1
juch,
jeuch,
jauch,
-(e)s/-e
oder
-Ø
oder
-er
+ Uml. (
4);
auffallend große Schreibvarianz unter
4, was möglicherweise auf Einfluß vom gleichbedeutenden
schließen läßt; ausgehend von der Grundbedeutung eine Reihe ütr. Bedeutungen (
2-
3) sowie einige konkrete fachsprachliche Bedeutungen (
4-
9).
1.
›Gestell auf Hals oder Kopf der Zugtiere, das diese mit Wagen oder Pflug verbindet, Joch‹; metonymisch auch: ›Gespann‹.
Bedeutungsverwandte:
(s. v.
1).
Syntagmen:
das j. anknüpfen / auflegen / abtun / abziehen / auswetten
;
das vieh an das j. anbinden, mit j. binden / treiben, unter das j. bringen
,
vom j. abkoppeln / entledigen / tun
˺.
Wortbildungen:
›eheliche Verbindung‹ (a. 1561),
›Abgabe von einem Joch Zugvieh‹ (a. 1417),
›am Joch befestigter Riemen‹,
(a. 1594),
,
,
,
›eiserner Teil eines Zugjochs‹ (a. 1466/7),
.
Belegblock:
Quint, Eckharts Pred.
(
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
ich hân gekoufet vünf joch ochsen.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
121, 11
(
preuß.
,
1519
):
40 ochsenn mit denn jogenochsenn junck unnd alt.
Gerhard, Hist. alde e
3031
(
omd.
,
um 1340
):
Elizeum er ackern vant | Mit zwelf iochen der ochsen sin.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk.
(
osächs.
,
1343
):
und satzte en ûf sîn jochtîr.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
75, 5
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
der hunde bint man vj an eynen carren mit jochin.
Iugum Joch / das holtz darmit man 2. Vieh zusamen koppelt.
Löffler, Columella/Österreicher
(
schwäb.
,
1491
):
Die ochsenstaͤll soͤllend sin witt zechen fuͤss […] welch măß dem joch knecht dar umm zů gend raichi.
Vogel, Salb. Heiliggeistsp.
59, 18
(
moobd.
,
n. 1390
):
1 ganz, II huͤner, zway joch an joch riem.
Winter, Nöst. Weist.
(
moobd.
,
1529
):
soll mans fiech hinab treiben mit jeuchen und mit zaumen.
zway joch mit jochhelmen.
Item iiii oxen, ii wagen, iiii joch, ii amplicz.
‒
Vgl. ferner s. v.
,
,
2
,
1
16.
2.
ütr. ›Bürde, Last‹; offen zu
3.
Phraseme:
an einem joch ziehen
›denselben Unannehmlichkeiten ausgeliefert sein‹;
nicht zu gleichen jochen ziehen
›nicht zusammenarbeiten‹.
Bedeutungsverwandte:
3,
5,
1.
Syntagmen:
das j. aufheben / aufladen / auflegen / auf sich nemen / abwerfen / von sich / vom hals werfen
;
des jochs gewont sein
;
sich an ein j. fügen
,
in ein j. treten
,
von dem j. erlöst werden
,
unter das j. gehen, den hals unter das j. geben, unter dem j. sein
;
bitteres / hartes / schweres / ungerechtes, leichtes / sanftes / süsses / tugendliches j.
;
j. des dienstes / kummers / mangels / todes, der arbeit / betrübnis / eigenschaft / geizigkeit / ordnung / reue / vernunft, der sorgen
.
Wortbildungen:
›folgsam, gefügig‹.
Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
(
nrddt.
,
14. Jh.
):
Wir cristenen, die gotes joch | Tragen mit waren ruwen.
Vur der betrupnisse joch | Wart ein vreude in verlan.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
6342
(
rib.
,
1444
):
Is mir ouch eyn swær bloch | Dis licham ind eyn hart ioch.
Feudel, Evangelistar
14, 24
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
Hebit myn joch uf uch unde lernet.
Schönbach, Adt. Pred.
(
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
ein swaer joch liget ŭffe Adames kint.
Asmussen, Buch d. 7 Grade
1749
(
nobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
Deu minne machet suß gotes joch.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
130
(
Nürnb.
1517
):
wirdet die burde Christi uberleicht, das joch ubersues.
