tafel,
tabel,
letzteres selten,
die
;
-Ø/-(e)n
, selten
(+ Uml.);
aus
lat.
tabula
›Brett‹
(
Georges
2, 3004
).
– Zur Lautung von 'Tisch / Tafel' in den rezenten deutschen Mundarten s.
regionalsprache.de, s. v.
.
1.
›dünne Platte‹, meist aus Metall (besonders Blei), aber auch aus Holz, Wachs oder anderen Materialien bestehend.

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1408
):
1 m. Werner goltsmede vor des meysters silberinne becken und silberynne tofel und bornsteyntofel zu bessern.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
115, 16
(
preuß.
,
16. Jh.
):
etzliche tofelnn bley.
Morrall, Mandev. Reiseb.
139, 5
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
Und ietlicher tret an sinem hals vor im ain tauffel von ainem edeln gestain, der haisset jaspis.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
1287
(
oobd.
,
1607
/
11
):
Ein viereggete tafel in quadro von cristall, in ebinholtz mit einer handheb gefasst.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1484
):
Zwo tafel sayffen.
Struck, Joh. Pfannstiel
161, 37
;
Hajek, Guͦte spise
85
;
Heydn. maister
2r, 20
;
Öst. Wb.
4, 82
.
2.
›Schalltafel; zum Erzeugen von Klängen benutzte, meist hängende Holz- oder Metallplatte‹; anschließbar an 1.

Belegblock:

v. Tscharner, Md. Marco Polo
45, 18
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
in des turmis hute ist eyn tabele gar schellebar; und umme das di stat ist von holcze gebuwit und enpurnet dicke, und wen das dy wechter des turmes seen, so slon si an dy tabele, das irschillit wite, so kumen di lute unde helfin leschin.
Karnein, Salm. u. Morolf
191, 1
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
Uff dem hoff hing ein taffel, wan die erclang, | der kunig Fore balde zu der kirchen trang.
Vetter, Schw. zu Töß ;
Lauater. Gespaͤnste
30v, 21
;
Schmeller/F.
1, 587
.
3.
›großer Tisch oder mehrere zusammengestellte Tische‹; speziell: ›mit Speisen und Getränken festlich gedeckter großer Eßtisch‹; in religiösen Texten: ›Abendmahlstafel‹; auch: ›Opfertafel‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.
Syntagmen:
die t. ausläutern / decken / überhobeln
;
an die t. setzen, vor / bei der t. stehen, an der t. essen, bei / ob der t. sitzen, zur t. sein
;
die aufgehobene / lange t
.;
die gefässe der t., die t. des herren / keisers / vaters
.
Wortbildungen:
tafelmacher
(a. 1391),
tafelwein
.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Wer ein Regiment reformiren und bessern wil / der muß es machen wie ein Fürschneider an der Herrn Tafel / der greifft am grossen Fisch von erst zum Kopff darnach zu den andern Stuͤcken.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. vngerat. Sohn (
Wolfenb.
1594
):
Junge, las die Tafel decken, vnd essen vnd trincken aufftragen.
Ralegh. America (
Frankf.
1599
):
Alle die Gefaͤß seines Hauses / seiner Taffel / vnd seiner Kuͤchen / waren von Goldt vnd Silber.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Vinũ Ciborum Tisch oder Tafel wein.
v. Birken. Erzh. Österreich (
Nürnb.
1668
):
Rudolphus, fand den Abt uͤber der Mahlzeit / und setzte sich [...] zu ihm an die Tafel.
Morrall, Mandev. Reiseb.
61, 24
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
Da selbs ist ouch ain tail der taufel da unser herre daz abent essen mit sinen júngern uff auß.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1547
/
8
):
Jn der Bundsstuͤben da tuͦt man auch den disch heraus und setzt ain lange taffel mitten in die stuͤben und stiel darumb.
Munz, Füetrer. Persibein
152, 5
(
moobd.
,
1478
/
84
):
nun richt man auf dem velld [...] mit hoher kost die tauel reich der eeren.
A. à S. Clara. Glori (
Wien
1680
):
ich achte mich solches Gesindel⸗Tisch nicht / weil ich verhoffe bey der Tafel meines HErrn zu sitzen.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1478
):
v tisch, iii sidelpenck, i lange tauel auff dem sal.
Loesch, Kölner Zunfturk. ;
Perez, Dietzin
1, 320, 5
;
Joachim, Marienb. Tresslerb. ;
Vetter, Pred. Taulers ;
Wickram
4, 32, 14
;
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. ;
Morrall, Mandev. Reiseb.
131, 3
;
Müller, Nördl. Stadtr. ;
Barack, Zim. Chron. ;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Bücher, Berufe Frankf.
1914, 37
;
Vgl. ferner s. v.  29, .
4.
›Brett, Planke‹; im Unterschied zu 1 von größerer Dicke und Länge und meist aus Holz bestehend.

