morgen,
der
;-s
/auch -Ø
.1.
›Morgen, Zeitspanne des Aufgangs der Sonne, des anbrechenden Tages (in der Folge morgen, mittag, abend, nacht
)‹; vereinzelt als pars pro toto für den ganzen Tag sowie für den folgenden Morgen gebraucht; mehrfach wird der Morgen als Termin für Gerichtssitzungen und andere rechtliche Handlungen angegeben; vereinzelt auf das jenseitige Leben ütr.Phraseme:
am / zu morgens
Kontamination von am / zu morgen
und des Kasusadverbs morgens
; abend und morgen
polare Paarformel für ›den ganzen Tag‹; einen frölichen / guten morgen
(ein Gruß).Syntagmen:
etw. einen m. heissen
(ütr.); ˹den ganzen morgen schlafen, alle morgen die augen bestreichen, abend und morgen sorgfältig sein
˺ jeweils Akk. der Zeiterstreckung; des morgens aufstehen, auf sein, ein recht nemen, jn. des morgens beläuten, got des morgens loben, des morgens einen imbis für jn. bezalen, sich des morgens zu jm. halten / vergadern
; auf den m. die wunden besehen, für den andern m
. ›den folgenden Tag‹ sorgen, mit dem m. zu jm. kommen, gegen dem m. lachen, zu m. essen
(oft) / aufstehen
; der fröliche / graue / liechte m
.; am morgen, des morgens frü
.Wortbildungen:
morgenbekantnis
creaturen
in Gott‹ (d. h. ›ohne ihre Eigenheiten‹), morgendunkel
morgenfrüde
-de-
Suffix) ›Morgenfrühe‹, morgenglanz
morgenheitere
morgenimbis
morgenlich
morgenopfer
morgenregen
morgenruf
morgenruf
erfaßter Bezirk‹ (a. 1581; 1527; dazu bdv.: vgl. ), morgenschein
morgensegen
morgensrogge
morgenssemmel
morgentau
morgenwacht
morgenzeitig
Belegblock:
Kehrein, Kath. Gesangb.
2, 397, 10
(Köln
1619
): Keuscheste Tochter
[Maria],
reineste Lilg, | [...], | Ein vnbeflecktes Maͤgdlein, Ein klare Monn vnd Morgenschein. Mieder, Lehmann. Flor.
764, 1
(Lübeck
1639
): Man sol nicht zum Morgen Jmbs aufftragen was man beym Schlafftrunck eingebrockt.
Ziesemer, Proph. Cranc Hos.
6, 3
(preuß.
, M. 14. Jh.
): sin
[des
herren]
uzgang iz bereit als ein morgentunkil [
MorgenröteLuther
1545: ],
und er wirt kumen uns als ein vruer reyn und ein spate reyn der erden. Luther, WA
32, 134, 11
(1530
): das wir auch schuldig sind unsernn herrn zu preisen et loben und unser morgenopffer auch aufzurichten.
Ebd.
32, 470, 37
(1532
): Darumb sorget nicht fur den andern morgen, Denn der morgend tag wird fuͤr das seine sorgen.
Ders. Hl. Schrifft.
Jes. 5, 11
(Wittenb.
1545
): WEh denen die des morgens früe auff sind / des Sauffens sich zu vleissigen.
Quint, Eckharts Pred.
1, 320, 1
(E. 13.
/A. 14. Jh.
): swenne daz lieht der sêle überschînet die crêatûren, dar inne sie ir wesen nement, daz heizet er einen morgen.
Ebd.
2, 198, 9
: In dém tage blîbet morgen und mittag und âbent mit einander ein und envellet niht abe; aber disem tage der zît sô vellet morgen und mittac abe und volget der âbent.
Thiele, Minner. II,
30, 1
(Hs. ˹md.
/rhein.
, 1. V. 15. Jh.
˺): Ich lach in eyner morgen vroit, | da mich ombeloere der sorgen vloit.
Dat nuwe Boych
443, 24
(rib.
