giel,
der
;
zu
mhd.
giel
›Rachen‹
().
– Älteres und mittleres Frnhd.
1.
›Rachen, Schlund, Maul (des Menschen und größerer Tiere so wie als Person gedachter Wesen)‹; mit Verschiebung auch: ›Genick‹ sowie ›Hals‹.
Gehäuft Verstexte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ; vgl.
1
 2, , , , .
Syntagmen:
den g. auftun / brechen / zerreissen
›aufsperren‹,
den g. (des walfisches) erschlahen
;
der g. (des drachen) jn
. (z. B.
die ketzer
)
verschlinden, der g. (des wolfes) arger gier sein
;
sich an den g. schlagen, auf den g. fallen, die zäne aus dem g. wachsen, durch seinen g. etw. tun, jn. in seinen / den g. ziehen / werfen, etw. in den g. schlicken / schlinden, dem tod in den g. fallen, j. mit einem stein in den g. geworfen werden
;
der g. des gaumen / drachen / wolfes / teufels, der vögel
;
der böse / grosse / hungerige / starke / ungeheure g
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Der [Lucifer] sich Gote gliche starc | Dort wolde machen und viel | Dem tode in sinen giel.
Gerhard, Hist. alde e
1736
(
omd.
,
um 1340
):
Daz er van dem sezel vil | Und brach den hals und sinen gil.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
[di lute] irslaen in dem sande | Den walvisch und sinen gyl.
Stackmann u. a., Frauenlob
9, 13, 12
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
der wolf tut alzu grozen schaden, | sin giel ist arger gir.
Gille u. a., M. Beheim
188, 110
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
das sy gotz mund, sein trank und mass | abprechen und enterben | Und legen es dem teufel als | in seinen posen giel und hals.
Ebd.
267, 46
:
wann mich ir [dirne] mundlin an tut lachen. | wol spannenweit zerreisset sy den gil.
Voc. Teut.-Lat.
l jr
(
Nürnb.
1482
):
Gyl oder indruck des gumen.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
um 1480
):
Die in der helle suden | Dort pey des teufels rüden, | Do sie verschlint des trachen gil.
Holtzmann, Gr. Wolfdietrich (Hs.
A. 15. Jh.
):
Sie [wurminne] hette vier starke zene also ein eberswin | gewahsen spannen lange uz dem giele hin.
Wiessner, Wittenw. Ring
318
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Ieder schluog sich an den giel | Des schimpz begond sei reuwen.
Gereke, Seifrits Alex.
5639
(
oobd.
, Hs.
1466
):
was sy [vogl] visch da erwischten, | die slikchtens in irn giell.
Reissenberger, Väterb. ;
Gille u. a., a. a. O.
114, 64
;
Wiessner, a. a. O.
557
;
9028
;
Haltaus, Liederb. Hätzlerin ;
Drescher, Hartlieb. Caes. ;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 71
.
2.
›Abgrund, Tiefe, Schlund (der Hölle, des Meeres)‹; Ütr. zu 1.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3, ,  7, ;  2.
Syntagmen:
in beiden Belegen mit gen. explicativus.

Belegblock:

Jahr, H. v. Mügeln
1589
(
omd.
, Hs.
1463
):
sam ein warer mast, | der uß des wilden meres gil | den kocken füret und den kil.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
3338
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Der erst klar engel fiel | Von hoffart in der helle giel.
Sappler, H. Kaufringer
25, 56
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
damit der schön Lucifer | von dem himlischen troun viel | in der tiefen helle giel.
3.
in weiteren schwach belegten tropischen Verwendungen.

Belegblock:

Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
der tuvel siczet | Und mit den richen spiczet | In den vinstern sine schohz | Durch sinen gyl
[hier: ›Gefräßigkeit‹],
durch sinen vrohz.
Thiele, Minner. II,
7, 456
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
Da lieff ich dummer giel
[hier: ›Tor, Narr‹]
| hinwiderheim zu huß
(hierher? oder Verwechslung mit
1
gief
?).
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Davon werdent si [würst] grosz und hell, | Voll wasser und wegend denn vil. | Ist das nit ain hübscher gil?
[hier: ›betrügerischer Gewinn‹].