Belegblock:

Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wer aus des paums holz taveln macht und hæht die an die häuser, die widertreibent die flammen von den häusern.
die paum [ahorn] wachsent gar grôz [...] und macht man guot taveln oder archen oder schrein dar auz.
Buijssen, Dur. Rat.
11, 19
;
Winter, Nöst. Weist. .
5.
›Schreibtafel; beschriebene oder zum Schreiben und Einritzen von Zeichen dienende Platte aus unterschiedlichen Materialien (vor allem aus Holz, Metall, Stein, Ton oder Wachs)‹.
Bedeutungsverwandte:
 2,  68,  1.
Syntagmen:
jm. eine t. schreiben
;
etw. an / auf die t. malen / schreiben, aus der t. lernen, etw. an der t. (angeschrieben) sehen / stehen
;
die abgewischte / blosse / geschriebene / grosse / goldene / neue / reine / ungemalte / wachsene t
.;
des bergmeisters t
.
Wortbildungen:
tafelbuch
.

Belegblock:

v. Tscharner, Md. Marco Polo
2, 19
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
do gab her yn czwu guldyne tofiln, do stunt ane geschrebin das si soldin vry sin.
Lippert, UB Lübben 2, 234, b,
16
(
osächs.
,
1525
):
16 d. vor ein newe taffell in dye schule gegeben Valten Tischer.
Anderson u. a., Flugschrr.
8, 3, 31
([
Nürnb.
]
1524
):
der mensch von leyblicher geburt / ist in seinem gemuͤt sam̄ ein blosse Tafel / darauff nichts geschriben ist.
Rieder, Gottesfr. (
els.
,
n. 1320
):
Das 31. capitel im lateinischen handlet von einer auf einer tafel geschribenen ermanung an die brüder zum Gruͤnenwert.
Kohler, Ickelsamer. Gram. (wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
So soll er die gestalt solcher buchstaben auß ainer tafel lerne, daran stehn vnder andern figuren ain Ku, ain Gays, ain Hundt, vnd ain Sperling, da denckt er jm nach, welche figur doch disen oder jhenen buchstaben geb.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
daz screib si an ein gross wehsin tavel.
Also do es tag ward, do schreib er ir ein tavel.
Memminger Chron. Zuschr., (
Ulm
1660
):
so offt sie meines hochgeehrten Herrn Namen noch an jhrer Taffel angeschriben sihet.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
2777
(
oobd.
,
1607
/
11
):
Ein langlet hiltzin tafelbüchlein, darein A. D. [...] mit silberm stefft allerley gezaichnet.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
36, 35
(
tir.
,
1464
):
Das hërcz der chinder das sol sein als die abgewüst tafel, dar inn nicht gemalt ist.
Loesch, Kölner Zunfturk. ;
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
70
,
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
73, 5
;
Ermisch, Sächs. Bergr. ;
Baumann, Bauernkr. Rotenb. ;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Kohler, a. a. O. ;
Eschenloher. Medicus ;
Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz.
1989, 303
.
Vgl. ferner s. v. , .
6.
›Gesetzestafel‹; in den Belegen bezogen auf die zwei steinernen Tafeln mit den 10 Geboten Gottes oder auf die zwölf römischen Gesetzestafeln; anschließbar an 5.
Syntagmen:
die andere / erste / steinerne t
.;
die t. von den zehn geboten
;
aus kraft der zwölf tafeln
.