, 1396
): dat darna vp dat leste vp eynen vrijdach zo auent vnd des morgens die Scheffene [...] sich [...] vergaderten.
Loesch, Kölner Zunfturk.
2, 20, 16
(rib.
, 1473
): ein moirginsrogelgin, dat 31 loit weig, 29 loit ind ein moirginssemelgin, dat 17 loit weig, vort 16 loit.
Rudolph, Qu. Trier
203, 43
(mosfrk.
, 1593
/4
): hat man die morgen-imbiß auf zween oder drei tag in der wochen verkürzt.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
400a, 33
(Frankf./M.
1649
): welcher frommer Mensch fuͤrchtet sich wann er deß Morgents auffstehet / dz er desselbigen tags von den Hexen bezaubert werden solte?
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
194, 26
(thür.
, 1474
): Sobalde abir uff den morgen hat her dy wunden besehen, messin unde belegen laßin.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk.
21, 38
(osächs.
, 1343
): alliz volc hîlt sich des morgens zuͦ ime in dem tempele en zuͦ hôrene.
M. Cunitia. Ur. Prop.
177, 15
(Öls
1650
): Wie [...] die erste morgen⸗liche / und letzte abendtliche erscheinungen der *Stern* außzurechnen.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
35, 31
(nobd.
, 1488
): das man jerlich [...] das endtlich gericht pflegt zu halten und dieselbigen des nachts beschreit und des morgens zu rechter tagzeut beleudt.
Sachs
19, 108, 15
(Nürnb.
1562
): Wie die sonn mit irn liechten strangen, | Wenn sie zu morgens auff ist gangen, | Scheint an dem hohen himel klar.
Bihlmeyer, Seuse
395, 19
(alem.
, 14. Jh.
): Dis ist der vor genant lobrich gruͦz und gewer morgensegen, den ein mensch got ze lob fúr ungelúck sol sprechen.
Maaler
293v
(Zürich
1561
): Der Morgen / Erste morgenheitere. Diluculum, [...]. Am Morgen fruͤy [...]. Den gantzen Morgen schlaaffen. [...]. Ze Morgen aͤssen / Sich entnuͤchteren. [...]. Morgenglantz (der) Morgenroͤte / Morgenscheyn. Matuta. [...]. Morgenheytere (die) Anbraͤchender tag.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
35, 12
(noobd.
, 1347
/50
): der werltleich underval ist gegen dem morgen, so deu sunne aufget.
Primisser, Suchenwirt
3, 139
(oobd.
, 2. H. 14. Jh.
): Di par, di ee gefeinet | Mit morgen⸗tau geperlt lak, | Di het verchert ein truͤber tak.
Bauer, Imitatio Haller
91, 15
(tir.
, 1466
): Der fröleich morgen der macht offt traurig an dem abent.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
124, 17
; v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
81, 41
; M. Cunitia. a. a. O.
149, 16
; Bihlmeyer, a. a. O.
347, 4
; Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 412, 20
; Schade, Sat. u. Pasqu.
3, 154, 27
; Goldammer, Paracelsus
4, 242, 12
; Sappler, H. Kaufringer
14, 100
; Chron. Augsb.
7, 30, 8
; Dirr, Münchner Stadtr.
373, 8
; Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
202, 3
; Turmair
4, 124, 18
; Mylius
B 2v
; Schweiz. Id.
6, 687
.2.
›Osten (als die Richtung, von der her der Morgen graut)‹; Metonymie zu 1.Seit dem 16. Jh.
Wortbildungen:
morgengang
Belegblock:
Löscher, Erzgeb. Bergr.
219, 14
(omd.
, 1554
/1633
): Zum andern werden morgengänge genannt, welche ihr streygens in 3, 4 oder 5 haben.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
147v, 30
(Leipzig
1588
): Darauff bald widerumb ein ander Comet gefolget / [...] / hat gegen Morgen gestanden.
