geschwulst,
die
;
-Ø/-en
.
1.
›kugelförmige Wölbung (der Erde)‹.

Belegblock:

Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
15, 4
(
noobd.
,
1347
/
50
):
des sach ist alain deu geswulst und deu sinbeln der erden.
2.
›Geschwulst, Schwellung, jede über die normale Oberfläche des menschlichen (meist) oder tierischen (selten) Körpers hinausgehende krankhafte, Schmerz verursachende Erhebung‹, medizinisch mit Termini wie
Ödem
,
Erysipel
,
Tumor
usw. faßbar; auch: ›Busen (der Frau)‹;
vgl. (V., unr. abl.) 1.
Gewisse Beleghäufung für Fachtexte der Medizin und Pharmazie, auch der Tiermedizin.
Bedeutungsverwandte:
,  2, , (s. v. ,
der
 1),  1,
2
, , , ; fließender Übergang zum Sachfeld von:  3,  2, ,  8, (
der
3,  2, , , (
der
8,  2, , .
Syntagmen:
die g. aufschneiden / ausziehen / benemen / entschwellen / vertreiben / verzeren / waschen / wenden, der bis
›Biß‹
g. bringen
;
die g. nachlassen / vergehen / weichen, aufgelaufen / geschlagen / gestochen sein, lange wären
;
die wunde ane g. behalten, etw
. (z. B.
ein pflaster
)
auf die g. legen, mit g. siechen, jn. mit g. heimsuchen / schlagen, etw. gut für die g. sein
;
die g. des bauches / blutes / mundes, des gemächtes, der brust, der augen, der pferde
;
die grosse / härte / heisse / hitzige / kalte / wasserichte g
.;
die g. des gemächtes, neben den gemächten, in dem leibe, in den händen / füssen, an dem auge, an der drüse / eichel, hinter den oren, im halse, von blut / schleim
;
siechtage der g
.;
arznei für die g., salbe zu der g
.

Belegblock:

