1
maul,
das
;
-s/-er
+ Uml.
1.
›Mund, Maul als physischer Körperbereich des Menschen (vereinzelt auch des als Mensch gedachten Teufels sowie größerer Tiere)‹; teils (jeweils schwach belegt) tropisch: ›jm. zugeworfener Kuß‹; ›Ausgußrinne einer Schale‹; s. u. auch
mäullein
b); bei
Wiessner
(s. u.) mit Bezug auf
mutze, futze
.
Phraseme:
das maul
(Akk.obj.)
henken
;
jm. ein mäullein darwerfen
›einen Kuß zuwerfen‹;
schaum vor dem maul haben
;
das wasser geht jm. ins maul, zum maul
;
ehe j. das maul gewischt, [...]
›schneller als sich j. umsieht, [...]‹.
Bedeutungsverwandte:
(
der
1; vgl.  3.
Syntagmen:
das m. aufsperren, ein grosses m. haben
;
jm. das maul verbrant (sein)
;
jn. in das m. schlagen, jm. in das m. scheissen, etw. (fleisch) mit dem m. erblähen, von einem m. rauch / stank gehen, die mucken zu dem m. auskriechen
.
Wortbildungen:
maulbändlein
›Maulkorb des Hundes‹ (a. 1572),
maulecht
1 ›das Maul hängen lassend, mürrisch‹ (um 1380); 2 ›maulartig‹ (von einer Pflanzenwurzel gesagt; a. 1521),
maulkluppe
›Gebiß (für Pferde)‹ (Gw zu  1),
mäullein
1 ›Kuß‹; 2 ›an den Enden gekrümmter, in einen anderen eingreifender Dachziegel‹,
maulschlappe
,
maulschmitze
(Gw zu mhd.
smitze
›Streich‹; ),
maulstos
›Maulschelle‹,
maultrumbe(l)
(zum Gw s. ) ›Maultrommel, Brummeisen‹ (zur Sache: ; ),
maulvol
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Os. Mund maul.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. vngerat. Sohn (
Wolfenb.
1594
):
als wenn das Junge Herrlein die schwere Kranckheit gehabt, Dann er hat ja schaum vor dem Maul.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
395, 4118
(
Magdeb.
1608
):
Wie auch der Wilde Mann befand / | Das jhm Maul vnd Nasen verbrant.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Wem das Wasser ans Maul gehet / der muß schwimmen.
Klett, J. v. Soest
5, 1919
(Hs. ˹
wmd.
,
1470
/
80
˺):
und slog mich frylich omb das mul. | [...]. | der multoess glich ich ny ontfyng.
Fastnachtsp. (
nürnb.
,
v. 1494
):
[die mucken] Kruchen unter die augen mein, | Zu dem maul auß, zu der nasen ein.
Lexer, Tucher. Baumeisterb. (
nürnb.
,
1464
/
75
):
fur ein tausent kerb und meullein viertzehen pfunt alt, auch für ein kellzigel siben pfenning.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1506
):
so schaiß auch ein Puck seim kneht in sein maul, der lag auf der wisen, slief.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
[Der arm] beruset gschwind an den pfannen | Kolschwartz sein gantzes angesicht, | Auff daß man in möcht kennen nicht, | Und kewet kolen ein maul-vol.
Fuchs, Murner. Geuchmat
914
(
Basel
1519
):
Ee das eyn man das maul gewischt, | So ist jm genetzt / vnd ouch geschoret; | Für lieb macht sy [wyb] jm esels oren.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
[es, flaisch] ist nur mit dem mul erblægt, | Als ob der ostnar darin hab gewægt.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 279, 22
(
Hagenau
1534
):
Sihe wie hencket er das maul / ich will yhm den zornbratten abschneiden.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
maulklup. Postomis.
Wiessner, Wittenw. Ring
1579
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Also schluog sei [Mätzel] aber dar [auf die mutzen, futzen
, V. 1567; 1572]
| Bis daz ıͤr das maul geswar.
Ebd.
6413
:
Sei wil ein man: | Sei hat ein maul und har dar an.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
318, 15
(
Genf
1636
):
maultromp / F. vne trompe, Tuba.
Morrall, Mandev. Reiseb.
160, 16
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
von sinem
[des Teufels]
mul gät groß röch und stanck.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Damit warf es [tirnlin] im [münch] s’mule dar.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Wer gegen einem backofen blasen will / der muß ein groß maul haben.
Chron. baier. Städte. Regensb. (
noobd.