Rauwolf. Raiß
15, 18
([Lauingen
] 1582
): ein anderer Wind / von den orten Morgens vnnd Mittags wehend / Sirocco.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
86, 11
(m/soobd.
, 1564
/5
): was gegen morgen von diesem pigmarchen ligt.
3.
motivlich: ›Grundstücksfläche, die 1 Ochsengespann an 1 Morgen zu pflügen vermag‹; von da ausgehend unterschiedliche Flächenmaße bezeichnend (dazu Genaueres: Rwb 9, 889
mit weiterer Lit.; ferner Maag u. a., Habsb. Urbar 2, 2
, S. 305).Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Syntagmen:
x morgen absteinen / ausgeben / (auf)brechen / eren / (aus)roden
; jm. x morgen
(Subj.) verfallen, anerstorben sein, jm. auf x morgen 6 schnitter gebüren, für x. morgen
[einen Betrag] zinsen
; x morgen busch / erbschaft / holz / weinwachs, x morgen ackers / feldes / waldes / getreides / kornes
; eines morgens breit
.Wortbildungen:
morgenbet
2
, das
, 2), morgenblat
morgenmas
morgenrute
morgenzins
Belegblock:
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
2432
(preuß.
, um 1330
/40
): und irslu̇gin ir zuhant | wol zwėnzic, di man ligin vant | ku̇m eine halbin morgins breit.
Ziesemer, Marienb. Konventsb.
99, 18
(preuß.
, 1403
): das dorff dedit 36 m. und 1 fird. hubenczins und morgenczins.
Thielen, Gr. Zinsb. Dt. Ord.
83, 9
(preuß.
, 1437
/8
): Pyrlawko das dorf hat 56 huben minus 10 morgen, und der scholcze hat 4 huben und 52 thun geleich und recht minus 10 morgen.
Herborn u. a., Rechn. Jülich
98, 11
(rib.
/snfrk.
, 1398
/9
): van XL morgen puell korns, ertze ind wycken te meyen, vanden morgen IIII ½ schilling.
Chron. Köln
2, 170, 13
(rib.
, 1435
): do ervroir mench morgen busch ind mench hundert morgen wingartz.
Brinkmann, Bad. Weist.
207, 15
(rhfrk.
, 1603
): Und ist dieses walds das Jungholz genant am meß, da 170 creuzruten vor ein waldmorgen gerechnet und die meßruten 16 werkschuch hat, zusamen 236 morgen ½ virtel.
Kollnig, Weist. Schriesh.
282, 45
(rhfrk.
, 1655
): Selbige [beth] würdt [...] ordentlich nach der morgenmaß [...].
Schmitt, Fachprosa
23, 6
(omd.
, A. 15. Jh.
): heysset man etlych geuilde, bekant vnde offenbar der gemeyne, morgen, etlyche huben. Der morgen noch des Prusenschin lande behaldende yst 300 tafilen.
Mon. Boica, NF.
1, 546, 14
(nobd.
, 1. H. 15. Jh.
): daz slosse hat ein gantzen pawͤ, und gehoͤrt in yde cellig oder art bey 20 morgen paufelds.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
5, 56, 13
(Straßb.
1466
): die erste plag. die ionathas schluͦg vnd sein wepner
.
in mitzt eins teils einer morgen [
huffenLuther
1545, 1. Sam. 14, 14: ]
die ein par ochsen het gewonet zeeren an eim tag.
.
die ward gemachet als .xx. der mann. Bremer, Voc. opt.
13011
(halem.
, 1328 f.
): Iuger [...] iuchart [...] morgen [...] est spacium terre vno aratro et eiusdem iugis boum arrabile vna die.
Herborn u. a., a. a. O.
47, 2
; Lamprecht, a. a. O.
288, 15
; Mon. Boica, NF.
2, 1, 78, 6
; Roder, Stadtr. Villingen
79, 6
; Schmitt, Ordo rerum
34, 10
; Pfälz. Wb.
4, 1424
; Schweiz. Id.
6, 687
.