Belegblock:

Stambaugh, Milichius. Zaubert.
18, 21
(
Frankf./M.
1563
):
Denn neben dem mißbrauch der Creaturen / wird mit etlichen zaubergeschlechten auch der Nam Gottes mißbraucht / mit etlichen aber wird der Nechste beschedigt / kan derhalben inn die erste und ander Taffel gezelt werden.
Luther, WA (
1544
):
Denn wo der [Glaube] nicht ist, da mus wol folgen andere suͤnde mit hauffen, das man Gott verachtet und hasset, und also wider die gantze erste Tafel vol ungehorsams ist.
Anderson u. a., Flugschrr.
18, 3, 9
([
Straßb.
]
1523
):
der Bapst moͤg über die siben gebott der anderen tafel dispensieren.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1544
/
45
):
dise zwelf taffelen wurden hernach den neuen burgermaistern zugestöllt, daß sie dem römischen volck recht daraus sprechen sollten.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
Die ander vnderschid zwischen tawf vnnd puoes ist zemercken bey zwayerlay tafeln des allten gesetz.
Pfefferl, Weigel. Ges.
12, 16
;
Schönbach, Adt. Pred. ;
Morrall, Mandev. Reiseb.
43, 9
;
Vgl. ferner s. v.
1
 3.
7.
›(meist schwarze) Anschlagtafel, Aushängeschild, Hinweisschild‹; anschließbar an 5.
Bedeutungsverwandte:
.
Syntagmen:
die grosse / schwarze t
.;
die t. auf dem rathaus
.

Belegblock:

Rennefahrt, Wirtsch. Bern
599, 24
(
halem.
,
1778
):
soll er als ein unordentlicher an die schwarze tafel geschrieben werden.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1593
):
Alß erstlichen will, verordne und setze ich das kain burger nit welicher nicht gewehnliche zaiger oder tafel fier oder herauß hanget.
Schorer, Sprachposaun
5, 9
(o. O.
1648
):
Wie schaͤndlich / wie heßlich die edle vnd fast Engel⸗Sprach mit außlaͤndischen vnd frembden Woͤrtern besudelt [...] werde [...] ist offenbahr / vnd wird jr leider / leider / mit taͤglichem Gips an die grosse Taffel fuͤr jedermans Augen gemahlet.
8.
›Übersicht, Verzeichnis, Register, Tabelle‹, anschließbar an 5.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .
Syntagmen:
eine t. machen
;
in eine t. schreiben, etw. in tafeln traktieren, etw. aus der t. ziehen
;
die gemeine / grosse / vorgehende t
.;
die t. des registers
.

Belegblock:

Ziesemer, Marienb. Ämterb.
3, 33
(
preuß.
,
1375
):
item an czinse us dem grosen werder czum ersten in der grosen taufel 4343 m.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
Diese materi ist [...] niehmahln in einigen Tabeln tractiret worden.
Damit mir aber auch auff diselbe Zeit der arcus culminis æqvatorei in tempus versus (im meridian der Tabelln) kund werde; zieh ich auß der Tabel am 13 blat / mit dem Sonnen⸗grad [...] aus 3 st. 49′. 53″.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Dis sint [...] bredien des erlúhteten begnodeten lerers bruͦder Iohans Tauwelers [...], mit einre vorgonden tofeln in der die meinunge und der sin einer iegelichen bredien kúrtzlich alle vor genennet sint.
Menge, Laufenb. Reg.
591
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Lase dir sin ze suͦchende gach | In der tauel nach hie by | Wa die guldin zale sy.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst. Vorr.
122
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Wilt aber du nu wissen wie uil matery in dem puͦch beschriben sein [...], so merkche daz ich ein gemaine tauel czu den vir taylen gancz gemacht hab.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
257, 7
;
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. ;
M. Cunitia. a. a. O. ;
Rieder, Gottesfr. ;
Baptist-Hlawatsch, a. a. O. Vorr.
148
;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 402
;
Vgl. ferner s. v. ,  20.
9.
›Gemälde auf einer Holztafel, Tafelbild‹; in einer Kirche: ›Altarbild, Heiligenbild; geschnitzte und bemalte Relieftafel‹.
Bedeutungsverwandte:
 2,  1, , .
Syntagmen:
die t. ansehen / bringen / machen / malen / verbrennen / zerhacken / zerschlagen, die t. jm. weihen
;
die gemalte / hölzerne / (un)gefaste / kleine / schöne t
.;
die t. auf dem altar, aus / in der kirche, mit heiligtum, von holz
.