J. W. von Cube. Hortus
3, 8
(
Mainz
1485
):
Auicenna spricht das knobelauch beneme vñ verdruge die geswolst des menschen in dem libe.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
198, 11
(
Frankf.
1535
):
Alle gruͤnspan odder kupffer rost haben ein resse scharpffe heysse krafft. Sie [...] heylen die essenden wunden / vnd behalten sie on geschwulst.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Ab nu der mann, der das gerichte hat, den leutenn gnade thun moge, als her gethann hat bisher, es sey ann todschlegenn, wunndenn, lembdenn, geschwulst, festunge, bezuckt, [...] was gnade sey, wer die hat zu thuen.
Keil, Peter v. Ulm
89
(
nobd.
,
1453
/
4
):
Ein gut wuntsalbe zu der geschwulst mach also: [...].
Ebd.
218
:
Wem die hoden geswollen sind, der nem ponen vnd sied die in laugen, daz sie waich werden, vnd nym die pon vnd legs auf die geswulst, es hilft.
Rieder, Gottesfr. (
els.
,
1382
/
91
):
dozuͦ der liebe stifter Ruͦleman Merswin von gotte betwungen wart, das er das selbe buͦch schriben muͦste in sime aller hindersten siechetagen der grossen geswulst, des er oͮch zuͦ hant darnoch starp.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
sy massten in zesein bekert in geschwulst: vnd gechlingen nider zeuallen vnd zesterben.
Schmitt, Ordo rerum
356, 7
(
alem.
,
1486
):
Callus swel swulst [...] geswulst [...] geswele [...] geswel [...] geswulst.
Sudhoff, Paracelsus (
1536
):
den brant bindest altag zweimal, so lang bis allen brant, geschwulst, hiz, schmerzen ausziehest.
Maaler (
Zürich
1561
):
Schlieren / geschwulst od’ geschwaͤr / od’ truͤsen naͤbend den gemaͤchten / vnd vnd’ den uͤchsen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Geschwulst / geschwol / geschwil / jnnwendig geschwaͤr [...]. Alle geschwulsten enden sich entweder durch außschleissen oder schwaͤren / oder zerhaͤrtung vnnd faulfleisch.
Memminger Chron. Beschr. (
Ulm
1660
):
die eusserliche Anligen der Haut / als Rauden / Schaͤbigkeit / anfangenden Aussatz vnd andere Unreinigkeiten / auch offene boͤse Schaͤden abzuheilen / die kalte Geschwulsten zuverzehren.
Eschenloher. Medicus (
Augsb.
1678
):
Dann da sie sich mit einer heiligen Meß allhero verlobt / hat sie gleich eine Besserung befunden / die Geschwulst allgemach nachgelassen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
die slangen [...] habent neur drei zend und sint ir pizz unhailsam und die pizz pringent geswulst.
Klein, Oswald
63, 22
(
oobd.
,
1416
):
wie si vor trüg zwen sinwel knöpf | spitzlich gedrät recht als die töpf, | gedrollen auf des herzen wulst. | owe der zarten, lieben geswulst!
Deinhardt, Ross Artzney
177
(
oobd.
,
1598
):
Wann ain roß gefallen ist auf die khnüe So nimb hanif samen, mannggolt vnd haußwurzen. Stoß mit essig vnd bindts über die geschwulst.
Weitz, Albich v. Prag
146, 13
(Hs. ˹
oobd.
,
A. 16. Jh.
˺):
wolt die geschwulst also nit vergen, so schneid sy auff.
Belkin u. a., a. a. O.
76, 10
;
Keil, a. a. O.
185
;
249
; S. 
391
;
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
233r, 12
;
Rieder, a. a. O. ;
Menge, Laufenb. Reg.
3726
;
Rohland, Schäden
415
;
Lehmann, Rezeptb., S. 
183
;
Strauss, A. v. Villanova dt. S. 
174
;
Deinhardt, Ross Artzney
131
;
171
;
Weitz, a. a. O.
132, 6
;
Bremer, Voc. opt.
43057
;
Voc. Teut.-Lat.
k viijr
;
m jr
;
m iijr
;
Vgl. ferner s. v. ,  1, (V.) 3,
1
.
3.
›nach gültiger religiöser Lehre und Moral als krankhafte Wucherung, Auswuchs gedachte Deformation des menschlichen Körpers (seltener) sowie (häufiger, ütr.) des Gemütes‹; dementsprechend meist auf Größen wie Hoffart, Übermut, Überheblichkeit, Geiz, Gier, Zorn bezogen, mit genitivus explicativus z. B. auch auf Sünde.
Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
 2, ; vgl.  2.
Wortbildungen:
geschwülstig
(a. 1542) ›hochtrabend, schwülstig (von Worten)‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
Das muͤssen dann bald geschwulstige auffgeblasene hertzen werden.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
258
(
pfälz.
,
1436
):
wann ,die hochuart ist ein geswulst des hertzen‘, die den jnfluͦsse wëret des guten, aber demütikeit hebet [...] zu sammen alle ander togend.
Gille u. a., M. Beheim
181, 186
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
pey der geswulst man wole | Hochvart der geistikait verstot.
Voc. Teut.-Lat.
b viijv
(
Nürnb.
1482
):
Auffplasung geswulst hochfart. tumor.
Ebd.
m iijr
:
Geswulst hochfertigkeit zorn, turgor.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Ein frommer mann, weiß und gerecht, | Der het ein verlognen reitknecht, | Rhumretig mit gschwülstigen worten, | Die land durchloffen.
Sappler, H. Kaufringer
25, 71
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
das sie [gaub der gottlichen vorcht] die gswulst des übermuot | von dem herzen vertreiben tuot.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Eben als die geschwulst der Augen dem Gesicht / also schadet die geschwulst des gemüets dem verstand.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
125, 31
(
tir.
,
1464
):
aber [Jeronime] mach si gesunt vnd starkch mit der ercenneÿ deiner parmherczikhait, daz si durch dein güetiges gepet auf erste von der geschwulst vnd chrankchait der sunden.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
12, 56
;