krankheit,
die
;
–/-en
.
1.
›körperliche Schwäche, geringe Widerstandskraft, geistige, moralische Schwäche‹; vgl. (Adj.) 12; offen zu 2.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Gegensätze:
 5.
Syntagmen:
k. befinden / bekennen / empfinden / erkennen / fürchten / stärken / versuchen
;
der k. helfen
;
von k. befallen
;
k. des menschen, der natur / sele / sünde / welt, k. des bekentnisses / kindes / gemütes
;
geistliche / grosse / unselige k.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Diz armûte vrîe | ist ouch ein arzenie | [...] | dî der sittin krancheit | letzit unde machit kunt.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Daz wort ,homo‘ nemen wir von vrouwen und von mannen, aber die Walhe wellent ez niht den vrouwen lâzen durch ir krankheit.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
4428
(
rib.
,
1444
):
Id is besser dat eyn sich selver schuldt | Ind syne kranckheit bekennet mit gedult.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
624
(
pfälz.
,
1436
):
ob din nechster in krangheit sins gemütes beweget wirt wieder dich, slahe darümb nicht abe din hilffe.
Strauch, Par. anime int.
96, 25
(
thür.
,
14. Jh.
):
daz wir si [alle geistliche dinc] nicht bekennin, daz ist fon krancheit unsis bekentnisses.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
131, 12, 3
(
schles.
,
um 1350
):
Das wir [kung zu Bemen] mit vlysse gemerkit haben, das durch menschlichir crancheit wille nicht mogen gemeynlich totliche lute [...] schaden begejnen.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
1, 21
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
wissen und erkennen sich selbs, sein kranckheit und sein gebrechen ist mer dann wissen die kraft der krewter.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
dú waren von krankheit ires gemútes berlich vervallen in súntlich gebresten.
Rieder, Gottesfr. (
els.
,
1382
/
91
):
Es beschach [...] das eine creature, ein mensche [...] grosser krangheit an sin selbes nature gewar wart.
Ders., St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
du [...] solt an sehen dinú úbeln werch und din krankait und dinen gebresten diner tugend und diner sele dem erbarmhertzigen Gotte klagen.
Steer, Schol. Gnadenl.
1, 9
(
noschweiz.
,
15. Jh.
):
dar vmb [...] daz din menschlich krankheit in der gnaͮd, die got ist, gesterket [...] also wirt die sele erlúcht.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
doch erkennt ez [daz tier] der kind unschult und ir kranchait und fleucht ir sleg.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
258
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Jnfirmitas Chranchkait. Es werden syben geistleich kranchkait auszgericht cap. xj.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
46, 38
(
tir.
,
1464
):
aber die chrankhait zu sünden die ist nicht gewesen in dir als in mir, wend du hast nicht mügen sünden.
Fischer, Brun v. Schoneb. ;
Ruh, Bonaventura
351, 18
;
Schönbach, Adt. Pred. ;
Warnock, Pred. Paulis
17, 130
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
1, 759
;
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
149, 23
;
Sudhoff, Paracelsus ;
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
81, 171
;
Bauer, Imitatio Haller
75, 4
;
Vgl. ferner s. v. ,  2.
2.
›an bestimmten Symptomen erkennbare körperliche Störung, körperliches Leiden, Krankheit‹;
vgl. (Adj.) 3.
Phraseme
(die im Folgenden als Phras. aufgelisteten Krankheiten sind medizinisch nur zum Teil näher bestimmbar):
aranische krankheit
›von der Spinne herrührende Krankheit‹;
astralische krankheit
›von den Sternen beeinflußte Krankheit‹;
aufblasende krankheit
wohl ›Flatulenz‹;
crapulische krankheit
›durch Alkoholgenuß verursachte Krankheit‹;
dummerische krankheit
;
elementische krankheit
;
französische krankheit
›Syphilis‹;
fräuische / natürliche / weibliche krankheit
›Menses‹;
hinfallende krankheit
›Epilepsie‹;
hohe kranheit
›Typhus‹;
leprosische krankheit
›Aussatz‹;
martialische krankheit
›aggressive Krankheit‹;
materialische krankheit
›physische Krankheit‹;
melancholische krankheit
›Melancholie‹;
mikrokosmische krankheit
;
mineralische krankheit
;
paralitische krankheit
›Lähmung‹;
physikalische krankheit
;
spiritalische krankheit
›psychische Krankheit‹;
queksilberische krankheit
;
sulphurische krankheit
›dem Schwefel zugeordnete Krankheit‹;
tatarische krankheit
›durch Weinstein hervorgerufene Krankheit‹;
ungarische krankheit
›Psychose‹;
weisse krankheit
.
Gegensätze:
 1.
Syntagmen:
eine k. ausecken / dulden / empfinden / (er)leiden / heilen / hinnemen / miltern / pflanzen / meren / tragen / überwinden / verhüten / vermeiden / vertreiben / verursachen, jm. eine k. anwünschen
;
eine k.
(Subj.)
jn. anfechten / anstossen / abnemen / berüren / nachlassen / übereilen / überfallen / verlassen / zufallen, sich umwenden, hinweggehen / lingen / wandern / zunemen
;
der k.
(Gen.obj.)
genesen
;
der k.