,
1541
):
nun sohin euangelion hab dir dy maulschnizn.
Starzer, Qu. Wien (
moobd.
,
1624
):
maultrumbel werden nach dem samb angesagt und ist ainer per 40 fl. taxiert.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
768
(
oobd.
,
1607
/
11
):
von getribner indianischer arbeit schalein, mit meülern oder laffen.
Dedekind/Scheidt. Grob.
99, 30
;
Ukena, Luz. Sp.
2333
;
Stolz, Zollwesen
119, 18
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Öst. Wb.
2, 187
.
Vgl. ferner s. v.  1.
2.
maul
mit Adjektivattribut steht pars pro toto für eine Person, die mehr oder weniger vollständig durch das Attribut oder den Kontext charakterisiert wird, z. B.
wüstes maul
›Rüpel, Wüstling‹;
böses maul
›Schandmaul‹.
Bedeutungsverwandte:
.
Syntagmen:
ein m. jn. fragen
(+ Fragesatz);
der mäuler
(hier: ›Kinder‹)
zu viel werden
;
das böse
(mehrfach)
/ falsche / giftige / unnütze / wüste m
.

Belegblock:

Luther, WA (
1531
):
An den Galgen mit dem Maul, das Gott fraget: worumb hast du das gethan?
Da heist einer ein bös teuffelisch maul, das die gebrechen der leuthe so jemmerlich kan auffmutzen.
Oorschot, Spee/Seifert. Proc.
459, 16
(
Bremen
1647
):
niemand dorff es wegen der bosen Maͤuler wagen / daß er etwas davon an den tag gebe.
Opitz. Poeterey
39, 28
(
Breslau
1624
):
Ein guet gewissen fragt nach boͤsen maͤulern nicht.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 177, 15
([
Augsb.
]
1548
):
Sey unverworren mit dem / der haimligkait offenbart / [...] / und mit dem falschen maul.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
143, 3
(
Nürnb.
1548
):
das sie [Eheleute] bedunckt / es woͤllen der meuler jmmer zu vil werden.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Durch die ganzen nacht wachen, | Das ir
[der
huore
]
hutt und har möcht krachen, | Dik bi ainem wüsten mul.
3.
›Mund, Maul (als körperlicher Bereich der Nahrungsaufnahme)‹, teils mit abwertender Nuance.
Phraseme:
das maul an den wasserkrug zwingen
›den Gürtel enger schnallen‹;
jm. fliegt ein gebratenes hun ins maul
;
jm. stinkt das maul nach etw
. (z. B.
nach Ägypten, nach goldgulden
).
Syntagmen:
ein m. haben, das m. auftun / zutun, jm. das m. füllen, jm. m. und arsch stinken lassen
(vom
bier trinken
gesagt),
das m. offen vergessen
›zu schließen vergessen‹;
das m
. (Subj.)
bluten
(vom
verschlucken
›hastig essen‹);
dem m. auswarten, zu essen geben
;
das essen aus dem m. nemen, gras im m. haben, jm. etw. in das m. stossen
›jm. etw. gewaltsam eingießen‹;
das weite m
.
Wortbildungen
mauleisen
›Biß im Maul des Pferdes‹ (dazu bdv.:  2),
maulfülle
›Nahrung‹,
maultrunk
›Schluck‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1525
):
harre, bis dyr eyn gebraten hun yns maul fleugt.
Ebd. (
1530
):
und stuncke jnen [Volck] das maul wider nach Egypten.
Lichtenstein, Lindener. Katzip. (o. O.
1558
):
Dem münnich stanck das mawl nach den goldgulden.
Perez, Dietzin
1, 129, 12
(
Frankf.
1626
):
Sie war so barmhertzig / daß sie auch das essen auß jhrem Maul herauß nam vnd dem jenigen gab / den sie zuvor nie gesehen.
Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
391, 3847
(
Zwickau
um 1540
):
so ist es [essen] als verzuck verschluckt gar risch / | Ob wol eins theils das maul drob blutet sehr.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1510
):
saures pier trincken, | Daz macht eim maul vnd arsch stincken.
Sachs (
Nürnb.
1550
):
Wenn ich kleider und maulfüll hab, | So laß ich mich benügen dron.
Ebd. (
1554
):
[du] Kanst wol außwarten deinem maul, | Ist an deim grossen arsch wol schein.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 134, 14
(
Hagenau
1534
):
Ich hab ein maul dem gib ich zu essen / das muß reden was ich wil.
