kreb(e)s,
kreus,
der
;
-es/-e
;
große Formenvielfalt.
1.
›Krebs‹ (Tier).
Phraseme:
wie ein krebs gehen, auf krebsen gehen
›sich ins Gegenteil (des Gewünschten) verkehren‹; auch ütr.;
wie ein krebs streben
›wenig Eifer zeigen‹.
Bedeutungsverwandte:
.
Syntagmen:
krebse auszälen / brennen / einmachen / essen / fangen / feilhaben / jagen / pulferen / sieden / (zer)stossen, in teiche setzen, jm. krebse zu essen geben
;
der k.
(Subj.)
etw. fressen, aus den löchern gehen
;
jn. nach krebsen schicken
;
schok k
.;
alter / heisser / gesottener / grosser / junger / lebendiger / roher / roter / schwarzer k.
Wortbildungen:
krebsbürde
›Vorrichtung zum Krebsfang‹ (a. 1471),
krebsei
,
krebsenrichter
›den Krebshandel beaufsichtigender Beamter‹ (um 1550),
krebshals
(1. H. 17. Jh.),
krebsherre
,
krebsin
(a. 1509),
krebskorb
(a. 1617),
krebsloch
›Gefängnis‹,
krebsman
›Krebshändler‹ (n. 1589),
krebsmus
(15. Jh.),
krebspfeffer
(15. Jh.),
krebssaft
,
krebsschale
›Panzer des Krebses‹ (15. Jh.),
krebsschere
,
krebsschnur
›Borte mit einem krebsschwanzähnlichen Muster‹ (a. 1594),
krebsschwanz
,
krebszehent
eine Abgabe (seit 1597),
kreusenbrut
,
kreusenmaut
.

Belegblock:

Eis, Albrants Roßarzneib.
117, 26
(
preuß.
,
1361
/
6
):
zo stos eynen chrouczzyn mit hasin smalcz und bind im [ros] dy temperunge dor obir.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
11546
(
rib.
,
1444
):
Yre ganck de was dem kreeftze gelijch, | Want achterwart gienck sij ind ungelijch.
Brinkmann, Bad. Weist. (
rhfrk.
,
1591
):
daß der vogtsherr [...] krebs zu jagen, zu fangen [...] macht habe.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
330, 2168
(
Magdeb.
1608
):
Hast nie gesehen | Den Krebsschwantz hinderruͤcklich gehen.
Ebd.
553, 1471
:
Mit den Krebsherrn mit den scheren | Wie wollen wir vns der erwehren.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
179, 28
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Der schwanz von einem rohem krebes ist auch ein gutter querder uff alle fisch.
Ebd.
189, 10
:
angelquerder [...] Den fisch aus krebesscheren und schwänzen.
Ebd.
200, 17
(
E. 16.
/
M. 17. Jh.
):
Wiewohl sonst fast nicht nützlichen krebse in die teiche zue setzen.
Ebd.
204, 14
:
so werden sie [fische] daran streichen ihren samen als krebeseier, nicht roth, sondern bleich.
Luther, WA (
1530
):
Alle yre gedancken [...] gehen so fein fuͤrsich, als hetten sie von krebsen gehen gelernt.
Gille u. a., M. Beheim
99, 611
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Dy selben kreuss der valsche knab | disen leuten zu essen gab.
Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
1592
):
andersten die übertrettere dises gebotts gleichbalden mit dem krebsloch oder turnstraf angesehen [...] werden solle.
Lemmer, Brant. Narrensch. 57, V
3
(
Basel
1494
):
Wer on verdienst / will han den lon | [...] | Des anschlag / wurt vff krebsen gon.
Müller, Lands. St. Gallen
87, 29
(
halem.
,
1577
/
94
):
Es soll ouch jederman [...] schuldig sein [...] visch und kreps [...] auf khainen marckht ze tragen.
Sudhoff, Paracelsus (
1536
):
das du [...] zu trinken gebest [...] krepssaft mit lindenblüt wasser.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
die pern ezzent âmaizen und krebz durch erznei willen.
Gereke, Seifrits Alex.
5519
(
oobd.
, Hs.
1466
):
da chruchen aus dem ror, | von dem ich han gesaget vor, | grosser chreussen ein michel schar.
Deinhardt, Ross Artzney
146
(
oobd.
,
1598
):
so nimb lebendig khrepssen [...] vnd zerstoß die clain in ainem merscher.
Bauer, u. a., Kunstk. Rud.
1716
(
oobd.
,
1607
/
11
):
Ein schwartzer krebs mit uhrwerckh.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
Ez sol chain frawͤ visch noch chrebsen vail haben.
Uhlirz, Qu. Wien (
moobd.
,
1466
):
wer die krewssen auszelt [...] der geb von der tekhen 4 dn.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
236, 41
(
moobd.
,
1585
):
einnemung der khreussenmauth.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. A. (
m/soobd.
,
1606
):
damit das fisch und kreüsenbruet nit verderbt werde.
Qu. Brassó
4, 174, 15
(
siebenb.
,
1617
):
Fisch für fl. 6, Krips für fl. 3.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth ;
Peil, a. a. O.
595, 2822
;
Skála, Egerer Urgichtenb.
181, 2
;
Gille u. a., a. a. O.
316, 2
;
Keil, Peter v. Ulm
15
;
Mon. Boica, NF.
2, 1, 267, 1
;
Stopp, Kochbuch S. Welserin
48, 1
;
Lehmann, Rezeptb.
207
.
Vgl. ferner s. v.  1, .
2.
›Tierkreiszeichen, Sternzeichen des Krebses‹.
Bedeutungsverwandte:
 3; im Orientierungsfeld mit anderen Sternzeichen: , ,
1
 2,  8,
1
 2,  6,  7,
1
 2, ,  2,
1
 2, (
der
2,  2, , , , , .
Syntagmen:
das volenden (der sonne)in den k. gehen, der tag sich im k. strecken, im k. geboren werden, die sonne als ein k. hinter sich gehen
;
anfang / punkt / wendekreis / wiederkerer des krebses
.