(Dat.obj.)
abhelfen / entgehen
;
an / in einer k. sterben, jn. in k. besuchen, in k. fallen / liegen, jn. mit k. befallen / behaften / beladen / beflecken / beschweren / umfangen / zuschlagen, von der k. aufkommen / aufstehen, sich von der k. erholen, jn. vor k. behüten, zu k. kommen / neigen
;
k. des leibes / herzen
;
angrif / corpus / gegengift / geist / grad / grund / lauf / name / ort / prozes / same / schöpfer / ursprung, administrierung / änderung / austilgung / bosheit / eigenschaft / erkentnis / form / geburt / gestalt / herkommenheit / materie / stat / ursache, geschlecht / wesen / zeichen der k.
;
abscheuliche / angeborene / ansteckende / ausgestandene / auswendige / beharliche / beschwerliche / blöde / böse / chirurgische / einfallende / elende / erbliche / ewige / gefälschte / geringe / geschwinde / giftige / grosse / harte / innere / innerliche / inwendige / kleine / langwierige / leibliche / leidige / männische / menschliche / neue / peinliche / prognosticierte / rechte / schädliche / scharfe / schwere / sorgliche / strenge / tödliche / übernatürliche / unerhörte / unheilbare / unvermögliche / unzeitige / venerische / verborgene / vermischte / wundarzneiische / wunderliche k.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Wann durch fuͤllerey die Gesundheit zerstoͤret ist / so brechen Kranckheiten inn hauffen aus.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
15, 8
(
Frankf./M.
1626
):
dieweil er sich seiner Seuche vnd Kranckheit halber / nicht verheyrahtet [...] ward seiner Schwester Sohn [...] Koͤnig.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
39, 24
(
omd.
,
1487
):
Szo eins aǔs ÿn mitt gifftiger vnd vnheilsamer kranckeitt befallenn.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
212, 27
(
thür.
,
1474
):
do sein vater seliger in kranckheit viell, habe er noch ym geschickt.
Anderson u. a., Flugschrr.
5, 5, 17
([
Zwickau
]
1524
):
ob auch Got ein mensche͂ / laßt krãckheit Armuͦt widerwertigkeit / Ellendt oder ander gebrechen leyden.
Böhme, Morg.R.
14, 3
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
wie will denn der gotlose suͤnder bestehen / der [...] den Herrn Jesum in seinen armen Glaubigen niemahl hat speisen / traͤncken / kleiden / oder in kranckheit und gefaͤngnuͤs besuchen wollen?
Franck, Klagbr.
227, 20
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
so er von einer [...] die frantzosen hat erkriegt / pflantzt er dise kranckheit in der vneelichen erkantnus vnd beywonung.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Etlich zeit her in unser grentz | Die gschwind kranckheit der pestilentz | [...] | Nam lenger vester uber hand.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Legt sich die Frau tödlich nider | Glaub, es sey die Vngrisch kranckheit.
Wickram
4, 18, 4
(
Straßb.
1556
):
ward im Sophia / sein liebste gemahel / mit toͤdtlicher kranckheit beschwert.
Warnock, Pred. Paulis
2, 190
(
önalem.
,
1490
/
4
):
In allem irem liden und langwirigen grossen krankhait ist sy allweg vollharret in rechter gedult.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
wer sach das der vogt [...] ein schwere vogty vnd vil zuͦ handlen het / oder das jn kranckheit / abwesen / hindrung siner eigen geschefften irrte.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 3, 18
(
schwäb.
,
1562
):
armleüt [...] die so gar arm, das sy [...] kranckheit oder alters halben ir narung nit haben mechten.
Sudhoff, Paracelsus (
1528
):
weiter in die physicalische krankheiten, wie sich dieselbigen in franzosen verwandeln mögen.
Ebd. (
1529
):
so ist aber mein fürnemen hie dermaßen, dieweil dieselbigen krankheiten nicht mit der arznei [...] geheilt mögen werden.
Ebd. (
1530
):
got hat nit allein der husten ir arznei beschaffen [...] sondern auch mit größerm ernst der hinfallenden krankheit.
also ist da ein angeborne krankheit, die euch leichtlich zuverstehen ist nach inhalt der astronomei der vier elementen.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
ist sie mit warmen diechern gerüben worden [...] das sie [...] der krankhait zum theil genesen.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1614
):
Es soll auch niemand so mit dergleichen suchten und krankhaiten befleckt in das offen gemaine bad [...] gehen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
golt ist guot für des herzen krankhait.
Deinhardt, Ross Artzney
285
(
oobd.
,
1598
):
no nimb ain hemet von ainer frauen, die ir khranckhait hat gehabt, wasch in ain sauber wasser, gib dem roß darab zutrinckhen.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
do der ein jungling was, berurt in zwayrlay seuchten oder kranckhait.
Ralegh. America ;
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
11, 4
;
Weise. Jugend-Lust ;
Thiele, Chron. Stolle ;
Asmussen, Buch d. 7 Grade
222
;
Gille u. a., M. Beheim
81, 116
;
Reichmann, Dietrich. Schrr.
174, 37
;
Lemmer, Brant. Narrensch.
38, 25
;
Welti, Stadtr. Bern ;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Eis u. a., G. v. Lebenstein
42, 5
;
UB ob der Enns
10, 405, 9
;
Vogel, Urk. Heiliggeistsp.
1, 541, 11
;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 171
.