Golius (
Straßb.
1579
):
Postomis, mauleisen, kinnreff.
Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
1668
):
dardurch nit allein die haushaltung geschmälert und hernach an dem leeren bain genaget und das maul [...] an den wasserkruog gezwungen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Weyt Maul / Ein grosse wafflen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
es wurden hernach etliche kind [...] gefuͦnden, die [...] zuͦ hunger gestorben, die gras in iren meulin hetten.
Klein, Oswald
117, 21
(
oobd.
,
n. 1438
):
der dritte frässig als ain gaul, | das im niemand durch speise weder frisch noch faul | sein weites maul die zeit nicht mag erfüllen.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1638
):
Wiert inen nichts anderst geben als ain maul-trunck.
Lemmer, Schernb. Frau Jutte
1428
;
Peil, Rollenhagen. Froschm.
572, 2074
;
Wyss, Luz. Ostersp.
9200
.
Vgl. ferner s. v. .
4.
›Maul, Schlund, Rachen gefährlicher, freßgieriger Tiere‹; als Ütr. hier anschließbar: ›Rachen (der
helle
)‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1
 2, (
der
),  3,  1, ,  2, , , ,  1, .
Syntagmen:
das / ein m. haben
(vom
fuchs
)
/ auftun
(von der
helle
)
/ aufsperren
(vom
crokodil
)
/ vol haben wollen
(von einem
köter
);
der larven etw. aus dem m. faren, das pferd etw. (laub) durch das m. streichen, der heuschrecken etw. ins m. werfen, dem pferd etw. ins m. giessen, mit drei mäulern alles verzeren
(vom
cerber
);
das m. des wurmes
;
das m. von einem wundertier
;
das offene / stinkende m.
;
der ring im m. (des lewenkopfes)
.

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
408, 4611
(
Magdeb.
1608
):
Der [Cerber] mit drey Meulern alles verzehr.
Koller, Ref. Siegmunds (
um 1448
/
52
):
darumb so hat die helle sich uffgesperret und ir mule uffgedan.
Franck, Klagbr.
223, 42
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
wer disen hewschrecken
[ütr.]
disen zynß versagt / vnd nit etwas ins maul wirfft / vber den heiligen sie ein krieg.
Knape, Messerschmidt. Bris.
35, 89
(
Frankf./M.
1559
):
[der Crocodill] leint sich auff / vnd sperret das maul von einander.
Gille u. a., M. Beheim
279, 62
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
darynn sah ich die maden wulen | und sust manches unrainen wurmes maul.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
etleich sprechent, daz der fuhs ain stinkend maul hab.
Deinhardt, Ross Artzney
219
(
oobd.
,
1598
):
Erkhlopffs wol, geuß dem pferdt in das maul vnnd leg im ain strückh an die brust
[Rezept gegen
die khelsucht
].
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
2139
(
oobd.
,
1607
/
11
):
Ein hoch uhrwerckh [...], geht mit kugeln, die einer larven auß dem maul farn.
Qu. Brassó
5, 380, 3
(
siebenb.
,
1601
):
verrät Sekel Moises [...] den Sigmundum [...] und führt ihn dem Teutschen ins Maul.
Bauer, Geiler. Pred.
82, 19
;
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
90
;
1596
;
1957
.
Vgl. ferner s. v. .
5.
›Mund, Maul als körperlicher Ort sprachlichen Handelns‹; in fließendem Übergang dazu oft metonymisch: ›Maul, Mundwerk; Zunge; Rede, Worte; Geredetes‹; häufiges Vorkommen in Phrasemen; insgesamt eher pejorativer als neutraler Gebrauch.