Belegblock:

Stoltzius, Chym. Lustg. (
Frankf./M.
1624
):
Es ist der Widder / Krebs vnd Wag | Vnd dann der Steinbock / wie ich sag.
Menge, Laufenb. Reg.
278
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Der sunnen vollende | Gat In den kreps behende.
Brack (
Basel
1483
):
Signa celi sunt duodecim. scilicet Aries der wider. Thaurus der ochs. Gemini zwyling. Cancer krebs. Leo lewe Virgo Junckfraw. Libra wag. Scorpio vel scorpius scorpion. Capricornus. steynpock. Aquarius wasserman. Piscis visch.
Lemmer, Brant. Narrensch.
112, 13
(
Basel
1494
):
Er [eyn vernunfftig man] acht nit [...] | Wie lang der tag jm krebs sich streckt.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
23, 15
(
noobd.
,
1347
/
50
):
Daz virde zaichen haizzet der krebs, wann deu sunne get danne hinder sich, als ain krebs.
Ebd.
46, 8
:
Der kraiz uͤberschrenket den tyrkraiz an zwain steten, die geleich absten von dem anvang dez krebs.
Jahr, H. v. Mügeln
2358
;
Brévart, a. a. O.
27, 3
;
46, 25
;
Alberus
pp jv
;
Barke, Spr. d. Chymie.
1991, 280
.
3.
eine Krankheit.
Gewisse Beleghäufigung für Fachtexte.
Bedeutungsverwandte:
 1,  2, .
Syntagmen:
den k.
(an einem Körperteil)
haben / heilen / zusammenziehen
;
der k.
(Subj.)
dem weib die brust essen
;
für / wieder den k. gut sein, jn. mit dem k. plagen, zum k. dienen
;
k. des leibes
;
gestalt des krebses
;
nagender k
.
Wortbildungen:
krebsnase
›durch Krebs entstellte Nase‹ (a. 1612).

