giel,
1.
›Rachen, Schlund, Maul (des Menschen und größerer Tiere so wie als Person gedachter Wesen)‹; mit Verschiebung auch: ›Genick‹ sowie ›Hals‹.Gehäuft Verstexte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen:
den g. auftun / brechen / zerreissen
›aufsperren‹, den g. (des walfisches) erschlahen
; der g. (des drachen) jn
. (z. B. die ketzer
) verschlinden, der g. (des wolfes) arger gier sein
; sich an den g. schlagen, auf den g. fallen, die zäne aus dem g. wachsen, durch seinen g. etw. tun, jn. in seinen / den g. ziehen / werfen, etw. in den g. schlicken / schlinden, dem tod in den g. fallen, j. mit einem stein in den g. geworfen werden
; der g. des gaumen / drachen / wolfes / teufels, der vögel
; der böse / grosse / hungerige / starke / ungeheure g
.Belegblock:
Der [Lucifer] sich Gote gliche starc | Dort wolde machen und viel | Dem tode in sinen giel.
Daz er van dem sezel vil | Und brach den hals und sinen gil.
[di lute] irslaen in dem sande | Den walvisch und sinen gyl.
der wolf tut alzu grozen schaden, | sin giel ist arger gir.
das sy gotz mund, sein trank und mass | abprechen und enterben | Und legen es dem teufel als | in seinen posen giel und hals.
Ebd.
267, 46
: wann mich ir [dirne] mundlin an tut lachen. | wol spannenweit zerreisset sy den gil.
Gyl oder indruck des gumen.
Die in der helle suden | Dort pey des teufels rüden, | Do sie verschlint des trachen gil.
Sie [wurminne] hette vier starke zene also ein eberswin | gewahsen spannen lange uz dem giele hin.
Ieder schluog sich an den giel | Des schimpz begond sei reuwen.
was sy [vogl] visch da erwischten, | die slikchtens in irn giell.
Reissenberger, Väterb. ;
Gille u. a., a. a. O.
114, 64
; Haltaus, Liederb. Hätzlerin ;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 71
.2.
›Abgrund, Tiefe, Schlund (der Hölle, des Meeres)‹; Ütr. zu 1.Syntagmen:
in beiden Belegen mit gen. explicativus.Belegblock:
sam ein warer mast, | der uß des wilden meres gil | den kocken füret und den kil.
Der erst klar engel fiel | Von hoffart in der helle giel.
damit der schön Lucifer | von dem himlischen troun viel | in der tiefen helle giel.
3.
in weiteren schwach belegten tropischen Verwendungen.Belegblock:
der tuvel siczet | Und mit den richen spiczet | In den vinstern sine schohz | Durch sinen gyl
[hier: ›Gefräßigkeit‹],
durch sinen vrohz. Da lieff ich dummer giel
[hier: ›Tor, Narr‹]
| hinwiderheim zu huß (hierher? oder Verwechslung mit
gief1
?).