Phraseme:
das maul halten
;
das maul krümmen
›murren‹;
das maul rümpfen
(als Zeichen der Verhöhnung);
das maul in den himmel stossen
›Gottes Regiment kritisieren‹;
das maul waschen und darvon gehen
›sich stellen, als wenn nichts gewesen wäre‹;
das maul hoch aufwerfen
;
das maul grob übergehen lassen
;
das maul mit der sünde der anderen spülen
›sich mit Verweis auf die Sünde anderer reinwaschen‹;
jm. das / ein maul machen
a) ›jm. leere Versprechungen machen‹; b) ›jn. zum Narren halten‹;
jm. das maul aufbrechen / aufsperren
›jn. zum Reden bringen‹;
jm. das maul schmieren
›jm. etw. vorgaukeln und nicht halten‹;
jm. das maul zubinden
›jn. zum Schweigen bringen‹;
jm. das maul zuhalten
›jn. am Reden hindern‹;
(das) maul (und oren) aufsperren
›staunend zuhören‹;
jm. das maul bieten
›jm. die Stirn bieten (verbal)‹;
jm. das maul (ver)stopfen
›jn. zum Schweigen bringen‹ (auch z. B. durch Bestechung);
jm. geht das maul auf wie einer wasserstelten der arsch
;
das Euch das maul ersauern müsse
(ein Fluch);
jn. aufs maul schlagen
›zum Schweigen bringen‹;
die hand aufs maul legen
›seine Zunge bezähmen‹;
für dem maul keine spinweben wachsen lassen
;
kein blat für das maul nemen / schlinden
;
warm und kalt aus einem maul blasen
›es allen recht machen‹;
das schwert im maul füren
;
(keine) zäne im maul haben
›etw. (nichts) mehr sagen können‹;
blasen und mel im maul haben
›reden ohne herauszulassen, was einem auf der Seele liegt‹;
etw
. (z. B.
den geist
)
im maul umtragen
›fortwährend im Munde führen‹;
etw. verquer ins maul nemen
;
sich selbs ins maul liegen
›sich selber belügen‹;
jm
. (z. B.
got
)
ins maul greifen
›jm. in die Rede fallen, sie verkehren; jn. eines Besseren belehren‹;
jm. ins maul hofieren
;
jm. die worte ins maul legen
;
jm. einen bauerndrek ins maul schlagen
;
jm. komt etw. ins maul
›jm. fällt etw. gerade ein‹;
jm. über das maul faren
›jn. scharf zurecht weisen‹;
jn. über das maul schlagen
›jn. zum Schweigen bringen‹;
jm. etw. unter das maul rücken
›vorhalten‹.
Syntagmen
(generell mit hoher Tendenz zur Phrasematsierung):
das m. auftun
›öffnen‹
/ zutun, ein böses m. haben
;
der mäuler offen
(auf das Gen.obj. bezogenes präd. Attr.)
vergessen
›nichts sagen‹,
des mauls fertig sein
;
achtung auf das m. haben, aus js. m. etw. erfaren, jn. aus seinem m. überweisen
›jn. bei seinen Worten packen und widerlegen‹;
die faust dem m. nicht gleich sein
›die Tat dem Wort nicht entsprechen‹,
jm. ins m. sehen
›auf js. Worte achten‹;
mit dem m. parlen / plaudern, etw
. (Akk.obj.)
mit dem m. ausfechten, etw
. (Subj., z. B.
die ehe
)
im m. geschehen
;
das böse / grosse / schandbare m
.
Wortbildungen:
maulbanden
›ausbeuten, unterdrücken‹,
maulbändig
›jn. zum Schweigen bringend‹,
maulberen
(V.) ›aufgeblasen schwätzen‹ (Gw zu
2
 1),
maulberer
›Maulheld, Schwätzer‹,
maulboren
(Gw am ehesten zu
2
›erheben‹; möglicherweise ist ein Subst.
-bor
›Trotz‹ anzusetzen, vgl. dazu ),
maulgeplärre
,
maulgeschnatter
,
maulklapperer
›Schwätzer‹,
maulklappern
,
maulplappern
,
maulseifern
(Gw zu mhd.
sîfen
›tröpfeln‹; ),
maultaffer
(Gw zu halem.
Täfer
II ›kräftige Leute‹; ) ›Maulheld, Prahler‹.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Adulator [...] wortschleiffer [...] zungenträscher [...] jaherr maulberer hollwanger zungentrager kautzenstreicher [...]. ¶ hypocrit heuchler gleißner.
Enders, Eberlin ([
Wittenb.
]
1525
):
der pfaff blodert vnd maulsayfert darob
[über dem
grab
].
Luther, WA (
1521
):
das, wer es horet, gar nichts an solche werck denckt, szondern [...] an die procession und kirchgang, und das grossist, an das maulpleppern und pater noster steyn zelen.
das heyst denn gott ynn das maul greyffen und yhm eynen stroern bart flechten.
Ebd. (
1544
):
solcher brauchet der Teuffel dazu, wenn er den Leuten das maul schmiret.
Ebd. (
1528
):
Aber gleichwol gefellet yhm das maulklappern wol.
wie Paulus spricht, gerustet vnnd geschickt zuleren, zutrosten vnnd den widersachern das maul zustopfen.
es sey ein werck, damit man dem volck das maul auffsperre.
