede geselschaft sol macht haben, die haubtgutter irer geselschaft auszuteiln irs gefallens.
Luther. Hl. Schrifft.
Jos. 19, 51
(
Wittenb.
1545
):
DAS sind die Erbteil / die Eleasar der Priester / vnd Josua [...] den kindern Jsrael austeileten [...] / vnd volendeten also das austeilen des Lands.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1477
):
Darnach hat seine gnade ausgeteilit [...] Caspar Nosticz eynen XXXII teil.
Ebd. (
1518
):
wie dieselben bergwerck grueben schechten und stollen [...] ausgeteylet und vormessen werden sollen.
Mon. Boica, NF.
2, 1, 37, 25
(
nobd.
,
1464
):
sulchs [gemaynholz] durch tragkeyt der amptlewt [...] nicht auszgeteylt wuͤrt eynem ydem nach seinem wesen.
Goldammer, Paracelsus.
4, 70, 14
(
1530
):
das land und den gewalt und das reich, das wird er ihnen austeilen under ihnen selbs.
Maaler (
Zürich
1561
):
Den pauren das feld Außteilen. [...]. Die quartier einer statt Außteilen / vnd an zeigen an woͤllichem ort ein yeder soͤlle fheür eynlegen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1540
):
als man anfieng, die zünften auszutailen, do wollten etlich vil sich nit in zünften begeben.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
solt ir kainer an’s kaisers hof kummen, solten die geistlichen güeter den nottürftigen außtailen und außpeuten, nit in iren nutz wenden.
wurden in welsche land an alle ort nach dem lôß außgetailt.
Wutke, a. a. O. ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ; ;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
147, 22
;
4.
›(Menschen) in ein vorher abgegrenztes Gebiet einweisen; jn. ansiedeln‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  11, .

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
1. Mose 47, 21
(
Wittenb.
1545
):
die Egypter verkaufften / ein jglicher seinen Acker [...]. Vnd er [Joseph] teilet das Volck aus in die Stedte.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
die alle fein inn jhre sondere gassen vnnd oͤrter zůsamen geordnet vnd außgethailt seind.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
[kaiser Constantinus] hat [...] ein tail Burgundier [...] an den Rein und Thonau außgetailt.
kaiser Valens nam die Gotlender all an [...] tailts aus an der Donau von dem Inn allenthalben pis an das schwarz mer.
5.
›etw. untergliedern, unterteilen, einteilen‹.
Bedeutungsverwandte:
(V., unr. abl.) 8, , ,  1, ; vgl.  4.
Syntagmen:
das kriegsvolk, den bach / catechismus, die provinz / zeit, ein buch / haus a., tag und nacht in stunden a., stunden und zeiten zu etw. a., das volk in haufen a.

Belegblock:

Ulner (
Frankf.
1577
):
Soͤndern. Theilen / scheiden / spalten / in stuͤck schneiden / in Artickel setzen / vnderscheiden / außtheilen.
Bell, G. Hager
100, 2, 6
(
nobd.
,
1594
):
jn diesem puch zware | alle Epistel, diet ver stan, | durch das gancze jar, vnd sind aus deilt freÿe | jn hundert lieder.
Maaler (
Zürich
1561
):
Die stunden vnd zeyten zů seinen geschaͤfften ordenlich Außteilen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1544
/
5
):
do hat der kaiser sein und der fürsten volck in hauffen und legionen ausgetailt und jedem sein hauptman verordnet.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
ain ainige sunn erleucht die ganzen unordenlichen weiten welt, tailt aus mit dem lauf die zeit des jars.
6.
›etw. durch Gliederung unterscheiden, analysieren‹.
Wortbildungen:
austeilung
3.

Belegblock:

zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
215
(
Nürnb.
1517
):
das sie ein holz dem andern vergleichet und bekümret sich mit entlicher erkennung und austeilung eins iden dings.
Höver, Bonaventura. Itin. A
101
(
moobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
dy weyshait, dy da alle dyng scheynperleich ist austaylend.
7.
phras.:
die geschichten und zeit ordenlich austeilen
›etw. auf die Reihe setzen‹;
etw. an den fingern austeilen
›etw. anschaulich belegen‹; anschließbar an 5; 6.

Belegblock:

Maaler (
Zürich
1561
):
Die gschichten vñ zeyt ordenlich Außteilẽ. vnd in ordnung bringen vnd stellen. Digerere acta siue tempora. [...]. Seine bewaͤrnuͤssen / anzeigungen oder gründ / an den fingeren Außteilen.
8.
›(Völker) zerstreuen, versprengen; sich verteilen‹.
Bedeutungsverwandte:
.

Belegblock:

Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1544
/
5
):
all ir geschlecht und stamen [...] in alle ort der welt erbermbklichen ausgetailt, verschickt und verkaufft worden ist.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
Darnach wurden ful helfer des abtz, taylten sich weyt aus, wa sy mainten, den herzogischen zu komen.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
do nu die Trojaner weit in der welt worden ausgeteilt.
9.
›sich verbreiten, ausbreiten (von unterschiedlichen Bezugsgegenständen)‹.

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim
96, 22
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Der [schule] ler und weisshait ist erkant | und auss getailt in manig lant.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
da ward es
[eine Seuche]
sich in der statt austailen.
Chron. baier. Städte. Regensb. (
noobd.
,
1521
):
ein rad von regenpogenfarb, lenger dan ein stund gestanden, darnach über Weichsantpeter ausgeteilt.
10.
›sich zu jm. hinbegeben; sich jm. anschließen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  10.

Belegblock:

Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Etlich bischof, rät und herren, so dem kaiser widerwärtig warn, tailten sich aus zu den sünen des kaisers.