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Zinß ist ein Holtzwurm / ein nagender Krebs.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
76, 4
(
Frankf.
1535
):
Antimonium dienet fast wol zum krebs.
Alberus, Barf. (
Wittenb.
,
1542
):
Bruder Mattheus von Marsilia hatte am menlichen glied den Krebs.
Keil, Peter v. Ulm
37
(
nobd.
,
1453
/
4
):
ist es [pflaster] gut wo sünt pöß hitz, vnd zihet den kreps vnd pöß geschwer zu samen.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
216r, 8
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Ob der krebs dem wib die brust esse / leg schaͮffinen mist dar v́ber.
Menge, Laufenb. Reg.
3801
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Fúr den kreps vnd flusse der froͮwen | Soltu dise auder hoͮwen.
Sudhoff, Paracelsus (
1528
):
Krebs ist, wan die wunden erhizigen und in derselbigen hiz ein fluß einfiele, der neben der wunden rötete und freß umb sich.
Ebd. (
1529
):
ist auch ein fressender art im gift [...] darumb neu krebs oder fressende löcher erwachsen.
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. (
schwäb.
,
1555
):
Auch die leutt mitt der schwere blag der pestenlentz beladen darzu auch besonder mitt dem krebs.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
die faulen küten geprant und gepulvert sint guot für den siehtuom, der der krebz haizt.
Schmitt, Ordo rerum
359, 8
;
Keil, a. a. O.
251
;
Broszinski, Minner. Chir. Parva
80r, 11
;
Sudhoff, a. a. O. ; ;
Haage, Hesel. Arzneib.
17r, 18
;
Vgl. ferner s. v. ,  1,  3, .
4.
Brustharnisch (wegen der Ähnlichkeit mit dem Panzer eines Krebses); ütr.: ›Schutz‹.
Bedeutungsverwandte
(bzw. sachbereichszugehörig): , , , ,  2,  3, , ,  4,  1; vgl.  1.
Syntagmen:
einen k. anhaben / anlegen / füren / tragen / zeichnen, jm. einen k. antun / bestellen / zuschicken
;
jm. durch den k. schiessen, jn. / sich mit einem k. anziehen / rüsten / wapnen
;
k. des heiden, der gerechtigkeit
;
blanker / ganzer / guter / schlechter k.
Wortbildungen:
krebskrage
(a. 1532).

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
110, 15
(
preuß.
,
1473
):
Harnisch und pulfercamer: [...] 27 crebis gut und bose.
Buch Weinsb. (
rib.
,
um 1560
):
ich selbst sass uff dem perde in follem kurris mit minen rinkkrage, daruber den kripz.
Wunderlich, Fierrabr.
21, 4
(
Simmern
1533
):
becleyd er jn am ersten / darnach sein krebß thet er jm auch an.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Denn gegen Gott vnd das vngluͤck | Hilfft kein Pantzer, Krebs, noch Ruͤckstuͤck.
Luther, WA (
1536
):
Krebs ist brust harnisch, hoffnung ist glaub.
Ders., Hl. Schrifft.
Eph. 6, 14
(
Wittenb.
1545
):
So stehet nu / vmbgürtet ewre Lenden mit Warheit / vnd angezogen mit dem Krebs der gerechtigkeit.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
so sollen gerust sein ir yeder mit einem krebs oder brustblech.
Hampe, Nürnb. Ratsverl.
1, 78, 8
(
nobd.
,
1495
):
bei den platnern zu erkunden, wie vil krebs sie haben und in was wert die sein.
Bell, G. Hager
121, 3, 22
(
nobd.
,
1593
):
sein krebs, den er anlegen wirt, | der ist gezirt.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
ein Riter, der kam zuͦ dem Harnischer und verdinckt im ein Krebs [...] zu machen.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
ain burger [...] gieng [...] gewapnet in ruck und kreps mit ainer hellenparten für sein hausthür.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1484
):
i schlechter krëbs.
Thiele, Chron. Stolle ;
Hampe, a. a. O.
110, 3
;
Bernoulli, Basler Chron. ;
Geier, Stadtr. Überl. ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Vgl. ferner s. v. , .
5.
Beinschraube als Folterwerkzeug.

Belegblock:

Rwb (
seit 1626
).