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1400
):
dy tofel mit olfarwe gemalt.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
373, 15
(
preuß.
,
1442
):
1 toffell von holcze, dorinne gemolt eyn creucze.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1468
):
so kost mich die tafel auf unsers hern leichnams altar zweihundert gulden.
Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
485, 39
(
nobd.
,
1527
):
Ein bloes teffelin mit berlin bildein.
Loose, Tuchers Haushaltb. (
nürnb.
,
1516
):
ein gemalte tafel mit 2 flugeln pro 6 ℔.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
um 1536
):
Und zoch meister Jacob der hencker vor innen allen, und zerschluͦgent im munster alle bylder und altar und daffelen.
Jörg, Salat. Reformationschr.
239, 7
(
halem.
,
1534
/
5
):
und verbrantend nebend dem kilchof / jn eim kalchofen zwo gefasstt / und ein ungfasstte taflen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
E. 15. Jh.
/
A. 16. Jh.
):
item in malet ain maler, der hieß maister Mang, der hett auch gemalt die taffel auff sant Uͦlrichs altar darvor.
Müller, Welthandelsbr.
290, 22
(
schwäb.
,
1514
/
5
):
all ding, das man dahin bringt für die kirchen, als kertzen, tafel oder pildwerck zalt nit mer dann zisa, und ist der disma frei.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Da sagt man, das die kirchen nicht prinnen hat wellen und hyetten doch dy Turckhn offt anzundt; sunder taffel und pildt hyetten sy all zerhackt.
Struck, Klöster
670, 25
;
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
70, 24
;
132, 6
;
Lemmer, Brant. Narrensch.
48, 42
;
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
1080
;
Jörg, a. a. O.
243, 21
;
Fischer, Eunuchus d. Terenz ;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
114, 7
.
Vgl. ferner s. v.  5,  13, .
10.
›mit Schnitzarbeiten und Malereien versehener flacher Reliquienkasten oder kleiner tragbarer Altar‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  2,  4,  2.

Belegblock:

Thielen, Gr. Zinsb. Dt. Ord.
107, 28
(
preuß.
,
1437
/
8
):
item ouch ist do andir heiligthum yn der toffel und in der lade vormacht.
Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
126, 18
(
nobd.
,
1457
):
ein tafeln von gemelde und schnytzwerk.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. .
11.
›Spielbrett‹.
Syntagmen:
auf der t. schiessen
.

Belegblock:

Bächtold, N. Manuel., Zugabe H.R. Manuel
340, 2, 62
(
Zürich
1548
):
Und schiessend lieber auf der tablen | Mit würfel, karten und brettspiel, | Dann dass ir sunst studierend vil.
Bastian u. a., Regensb. UB
466, 14
(
oobd.
,
1378
):
Und spilen mit der quarten verpietent mein herren [...] auzgenommen schiezzen auf der tafel, pozzen oder scheiben mit den chugeln.
12.
ein Flächenmaß (300 Tafeln = 1 Morgen).

Belegblock:

Schmitt, Fachprosa
23, 5
(
omd.
,
A. 15. Jh.
):
Alzo ab do were eyn vireckecht gleychwinkelyck geuilde, des yclyche want eynen vus hette, das hysset eyn geviret vus, vnde ouch ab is nu geviret were, behaldende uf alee vier wende eyne messerute vndir vier rechten winkelen, daz hysset eyne tofil, vnde dornoch zo heysset man etlych geuilde, bekant vnde offenbar der gemeyne, morgen, etlyche huben. Der morgen noch des Prusenschin lande behaldende yst 300 tafilen.