Dem Bapst kan ich nicht gleuben, denn er heisst sich selbs ynn sein maul liegen.
Du must mir hie nicht die schultern zihen vnd das maul rumpfen vnd geg sagen.
wie wir hie ynn dem Euangelion sehen, das die Phariseer den Jungern bald ubers maul fahren.
Da leret mich die Natur, daß ich ihn auffs Maul schlage.
[D. Doctor] hat uns die worth yns maul geleget.
Ebd.
290, 3
:
Jch werde druͤber ubers maul geschlagen, getodt, gebrennet.
Ebd. (
1532
):
So sol man Christo jns maul greiffen, sein wort meistern und daraus machen was uns gefellet.
Das sind leichtfertige, unbestendige geister, die nur den predigern jnns maul sehen.
wenn sie es ein mal odder zwey gehoret haben, so [...] werdens bald uberdrus, sperren oren und maul auff, wo ein ander kompt, der was newes bringet.
Ebd. (
1530
):
mit dem herrn Christo, den höre, dem sihe ins maul, las den bothen zu dir gesant sein.
Ebd. (
1531
):
wie sie [Juͤnger] die koͤpff gehenget und die Meuler daruͤber gekruͤmmet haben, so hat er doch jnen ins Hertze gesehen.
so gingstu hinauff in Judeam, do auch leuthe sein, die Zehne im maul haben und etwas wissen und verstehen.
er hat gespuͤrt und gemerckt, das due Juͤden sich wider jn setzen und jm das maul bieten duͤrfften.
Aber sie werffen dargegen das maul noch auff und spotten unser in die nasen darzu.
Ebd. (
1532
):
Wollen also den Baum auff beiden achseln tragen und zu gleich warm und kalt aus einem maul blasen.
Ebd. (
1531
):
Sie [scharhansen] regieren und maulperen den haußherrn.
Ebd. (
um 1535
):
Es ist ym yns maül komen.
Thiele, Luthers Sprichw. S.  (
omd.
,
um 1535
):
sie fassen hin und her der andern Sunde auf, dasz sie jhr Maul damit spülen.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. vngerat. Sohn (
Wolfenb.
1594
):
Als ich dich in meinem hohen Alter vorbescheiden, [...] Hastu solchs alles verquer ins maul genommen.
Oorschot, Spee/Seifert. Proc.
492, 15
(
Bremen
1647
):
Jch hab sie [Richter] dessen nun vorhin Dub. 39. genug auß jhrem Maul uͤberweiset.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Sein [bub] gifftigs maulgeschnatter, | Jst in der warheit glatter, | Denn linde milch.
Daß sie dein [Herr] heuser ihrer art | Mit ihrem maulgepler erfuͤllen.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
Schwabach
1524
):
Man sölt dir einen paurentreck ins maul schlagen.
Franz u. a., Qu. hess. Ref. Bd.
2, 319, 10
(
hess.
,
1539
):
Wulten meine herrn mir das maul hie gar zubinden.
Spanier, Murner. Schelmenz.
28
, Ü. (
Frankf.
1512
):
Das maul in hymmel stassen.
Perez, Dietzin
1, 204, 12
(
Frankf.
1626
):
tratt ein anderer hervor / welchen ich zuvor das Maul nie hatte sehen auffthun oder im geringsten reden hoͤren.
Ebd.
205, 6
:
da hatte ich keine Zaͤne mehr im Maul / vnd auff solche weiß hat er mich geschweigt.
Ebd.
19
:
in dem jhr [...] mich also mit mehr Maͤulern / als ein armer Bettler etwan Loͤcher an seinen kraͤtzigen Schenckeln haben kan / außlachet.
Bergmann, Ambr. Liederb. (
Frankf.
1582
):
die [weib] allzeit halten widerpart, | zu aller fart, jren mannen maulpändig hart.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
290a, 19
(
Frankf./M.
1649
):
dann sie
[Gefolterte]
haben sich bezaubert / der Teuffel helt ihne daß Maul zu / fart jhr nur fort.
Harms u. a., Alberus. Fabeln
77, 13
(
Frankf./M.
1550
):
welcher hat ein schampffer maul / | Vnd fehrt daher mit stoltzem pracht.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Wenn jr mir etwas bfehlen thet, | Wolt ich keins schweigens mich anmassen, | Fuͤrm Maul kein Spinnweb wachssen lassen.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
181r, 50
(
Leipzig
1588
):
die sechste Regel heist / Auff das Maul achtung haben.