Thiele, Minner. II,
7, 366
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
gesell, der sorgen joch | ist hartt uff dich gebunden.
Schmidt, Rud. v. Biberach
174, 26
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Si zamet die vngeordenotten begirde vnd leit si vnder daz joch rechter vernunft.
Niewöhner, Teichner
208, 60
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
ander laut betwingt man doch | daz sew tretent in ein joch.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
16, 42
;
‒
Vgl. ferner s. v.
1,
8,
2.
3.
ütr. ›Macht, Kraft (der Liebe, Ehe); Unterdrückung (durch Tyrannen)‹; offen zu
2.
Phraseme:
sich das joch vom halse werfen
›sich von etw. befreien‹.
Bedeutungsverwandte:
3,
(
der
)
4;
6;
9,
(s. v.
12).
Syntagmen:
im j. sein, jn. unter ein j. bringen, unter ein j. kommen, unter einem j. stehen
;
knechtisches / leichtes / schweres j.
;
des feindes / reiches j., der minne j., der türken j.; unter js. joch
.
Belegblock:
Thiele, Minner. II,
32, 608
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
ich lichte eme der mynnen joch, | das hi alles leides vergessen moes.
Anderson u. a., Flugschrr. 15,
14, 21
([
Worms
1521
]):
das die Teütschen […] von dem joch so yne vnbillich auffgelegt erloͤst werdẽ mügñ.
Ralegh. America iiijr,
(
Frankf.
1599
):
ehe es die Hispanier auch vnter ihr Joch bringen.
Opitz. Poeterey
31, 30
(
Breslau
1624
):
das die liebe doch Vns wolte beyderseits auch fuͤgen an jhr ioch / An jhr gewuͤndtschtes Joch.
Lemmer, Brant. Narrensch.
13, 7
(
Basel
1494
):
Wer hat gehoͤrt von Circes stall / Calypso / der Syrenen joch.
Schmidt, Rud. v. Biberach
51, 17
(
whalem.
,
1345
/
60
):
daz sint ioch des herten knechlichen dienstes.
der grimmige Tyran̄ […] Vorhabens gewesen / die gantze Christenheit vnder sein Tyrannisch Joch zubringen.
4.
ein Flächenmaß: 36 Ar (so viel wie ein Joch Rinder an einem Tag umpflügen kann), ›Morgen‹; metonymisch: ›ein Stück Land von der Größe eines Jochs‹.
Vorwiegend wobd. / oobd.
Bedeutungsverwandte:
,
(
der
)
3; vgl.
.
Syntagmen:
j. ackers / feldes / holzes / landes, j. korn / reben / weingarten / weizen
.
Wortbildungen:
›Hof von der Größe eines Jochs‹ (seit 1496),
›Geldabgabe nach Joch berechnet‹ (a. 1505),
(a. 1556).
Belegblock:
x ioch weingarten mach ent ein legeln.
Boos, UB Aarau
(
halem.
,
1378
):
uff dem Harde akker […] und ab dem Juhe gelegen an dem kilchweg.
legen im siben joch veldes ungepaut.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
(
oobd.
,
1349
/
50
):
sô wirft er seinen waichen mist auz dem leib nâch im ain joch ackers lenge.
die äcker an dem Chranwinchel, ein joch pey dem wazzergraben, ayn halbs joch pey Ulreich Sneyders garten.
Winter, Nöst. Weist.
(
moobd.
,
1630
):
es were daß einer einem ein joch schnit, so soll er ein jochartgarmb nehmen.
Ebd. (
1433
, Hs.
17. Jh.
):
ist ain ieder vom hauß schuldig zu schneiden ain joich schwärs, ain joich ringes und zwen tag prennholz.
den schnittern von einem joch waiz oder korn […] 1. fl. geld.
Mell u. a., Steir. Taid.
(
m/soobd.
,
1596
, Hs.
1. H. 17. Jh.
):
ain äckerl auf der Aw so nuer ain halb jauch land sein zue gebrauchen.
Wopfner, Bauernkr. Tirol
100, 11
(
tir.
,
1525
):
sein diener oder er selber im wymmat vier wemmer […] abgesniten aŭs den iaŭch und abeg getragen.
Fuchs, Urb. Göttweig
12, 10
;
Hör, Urk. St. Veit
154, 37
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
;
Alanne, Weinbauterminologie.
1950, 209
.