geschwer,
das
;
-s/-e
.
1.
›jede Form eitrigen Geschwürs‹; im medizinischen Sinne so wohl ›Gewebewucherung, Neubildung von Gewebe mit geschwürigem Zerfall‹ wie ›Abszeß, Ansammlung von Flüssigkeit, Geschwür, Phlegmone‹; beides in den Belegen nur ansatzweise und nur vereinzelt unterschieden, vielfach Ausweitung der Bedeutung auf alles Schmerzende, Wundenähnliche; vereinzelt ütr., dann in Richtung auf ›Fehl, Makel‹.
Bedeutungsverwandte:
,  7,  3,  2,  8,  1, (
der
1,  1, , ,  2,  3, , , , , .
Syntagmen:
ein / das g. ausfüllen / austun / bekommen / entschwellen / haben/ heilen / netzen / säubern / stärken / troknen / verbinden / weichen / wenden / zeitigen
;
das g. linde / zeitig machen, jm. das g. lecken, mit salbe vertreiben
;
das g
. (Subj.)
(auf)brechen / aufbresten / entspringen / entstehen / vergehen / ausgehen / wachsen, das g. hart / heis / hitzig
, [wie]
gestalt, bei den gemächten sein
;
die zunge vol g. sein, j. mit g. vol sein, j. voller geschwer sein
;
etw
. (z. B.
ein pflaster / tuch / kraut
)
auf das g. legen, mit geschweren beschwert werden, etw
. (z. B.
salbe
)
um das g. streichen, von dem g. nicht liegen enmügen
;
das g. der augen, des mundes, der lunge, der aposteme
;
das g. bei dem herzen, bei den naslöchern, an den fersen / füssen / gemächten, am hintern, in der kele, im hals, in den därmen
;
das böse
(mehrfach)
/ alte / eigene / giftige / harte / hitzige / reife / starke / stinkende / tiefe / unreine / unheilsame / umfressende / weiche / zeitige
›reife‹
g
.;
die kur / heilung, die masen, das auslaufen des geschwers
;
vol des geschwers
;
das äuglein im g
.
Wortbildungen:
geschwerig
,
geschwerung
.

Belegblock:

Voc. inc. teut.
iiijv
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Geswerig Vlcerosus.
J. W. von Cube. Hortus
77, 29
(
Mainz
1485
):
daz bdelliu͂ resoliuert geliebert bluͦt vñ weychet vnd zytiget hart geswere.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
170, 16
(
Frankf.
1535
):
Der bimß [...] reynigt die augen / vnnd vertreibt das boͤß darinnen / vnd füllt auß die geschwer vnd stercket sie.
Keil, Peter v. Ulm
29
(
nobd.
,
1453
/
4
):
so misch den das vnder smer, daz dich dunckt das es genug sey, oder nym smaltz oder öl. So hastu ein lindung zu den geschwerungen.
Voc. Teut.-Lat.
a vjv
(
Nürnb.
1482
):
Ayßiger od’ geschweriger [...] voller geschwere.
Franck, Klagbr.
221, 8
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
achtzend fallen fuͤr deine knye / aller Durchleuchtigister Kuͤnig / alle betler / maltzig / krippel / blind / lame / schebig / vnd mit stinckenden geschweren beladne / welche geschwer nachend souil toͤdlichs giffts außgisen / das [...].
Ders., Decl.
343, 14
(
Nürnb.
1531
):
Mit welcher fabeln er gantz hoͤflich zuuerstehn gibt / das die menschen jr eygen geschwer oder vnflat nit sehen noch achten.
Sachs (
Nürnb.
1550
):
Ein armer man, hies Laßarus | Voller geschwer pis auf den fus.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Da kamen deß Reichen Hund daher, | Sie leckten dem Armen seine Gschwaͤr.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
210v, 28
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
waͤhssi ain tuͦch vnd bestrich das mit / boͧmoͤl vnd legg das also warmes vff das / geswer, so waichet es.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
dar zuͦ erhuͦb sich ein sorklich geswer inwendig nah bi dem herzen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
lazarus 
.
dirr lag zuͦ der túre des reichen vol des geschweres.
Wann geschwer vnd siechend platern
.
die werden in allem dem lande egipt.
Bringt mir ein pflaster der feigen. Do sis hetten bracht vnd hettens gelegt auff sein geschwer
[
Luther
1545, 2. Kön. 20, 7:
Drüse
]
er ward gesunt.
Arndt, biechlin
B jr
(
Freiburg
1523
):
Geschwer sol man vertreyben mit gütter salbe.
Sudhoff, Paracelsus (
1529
):
capitel von der heilung des geschwers flegmonis.
Bremer, Voc. opt.
43, 114
(
halem.
,
14. Jh.
):
Vlcus eiss [...] geswer [...] est in superficie cutis magnus tumor ex humore corrupto deprope causatus; et postquam maturuerit, in saniem est fluiturus.
Ebd.
115
:
Apostema swer [...] geswer [...] est multa agregacio uel in superficie uel in profundo humorum conplexionalium corruptorum.
Broszinski, Minner. Chir. Parva
73r, 18
(
halem.
,
2. H. 15. Jh.
):
Ein cur der bösen geschweren, in welhen weg die sind vnd ist uff dry form: Das erst ist, das man die materi lindri; das ander, das man es, wenn es zittig wirt, ufftüe; das dritt, das man da die statt súbri.
Maaler (
Zürich
1561
):
Geschwaͤrig, Vlcerosus. Geschwaͤrig im mund. Stomatius. Geschwaͤrig machen. Exulcerare. Geschwaͤrung (die) oder verseerung der haut. Vlceratio, Exulceratio.
Gschwaͤ (das) Wuͤst. Pus, puris, Collectio. Gschwaͤr oder eyß. [...]. Boͤß Gschwaͤr das kaum oder nit zeheilen ist / als kraͤbs / vnd boͤse grind / vnd der gleychen. Cacoethe. Hitzig Gschwaͤr. Flegmen, Phlegmone [...]. Zeytig Gschwaͤr / Ein reyff geschwaͤr. Abscessus. Cels. Gschwaͤr des schlunds. Antias. Gschwaͤr die vmb sich ein herte haut habend. Callosa ulcera. [...]. Gschwaͤr raatsamen und verbinden. [...]. Ein Gschwaͤr aufthuͦn oder auß lassen. [...]. Ein Gschwaͤr mit honig seüberen.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
so war doch die sichtbarlich straff Gottes da, das er ain giftigs geschwer an gemechten bekam.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wem diu zung vol geswer ist oder die lebsen und der munt und wer haizsühtig ist, der schol des paums [Cendpaum] pleter in ezzeich sieden und schol mit dem in dem hals gorgeln.
Belkin u. a., a. a. O.
60, 11
;
68, 18
;
82, 15
;
104, 16
;
116, 9
;
126, 9
;
186, 23
;
Keil, a. a. O.
29
;
37
;
79
;
Fischer, Folz. Reimp.
14, 44
;
Franck, a. a. O.
345, 15
;
354, 26
;
Menge, Laufenb. Reg.
4667
;
Rohland, Schäden
414
;
Ott-Voigtländer, a. a. O.
205v, 14
;
210v, 23
;
Bihlmeyer, a. a. O. ;
Wiessner, Wittenw. Ring
4111
;
Broszinski, a. a. O.
70v, 18
; S. 
260
;
Barack, a. a. O. ;
Pfeiffer, a. a. O. ; ;
Strauss, A. v. Villanova dt.
163v, 21
;
Weitz, Albich v. Prag
134, 11
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
39, 26
;
Voc. Teut.-Lat.
m iiijr
;
v. Bahder, Wortwahl [...].
1925, 131
.
Vgl. ferner s. v.  7,  5.
2.
›einem Geschwür ähnlich gedachte religiöse Verirrung, Krankheitserscheinung‹; Ütr. zu 1.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3.

Belegblock:

Sachs (
Nürnb.
1563
):
Weil er [Christ] doch selb hart ist beladen | Mit dem apostem und geschwer, | Das von fleisch und blut kommet her, | Das ihn zu sünden reytzet an.
Jörg, Salat. Reformationschr.
126, 15
(
halem.
,
1534
/
5
):
dise [pestillentz] mit wecheriger verhuͤttung undertrucken / die wyl und diß geschwer noch nit so vil erfult / dann das jmm ein artzny noch mag fürkon.
Ebd.
324, 7
:
wo sy [Zürcher] dann marcktend an eim ort / wo das gschwaͤr amm lindesten was / da schluͤgends darin.