Böhme, Morg.R.
156, 28
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
darumb haben die 7. Geister Gottes den Creaturen ein Maul geschaffen / das wan sie reden oder schallen wollen / nicht erst duͤrffen zureissen.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1488
):
daß sie [leser, herren] sollent das verschmecht geschlecht dieser maulklapperer weit von in thun.
Sachs (
Nürnb.
1523
):
wie hart sie [bischoff ...] das volck maul-banden | Mit den zehenden auff den landen.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Sonder will jnen das Maul machn, | Daß jr mein all darob solt lachn.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 38, 11
(
Hagenau
1534
):
Der wischet das maul / und gehet darvon. Das ist / Er thut es / und laugnet es / stellet sich als hab ers nicht gethon.
Ebd.
337, 2
:
darumb meynen ettliche / dieweil sie [weiber] das schwerdt inn dem maul fuͤren / muͤsse man die weiber auff die scheiden / das ist / aufs maul klopffen.
Ebd.
18
:
sie schilt / flucht / und vichtet es alles mit dem maul auß.
Ebd.
338, 18
:
Wenn nun eyn weib fichtet / so hatt sie keyn schwert denn eyn boͤses maul.
Ebd.
2, 39, 3
([
Augsb.
]
1548
):
Ain Narr / wenn er schwige / wurde auch weyse gerechent / [...] / wenn er das Maul hielte.
Ebd.
71, 8
:
Blasen / und Meel im maul haben.
Ebd.
141, 19
:
Ehre und haußzucht / durch aine die der Ehren frumb ist / Aber des Mauls fertig.
Ebd.
26
:
Hastu genarret unnd zuͦ hohe gefaren / [...] / so lege die hand auffs Maul.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
lag er [Schwetzer] also da zuͦ klappern [...], und gieng im das Mul uff und zuͦ wie einer Wasserstelten der Arsch.
Kohler, Ickelsamer. Gram. (wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
ainer der ain starcke stym̄ hatt, das maul auffthut vnd waidelich schreyet.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
Was guͦt alt eidgnossisch, wenn die fust dem mul glich waͤre gsin.
Goldammer, Paracelsus
2, 285, 6
(
1530
/
5
):
Welches ist ein ehe? das mit frucht beschicht oder das im maul geschicht?
Ebd.
12
:
dás ist göttlichs zamengeben: zwei einander selbst nemben im fleisch, nit im maul.
Ebd.
5, 204, 20
(
1530
):
das seindt die maultaffern, die unserm herrn und got sein reich abklappern wollen.
Ebd.
6, 45, 27
(
1530
):
die ihn [geist] im maul umbtragen, [...], und in irem herzen ist er nie da gewesen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Sy hattend der Meüleren offen vergaͤssen / oder redtend nit ein wort.
Ukena, Luz. Sp.
742
(
halem.
,
1575
):
Was ists / schland fürs mul kein blatt | Eröffnent was er gseit hatt.
Ebd.
764
:
Doch bricht er mirs mul vff drum / | Sol er wüssen das [...].
Henisch (
Augsb.
1616
):
Auß meinem maul soll es niemand erfahren.
Wer jhm in dem bart last umbgrasen / dem hoffieret man entlich gar auffs maul.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
wie [...] auch Christus unser herr den gelerten [...] fürwirft und under das maul rukt.
Ebd. (
moobd.
,
1522
/
33
):
[si] teten etlich meut und zöll ab, damit si dem gemainen man ain maul machten, das er auf ir seiten wär.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
set hin, ıͤr roczigen paurn, | das euch das maul muͤß ersaurn!
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
, Hs.
17.
/
18. Jh.
):
nach dem oftmallenß loßzunichter, fitschlfätschlhändel, als maulporn, märlreden und dergleichen, hin und wider getragen werden, [...], so solle gewißlichen dißeß urtl gefelt sein: [...].
Qu. Brassó
5, 532, 32
(
siebenb.
,
1615
):
Dito liess der Herr Lucas Greysler das Maul zu grob ubergehen, und hätt der Herr Richter ihm billig einen Deckel sollen drauf legen.
Ebd.
567, 5
(
1616
):
Ward dem Angialosy Janos, [...], von Fürstlich Gnaden das Maul mit einer gelben Koftan und dann auch mit 5 Ellen Granat [...] also verstopfet, dass [...].
Vgl. ferner s. v. .